Freitag, 24. Dezember 2010

Malu Malu Malu

Der Berliner an sich ist ja offensichtlich der Stoiker schlechthin, und das scheint sich auch auf alle Zugezogenen zu übertragen.
War in Karlsruhe schon zwanzig Minuten nach der ersten Schneeflocke irgend ein Blockwart draußen, um den Gehsteig zu fegen und somit Paragraph scheiß die Wand an zu erfüllen, passiert hier... nichts.
Tritt sich fest, wa. Somit wird jeder Weg zur Frühschicht zum morgendlichen Hindernislauf, bei dem man kleinschrittig schlurfend wie ein Neunzigjähriger genug Zeit hat, um zu beobachten, wie einem die Straßenbahn vor der Nase wegfährt.
Erreicht man die Straßenbahn, kann einem durchaus folgendes passieren:
eine alte Frau steigt zu, die eine flache, pastellrosa Strickmütze trägt, aus deren Mitte eine wollene Öse ragt.
Nach kurzer Zeit setzt eine bizarre Assoziationskette ein, und man registriert, daß der Kopf der Frau von hinten betrachtet einer überdimensionalen weiblichen Brustwarze mit erregt steilaufragendem Nippel ähnelt.
Sollte das auf mangelnde sexuelle Auslastung meinerseits hinweisen?
Auf jeden Fall wäre das ein Objekt für tiefenpsychologische Diagnostik. Männer sind Schweine.

Apropos "Tiefenpsychologie": vor einigen Posts schrob ich (jaja, ich weiß... korrekt heißt es "schreibte")vom blitzartigen Auftauchen längst vergessener Kindheitstraumata wie dem des Einen mit den tannigen Hosen.
Gestern fiel mir sinnbefreit folgendes wieder ein: Mitte der 80er gab es in der ARD einen regelmäßigen Zehnminüter namens "Vorsicht! Kinder in der Kiste!".
Wahrscheinlich auf Veranlassung irgendwelcher Sozialpädagoginnen mit behaarten Beinen hin durften sich Kinder freiwillig in eine Box mit Vorhang pferchen lassen, um dort kurz kreativ zu sein...
für mich ein gefundenes Lästerfressen, war ich doch selbst die personifizierte Schuluncoolness und freute mich immer, Altersgenossen zu sehen, die sich noch idiotischer benahmen als ich.
So erzählten dann drei bedauerliche Prügelknaben, warum sie die besten Freunde der Welt waren (was dräute da im Hintergrund? Das Keksspiel?), Mädchen spielten mit ihrem Flohzirkus (damit ist kein Hund gemeint)und Jungen sagten unlustige Reime auf:
"Zehn Zigaretten/sprangen in die Betten/sprangen wieder raus/das Lied ist noch nicht aus" (meine Güte, ich kann das sogar noch).
Einer blieb mir ebenfalls nachhaltig im Gedächtnis:
der Vorhang öffnete sich und gab den Blick auf einen Jungen frei, der einen Strohhut und eine Steckenangel mit darangehängten, aus Stanniolpapier ausgeschnittenen Fischen trug.
Dazu hatte er sich einen Zwirbelschnurrbart unter die Nase gekrakelt und kündigte folgendes an:
"Ich singe euch jetzt ein spanisches ausländisches Fischerlied."
Und das ging so:
"Malu Malu Malu, Malu Malu Malu, Malu Malu Malu Malu Maaaa...."

Sollte der Junge noch unter den Lebenden weilen, weil ihn das grausame Schicksal eines Autounfalls, jahrelanger Heroinsucht oder einer Krankheit wie HIV, Leukämie oder was auch immer verschont hat, müßte er nun in meinem Alter sein.
Vielleicht ist er Versicherungsangestellter oder Bankkaufmann und hat selbst einen pubertierenden Sohn... der eines Tages auf der Suche nach Pornographischem (die Lieblingsbeschäftigung pubertierender Jungs. Ich will keine faulen Ausreden hören.)im Schreibtisch seines Vaters auf eine gut versteckte VHS- Cassette stößt.
Also freut er sich und schiebt offenen Hosenstalls das Ding in den Videorecorder, der noch ein fossiles Dasein fristet, und statt dickbrüstigem Gebläse erscheint auf dem Bildschirm sein Vater in jungen Jahren und singt "Malu Malu Malu".
Eine erschröckliche Vorstellung.

Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn pubertierende Jugendliche komasaufen.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Tabakladen für Nichtraucher

Ja, ich weiß, der Heidelbergeintrag ist noch nicht fertig (*edit* mittlerweile dann doch endlich)... aber ich muß vorher auf zwei bemerkenswerte Dinge eingehen:

heute im RBB wurde aus einem thüringischen Dorf berichtet, das aufgrund des Wintereinbruchs quasi von der Außenwelt abgeschnitten war und keinen Strom hatte.
Dazu wurde ein älterer Dorfbewohner befragt, der sich darüber beklagte... daß seine Tiefkühltruhe nicht funktioniert und die darin gebunkerten Speisen nun kaputtgehen.
Jeder macht sich so zum Horst, wie er es verdient.

Ebenfalls bemerkenswert: man (also ich) hat Feierabend und ist in der Plattenbauwüste Berlin- Lichtenberg auf dem Weg zur Straßenbahn, als man bemerkt, daß die Rauchwaren ausgegangen sind.
Dieser Umstand führte mich bereits dreimal in denselben Tabakladen, in dem ich innerhalb von zwei Wochen immer diesen Zustand vorfand:
weitgehend leere Regale, abgesehen von vereinzelten Schachteln (aber nie mehr als zwei oder drei) irgendeines Krauts (Kim oder Dunhill), das kein Mensch raucht, was mich immer dazu forcierte, in meiner Verzweiflung noch die erträglichste Option zu wählen, die ich normalerweise auch nicht ziehe (Luckies Menthol oder Pueblo).
Frage: was will uns dieser Laden sagen, bzw. was bezweckt der Inhaber damit?
DDR- Nostalgie? Bitte bringen Sie beim Betreten des Ladens eine Zigarettenspende mit? Oder stecken wieder einmal die Squarts dahinter?

Fragen über Fragen.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Return Of The Muff

Kommen wir nun endlich zu den Ereignissen in Heidelberg am letzten Wochenende.

Ich sollte dafür einen Text schreiben, der vorgelesen fünf Minuten dauern sollte, also machte ich mich ans Werk.
Ein Auftrag... was eben in meiner Arbeitshaltung einen gewissen Pragmatismus nach sich zog. Demzufolge entstand zum vorgegebenen Thema "Letzte Worte" ein Text, von dem ich dachte, er entspräche weitgehend den Anforderungen... gemäß der Vorgabe hatte ich auf Explizites in jeglicher Form verzichtet, und mich auf stilistische Feinheiten und die Pointe verlassen. Das Ergebnis war einigermaßen dröge... und somit wahrscheinlich durchaus SWR2- kompatibel. Immerhin hatten wir es hier mit Kultur zu tun.
Lieber hätte ich einen meiner früheren Slamtexte mitgenommen, die zum Teil auch bereits bühnenerprobt waren... aber erstens erschienen sie mir als zu gewagt, zweitens sind sie mir zu lieb, um meine Rechte daran dem SWR abzutreten (was mich im Fall der "Letzten Worte" nicht sonderlich juckt).

Also: Start am Berliner Hauptbahnhof im ICE Richtung Mannheim. Darin wieder eine unheimliche Begegnung der dritten Art, saßen schräg hinter mir doch tatsächlich zwei angejahrte Dorfschabracken aus- kaum zu glauben, aber wahr- Leimersheim, das sich ungefähr Pi mal Daumen 20 Kilometer von meinem Heimatdorf wegbefindet und tauschten die komplette Strecke lang Tratsch aus.
Was sie schon immer über Läämersche wissen wollten, aber nie zu fragen wagten: hier erfuhr ich es. De Willi, de Eiischeen, de Karl- Heinz. Unn die Dochder, wu bei de BARMER schafft, awwer ehr Kinner nit erzieht.
Wie kann man geschlagene fünfeinhalb Stunden solchen Stumpfsinn von sich geben, ohne daß einem das Gehirn schmilzt? Es war phänomenal.

Endlich in Heidelberg angekommen, nahm ich mir ein Taxi zum Hotel, das der SWR für uns vorbereitet hatte, und wurde dort von meinen Eltern empfangen, mit denen ich ein Treffen vereinbart hatte.
Man merkt, daß man selbst alt wird, wenn sich der eigene Vater zum ersten Mal seit 25Jahren wieder einen Vollbart wachsen läßt und dieser nicht mehr dunkelbraun ist, sondern zwischen graumeliert und schlohweiß changiert, und einem somit mal wieder vor Augen geführt wird, daß der alte Herr nicht nur auf dem Papier schon länger ein Rentner ist, sondern mittlerweile auch beginnt, wie einer auszusehen.

Nach dem Einchecken ins Hotel ging es zur Vorbesprechung... es sollte ja ein Radioslam werden, mit zwei Sendungen à fünf Teilnehmern.
So saßen also alle zehn Teilnehmer samt Organisationspersonal in einem Kellerraum des Deutsch- Amerikanischen Instituts und erfuhren, was man halbwegs von ihnen erwartete, und das noch in (subjektiv empfunden) ziemlich krampfiger Atmosphäre.
Irgendwie spürte ich da bereits im Hinterhuf: das wird nix.

Kurz darauf aßen wir in einem Restaurant zu Abend und gingen noch einmal ins Hotel zurück, denn die Aufzeichnungen der beiden Sendungen sollten um 20 Uhr 30 (soweit ich mich noch richtig erinnere) beginnen.
Da es bereits 17 Uhr 15 war, dachte ich daran, noch einen Freund anzurufen, um zu fragen, wie der FCK gegen Schalke gespielt hatte.
"5:0" kam es tonlos aus dem Hörer.
"Scheiße, 5:0 für Schalke?" schrie ich darauf entsetzt ins Handy (da ja durchaus drin war, gegen Schalke völlig badenzugehen).
"Nein, für uns"... kam es immer noch tonlos zurück. "Ich glaube, ich träume das grad".
Nun, somit war mein Abend gerettet... ähnlich wie (Pathosmodus ein)Siegfried nach dem Bad im Drachenblut fühlte ich mich gewappnet gegen alle Widrigkeiten, die da kommen mochten, ein ehern blitzendes Schild beim Marsch durch das aufbrandende Pfeifkonzert eines mißgünstigen Publikums (Pathosmodus aus)...äh ja.
Wir hatten 5:0 gewonnen, den Abend konnte mir nichts mehr verderben. Nicht mal ein Scheißeregen.

Nun denn, der FCK hatte gewonnen, und ich schickte mich an, 5:0 zu verlieren, und zwar mit einer gewissen Vehemenz.
Fünf Freiwillige aus dem Publikum durften die folgenden Darbietungen bewerten, ähnlich wie beim Eiskunstlauf mit einer Punkteskala von 1-10.

Ich gelangte in drn zweiten Durchgang... die erste Runde gewann verdientermaßen der Schriftsteller Martin von Arndt, dessen Geschichte mir zwar zuerst etwas zu surreal erschien, obwohl sie stilistisch brilliant war, der aber mit seiner Zugabe, die der Gewinner quasi als Belohnung zum Besten geben durfte, endgültig bei mir punkten konnte.
Laut seiner Aussage war es der Beginn einer Novelle, an der er wohl schon länger herumbastelt... und nach dem Vortrag kann man nur hoffen, daß er sie bald abschließt und veröffentlicht. Für mich der überzeugendste Text des Abends.

Da bemerkte ich schon, daß ich einen schweren Stand haben würde. Hätte ich gewußt, was möglich gewesen wäre, hätte ich einen anderen Text angefertigt... so durfte ich in der zweiten Sendung mit einer Geschichte, die in erster Linie aus der Hoffnung auf eine zündende Pointe bestand (aber für einen Slam recht trocken war), unter anderem gegen den amtierenden Champion antreten.
Und ich bemerkte rasch, daß ich die Todesgruppe erwischt hatte: waren die ersten fünf Jurymitglieder aus dem gut hundertköpfigen Publikum noch recht knauserig bei der Punktvergabe gewesen(nicht einmal Martin von Arndt schaffte die 40- Punkte- Hürde), hätte ich in meiner Gruppe nach den ersten zwei Beiträgen schon heimgehen können.
43 und 46 Punkte standen im Raum, als ich mit meiner Geschichte die Bühne betrat und hoffte, zumindest die 30 Punkte zu toppen.
Der Moderator interviewte mich kurz, dann stand ich im Scheinwerferlicht und mußte den Zugang zu einem Text finden, der mich sogar als Verfasser kaum die Bohne interessierte, um ihn adäquat vorzutragen.

Ich glaube, das schaffte ich... aber das Publikum, zumindest den Teil, der für die Bewertung zuständig war, überzeugte ich trotzdem nicht.
Am Ende stand ich mit 27 Punkten weit abgeschlagen auf dem letzten Rang und ärgerte mich darüber, nicht einfach meinen üblichen Schwachsinn verfaßt zu haben.
Der wäre zumindest noch lustig gewesen.

Es gab nur zwei Troste (Trosts? Trösts?): daß der Gewinner (dessen Namen ich vergessen habe, hust) hochverdient gewonnen hatte und sogar den amtierenden Champion knapp schlug... und das ein ca. 18jähriges Mädchen, das hinter mir im Publikum saß, mich antippte und meinte, von ihr und ihrer Clique hätte ich 9 Punkte erhalten, wären sie Jury gewesen.

Nun denn... da mich Heidelberg aus diversen Gründen nicht großartig zum Fortgehen reizt und ich zudem hundemüde war, begab ich mich ins Hotel und schlief vor dem Fernseher ein.

So endete ein ereignisreicher Tag dermaßen glumpfig- verhärmt, wie es ihm angemessen erschien.

Wer sich meine Niederlage trotzdem anhören will, und sei es nur, weil ihm mein Versagen ein inneres Brezelfest ist (Gruß an den Kommentator von den anonymen Knetköpfen):

im Februar auf SWR2 Radioslam, näheres ist bestimmt dem Internet zu entnehmen.

Ich höre mir ja selbst nicht mal Radio Bronkowitz an, also habe ich da mit Sicherheit dreimal was Besseres zu tun.
Aber, liebe Leser: für Rückmeldungen jeder Art wäre ich Ihnen recht dankbar.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Hinterwäldler

Gestern im "Gun Club" geriet ich in eine Diskussion mit einem Blödmann aus Bad Hersfeld.
Schön, wenn man als jemand mit Dialektfärbung im Hochdeutsch meistens im latenten Zugzwang steht, zu beweisen, daß man mit Besteck ißt. Oder aufrecht gehen kann.
Ebenfalls schön, daß es manche Menschen auch bereits als weitreichende Lebensleistung ansehen, keinen Dialekt zu sprechen... und einem auf den Hinweis, daß man sich abgesehen von der Klangfärbung wohl verständlich auszudrücken weiß (und ich bin durchaus in der Lage, schriftdeutsch zu reden, sei etwaigen Zweiflern daran hier noch einmal mitgeteilt), Sätze entgegnen wie "Das ist für mich immer noch Dialekt. Du sprichst kein richtiges Hochdeutsch, die sollten euch das in Süddeutschland in der Schule echt mal beibringen".
Da fällt einem echt nur noch wenig ein... außer den Sprecher und seine imaginären Mitstreiter als "arrogantes Volk" zu titulieren und pissen zu gehen.

Die erstaunliche Tatsache, warum es- spricht jemand im Fernsehen bayrisch, schwäbisch oder berlinerisch- als liebenswertes Lokalkolorit gilt, man aber- spricht man einen Dialekt, der entweder medial nicht so präsent ist, oder sich nicht so "schön" anhört- automatisch als kompletter Hinterwäldler dasteht, ist eine weitere Idiotie, für die mir bisher noch niemand eine Erklärung geliefert hat.

Immerhin: "nie eine Frau daten zu wollen, die schwäbisch spricht, weil das nicht sexy ist" (ein weiterer Spruch unseres obigen Helden), das spricht natürlich für den Mann von Welt.
Jede Frau kann doch stolz darauf sein, als Auserwählte solch ein Prachtexemplar abzukriegen.

Freitag, 19. November 2010

Ritti Ritti Rümpf

Kennen Sie, liebe Leser, dieses Phänomen?

Man befindet sich in einer Alltagssituation und wird plötzlich von Kindheitserinnerungen überfallen... und es gibt dafür weder einen klar benennbaren Auslöser, noch haben diese Erinnerungen irgendeinen Zusammenhang, sondern kommen wie eine riesenhafte, gezackte Glasscherbe aus dem Nichts herbei und rammen sich selbst ins Stammhirn.
Ein gutes Beispiel von heute:
man ist 37 Jahre alt und steht gerade in Berlin unter der Dusche, als einem folgendes Lied einfällt:

"Wenn einer tannige Hosen hätt' und hagebüchene Strümpf
dann könnt er tanzen wie er will, es gäb ihm keine Ri-ra-ri-ra
Ritti Ritti Ritti Ritti Ritti Ritti Rümpf..."

Gleich danach wird einem klar, daß man dies schwerstdebile Lied mal in der 5.oder 6. Klasse im Musikunterricht lernen mußte und es wohlverwahrt in einer Truhe im Hinterkopf wähnte, die man seit Jahren nicht mehr geöffnet hat.
Also: was soll dieser Quatsch, Gehirn?
Sollte ich mir deswegen Sorgen machen? Was fällt mir demnächst noch alles ein?

"Ein Deutscher, ein Franzos' und ein Ami kommen in ein Hotel. Meint der Besitzer: wir haben aber nur noch ein Zimmer frei, aber da spukt es. Sagt der Ami..."
Nein. Schluß jetzt.

Gestern Abend wollte ich "Wer wird Millionär?" schauen und merkte zu meinem Entsetzen,daß ich beim RTL- Spendenmarathon gelandet war.
Das wurde richtig widerlich, als dann zu einem Zwischenstand ins Studio geschaltet wurde... abgesehen davon, daß Sylvie van der Vaart in einem Einspieler zeigen durfte, wie sie sich um behinderte Kinder kümmert, was den vagen Verdacht nicht ausräumen konnte, daß ihr das als eine der Trivialgalionsfiguren des Senders von der Programmdirektion zugewiesen wurde und es somit im Endeffekt wumpe war, ob es sich um behinderte Kinder, Leute, die von Geburt an Tentakel statt Armen besitzen oder Menschen, die nach einem Mähdrescherunfall aussehen wie ein Leguan handelt.
Dazu kam ein an Schmierlappigkeit und festgetackertem Tetanusgrinsen nicht zu überbietender Anzugmolch eines Telekommunikationsunternehmens, der dem schwer begeisterten Moderationsreplikanten vor der Studiokulisse, die mit Aufklebern dieses Telekommunikationsunternehmens gepflastert war, einen Scheck im Namen des Telekommunikationsunternehmens überreichen durfte, worauf der Hinweis folgte, daß zahlreiche Mitarbeiter des Telekommunikationsunternehmens freiwillig (sicher) an den Studiotelephonen Dienst taten, um die Spenden entgegenzunehmen, gewandet in rote Sweatshirts mit dem Aufdruck "RTL- Spendenmarathon- Wir helfen", in dieser großartigen Show, die natürlich auch präsentiert wurde, und zwar von einem Telekommunikationsunternehmen. Wer hätte das gedacht.
Wie sich als Zweitsponsor da noch ein Automobilunternehmen reinzwängen konnte, blieb enigmatisch. Wahrscheinlich stellt es für das Telekommunikationsunternehmen den Dienstwagen.
Der schwer erträgliche Harry Wijnvoord höchstselbst dagegen saß am Laptop und versteigerte eine Komparsenrolle in einer RTL- Serie. Wer also schon immer mal 4500 Euro zahlen wollte, um bei GZSZ etwas wie "Da vorne ist er!" oder "Tach, Herr Dokter" zu sagen und gleichzeitig das Gefühl erwerben, die Welt damit ein kleines bißchen besser gemacht zu haben, durfte sich fühlen wie ein König.

Kurzum: ein Konglomerat aus Eitelkeit, Niedertracht und Selbstdarstellung, ein Abgrund aus Heuchelei und "gut gemeint", gefüllt mit ganzen Tankladungen voll Schleim und Rotz und Sabber und Geselchtem, und ich wünsche niemandem auf der ganzen Welt, auf die Hilfe solcher Paradebeispiele leuchtender, ja, gleißnerisch strahlender Arschigkeit angewiesen zu sein.

Der Begriff "Gutmensch": selten wurde etwas dermaßen überstrapaziert, nicht selten erhält man für Polemik in diese Richtung Beifall von falscher Seite.
Leute mit nichts im Kopf, aber Geld zum Fressen, oberflächliche Zyniker und talentfreie Exponate wie Niels Ruf, der eine Karriere darauf aufbaute, politisch unkorrekte Witze zu machen, die aber trotzdem erstaunlich humorfrei das Niveau 13-jähriger mäßig begabter Hauptschüler selten einmal verfehlten, teilen gerne in diese Richtung aus, ohne die Intention der ursprünglichen Kritik daran jemals begriffen zu haben, und sind demnach als Antipoden (oder Antagonisten, je nach Sichtweise)derselben nicht weniger widerwärtig... wie es der Zynismus und die Arroganz der Vorzeigebeispiele eines Ellbogenkapitalismus nun einmal sind.

Es geht im Endeffekt nur darum, warum man nicht helfen kann, ohne dabei die Fresse zu halten und selbst dabei möglichst gut dastehen zu müssen.

Ich wollte schon immer einmal bei "Wer wird Millionär?" mitmachen, und wäre ich prominent, hätte ich kein Problem damit, mich in der Spezialausgabe neben Bülent Ceylan, Jens Lehmann und anderen Mutanten in einen Stuhl zu fläzen.
Aber sicherlich nicht wegen dem Spendenmarathon.

Sondern nur, um vor dem Rest der Republik mit meinem Allgemeinwissen zu protzen.

Donnerstag, 18. November 2010

Das Karlsruheorakel

Vor einiger Zeit postete ich spaßeshalber jenes:

"Schalten sie also auch nächste Woche wieder ein, wenn sie King Bronkowitz sagen hören:
"Allah U Akbar!" Bumm.",
worauf Klaus N. Frick das in einem Kommentar mit Berlin in Verbindung brachte, ohne daß ich meine Absicht des Wohnortwechsels bereits kundgetan hatte.

Wie nennt man das im Neusprech? "Self- fulfilling prophecy"?

Nicht so voreilig, liebe Datenschnüffler, weder ich noch der Herr Frick haben ernsthaft vor, uns auf belebten Plätzen in den Orbit zu blasen, dabei Teile von NETTOtütentragenden Hausfrauen und japanischen Touristengruppen mit uns nehmend.
Jedoch fiel mir schon vorgestern verstärkte Polizeipräsenz an den U- Bahn- Haltestellen auf, und seit gestern ist es wohl Gewißheit, daß irgendwo in der Republik etwas kaum Auszumalendes herandräut.

Natürlich verfällt man nicht in Panik, sonst bräuchte man das Haus nicht mehr zu verlassen... und ein Angstgefühl mag sich auch nicht recht einstellen,sondern- bizarr genug- eher ein latent vorhandenes Gefühl der Spannung, wann und wo es passieren wird.

Das ist sehr seltsam... als gehörte Sensationsgier beim Homo sapiens zur instinktiven Grundausstattung, sogar bei jemandem wie mir, der sich generell wünscht, daß beispielsweise Unfall- Gaffern auf der Autobahn noch während der Heimfahrt Unaussprechliches an den primären Geschlechtsorganen wuchern möge.

Irgendwie gibt mir das mehr zu denken als die momentane Alarmstufe Rot an sich... aber vielleicht sollte mich das als Beweis für meine Unbeugsamkeit auch aufbauen.

Zeit,um explizit politisch unkorrekt zu werden, aber da ich religiöse Fundamentalisten jeglicher Prägung abgrundtief hasse,nehme ich mir dieses Recht heraus:

ich habe keine Angst vor diesen Ziegenfickern.

Dienstag, 16. November 2010

"Am Mikrophon war Karl- Heinz Muff."

Damit wurde ich in meiner Studien- bzw. Aushilfspflegezeit oft konfrontiert, wenn ich mich in unserer WG bereit zum Start in den Tag machte und der fossile Radiowecker im Bad plärrte (man kann nicht mit drei schlafenden Mitbewohnern in der Wohnung die Anlage aufmöhren und den Morgen mit "Angel Of Death" beginnen, auch wenn man es gerne würde).
Den guten Mann gab es wirklich, auch wenn mir sein Heimatsender entfallen ist (den man auch nicht zwangsweise zu wissen braucht, es sei denn, man hat wirklich Gelüste, morgens nach den 6-Uhr- Nachrichten kurz vor der Frühschicht "Carrie" von Europe zu hören)... und abgesehen von seinem grandiosen Namen nannte er noch ein deutliches Lispeln sein eigen sowie ein stimmliches Timbre, das an Papa Maulwurf mit zwei Tampons in der Nase gemahnte.
Da ich ja selbst mal einen Sprachfehler vorzuweisen hatte, der dem Muffens nicht unähnlich war (was ihn mir sympathisch machte), bis ich ihn mir im zarten Alter von 23 in einem Gewaltakt selbst wegtrainierte und dazu nach meinen Radiosendungen oft genug zu hören resp. zu lesen bekam, man hätte von mir eine Stimme wie Henry Rollins erwartet und sei erstaunt, daß ich klänge wie Christian Wörns, werde ich wohl demnächst kurzzeitig vor einer breiteren Öffentlichkeit die Muff- Nachfolge antreten.
Sozusagen als Muff II (ich kann's nicht lassen)werde ich am 27.11. im Kulturprogramm von SWR 2 abends einen Fünfminüter zum besten geben, der zwar recht albern ist, den sich der Südwestfunk aber dennoch eine hübsche Summe kosten läßt, so daß ich meinen ersten vernünftigen Auftrag verbuchen kann. Näheres wenn es soweit ist.
Schalten Sie also an diesem Wochenende SWR 2 ein, wenn Sie King Bronkowitz sagen hören:

"Ihr habt alle gefickt!"

Donnerstag, 11. November 2010

Notizen aus der Drehorgelhölle

Es paßte natürlich wie der Kopf in den Eimer:
kaum entstieg ich zwecks Vorstellungsgespräch meiner U- Bahn am Rathaus Steglitz, wartete oben schon das- nach Pan- bzw. Blockflöten- enervierendste Folterinstrument darauf, mir den Tag zu versauen.
Ein lustiger Drehleiermann kurbelte melonenbedeckelt an seiner akustischen Stalinorgel, mir dabei noch ein beschwingtes "Morjen" zurufend und den nichtkurbelnden ringelbehemdeten Arm schwenkend, um auch dem Sehbehindertsten noch klarzumachen, daß dieser Morjen schon- obwohl noch in zarter Blüte stehend- bereits rettungslos verloren war.
Fehlte eigentlich nur noch das obligatorische Kapuzineräffchen... am besten noch mit einem Sprengstoffgürtel um den Bauch.
Daß das Vorstellungsgespräch von meiner Seite aus nicht zu den fruchtbarsten zählte, rettete den angebrochenen Tag dennoch... meine Ambitionen, im Prenzlberg zu wohnen, aber in Steglitz zu arbeiten, hielten sich dann doch in Grenzen.

Viel ist passiert in den letzten Tagen... zuviel, um hier im Internetcafé jetzt sofort einen detaillierten Abriß zu liefern.

Deswegen erst einmal Splitter:

1. Wenn man aus Kostengründen die Reiselangversion wählt und 11 1/2 Stunden via Regionalbahn nach Berlin tuckert, aber dann zwischen Mannheim und Frankfurt mit zwei Spongs im Abteil sitzt, von denen sich einer ununterbrochen- ich schwöre: ununterbrochen- in derbstem Roihessisch abwechselnd über die Bahn als solches ("die fordern dann Lokführer aus Trier an, unn dann werden in Frankfott die Bahne gstrich...") und Zigeuner ausläßt, die hier sozialschmarotzen, will man ungeachtet der noch kommenden Strapazen der Fahrt seine Energiereserven anzapfen, um zu töten.
Zum Glück ist man dann doch vernünftig.

2. Kassel- Wilhelmshöhe: ich stelle fest, daß die Nummer der Regionalbahn auf Gleis 6 nicht mit meiner Nummer auf dem Verbindungsplan übereinstimmt. Also frage ich vor dem Einsteigen einen herannahenden schinkenförmigen Mann in DB- Uniform:
"Entschuldigung, hält die Bahn hier in Sangerhausen?"
"Morgen."
"Wie, die fährt erst morgen wieder nach Sangerhausen?"
"Nein, 'Guten Tag' heißt das erstmal."
Und läuft weiter, ohne mich noch einmal zu beachten, mich völlig perplex zurücklassend, hoffend, daß er mein in den Bart gebrummtes "blödes Arschloch" trotzdem noch gehört hat.

3. Sangerhausen: Einöde, Brachland, Dunkelheit, gefühlte 3 Grad unter Null.
Cormac McCarthy schrieb "The Road". Jetzt weiß ich, wo er vorher seinen Urlaub verbracht hat.

4. Was ein Spiegelbild meines Lebens (oder zumindest meiner Psyche) sein könnte: ein weibliches Wesen postet mir auf Facebook einen nahezu niedlichen Abschiedsgruß und auch im Chat noch Herzerwärmendes... nur um in der nächsten Nachricht zu fragen: "Du, wie finde ich auf Google Photos von diesem Hundeficker?"
Stünde gerade der Weltgeist neben mir, ich würde ihm einen Mentha spendieren.

5. Den Rest meines freien Tages heute verbrachte ich spazierenderweise im Wedding.
Sollte mir das zu denken geben?
Niemand, der noch seine sieben Zwetschgen beisammen hat, geht freiwillig dahin, schon gar nicht, um dort zu bummeln... aber irgendwie fühle ich mich dem Wedding nach meiner kurzen Zeit dort immer noch verbunden.
Der unhippe Stadtteil, der den keiner will, der als heruntergekommen und gefährlich gilt, trotz relativ zentraler Lage in jedem Reiseführer elegant übergangen wird und sich auch deswegen jeder Gentrifizierung widersetzt, obwohl er seit bestimmt 20 Jahren als DER kommende Stadtteil angepriesen werden soll.
Der alte Arbeiterstadtteil, der es nie an die Fleischtöpfe geschafft hat, sondern sich im Gegenteil immer weiter davon entfernt... in dem es keine vernünftigen Clubs gibt, nur Bierklitschen samt erlesener Alkoholikerklientel und Menschen mit Kampfhunden.
Irgendwie fühle ich mich davon aber doch um einiges treffender repräsentiert als durch den Prenzlauer Berg... in dem ich mich momentan zwar wohlfühle, aber trotzdem irgendwie Fremdkörper bin.
Nein nein: ich mag den Wedding.

Irgendeiner muß es ja tun.

Dienstag, 9. November 2010

Guten Tag aus Berlin

Ich hätte Anfang dieses Jahres keinen Cent darauf gewettet, aber nun ist es Tatsache: ich wohne in Berlin, ohne das jemals richtig lange überlegt zu haben, denn sonst hätte ich es wahrscheinlich nicht konsequent durchgezogen.

Dies nur als kurzes Lebenszeichen... ausführlicherer Bericht über die letzten Tage folgt, sobald sich hier alles etwas gesetzt hat.
Momentan habe ich das Gefühl, ich hätte die richtige Entscheidung getroffen... mal schauen, ob das anhält.

Freitag, 5. November 2010

"Wir sind die Wauzis..."

...keiner hat uns lieb."

Da habt ihr ja nochmal Glück gehabt... und ich hab wieder einen für die Sammlung:

Skandal im australischen Rugby

Joel Monaghan von den Canberra Raiders hat in der australischen Rugby-Liga (NRL) für einen handfesten Skandal gesorgt und sich selbst ins Abseits gestellt.

Jenseits des guten Geschmacks tauchten in einem sozialen Netzwerk Fotos auf, die den Australier bei einer eindeutigen sexuellen Handlung mit einem Hund zeigen.

Das Foto, das schon bald nach der Veröffentlichung nur noch in zensierter Form zu sehen war, soll auf einem Teamabend zum Saisonabschluss aufgenommen worden sein.

Monaghan ließ durch seinen Manager mitteilen, dass es sich um einen "Moment des bloßen Wahnsinns" gehandelt haben muss und entschuldigte sich.

Eine Untat, die er auf seinen schlechten emotionalen Zustand an diesem Abend schob und die ihn noch einige Zeit lang begleiten wird.

"Joel kann damit keinen mehr blamieren als sich selbst", sagte Raiders-Manager Jim Banaghan: "Eine dumme Aktion die ihn sein ganzes Leben lang verfolgen wird. Es gibt keine Erklärung für diese Tat."

Die NRL kündigte disziplinarische Maßnahmen gegen Monaghan an. Medien spekulieren über eine Vertragsauflösung.


(Quelle: Sport 1)

Jessas.

*edit*

Gerade nochmal gegoogelt:

nicht nur, daß der gute Mann in Australien eine Art Superstar ist, vergleichbar einem Mesut Özil hierzulande, er hielt den Köter wohl auch an den Ohren und ließ sich von ihm das Gemächt ablecken, wobei er auf dem Bild nicht so aussieht, als fände er das völlig abstoßend.
Ein "Prank" soll es gewesen sein, also ein etwas derberer praktischer Jokus, der auf einen nicht anwesenden Vereinskameraden abzielte.
Australier mögen den derbsten Humor der Welt haben, abgesehen von den Briten vielleicht, aber sich von Vereinskameraden photographieren zu lassen, wie einem der Haushund einen Blowjob gibt... kriegt man im Rugby eigentlich viele Bälle an den Kopf?

Dienstag, 2. November 2010

Das OX und ich: Nerdkram galore

Das OX- Fanzine habe ich in diesem Blog schon manches Mal erwähnt; sehr oft lobend, manchmal kritisch, und beides werde ich auch beibehalten.
"Wes Brot ich freß, des Lied ich sing" ist meine Sache nicht.

Nichtsdestotrotz kann ich meine Freude darüber, daß ich es scheinbar geschafft habe, als Schreiber dort unterzukommen, nur schwerlich verhehlen.
Ich liebe Musik; und ich wollte schon immer außerhalb von Foren darüber schreiben, wo ich die Ergebnisse meiner Arbeit in gedruckter Form vor mir sehe, und zwar in einem Magazin, das auch einen festen Leserstamm hat, der über eine gewisse Region hinausgeht.

Natürlich: reich werde ich damit nicht. Aber darum ging es mir auch nie.

Wenn ich am 8. November mein Domizil in Berlin bezogen habe, werde ich hoffentlich richtig einsteigen können... solange muß ich mich hier mit dem Umzugsstreß herumschlagen (und Streß ist es fürwahr... dermaßen nervtötend, daß ich meiner Leserschaft nähere Details ersparen will, da sie auch gar zu unspannend daherkommen).

Die erste Hürde mußte ich allerdings bereits nehmen: so wurde eine Liste mit 10 Lieblingsplatten von mir angefordert.
Und obwohl ich mir den Kunstgriff erlaubte, zwei Zehnerlisten zu erstellen (eine OX- relevant, eine nicht), dauerte die Auswahl doch so lange, daß ich mir wie ein kompletter Nerd vorkam.

Wie soll man jemandem begreiflich machen, der dazu keinen Bezug hat, welch Pein es sein kann, bei zwei oder drei verbliebenen Listenplätzen zwischen ca. 25 großartigen Alben auswählen zu müssen?

Das Leben als solches

Manchmal, ja manchmal... erscheint einem das Leben wie eine Streckbank. Oder wie das Hören einer Eagles- Best- Of in Endlosrepeat in einem kahlen, abgedunkelten Raum. Wie ein dreistündiger Vortrag eines halbblinden Börsenmaklergreises im Gemeindezentrum Linkenheim- Hochstetten, in welchem zur Erfrischung ein Sektglas kohlensäurereduziertes, lauwarmes Mineralwasser gereicht wird.

Dann, ja dann... muß man nur einmal schauen, was Neubloggern hier als beispielhaftes Exponat für einen gelungenen Blog vorgeführt wird. Zufällig stieß ich gestern darauf.

Acht Blogs stehen zur Auswahl, verfaßt von wohl tatsächlich existierenden Menschen.
Wählt man dann zwischen den detaillierten Beschreibungen von Thanksgiving- Dinnern angewelkter Hausfrauen aus dem Mittleren Westen der USA, lustigen Halloween- Blogs aus "Frankensteinia" (Muaha) oder den Alltagserlebnissen verheirateter Frauen in London, die als Hobby "Handtaschenkauf" angeben,erscheint einem das Leben wieder als Achterbahn mit halsbrecherischen Überschlägen und überraschenden Wendungen.
Vorausgesetzt, man überlebt das Lesen eines kompletten Beitrags, ohne schlagartig an Progeria zu erkranken.
Ich habe gestern Nacht versucht, aus jedem "suggested Blog" einen Beitrag zu lesen, und nach kurzer Zeit schmolz mein Gesicht und sammelte sich als Lache unter meinem Stuhl. Das meiste konnte ich wieder aufsammeln, aber wenn mein Nachmieter ein Stück Ohr finden sollte... das gehört mir.

Bitte nicht an die Katze verfüttern.

Ich als Kuppler

In der Anfangszeit meines Blogs, die mittlerweile nun auch schon erstaunlich lang zurückliegt, bevor aus einer netten Spielerei eine ernsthaft betriebene Freizeitbeschäftigung wurde, veröffentlichte ich eine kurze Polemik unter dem schönen Titel "Endlich! Ficken mit Niveau".
Bevor Blogger dankenswerterweise hier die Zugriffsstatistik eingeführt hat, hatte ich sie auch schon weitgehend im Archiv abgelegt, nur um dann erstaunt zu registrieren, daß dieser Post die mit weitem Abstand höchsten Zugriffszahlen hier zu verzeichnen hat und auch heute noch immer wieder aufgerufen wird, was bei älteren Einträgen eher ungewöhnlich ist.
Woran hängt's? Nur an der Überschrift? Sex sells? Nach wie vor?
Noch bizarrer wird es allerdings, wenn man sich mal die Funktion zu Gemüte führt,die zurückverfolgt, auf welche Art und Weise Leute den Weg zu diesem Post gefunden haben. Auf Google, so ist zu lesen, wurde unter anderem über die Schlagworte "niveauvolles Ficken" bzw. "kultiviertes Ficken" mein Blog angeklickt.
Also: gibt es unter Ihnen, werte Leser, irgendwelche zufällig anwesenden, die auf der Suche nach einer wilden Orgie mit 30jährigen Kardiologinnen nun auf meiner Seite gelandet sind und darauf warten, daß ich gleich etwas poste wie "Sylvia, heißes, immerfeuchtes Luder in Stützstrümpfen und fleischfarbenem Mieder wartet auf dich. Gib nur deine PIN ein und hör ihr zu, wie sie stöhnt und sich dabei die Achselhaare rasiert"?

Interessante Vorstellung.

Montag, 1. November 2010

Citizen G

Wenn man- wie ich- in einem sozialen Beruf arbeitet, hat man unter anderem den Nachteil, daß man recht widerwillig Mitglied einer offiziellen Kirche sein muß, da sonst die Berufsaussichten gen Null tendieren, weil die meisten Altersheime kirchlich und somit sogenannte Tendenzbetriebe sind, die nur Mitarbeiter nach ihrem Gusto einstellen.
Natürlich gibt es auch Privathäuser, aber die zahlen beschissen... und wer weiß, wie hart dieser Beruf ist, wird auch verstehen, daß die Motivation, für 1300 netto im Monat (wenn überhaupt)die Knochen hinzuhalten, nicht übermäßig hoch ist, abgesehen von Willkür und Familienkungelei, die dort häufig auch noch zusammen einhergehen.

Völlig bizarr wird es allerdings, wenn man in einem Haus arbeitet, in dem der Staat in irgendeiner Form involviert ist. Dann darf man nämlich einen Eid auf die Verfassung in einer rathäuslichen Amtsstube leisten; dieses Vergnügen hatte ich bislang zweimal.
Umging ich das Dilemma 1991, als ich mich noch für politisch aktiv mit Kontakten zur und Sympathien für die linksautonome Szene hielt, relativ elegant mit während des Eides hinter dem Rücken gekreuztem Zeige- und Mittelfinger, sah es 2002 ganz anders aus.

Ich arbeitete in der Bürgerhospitalstiftung in Speyer; damals war ich aus diversen Gründen 8 Monate aus Karlsruhe weg.
Mir war angekündigt worden, ich hätte mich darauf einzustellen, den Eid leisten zu müssen, ich würde dann- wenn es Bürgermeister Werner Schineller (CDU) terminlich einrichten könne- zum Rathaus gebracht und dort empfangen werden.
Als ich schon gar nicht mehr damit rechnete, war es dann soweit, mitten in meiner Frühschicht wurde ich wegbeordert.
Unglücklicherweise hatte ich den Abend vorher kräftig einen zur Brust genommen und war nicht nur noch schwer angeschlagen, sondern auch unrasiert, meine Augen waren so rot wie die eines Bassets und ich hatte eine Fahne, die man im Fritz- Walter- Stadion über die Westkurve hätte spannen können. Dazu trug ich zerschlissene Jeans und meine Exxon- Arbeitsjacke, die mir schon einige lustige Gutmenschendiskussionen beschert hat, aber das ist ein anderes Thema.
Anschließend wurde ich mit zwei anderen Leuten aus dem Haus, die ebenfalls frisch im Staatsdienst waren, von einem elegant gekleideten Paladin in einem Renault zum Rathaus gekarrt.
Eine der beiden anderen Ischen war eine der widerlichsten Napfschnecken, die ich je im Leben gesehen habe... man wünscht sich, solche Leute würden auf ihrer Schleimspur ausrutschen und sich den Hals brechen.
Nicht nur gratulierte sie Schineller bei der Begrüßung wortreich zur jüngst erfolgten Wiederwahl, später beim Abschied wünschte sie ihm auch- es ist wirklich kaum zu fassen- "noch viel politische Schaffenskraft". Würrrg.
Dann wurden wir um einen Tisch in des Bürgermeisters Arbeitszimmer gruppiert, um ein lockeres Gespräch über die Gründe unserer Berufswahl zu führen.
Ich saß zur Rechten unseres Herrn, und abgesehen davon, daß ich barbarisch nach Alkohol stank und- kaum daß ich saß- verbissen gegen den herbeikriechenden Schlaf kämpfen mußte, beantwortete ich die an mich gestellten Fragen nur extrem einsilbig, und das wohl mit einem nicht sonderlich "amused" wirkenden Gesichtsausdruck.
Das brachte mir schon erste seltsame Seitenblicke ein.

Zum Eid mußten wir uns hinstellen, und den Dreizeiler von einem Blatt zusammen mitlesen.
In der ersten Zeile verhaspelte ich mich bereits; die zweite übersprang ich ganz und stotterte mir etwas zurecht, als ich merkte, daß die Mitvereidigten ein anderes Stück Text als ich vorlasen.
Die Verabschiedung zwischen Schineller und mir fiel deutlich distanzierter aus als bei den anderen beiden; zudem glaubte ich, einen Funken Fassungslosigkeit darüber in seinem Blick zu erkennen, wen sich die Stadt da ins Boot geholt hatte.
Als ich zurück im Bürgerhospital war und mich zum Rest der Frühschicht umzog, glaubte ich auch endgültig zu wissen, warum.

Während der kompletten Zeremonie hatte mein Hosenstall sperrangelweit offengestanden.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

"Larry unterwegs, Larry unterwegs...

Larry, Larry, Larry unterwegs."

Entschuldigung.

Eigentlich sollte sich die Schilderung bzw. Aufarbeitung bahninduzierter Alpträume morgens um 7 nach einer weitgehend schlaflosen Nacht in meiner mittlerweile halbleeren Wohnung (umgeben von gebrauchten Umzugskartons, die ich mir von einem guten Freund mit erlesenem Sinn für Humor entliehen habe. Kryptische Beschriftungen derselben von seinem letzten Umzug wie "Kram, bla.Würste.Sexdecke." haben dem Bascht und mir doch mit simpelsten Mitteln einen guten Lacher beschert)auf mein gestern in der S1 aufgeschnapptes Zitat eines gar öligen jungen Mannes beschränken, das da lautete:

"Ich bin ernsthafter Künstler. Ich habe eine Reputation."

Diese Reputation wurde natürlich betont lässig englisch ausgesprochen.Kotz.

Dennoch kann man über solch denkbar ungeeignete Episoden, den Tag halbwegs vernünftig zu beginnen, noch hinwegsehen, wenn es schlimmere gibt, ihn zu beenden.

Man fährt also nach einem unspektakulären Kneipenabend in der S2, und ein geistig behinderter Mensch meines Alters steigt an der Schillerstraße ebenfalls zu, jemand, den ich aus meiner Studienzeit noch unter dem Spitznamen "Larry" in Erinnerung hatte.
Er sitzt also in der Bahn mit einer Tabaksdose in der Hand, der Blick allein signalisiert bereits, daß er die Welt allenfalls noch gesiebt wahrnimmt, und man erinnert sich, daß er an der Universität als schwere Nervensäge galt, die so ziemlich jedes Semester den Studiengang wechselte, weil sie im jeweils gewählten nichts gebacken bekam und in Vorlesungen ständig sinnlose Kommentare von sich gab.

"Moment", fragt sich da zurecht der geneigte Leser, "Geistig behindert? Studium? Warum sitzt der Typ dann nicht in der Südpfalzwerkstatt und baut Kugelschreiber zusammen?"

Weil, und das ist eine Geschichte, die ich in meiner kurzen Studienzeit schon ziemlich unerträglich fand, jener Mann tatsächlich mal ein hoffnungsvoller Studienanfänger war, der mit seiner Freundin in den Urlaub nach Griechenland flog, wo er sich eine Gehirnhautentzündung einfing, die er zwar überlebte, ihn aber als "Larry" zurückließ... worauf er weitgehend sinn- und planlos durch die Fakultäten stolperte, weil man ja schließlich niemandem wegen plötzlicher Debilität nachträglich das Abitur aberkennen kann.
Und um das Ganze noch abzurunden, erinnerte ich mich, wie ich eines Tages im Unicafé saß, mit "Larry" am Nebentisch, der schwer Verständliches in sich hineingrummelte... worauf ihm von einem weiteren Nachbartisch eine zusammengeknüllte DIN-A-4- Seite an den Kopf geworfen wurde und sich zwei der widerwärtigsten und oberflächlichsten Ischen meines an Widerwart und Oberflächlich- bzw. erstaunlicher Krappendummheit nicht gerade armen Studiengangs den oben erwähnten Singsang intonierend gegenseitig abklatschten wie Mädels beim Gummitwist.

Ich hatte bestimmt schon Jahre nicht mehr an diese Geschichte gedacht, vor allem, weil die Begleitumstände nicht gerade zu den güldenen Momenten im Leben eines Mannes zählen (was vielleicht weniger Mitleid oder moralischer Empörung geschuldet ist als einer gewissen animalischen Urangst, daß es einem vielleicht selbst einmal so ergehen könnte), und kurz vor meinem Umzug noch einmal daran erinnert zu werden, wäre nun wirklich nicht nötig gewesen.

Das Leben ist doch eines der Schönsten.

Samstag, 23. Oktober 2010

Gebet an den Planet

Die Mitteilung, daß Thomas D. mit freundlicher Unterstützung der Telekom einen Gastsänger für seine neue Single sucht, wäre eigentlich nicht der Erwähnung wert.

Um die Ungeheuerlichkeit dieses Angebots jedoch genauer zu durchleuchten, müssen wir das Wirken einer dieser wahrhaft Unsäglichsten unter den vielen horriblen Gestalten, die den lieben langen Tag den Kopf aus Fernseher oder Monitor strecken, etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Nicht nur hat der Mann eine weitreichende Reputation als tribaltätowierter Kinnvotzenträger, der bereits gefühlt 300 Platten mit jammerlappig- esoterischem Gesumpfe, Geumpfe und Gegrumpfe vollgelabert hat, er ist auch ein tapferer Streiter für eine bessere Welt.

Zum einen darf er für PETA mit einem Riesenschwein schmusen und uns bedeuten, daß man aus dem Haxen desselbigen doch bitte seine Zähne raushalten möge; zum anderen lebt er in einer Art großer Post- Hippie- WG namens MARS (Moderne Anstalt Rigoroser Spakker), soweit ich mich erinnere ohne Privatbesitz.

Da hat es wohl auch den wahrscheinlich Glumpfigsten aller Karlsruher, nämlich die ehemalige Frontplauze Jochen von den nicht minder hochnotpeinlichen Radical Development (eine Art Bulach- Biohazard, die es tatsächlich geschafft haben, eine Platte in New York unter der Regie von Don Fury aufzunehmen... nicht schlecht für eine Kaspertruppe, die die Ansagen bei einem Konzert in Eppelheim auf Englisch tätigte, um möglichst oft "Motherfucker" sagen zu können. Was den mir durchaus genehmen und sympathischen Henrik Zenker geritten hat, da mal eine zeitlang mitzutun, hat er mir zwar irgendwann verraten, aber ich hab's vergessen) hinverschlagen, wo er im Verbund mit der rappenden Ziege und den anderen Spacken unter dem Namen "Son Goku" eines der vermutlich grausigsten Alben der moderneren Menschheitsgeschichte einspielen durfte, auf dem es neben dem oben erwähnten Gebet an Mutter Erde auch noch gute Ratschläge gab, daß man doch einfach mal sein Leben genießen solle... was einem halt so einfällt, wenn man sich um profane Dinge wie "seinen Lebensunterhalt verdienen" keine Gedanken mehr machen muß, weil man Geld zum Fressen hat.

Daß der mir persönlich bekannte und ebenfalls gemochte Münchner Musiker Enik (bitte mal dringend den Song "Diamond City" anhören), dem ja der große Durchbruch verwehrt blieb, nun mit Thomas D. zusammenarbeitet und somit ein verdientes Stück vom Kuchen abkriegt, ist der einzige positive Nebeneffekt der Geschichte.

Die Geschichte, die da lautet, daß sich der gute Mensch von Sezuan nicht entblödet, für einen Großkonzern Reklame zu laufen und man das gefälligst als selbstverständlich hinnehmen soll.
Das enttäuscht mich aus obengenannten Gründen zwar nicht persönlich, führt einem aber wieder den desolaten Zustand der Populärkultur heutzutage vor Augen.

"Nutten, Nutten, überall nur Nutten."

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Der semantische Preßlufthammer

Es ist mal wieder an der Zeit, mir neue Freunde zu machen.

Manche Leute sind ja Künstler oder halten sich zumindest für solche.
Selbiges impliziert ja immer gerne, sich dem banausigen Proletentum in irgendeiner Form überlegen zu fühlen und das auch zum Ausdruck zu bringen, indem man sich eines möglichst enigmatischen Künstlersprechs bedient.

Dabei kommt dann auch gerne mal sowas heraus:

Die EndAusDeutung der auralen BundesVidesion und
wessen WiderVerwesensGänger der Graf in unheiliger UnWirklichkeit ist -
präreportiert von publicity department:

Nur echt mit dem semantischen Presslufthammer!

publicity department pub.dep das autonyme mental-invasive Imperium. Gegenwart war gestern. Wir sind Vorn. Denn Vorne ist, wo die Zukunft Spaß macht!


Die Kunst hier besteht mit Sicherheit darin, solche schwer zu bändigende Mengen an geistigem Dünnschiß in dermaßen wenige Zeilen zu pressen.

Bier und Fußball, bitte.

Montag, 18. Oktober 2010

Man wird mich hassen.

Sogar wohlmeinende Leute werden mich verfluchen bis ins Grab und auf jenem tanzen, um anschließend mit meinen irdischen Hinterlassenschaften einen Scheiterhaufen zu errichten.

Das schießt mir gerade durch den Kopf, als ich erste Umzugskartons packe, die ich bei einem Freund zwischenlagern werde, da ich ja nur ein halbes Jahr nach Berlin in eine möblierte Unterkunft ziehe und somit nicht viel Gepäck mitnehme... doch sich wundern, was für ein Haufen Zeug sich hier angesammelt hat, darf man trotzdem.
Drei große Kartons mit gesammelten Zeitschriften... OX, Musikexpress, 11 Freunde, das FCK- Mitgliedermagazin, kicker- Sonderhefte, Titanic und vereinzelte VISIONS... und das wohlgemerkt schon NACH dem großen Ausmisten, dem komplette Jahrgänge JUICE, VISIONS und SPEX zum Opfer gefallen sind.
Und obwohl die Kartons moderat befüllt sind, sind sie schwer wie Blei.

Ich habe noch die Worte meines Freundes Simon von meinem letzten Umzug im Ohr: "Ich schnapp mir mal die Kartons mit den Zeitschriften... ach du Scheiße, das ist ja die komplette Finsternis!"

Da diese seitdem nicht abgenommen hat, sehe ich weiteren Verfluchungen entgegen. Gelassen.

I live to be hated!" (GG Allin)

Sonntag, 17. Oktober 2010

Schwaben im Prenzlberg

Nein, ein Schwabe bin ich definitiv nicht, obwohl ich mir mal sagen ließ, für Menschen oberhalb Hessens seien alle Leute aus dem Süden entweder Bayern oder Schwaben.

Das ändert nichts daran, daß jeder Neuankömmling im Prenzlauer Berg für die dortigen Ureinwohner (sollte es noch welche geben) ein Schwabe ist.
Also werde ich ab dem 1. November ebenfalls mit diesem Etikett leben müssen.

Somit wäre der Vorhang um den großen Bohei ein paar Posts weiter unten nun auch gelüftet: es geht zurück nach Berlin, zu meiner wohl mittlerweile großen Haßliebe.
Diesmal wird es mich für 4-6 Monate hinverschlagen... und ich werde wieder Stoff haben, um hier obskure Großstadtbeobachtungen zu hinterlassen.

Also, verehrte Leser: halten Sie sich bereit.

Packband des Todes

Packbänder sind diese geriffelten Teile, mit denen Kartons und Zeitungsstapel zusammengezurrt werden.
Gestern lag eines davon unweit meiner Haustür auf der Straße, wo es wahrscheinlich bereits den ganzen Tag verbracht hatte, ohne daß ihm eventuell erwünschte Aufmerksamkeit zuteil geworden wäre.
Ich verließ das Haus eiligen Schritts um ca. 23 Uhr, um mich in die Alte Hackerei zu begeben und mit mir gewogenen Leuten den ein oder anderen Gerstensaft zu vernichten, als sich unser beider Schicksal kreuzte: ich trat auf das von mir ebenfalls vorher unbemerkte Packband, rutschte, verhedderte mich daraufhin und schlug mit den Armen voran der Länge nach auf's Straßenpflaster.
Zuerst dachte ich, ich hätte Glück gehabt, denn meine Winterjackie polsterte meinen Körper soweit ab, daß ich ohne größere Hautabschürfungen davon kam; doch bemerkte ich nach dem Aufprall schon heftige Schmerzen im Nacken, die sich im Lauf des Abends noch steigerten, bis ich um 5 Uhr morgens weder den Kopf bewegen noch mich halbwegs auf den Beinen halten konnte.
Da ich mich außerdem nur noch fortbewegte wie ein 97jähriger Rentner, der vergessen hat, wo er seinen Rollator abgestellt hat, rief ich mir ein Taxi, das mich zur Notfallambulanz des Städtischen Krankenhauses chauffierte, wo ich nach der Entrichtung der 10 Euro Praxisgebühr noch einmal eine gute Stunde warten durfte... nebenher Zeuge eines gigantischen Realitätsverlustes werdend, als eine junge Frau hereinkam und um Hilfe für ihren im Auto ausharrenden Gatten bat, es ginge ihm gar nicht gut, aber er hätte auch "ein bißchen was getrunken"... worauf nach fünf Minuten im Rollstuhl ein grunzender und sabbernder Jüngling an mir vorbeigekarrt wurde, der sich krampfhaft eine Kotztüte an den Mund preßte.
Zum Glück hatte er nicht VIEL getrunken, sonst hätte man wahrscheinlich eine Schnapsleiche hereingerollt, die im Falle einer Feuerbestattung drei Tage lang gebrannt hätte.
Das Ende vom Lied: um halb acht konnte ich die Ambulanz verlassen, mit einer Handvoll Diclophenac und Ibuprofen als Geschenk.
Die Bilanz des Abends: ein weggeworfenes Packband = 7 Euro 50 + Trinkgeld (Taxi) + Praxisgebühr = 18 Euro.

Soviel Spaß für so wenig Geld.

Montag, 11. Oktober 2010

Wobei mich das...

geehrte Leserschaft, auf eine simple Idee bringt.

Ich mache ja auch eine Art "Talk Radio" hier, nur ist die Kommunikation größtenteils eine ziemlich einseitige.
Einige meiner Leser kenne ich ja mittlerweile, wenn auch nicht alle persönlich (Nina, das gemeinsame Bier ist bereits überfällig)... aber wie sieht es mit dem Rest der schweigenden Mehrheit aus?
Diejenigen, die hier gerne mal reinlesen, aber sich entweder nicht trauen, einen Kommentar abzulassen, entweder weil sie denken, sie hätten sowieso nichts sinnvolles beizutragen oder weil sie einfach schüchtern sind (gibt es das im Internet? Ich gehe einfach mal davon aus...)?

Darum übergebe ich Ihnen nun diesen Post als Spielwiese.

Sehr geehrte schweigende Mehrheit, schenken sie mir und der Welt eine Nachricht... stellen Sie sich kurz vor, beleidigen Sie mich, posten Sie Blumen, Herzen und Morddrohungen... Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, und solange Sie keine kommerziellen Links posten, verspreche ich hiermit, daß ich in diesem Post alles durchwinken werde, und sei es auch noch so nieder.

Also: trauen Sie sich. Ich verharre gespannt.

Talk Radio

Gestern habe ich zum ersten Mal wieder den ganz famosen Film "Talk Radio" von Oliver Stone gesehen... und mußte feststellen, daß ich älter geworden bin.
Es handelt sich dabei um eine Art Filmbiographie, die sich am Leben des amerikanischen Radiomoderators Alan Berg orientiert, der 1984 ermordet wurde, und zwar von einer Neonaziorganisation um den relativ bekannten Anführer David Lane, der letztens doch erfreulich früh das Zeitliche segnete.
Nachzulesen ist das Ganze recht informativ im gleichnamigen Buch von Stephen Singular (welches die Biographien von Berg sowie Lane und anderen US- Nazis parallel montiert), das der Heyne- Verlag als "Buch zum Film" anpries (eigentlich ein ziemlicher Unfug, da dies eine Nacherzählung impliziert) und welches ich schon kurze Zeit später- ca. 1989, glaube ich- für damals 2.50 DM vom Ramschtisch im Landauer "Kaufhof" fischte, was bedeutet, daß es gut 20 Jahre später wahrscheinlich nicht mehr erhältlich sein dürfte.

Im Film von 1988 spielt Eric Bogosian die Hauptrolle, der später noch in Pretiosen wie "Alarmstufe Rot 2" als Gegenspieler von Steven Seagal mitwirken durfte und ansonsten herzlich wenig auf die Reihe bekam... man fragt sich nur warum, der Mann war zweifellos ein Multitalent und hatte auch das Theaterstück über Alan Berg geschrieben, welches Oliver Stone mit ihm in der Hauptrolle dann verfilmte.

Die Handlung ist schnell erzählt... der jüdische Radiomoderator Barry Champlain lotet mit seiner Talkshow die Abgründe Amerikas aus, indem er Anrufe von Neonazis, tumben Hinterwäldlern und religiösen Fanatikern provoziert, die er dann je nach Gusto mit einer Menge Schlagfertigkeit in Grund und Boden diskutiert, erniedrigt und beleidigt, was natürlich auf das vorhersehbare Ende hinausläuft.
In einer Nebenrolle ist übrigens John McGinley zu sehen, den die meisten wahrscheinlich höchstens als Dr. Cox aus der Serie "Scrubs" kennen dürften.

Der Großteil des Films spielt sich im Rundfunkstudio ab, hauptsächlich als eine Art One- Man- Show von Bogosian, der einen geisteskranken Anrufer nach dem nächsten pariert.
Und hier lag gestern der Unterschied zwischen meinem Filmerleben als Jugendlicher und heute: früher fand ich das bzw. Bergs aka Champlains Sprüche in erster Linie lustig, nun wurde ich mir zum ersten Mal der erdrückenden Atmosphäre des Ganzen gewahr... ein Mann im Käfig, umgeben von allerlei Psychopathen und ohne Ahnung, wer nach der Show vor dem Studio auf ihn wartet.
Es war beklemmend... eine Radiosendung als Sieb, welches alles abfließen läßt, bis nur der völlige Bodensatz darin hängen bleibt.
Und der Umstand, daß ein Großteil der Anrufe authentischen Beispielen aus der Vergangenheit nachempfunden und somit kein Phantasieprodukt waren (im Buch sind viele Beispiele abgedruckt)macht den realen Horror (der im Anruf eines Mannes gipfelt, der ankündigt, er werde gleich eine Frau vergewaltigen, was wohl ebenfalls in dieser Form in der realen Show stattgefunden hat)gegenwärtig.

Nein, gestern mußte ich nach "Talk Radio", den ich bereits dreimal gesehen hatte (jedesmal war ich dabei jünger als 20) zum ersten Mal tief durchatmen.

Scheinbar braucht man für manche Dinge einfach eine gewisse Reife, um sie in ihrer Gesamtheit wahrzunehmen. Zumindest hatte ich gestern das Gefühl, diesen Film endlich kapiert zu haben.

Ein Klassiker: City of Sack

Wenn ich schon im ME- Forum wie auch auf Facebook irgendwelche debilen Klassiker herauskrame, die mir in manch finsterer Stunde mein Dasein in Karlsruhe gleißnerisch erhellten, darf ich diese natürlich auch hier meiner geneigten Leserschaft nicht vorenthalten:

Karlsruhe beheimatet außer schwer genießbaren Großbäckereiläden, den Squarts und sonstigerlei absonderlicher Mutanten auch die famose Metzgerei Sack (Inhaber: Michael Grom, der Vollständigkeit halber angefügt).
Das wäre allenfalls ein kurzes Schmunzeln wert, sobald man älter als 13 Jahre ist... aber glücklicherweise schicken die Säcke sich an, seit Jahr und Tag großflächig die Straßenbahnhaltestellen in der Stadt zu werbeplakatieren.

Neben Slogans für die Ewigkeit (meine Favoriten: "Mmmh... beste Sack- Qualität" und "Wenn es schmeckt, ist es Sack")werden auch in ihrer Naivität beinahe rührende Bildwerbungen plakatiert.
Da stehen dann etwa Bub und Mädchen in blitzsauberer Sonntagskleidung, und ersterer drückt zweiterem einen zart- unschuldigen Kuß auf die Wange (zumindest auf dem Bild... in der bösen Realität war es wahrscheinlich irgendwas Undefinierbares aus den tiefsten Tiefen einer bereits in zartem Alter tuberkulosedeformierten Bronchialregion), und darunter steht dann in etwa:

"Pssst... ich weiß, wo es die besten Weißwürste gibt."

Höhepunkt ist immer an Ostern ein vor dem Computer sitzender, erstaunt- debil dreinblickender Hase, liebevoll mit dem Mund gemalt.
Der Grund für seine Überraschung: auf dem Bildschirm erscheint gerade ein Photo eines saftigen Rollbratens, der seiner Verdauung harrt.

Also: wer sich zuhause einen Hasen hält, weiß nun endlich, was diese eigentlich fressen (siehe auch "Monty Python and the Holy Grail") und kann das ganze Grünzeug in die Tonne kloppen.
Die Biester brauchen Fleisch. FLEEEISCH!!!

Harrharrharrhaaaarrr!

Spontane Entschlüsse

Ich wundere mich gerade über mich selbst bzw. über das Leben an sich:

vor Monaten wollte ich nach einer lange geplanten Aktion nach Hamburg ziehen. Das Vorhaben scheiterte grandios.
Dann bewarb ich mich- ebenso wohlvorbereitet- bei Cap Anamur und erhielt eine Absage.
Und Ende September faßte ich in einem Anfall existentieller Angepißtheit einen spontanen Entschluß, ohne groß zu planen oder auch nur halbwegs lange darüber nachzudenken, und plötzlich läuft die Sache.

Was genau sich dahinter verbirgt, mag ich noch nicht lüften... das Begackern ungelegter Eier hat mich in den beiden obengenannten Fällen nicht wirklich weitergebracht, so daß man sich eines gewissen Aberglaubens nicht erwehren kann (obwohl einem das Legen falscher Fährten zumindest die Squarts vom Hals hält).

Ende nächster Woche werde ich wohl um einiges schlauer sein, dann werde ich den Schleier lüften, die Mauer des Schweigens durchbrechen, mein Gemächt sichtbar für alle auf den Frühstückstisch packen, mit Schafen und Ziegen um den Block um die Wette laufen, abscheuliche Sachen mit einem Brathahn veranstalten oder... ähm, irgendwas halt.
Und wenn nicht, dann halt nicht.

Ich muß meine werte Leserschaft schließlich bei Laune halten.

Freitag, 8. Oktober 2010

Hail to the Squarts!

Vor ein paar Tagen hatte ich wieder einen reichlich seltsamen Traum:

ich wohnte einer Party bei, die auf einer Art Waldlichtung stattfand.
Inmitten einer baumbestandenen Erhöhung, auf der auch Autos parkten, befand sich allerlei buntes Volk, viele Leute mit seltsamen L.A.- Poserrock-Frisuren und Kleidung, die wie eine Mischung aus den 80er- Jahren und der Szenerie aus "Zurück in die Zukunft II" anmutete.
Ich befand mich unterhalb der Erhöhung auf einem Rasen, auf dem sich auch allerlei Menschen tummelten, und zwar stand ich an einer Art Imbiß- Kleintransporter mit Theke.
Aus irgendeinem Grund war Hollywood- Prominenz anwesend... ein Schauspieler, ich glaube es war Steve Martin, gab dem Menschen im Kleinlaster seine Stoffhosen mit Bügelfalte, um sie umändern zu lassen (warum auch immer), schlug mir damit die brennende Zigarette aus der Hand und brannte somit beinahe ein Loch in das Kleidungsstück.
Dazu tauchten ständig in der Szenerie völlig honkige Drillinge auf, die allesamt Stefan hießen, und sorgten für viel Gelächter, weil sie irgendwelche Frauen angraben wollten und sich dabei wie absolute Blödmänner benahmen.
Angegraben wurde dann ich, von einer Frau ca. Anfang 30, die vage meiner Vorgesetzten in der Leihfirma ähnelte (bei der ich eigentlich keinerlei erotische Assoziationen verspüre, obwohl sie nicht häßlich ist, sei dazugesagt), die mich in den Arm nahm und mir ins Ohr raunte, daß ich zu ihr kommen solle, wenn ich einen Flirt suche.
Daraufhin schrieb ich meinem guten Freund Bascht eine SMS, in dem ich ihm das schilderte, wonach mir sein alter ego im Traum folgende Antwort zurückschickte:

"Die Squarts ficken den ganzen reichen Schuh :-( "

Daraufhin wachte ich auf, ohne den blassesten Schimmer, was zur Hölle das bedeuten sollte. Die Squarts mal wieder.

Erzählt habe ich ihm das natürlich umgehend... und nun ist ein neuer Running Gag im Haus, der in erster Linie darin besteht, alle möglichen Leute zu verdächtigen, ein Squart zu sein... unter anderem den Gelenkbusfahrer des Teufels, der mich heute in einer rumpelnden und pumpelnden Todesfalle nach Neureut karrte.
Wer weiß, vielleicht stecken auch hinter den gräßlichen Käselaugenstangen, die man in den in Karlsruhe beheimateten Bäckereiketten kaufen kann, die Squarts... und sorgen dafür, daß man bei Neff einen Klumpen kühlschrankkalten Styrodurschaum mit geschmacksfreien Speckwürfeln und bei Kamps einen breitgehämmerten Lederlappen erhält, auf dem man sich einen Wolf kaut.
Mir tat jedenfalls nach Verzehr des letzteren tagelang die Muskulatur unterhalb der Ohren weh.
Wahrscheinlich habe ich somit unterbewußt eine geheime Verschwörung aufgedeckt, und die Squarts schicken sich gerade an, die Weltherrschaft zu übernehmen und unliebsame Mitwisser durch subtil geplante Methoden zu beseitigen.

Es bleibt spannend.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Aus dem Leben eines Soziopathen

An manchen Tagen fragt man sich als sich "normal" dünkender Internetuser, was man denn so alles verkehrt macht im Leben.

Zumeist fragt man sich das, wenn irgendein soziologisch oder psychologisch geschulter Schlaumeier in der FAZ oder im SPIEGEL meint, mal wieder irgendwelche Fallstudien zum Internetuser als solchem verfassen zu müssen oder der übliche Psychopath via Chat irgendwelche Frauen zu Treffen überredet hat, um sie zu strangulieren.
In letzterem Fall schaltet sich meist in der medialen Aufarbeitung der Mensch aus Beispiel 1 zu, so daß vor denjenigen der (glaube ich gelesen zu haben) 16 Millionen Deutschen, die nicht online sind, erstaunliche Details ausgebreitet werden:
es gibt im Internet Seiten- so erfährt man- in denen sich Leute mit Tarnnamen ansprechen und sich verabreden, oder solche, auf denen Leute Photos einstellen, auf denen sie schwerst intoxikiert auf Parties umherstürzen oder irgendwelchen Menschen die Zunge in den Hals oder sonstige Körperöffnungen stecken (was natürlich schnüffelwütige Personalchefs auf den Plan ruft).
In ersterem Fall sind das laut diesen Berichten zumeist erbarmungswürdige Existenzen, deren Kommunikationsverläufe unter der zumeist akribisch-genüßlichen Übernahme aller Rechtschreibfehler abgedruckt werden, in zweitem Fall generell Menschen, die im Falle steter virtueller Überdosierung Maß, Ziel sowie sämtliche Hemmschwellen verloren haben.

Daraufhin melden sich wie bestellt irgendwelche Leute (zumeist emeritierte Professoren, Proust lesende Zahnärzte oder sonstige Schöngeister sowie Anhänger des Gedankens, ein Brief wäre nur ein Brief, wenn er von Hand verfaßt wird)
eben leserbriefschreibenderweise zu Wort und tun ihre Meinung kund.

Herausfiltern kann man dann zumeist, daß

a) Internet modernes Teufelszeug ist, das uns zu willenlosen Sklaven des modernen Zeitalters macht
b) ein erschreckender Tummelplatz für Psychopathen ist
c) der User als solcher ein sozial isoliertes Individuum sei, das nicht mehr in der Lage wäre, am alltäglichen Leben teilzunehmen

Gelegentlich erscheint dann- um die Lücke zwischen zwei chatinduzierten Sexualmorden zu schließen- ein Mehrseiter, der eine Art Metaphysik kreiert, eine Untersuchung, in der das Internet beispielsweise als neue Religion dargestellt bzw. mit Gott verglichen wird, in dem die User diesmal als eine Art Supernerds erscheinen, die Datenberge aufschütten, über deren Nutzen für die Nachwelt spekuliert wird.

Und so sitzt man und sinniert.

Was macht man als User, der nicht chattet, sondern nur in Foren unterwegs ist, in denen zumeist richtige Menschen hinter den Nicknames stecken, mit denen man nicht nur privat kommunizieren, sondern sie auch kennenlernen kann, ohne vergewaltigt und erdrosselt zu werden; der versucht, das Internet sinnvoll zum beruflichen Fortkommen einzusetzen; der mit seinem Privatleben nicht überall hausieren geht; der soziale Netzwerke nutzt, weil er sich freut, Leute wiederzufinden, die er schon längst verloren glaubte, und ihnen sogar in die USA Neuigkeiten übermitteln zu können, die zeitnah ankommen; der bloggt, weil es ihm Spaß macht, sich schriftlich auszudrücken und genau deswegen lieber vor dem Rechner als vor dem Fernseher sitzt; der- in schlaflosen Nächten nachts um drei oder vier noch den Rechner anwirft und ab und zu noch Leute virtuell antrifft, die er kennt, die ebenfalls nicht schlafen können und mit denen er dann noch ein wenig quatschen kann, anstatt sich im Bett hin und her zu wälzen und alle 10 Minuten auf die Uhr zu schauen?

Nach ständiger Lektüre solcher Artikel muß man sich in Ermangelung einer passenden Schublade, in der man verstaut werden kann, isoliert und sogar im Internet sozial anpassungsunfähig vorkommen.

Und wo waren eigentlich die Kinderschänder und leichtgläubige bzw. einsame Frauen in irgendeiner Weise ausnutzenden Arschlöcher, Drecksäcke und Psychopathen in Prä- Internetzeiten unterwegs? Oder gab es die da noch nicht?

Fragen über Fragen.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Mutabor, Teil 2

Moment, entlassen sind Sie noch lange nicht. Wenn wir das Thema nun schonmal anschneiden, dürfen Sie ruhig noch einen längeren Blick auf die völlige Finsternis werfen, bevor es allzu behaglich wird:

aus meiner Privatsammlung in der Presse veröffentlichter Schoten, die schon frühkindlich mein Interesse an menschlichen Abgründen genährt haben, meine persönliche Top 3 (abgesehen von Walsrode), ohne weiteren Kommentar:

3. Aus Ernest Bornemanns Sexualratgeberrubrik in der NEUEN REVUE, ca. Mitte der 80er, in ungefährem Wortlaut wiedergegeben:

"Mein Mann verlangt immer so widerliche Sachen von mir. Jeden Morgen, wenn wir Kaffee trinken, meint er, daß ich keinen Löffel brauche. Dann läßt er die Hose herunter, taucht seinen Penis in meinen Kaffee, und ich muß ihm den Kaffee vom Penis lecken, bis die Tasse leer ist."

Platz 1 teilen sich

1. der Pferdeschänder von Nordrhein- Westfalen, der solange Stuten auf diversen Koppeln mit einer Eisenstange malträtierte und an Anus und im Vaginalbereich verletzte, bis er gefaßt wurde.
Auf die Frage hin, warum er das getan hätte,antwortete er, er hätte dabei immer seine Exfreundin vor Augen gehabt.

1. aus einer anderen Ratgeberseite Mitte der 80er, welche, ist mir entfallen.
Darin berichtete eine besorgte Ehefrau, sie hätte ihren Mann dabei ertappt, als er bekleidet mit ihrer Unterwäsche masturbiert habe.
Dabei hätte er einen Bericht gelesen, in dem es um Frauen ging, die im Stadtpark vergewaltigt und mit einer Strumpfhose erdrosselt worden waren, und hätte dabei einen ihrer Strümpfe um seinen Hals geschlungen gehabt.

Kalif Storch

"Sex is a boring, ugly Hippie shit."

Das wußte einst Sid Vicious von sich zu geben.
Unterschlagen hatte er dabei die Tatsache, daß Sex diejenige Komponente im menschlichen Dasein ist, die geradezu legendenumrankt vor sich hinwuchert und in welcher jeder diverse Leichen im Keller hat.
Mag man auch mit sonstigen seelischen Defekten noch so sehr hausieren gehen, das Sexualleben ist die letzte heilige Kuh im modernen Dasein, die selten einmal geschlachtet und öffentlich dargebracht wird.
Nicht, daß wir uns falsch verstehen: grundsätzlich finde ich das durchaus begrüßenswert, vor allem, da ich mir selten vorstellen möchte, was mir gewogene Menschen im Bett so miteinander treiben... daß natürlich unter Freunden Gespräche in diese Richtung abzweigen, ist unvermeidlich (und manchmal notwendig), jedoch gibt es auch hier so manche Hemmschwelle.
Was das Dasein manchmal angenehm enigmatisch macht: weiß ich, ob der Mensch, den ich gut zu kennen glaube, sich nicht gerne beim ehelichen Beischlaf in den Mund urinieren läßt oder aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen bei Bildern von Schnappschildkröten den unwiderstehlichen Drang verspürt, wild zu masturbieren und dabei "Besame Mucho" zu pfeifen?
Nein, ich weiß es nicht; ich will es auch gar nicht wissen.
Sex ist nunmal- abgesehen von Musik und Fußball- die großartigste Sache der Welt, noch dazu eine, bei der man mit den geringsten Mitteln den meisten Spaß haben kann.
Wie man diesen hat, soll jedem selbst überlassen bleiben, solange er niemandem schadet.
So, nach dieser langen Einleitung kommen wir nun zu der Anekdote, die ich eigentlich zum besten geben wollte, die aber diese Allgemeinplätze erforderte, um Sie, geneigte Leser, behutsam an folgende heranzuführen:

es begab sich nämlich zu der Zeit, daß ich 1991 mein Freiwilliges Soziales Jahr im Braun'schen Stift in Rülzheim absolvierte und- da ich noch keinen Führerschein besaß- die 4 Kilometer zur Arbeit radelnd zurücklegte, um dann vor dem Beginn meiner Tätigkeit den 7-Uhr- Nachrichten im Schwesternzimmer zu lauschen, die ebenda aus dem beständig plärrenden Radio drangen.
Eines arglosen Morgens erreichte folgendes mein schwerlich auf solch geradezu unfaßbar bizarren Scheiß vorbereitetes Ohr:

"Walsrode. Gestern Nacht drang ein Unbekannter in den Vogelpark Walsrode ein, fing einen Storch und einen Emu und verging sich sexuell an ihnen."

Einen Storch. Einen Storch und einen Emu.

Fast zwanzig Jahre ist das nun schon her, aber losgelassen hat mich das nie wieder, nicht nur, weil es zum Kränksten gehört,was ich jemals gehört habe, sondern auch, weil es bei Freunden und mir zu einer Art Running Gag mutierte, trotz aller Tragik, denn die Tiere ließen immerhin ihr Leben bei der Geschichte.
Sogar der TITANIC war das Ganze einen Brief an die Leser wert mit der Frage:

"Unbekannter Vogelschänder von Walsrode, eine Frage nur: wie haben Sie bei dem Storch eigentlich die roten Strumpfhosen runtergekriegt?"

Und man sitzt weiterhin mit Leuten in Clubs oder Kneipen beim Bier und hat nicht die geringste Ahnung, ob sie Masturbation zu Pferdebildern betreiben.

Und das ist gut so.

Samstag, 2. Oktober 2010

Ziviler Ungehorsam

Kurz die Worte des Betongesichts im ARD- Morgenmagazin rekapitulieren:

wenn 14jährige Schüler auf Einsatzwägen klettern oder gar die Reifen von Polizeiautos zerstechen, dürfen sie sich nicht beschweren, wenn es einen Schlagstock auf die Rübe gibt.
Das ist durchaus einleuchtend; genauso wie das Argument, daß es doch vermessen wäre, Kinder auf eine Demonstration mitzunehmen, wenn man doch zumindest ahnen könne, daß die Polizei vorhabe, dort mal richtig aufzuräumen.

Nein, ich bin dagegen, Leute, die den Grund nicht dafür einschätzen können, mit auf Demos zu nehmen (ich erinnere mich da äußerst ungern an eine Altenpflegerdemonstration gegen ein Altenpflegeurteil, bei der eine Frau im Rollstuhl durch die Szenerie gekarrt wurde, die ein Pappschild mit der Aufschrift "AUCH DEMENTE BRAUCHEN PLEGE" [sic!] bei sich trug... wer daran alles richtig findet, steht gerade ziemlich auf dem Schlauch), aber scheinbar können blödsinnige Aktionen immer noch durch welche überboten werden, die noch unfaßbarer sind, verteidigt durch hanebüchene Argumente von Leuten, die es eigentlich besser wissen sollten.

Immerhin ist Stuttgart nun bundesweit ein Thema in den Medien, auch wenn Stuttgart 21 im Grund genommen einen reinen Regionalbezug hat. Aber deutschlandweit ist Leuten klar, daß bzw. wie dort für ein dubioses Großprojekt mit umstrittenem Nutzen Steuergelder verbrannt werden. Kommt uns letzteres bekannt vor?

Wieder eine Möglichkeit mehr, die wir verschlafen haben.
Aber noch ist es nicht zu spät, zumal ein weiterer Protestherd in BaWü dem lebenden Schwartemagen und seinem zombigen Handlanger wohl endgültig den Hahn abdrehen würde.

Also: auf die Straße, und diesbezügliche Ankündigungen gerne per Link hier rein.
"We're ready to roll."

Dienstag, 28. September 2010

Bitte keine Werbung einwerfen

Als Moderator in einem netten Musikforum hat man es zumeist leicht: die Mehrzahl der User verhält sich recht gesittet (manchmal vielleicht zu gesittet, was dem Ganzen aber bisweilen auch etwas Anheimelnd- Familiäres verleiht), und daß sich Leute wegen irgendwelcher glumpfiger Alben bisweilen schwer erträglicher Bands derart gegenseitig auf's Dach steigen, daß ein Einschreiten irgendwelcher Kontrollinstanzen notwendig wäre, ist selten.
Davon abgesehen, daß dieses Gehacke und Geblöke irgendwelcher beleidigter Fans untereinander durchaus unterhaltsam sein kann.

Die Hauptaufgabe ist eigentlich das Freihalten und Säubern des Forums von Werbung jeder Art, die von außen hereingetragen wird; was mittlerweile aufgrund diverser von den Betreibern installierter Banner, die teilweise völlig abstruse Sachen anpreisen (zum Beispiel Schwangerschaftstests: wer jemals einen Blick in besagtes Board geworfen hat, wird die Lächerlichkeit derartiger Verkaufsbemühungen sehr schnell einordnen können)wie eine Sisyphusarbeit erscheint.

Dennoch: man hat sich nunmal seit Jahren wohnlich eingerichtet und fegt die Bude, auch wenn bereits die Tapeten von den Wänden fallen.
Daß dies notwendig ist, sieht man anhand gelegentlicher Spambot- Attacken, während der sich alle schwanzlang neue User anmelden, die wunderbare Nicks wie dfmklcxy2074
tragen und in erschröcklicher Geschwindigkeit 45 Posts gleichen Inhalts plazieren.
Diese allesamt zu eliminieren, hat fast etwas von einem Ego- Shooter- Spiel.
Sollte ich demnächst also Amok laufen: das Forum ist schuld. Damit hätten wir das im voraus geklärt.

Spaß macht das jedenfalls, auch allgemein irgendwelchen Promotionspongs die Tür vor der Nase zuzuhauen. Es gibt unangenehmere Möglichkeiten, sich zum Handlanger dubioser Auftraggeber machen zu lassen.

Was mich aber immer noch wundert in der Mischung aus Naivität und geradezu sturzbetroffen machender Hirn- und Sinnlosigkeit:
Werbeaccounts, hinter denen scheinbar stinknormale Menschen stecken, die sich mit Nicks wie "Druckknopf Canon" anmelden, dann einen Post absetzen, um eben jene zu bewerben, welcher dann ungefähr 10 Sekunden existiert, bevor er von mir oder einem meiner Kollegen gelöscht und der betreffende User gesperrt wird.

Was sind das für Leute bitte?
Sitzt das wirklich jemand mit abgeschlossenem BWL- Studium im Büro eines Unternehmens, hat plötzlich die grandioseste Werbeidee aller Zeiten (die natürlich vorher dem Gremium des Aufsichtsrates unterbreitet und von diesem abgesegnet wird) und wundert sich in aller Weltfremd- bzw. Dumpfnüssigkeit dann tatsächlich darüber, daß er prompt gesperrt wird?
Kommt ein Kohiba- qualmender und plauzentragender Boss zu seinem verhärmten Angestellten und gibt ihm die Aufgabe, sämtliche Foren abzuklappern?
Werden irgendwelche pickeligen Realschüler beim Betriebspraktikum mit solchen Aufgaben betraut, weil man keine Arbeit für sie hat und man sie beschäftigen muß, damit sie nicht ständig im Weg herumstehen?
Fragen über Fragen.
Doch, es würde mich echt einmal interessieren. Wenn jemand aus meiner geschätzten Leserschaft zur Aufklärung dieses Sachverhalts beitragen kann, soll er dies bitte tun.

Kein Brot für Mutter

Nun sind meine Fähigkeiten als Weltenretter und Gutmensch also nicht gefragt.
Cap Anamur erbarmte sich, mir nach zweieinhalb Wochen endlich mal per E- Mail eine Absage zu schicken, nicht ohne einen Link anzufügen, mit dem ich meine humanistischen Anfälle bei anderen Organisationen erproben kann, die mich erfahrungsgemäß genauso ablehnen werden.
Es ist doch schön, wenn persönliches Engagement immer dermaßen auf Gegenliebe stößt.
Die Frage "Was wollt ihr dann überhaupt?" sollte schon erlaubt sein.
Wenn die Antwort "Spenden" lautet, dann könnt ihr mich mal.

Also bin ich wieder hier, in meiner ganzen sinistren Selbstgefälligkeit. Vielleicht sollte ich den Gutmenschen in mir zuerst mal exorzieren, um adäquat hier fortzufahren.
Wie macht man sowas? Beim Haustierhäuten zwei Stunden lang Negerpornos schauen?
Sachdienliche Hinweise werden hier gerne entgegengenommen.

Aber ich wäre ja nicht ich (ein Kunstkniff; sollte ich mir dringend merken), hätte ich nicht einen neuen Plan (jahaha) in der Hinterhand, um ihn in Kürze der staunenden Menschheit zu präsentieren. Man darf gespannt sein.

Schalten sie also auch nächste Woche wieder ein, wenn sie King Bronkowitz sagen hören:
"Allah U Akbar!" Bumm.

Dienstag, 21. September 2010

Statistik

So, habe nun endlich mal im Dashboard hier die Statistiken gewälzt.
Vieles ist ungefähr so aufschlußreich wie die Analyse eines Fußballspiels, bei denen irgendein Spong (nehmen wir mal Olli Kahn, bei dem es aber bereits an ein Wunder grenzt, daß er irgendwas in der Hand halten kann, ohne hineinzubeißen) mit einem Elektromarker auf dem Bildschirm herumfuhrwerkt und irgendein Spielfeld mit wirren Kreisen und Pfeilen verziert, was an die Wetterkarte der Tagesschau in den 70ern gemahnt.
Dennoch konnte ich entnehmen, daß dieser Blog bis dato 2421 Zugriffe verzeichnet, und das, obwohl teilweise recht viel zu lesen ist, was mich selbst auf vielen anderen Seiten oft anstrengt.
Noch mehr freut mich, daß Deutschland im Ländervergleich an Zugriffen logischerweise führt, aber daß ich außerdem wohl Leser in den USA, Serbien, Dänemark und Rußland habe, dazu noch in anderen europäischen Ländern.

Darum möchte ich an dieser Stelle einen simplen Dank loswerden... wer auch immer hier regelmäßig reinschaut und liest, was ich zumeist in schlaflosen Nächten in die Tasten haue, er sei gepriesen und gebenedeit.
Schön, wenn man zumindest auf diese Art signalisiert bekommt, nicht lediglich geistige Masturbation zu betreiben.
Also, verehrte Leser und Leserinnen: ein großes Dankeschön! Und wer mir jemals irgendwo begegnet und sich als Blogleser outet: es würde mich freuen, mit ihm ein Kaltgetränk zu mir zu nehmen.

Seraphina R.I.P.

Wenn man bereits überzeugt ist, vielem an Demenzen und Insuffizienzen auf der Welt beigewohnt zu haben, kann es einem immer noch passieren, daß man die "Süddeutsche Zeitung" aufschlägt und der Blick auf eine Todesanzeige fällt, die dem Ganzen nochmal einen draufsetzt.
Völlig ironiefrei wird dort die Welt davon in Kenntnis gesetzt, daß "Seraphina" von uns gegangen ist.
Das allein wäre noch kein Grund, sich zu wundern, wäre Seraphina nicht ein Schaf, das gleichzeitig genauso belämmert wie behämmert von einem schwarzweißen Porträtphoto aus der Anzeige auf den zusammensackenden Bierschaum im Glas glotzt.
Aber halt: es handelt sich mitnichten nur um ein Schaf, sondern um "Seraphina von der Sonnenarche, Botschafterin der Nutztiere bei den Menschen", war das "selbst- bewußteste, fröhlichste und spirituellste Schaf" und zudem stand es "stellvertretend für alle Tiere, die von Menschen geliebt und geachtet und als Lehrer akzeptiert werden".
Das meint zumindest Bernhard Fricke aus München- Halfing, auch "im Namen von Tochter Sunshine, Solara und vieler zwei- und vierbeiniger Freunde".
Zudem die gute Seraphina bereits im September 2009 die Erde verlassen hat und die Anzeige eine Erinnerung zum einjährigen Todestag ist.

"Wir werden uns wiedersehen", schreibt der Trauernde am Schluß, wahrscheinlich beim kosmischen Supergnu auf der Weide der Glückseligkeit, mit Panflötenmusik, Räucherstäbchen und vielen bunten Pillen.
Schön, wenn einem der Glaube derart Trost spendet.

Montag, 20. September 2010

Firefox sucks.

Man kann meine momentane Misere nicht treffender auf den Punkt bringen.
Seitdem Firefox meinte, mich mit einem Wahnsinns- Update beglücken zu müssen, ist mein Rechner weitgehend lahmgelegt, worunter meine Aktivitäten im Netz in nicht unerheblichem Maße leiden.
Das mag ehrlich gesagt auch an meinem Rechner liegen... dieser ist ein aus drei ausgeschlachteten Rechnern hervorgezauberter Mutant, bei dem sich geneigte Leser höchstens wundern würden, warum er nicht mit Dampf betrieben wird, und ist den Herausforderungen moderner neoliberaler Wirtschaftswirklichkeit wohl einfach nicht mehr gewachsen. Die Laktatwerte sind beschissen.
Viel getan hat sich in letzter Zeit... eigentlich sollte ich den Blog wieder täglich führen, würden mich eine Mischung aus peinvoller Lethargie und fehlgeleiteter Technik nicht konstant daran hindern.
Zum Beispiel war ich letztes Wochenende in Mainz, unter anderem, um dem großartigen, wunderbaren und unvergleichlichen Georg Kreisler zu lauschen.
So baufällig er mittlerweile auch sein mag (immerhin ist der gute Mann Jahrgang 1921), entfaltet er auf der Bühne immer noch ein gewaltiges Charisma.
Begleitet von seiner Gattin Barbara Peters, die wohl mittlerweile auch als eine Art Pflegerin zu fungieren scheint (jedenfalls ihrem mir von Zeugen überlieferten Gebaren nach zu schließen... man sollte keine 25 Jahre jüngere Frau heiraten, wenn man vorhat, als selbstbestimmtes Individuum zu altern), las er neuere Texte gemischt mit älteren Werken, die es damals noch in Liedform gab, aber aufgrund der physischen Beeinträchtigung des Meisters nicht mehr als solche vortragbar sind.
Singen kann und mag er wohl nicht mehr, Klavierspielen geht schon dreimal nicht, und die Texte wirken wie ein Echo aus einer fernen Vergangenheit, in der man das Bürgertum noch mit Sachen schockieren konnte, bei welchen der Blödmannfraktion neueren Datums höchstens die Füße einschlafen würden. Einige der jüngeren Zuhörer wunderten sich anhand des milden schwarzen Humors einiger Stücke auch über die von den älteren Semestern dargebrachte Heldenverehrung. Das soll kontrovers sein?
Dennoch: ein Wortschmied erster Güte, ein Meister seines Fachs, jemand, den ich verehre wie nur wenige andere... möge er bei bester geistiger Gesundheit noch ein paar Jahre dranhängen.
Und denjenigen, die ihn noch nicht kennen, sei einfach You Tube empfohlen... irgendein umtriebiger Fan hat dort Dutzende Songs hineingestellt.
Ich empfehle nach dem obligatorischen Standard "Taubenvergiften" noch "Als der Zirkus in Flammen stand", "Bidla Bua", "Gelsenkirchen", "Dreh das Fernsehen ab", "Der Bluntschli", den "Max auf der Rax" und die "Telephonbuchpolka".
Und wer ihn dann immer noch nicht mag, ist bestenfalls ein Banause und soll den Rest des Tages mit Bauklötzen spielen. Oder Charlotte Roche lesen. Mehr geht da sowieso nicht. Da bin ich mal völlig diktatorisch.

Die Veranstaltung fand im Vortragsraum den neuen Synagoge in Mainz statt, treffend, da Kreisler selbst Jude ist (mit einer sehr bewegten Biographie, schaffte er es doch zum Glück noch rechtzeitig, dem Terror der Nazis durch eine Emigration in die USA zu entfliehen) und sich insofern für selbigen zur Quasieröffnung als Glücksfall erwies.
Ich sah mich mit absonderlichen Riten konfrontiert. Wußte jemand, daß es kosher Bier gibt?
Bis zum Montag tat ich das nicht... selbiges (ein hebräischer Schriftzug mit dem Untertitel "Maccabi Lager") ist übrigens äußerst lecker und gut dazu geeignet, sich einen Obend gepflägt aus de Puschn zu blosn, oy.
Daß die leeren Flaschen jedoch separat zu sonstigen Getränken gelagert werden mußten, da kosher und unkosher (anderes Bier und Cola durften im Gebäude selbst nicht verzehrt werden) nicht zusammen stehen durften, daran mußte man sich erstmal gewöhnen.
Der Raum selbst ist übrigens wagemutige architektonische Kamikaze. Alles ist komplett schief und in gegenläufigen Winkeln zueinander gebaut, was vor allem bei der Haupttreppe ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit für den Umstand aufkeimen läßt, vor dem Betreten keine Drogen genommen zu haben. Man fühlt sich wie auf einem Bild von Escher oder in einem "Sondermann"- Cartoon von Bernd Pfarr selig.

So. Müde bin ich gerade sehr, ein Lebenszeichen habe ich erstellt, Cap Anamur hat mich bis jetzt nicht mal einer Absage gewürdigt... das sollten die essentiellen Mitteilungen heute Nacht gewesen sein.
Ich breche hier die Zelte ab, bin grad reichlichchchchrrrn.

Donnerstag, 9. September 2010

Die Stimme aus der Gruft

Lange ist's her, daß ich mich hier verewigt habe... irgendwie ist doch zuviel passiert.

Zuviel, um sich ein paar lockere Sottisen aus dem Ärmel zu schütteln. Zuviel, um darüber zu schreiben. Paradox? Mag sein.
Jedenfalls habe ich mich bei Cap Anamur für einen 6-monatigen Auslandseinsatz beworben und warte gerade auf eine Rückantwort. Es könnte mich nach Haiti oder Pakistan verschlagen, jedenfalls irgendwohin, wo ich gute Chancen habe, im schlimmsten Fall in einem Zinksarg die Heimreise anzutreten.
Warum ich irgendwo in der Fremde mein Leben riskieren will? Es gibt diverse gute Gründe, die ich hier nicht weiter auffächern will.
Belassen wir es einfach bei: es gibt sie. Daß ich plötzlich zum Altruismus konvertiert bin, gehört mit Sicherheit nicht dazu.
Kein Singekreis für mich, Mutter. Kein Teekränzchen und keine tränenüberströmt gestammelten Einsichten, daß man mal endlich was machen müsse, um den lugubren Lauf der Welt zu ändern, oder daß einem das Lächeln eines Kindes, dem man nach Tagen des Darbens eine Maispolenta in die Hand drückt, das Herz erwärmt.
Ich kann in Port-au-Prince arbeiten oder weiterhin in Ettlingen. Dreimal dürfen meine Leser raten, was mir gerade lieber wäre.

Zudem gab es noch mehr Unerfreuliches; eigentlich nur. Ich werde mich eventuell zu einigem davon noch äußern. Bis dahin mögen sich meine Leser vorerst mit diesem spärlichen Lebenszeichen begnügen.

Dienstag, 24. August 2010

Der sich selbst häutende Hase

Ich schaue mir im Fernsehen jeden Dokumentarbericht über Schlachthöfe und Wurstherstellung an, den ich beim zufälligen Herumzappen erwische.
Dem liegt kein sonderlich sadistischer Drang zugrunde; es ist eher meiner Vorstellung von "Konsequenz" geschuldet.
Ich war selbst 12 Jahre lang Vegetarier, bis ich dann- zum Teil aus Bequemlichkeit, zum Teil aus wirklicher Notwendigkeit, zum dritten und letzten Teil aus Willensschwäche, die mich schleichend und letztendlich alle Prinzipien ausschaltend übermannte- wieder begann, mir totes Tier einzuverleiben.

Ich finde es auch heute noch prinzipiell richtig, kein Fleisch zu essen, und jeder Vegetarier genießt meinen Respekt, solange es nicht ins dogmatisch Wahnhafte umkippt (siehe meinen Post über 108... davon abgesehen, daß ich mir von dahergelaufenen Gehirnwäscheopfern nicht gerne die Pest an den Hals wünschen lasse, darf jeder, der was von "Speziesismus" fabuliert, gerne mal eine Nacht in einem gutgefüllten Schweinekoben verbringen und am nächsten Morgen schauen, wieviel noch von ihm übrig ist, oder sich von unseren haarigen Brüdern und Schwestern im hiesigen Affengehege beißen, anwichsen und mit Scheiße bewerfen lassen).
Meine Gründe für den Vegetarismus waren eine Art "peer pressure"... in der Umgebung, in der ich mich mit 19/20 zu meiner politisch noch aktiven Zeit bewegte, galt der Verzicht auf Fleisch als unausgesprochener Konsens, den ich nach anfänglichen Schwierigkeiten rasch kultiviert hatte.
Schon damals war ich kein sonderlicher Tierfreund... und heute bin ich es ziemlich offensichtlich nicht mehr, da mir der Umgang mit Tieren, vor allem Hunden und Katzen, widerwärtig ist.
Die Ausnahme sind allerlei Vögel, was aber ein Relikt meiner Kindheit ist, als ich Anfang der 80er einen Naturführer über die heimische Vogelwelt geschenkt bekam, der in mir als kleiner Murkel jahrelang den Wunsch erweckte, Ornithologe zu werden... und auch heute noch jagt mir der Anblick von Greifvögeln angenehm erhabene Schauer über den Rücken und jener kleiner Singvögel angenehme Wellen der Sympathie durch die Innereien.
Deswegen mag ich auch keine Katzen. Würde mir so ein Vieh allmorgendlich tote Vögel auf die Türschwelle legen, ich würde es irgendwann ersäufen.

Was ich aber seitdem bis heute abgrundtief hasse, ist die mangelnde Konsequenz diverser Fleischesser, zu realisieren, woher das kommt, was sie sich da abgepackt im Supermarkt kaufen.
Ich kenne nicht wenige (leider inklusive meiner Mutter ), die sofort umschalten oder wegsehen, wenn im Fernsehen irgendwas über Schlachthöfe kommt.
Eine Exfreundin von mir, der ich im Supermarkt vor Jahren mal einen abgepackten, hautlosen und tiefgefrorenen Hasen vor's Gesicht hielt, brachte gar die Bemerkung, ich solle das Ding weglegen, sie esse nämlich gerne Hase und wolle sich von mir nicht den Appetit verderben lassen.
Diese Feigheit vor den Tatsachen geht mir gewaltig auf den Zeiger. Entweder man ißt Fleisch und vergegenwärtigt sich, was passiert, bevor es auf dem Teller landet... oder man läßt es bleiben, wenn man die Wahrheit nicht erträgt.

So einfach ist das.

Mother Tongue, 23.08. 2010, Universum Stuttgart

Mother Tongue haben bei mir eine lange Geschichte. Eine der Mißverständnisse, genauer gesagt, so lange befanden sie sich unberechtigterweise unter ferner Liefen.
3-4 ganz nette Hits, ansonsten zuviel Psychedelik- und Chili- Peppers- Momente, um richtig relevant für mich zu sein... bis sie im Sommer 2007 in Karlsruhe spielten, ich gerade etwas Geld über und ansonsten nichts zu tun hatte und einfach mal schauen wollte, ob an ihrem Ruf als eine der großartigsten Livebands des Planeten was dran wäre.
Damals betrat ich das Substage als Skeptiker und ging nach einer knapp über dreistündigen Show, die keine Sekunde langweilig war, als Fan.
Mein letztes Geld gab ich damals für die CD "Streetlight" aus... ironischerweise hatte ich die schonmal besessen und sie ein halbes Jahr vorher weitgehend ungehört für geringen Obolus verscheuert, damals heilfroh, sie überhaupt losgeworden zu sein... und heute ist sie nun im zweiten Anlauf fester Bestandteil meiner Sammlung.

Gestern nun also die Comebacktour zum 20jährigen Bestehen.
Zuerst einmal traf ich mich in Stuttgart (für einen Karlsruher ja bekanntermaßen die "Verbotene Stadt"... das kann man als Pfälzer Wahlkarlsruher sogar noch toppen, wie ich feststellte, als ich mit meiner FCK- Kappe dort einlief. Wenn schon, denn schon... soviel stiere Blicke ernte ich damit nicht mal in KA, da ist man verwirrte Pfälzer wahrscheinlich eher gewohnt)mit meinem Kumpel Gerd aus dem Musikexpress- Forum... da das Universum etwas versteckt in der Nähe des Hauptbahnhofs liegt, waren wir nach kurzer Pfadfindertätigkeit dann auch relativ zügig dort angelangt, wo wir vor dem Konzert inmitten des sonstigen zahlreichen Publikums (Altersschnitt: ca. 31,7) noch das eine oder andere Bier vernichteten.
Das Universum ist ein schier nicht endenwollender Schlauch mit einem Bühnenraum von übersichtlicher Größe, der recht gut gefüllt war und sich im Laufe der nächsten fast zweieinhalb Stunden in eine Sauna verwandelte, in der bald kondensierter Schweiß von der Decke tropfte. Bäh.
Da die Bühne relativ ebenerdig liegt, hatte Gerd aufgrund seiner Größe den taktischen Vorteil auf seiner Seite, da wir ziemlich weit hinten standen... (und für mich brachte das die Erleichterung, nach dem Bierholen einfach nach jemandem Ausschau halten zu müssen, der die Menge um einen halben Kopf überragt) was aber trotzdem wiederum kein Nachteil war, hier war der Sound recht druckvoll, aber in moderater Lautstärke, so daß man ohne Ohrstöpsel zurechtkam.
Die Band selbst gab natürlich wieder alles... da sie ja einen besonderen Bezug zu Deutschland und hier ein sehr großes und treues Stammpublikum hat, sprang der Funke auch sofort wieder auf die Menge über, um mal eine abgedroschene Phrase zu bemühen.

Mother Tongue präsentierten sich wie gewohnt unarrogant und sympathisch, und die Freude, wieder auf der Bühne zu stehen, war auch ihrem Set anzumerken.
Wo bekommt man für 17 Euro Eintritt bei gefühlten 50 Grad noch eine weit über zweistündige Show geboten, bei der sich die Musiker danach noch unbefangen unters Publikum mischen?
Geboten wurde ein Alternative- Blues- Psychedelikgemisch mit vielen Laut- Leise- Spielereien, Balladeskes folgte auf Abgehnummern vom Schlage von "F.T.W.", und auch ansonsten war als repräsentativer Schnitt durch alle drei Alben alles geboten, was man hören wollte:
"Broken", "Casper", "CRMBL", "Damage" und natürlich "Burn Baby", das relativ früh kam und nicht im völlig ausufernden (ca. 45 Minuten) Zugabenblock landete.

Fazit: eine sehr gute Stimmung, eine Klasseband, Value for money... was will man mehr?

Daß mich die nicht endenwollende Zugfahrt zurück über Käffer wie Ellental und Illingen führte und damit meine Geduld in der Erwartung irgendwelcher bekannter Orientierungspunkte doch ziemlich strapazierte, ist wieder eine andere Feststellung.
Erbaulich ist es nicht, wenn man mit dem Schlaf kämpfend in einer Regionalbahn durch die Nacht zuckelt, hoffend, daß zumindest mal Pforzheim käme (was man unter alltäglichen Umständen mit seinem gesunden Menschenverstand nicht vereinbaren kann) und man gleich daheim wäre und ständig in Ortschaften landet, von denen man nicht mal wußte, daß sie existieren.
Männer, die auf Ziegen starren.

Montag, 23. August 2010

Tage des... was auch immer.

Ja, schon seit dem 12.08. kein Eintrag mehr... das mag daran liegen, daß sich die Fülle spektakulärer Ereignisse in den letzten Tagen in Grenzen hielt.

Daß ich jetzt in Ettlingen arbeite... geschenkt. Davon abgesehen, daß mein dortiger Arbeitgeber unaufwendiger zu erreichen ist als mein bisheriger in Gaggenau, gibt es nichts Memorables zu vermelden. Ich bin dort für maximal 6 Wochen gebucht und werde hindurchglitschen, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, was mir aufgrund des dort versammelten Flachwitzgeschwaders in der Kollegenschaft kein sonderlich großes Kopfzerbrechen bereitet.
Es gibt Leute, die sind dermaßen uninteressant, man möchte mit ihnen nicht einmal gemeinsam tot sein, aus lauter Angst, sich dann zu langweilen.

Obwohl: penetrant ist auch nicht zwingend die angenehmere Alternative.
Penetrantes, sich in Menschenform materialisiert habendes Gemisch aus Hämorrhoidensalbe, "Flutsch"- Analgleitcreme und vorverdautem Heringssalat schon gar nicht.
Will heißen: sitzt man im Biergarten des "Titanic" und wird- zusammen mit anderen Leuten- Ohrenzeuge, was ein blonder Schmierlappen in Anzugjacke seinem weiblichen Gegenüber ironiefrei an sabbrigem Seich ins Gehör seift, was dann in der Feststellung gipfelt:
"Jetzt mal ohne Witz: ich bin ein Frauentyp, ich bin ziemlich erfolgreich und trotzdem noch Single. Und weißt du auch warum? Weil ich mich nicht auf eine Einzige festlegen will und kann" (oder so ähnlich, jedenfalls halbwegs wortgetreu), möchte man ihm eigentlich die Bierbank zu fressen geben, auf der man gerade sitzt... wäre man nicht just in jenem Moment zu faul zum Aufstehen.
In einer besseren Welt würden solchen Leuten eines harmlosen Tags auf dem Weg zum Bäcker einfach die Genitalien abfallen. Es muß nicht schmerzhaft sein... ein einfaches "Plopp" mit während des Gehens durch das Hosenbein rutschen, auf dem Trottoir landen und anschließend von einem extra für solche Fälle angeheuerten furchtlosen, aber fürstlich entlohnten Kehrmaschinentrupp (Name: "Schwanz-Schlund Entsorgungs- GmbH" [(c)Matthias Weingard])entfernt werden, würde gänzlich ausreichen.

Und das waren- abgesehen vom gelungenen Bundesligawiedereinstand- bereits spektakuläre Höhepunkte einer angenehm verbummelten Woche.
Gleich geht es nach Stuttgart, auf das Konzert der großartigen Mother Tongue, hoffend, daß ich morgen eine fundierte Rezension dazu abliefern kann... vor allem, weil es die Band anfangs schwer bei mir hatte, und mich erst ein Konzert 2007 in Karlsruhe zum Fan machte.
Doch wie, weshalb, warum... das gibt es die Tage von mir in einem Abwasch.

Donnerstag, 12. August 2010

Idylle mit Entenfrau

Heute Abend saß ich mal wieder im Schloßpark, und zwar am See.
Es hätte alles so schön sein können: die untergehende Sonne schickte seltsame Farben zwischen dicken Wolkenfetzen hindurch, Stockenten und Bläßhühner trieben friedlich an mir vorbei und allerlei Gemäus raschelte durchs Gestrüpp, streckte den Kopf heraus und huschte wieder davon.
Ich saß eine geschlagene Stunde auf einer Holzbank, trank ein mitgebrachtes Schwarzbier, rauchte tiefphilosophisch vor mich hin und fand es gar nicht mal so übel, am Leben zu sein...
bis dann plötzlich aus dem Nichts wie in einer Folge der Simpsons eine verbiesterte alte Frau mit einer Plastiktüte auftauchte, dem sie einen großen, offenbar nicht mehr backfrischen Laib Schwarzbrot entnahm, um ihn in Fetzen zu reißen und unter das sich traubenartig zusammenballende Entenvolk zu werfen, dabei dem Geflügel wichtige Anweisungen zukrächzend wie "Halt, halt, alle de Roi nooch, ihr krieget alle was... wo sinn die Kloine?"
Nach fünf Minuten hatte ich genug von dieser Freakshow und flüchtete... den Gedanken, daß ich- wäre das im Alter mein offensichtlich größter Lebensinhalt- lediglich zum See gehen würde, um mich darin zu ersäufen, unausgesprochen lassend.

Gespenster, die Dritte

Manchmal, in ruhigen, stillen Minuten, fragt man sich ja schon, warum man nicht einfach konsequent sein kann.
Man trifft Leute wieder, von denen man anderthalb Jahre mit gutem Grund nichts gehört hat, und in dem Moment paßt alles.
Die angesprochene Entmaterialisierung wäre bestimmt nicht das Verkehrteste...
zumindest dadurch die Entscheidung, ob man seine Inkonsequenz verfluchen soll, oder für die Fähigkeit, auch mal über seinen Schatten zu springen (eine Phrase, mit der man eben diese Inkonsequenz gerne ummäntelt) dankbar sein soll, abgenommen zu kriegen, wäre irgendwie ziemlich klasse.
Aber deswegen auch gleich noch gerade kürzlich erstellte Posts zurückzuziehen, oder mich gar dafür zu entschuldigen, weil die angesprochene Person angemerkt hat, diesen Blog regelmäßig zu lesen: dieser Grad an Selbstverleugnung muß dann doch nicht sein.

Momentaufnahmen sind und bleiben eben solche.

Sonntag, 8. August 2010

Unverquast

Manche Songtexte bzw. einzelne Zeilen daraus kommen dermaßen perfekt auf den Punkt, man würde sie sich am liebsten auf den Rücken tätowieren lassen.
Oder zumindest in irgendein Tuch sticken und es dann rahmen.

Momentan hat es mir textlich vor allem "Love Songs For The Unloved" von Sheer Terror (Hardcorewochen bei Bronkowitz, offensichtlich)angetan, besonders der Titelsong.
Und dazu braucht Paul Bearer nicht mal in die Metaphernkiste zu greifen.
Es reicht einfach eine schlichte Aussage, die in manchen Situationen mehr Wahrheit beeinhaltet als irgendwelcher verkopfter Quark:

"I wish I had something new to tell you,
I wish I could say anything at all to make you go away (please don't leave)."


Sehr schön.

"How I hate this 108..."

Weil wir es gerade von "Hardcore" hatten: innerhalb der "guten" Seite des Hardcore gab es eine Szene, die mir gewaltig auf den Senkel ging.
Christenhardcore habe ich schon immer weitgehend gemieden; aber um Krishnahardcore kam man in den 90ern nur schwerlich herum, so sehr man es auch versuchte.
Und heute schlage ich das OX auf und erblicke tränenden Augs die Blödmänner von 108. Heißa, was haben wir uns gefreut.
Immerhin bringt einen das dazu, mal wieder "108" von Slapshot aufzulegen, aus welchem obiges Zitat stammt.

Es muß Anfang oder Mitte der 90er gewesen sein.
Trotz meiner Boykotthaltung wurde ich in einem Auto als Mitfahrer mit 108 beschallt, ohne anfangs zu wissen, was mir da vorgesetzt wurde. Im Vergleich zu den eher poppigen Shelter war das ein gnadenloses musikalisches Brett, das mich dermaßen in den Sitz preßte, daß ich mich dann doch zu einem Konzertbesuch überreden ließ.
Ich glaube, es war das Café Central in Weinheim oder irgendwo in Ludwigshafen... aufgrund meines Verdrängungsmechanismus kann ich mich nicht mehr genau daran erinnern.
Aber den Umstand, solchen Kompletthorsten mein Geld in den Rachen geworfen zu haben, den bedauere ich noch heute unverändert.
Musikalisch war das großartig... aber die Ansagen gehörten zum Unrechnungsfähigsten, was ich abseits irgendwelcher Pfaffenshows im Fernsehen jemals zu hören bekam. Und irgendwann konnte ich nicht mehr an mich halten.
Forderte "Emptiness. Despair. Guilt. Loneliness." oder eine ähnlich glumpfige Assoziationskette, die mit dem Satz "This is a song about sexuality" abgerundet wurde, bei mir lediglich die halblaute Bemerkung heraus, der Idiot solle doch zum Therapeuten gehen, wenn er solche Probleme mit Sexualität hätte, war bei der nächsten Ansage alles zu spät.
"The corpse is lifted unto the table; to show your horns you are not able; and every hair on the back of every cow you eat means one more year in hell for you" trieb mich- damals selbst noch überzeugter Vegetarier, was ich immerhin 12 Jahre lang war- wüste Beschimpfungen ausstoßend augenblicklich zur Tür hinaus.
Draußen standen Leute herum, die ich kannte, und die meinen Furor nicht nachvollziehbar fanden.
Ob es mir lieber wäre, er würde Fleisch essen?
Die Antwort, daß mir jeder Fleischesser mit gesundem Menschenverstand lieber wäre als solche Bekloppten, und daß Adolf Hitler schließlich auch Vegetarier gewesen sei, waren meine letzten beiden Bemerkungen vor Verlassen dieses grusligen Ortes.
Nichts hat mich jemals wieder dazu bewogen, mir diese Scheiße noch einmal freiwillig anzuhören.
Und jetzt sind 108 zurück.
Ich grüße nach wie vor freundlich mit hochgerecktem Mittelfinger.