Sonntag, 27. Januar 2019

Zurück ins MASH

Die Beastie Boys sind schuld.
Ich durchpflüge gerade ihre in Eigenregie erstellte, ziegelsteingroße und -schwere, schlicht "Beastie Boys Buch" betitelte Bandbiographie mit einer Mischung aus Begeisterung, Nostalgie und Melancholie.
Diese Band begleitet mich nun schon seit meinem 13. Lebensjahr, und 1987 bekam ich von meiner Mutter auch endlich die "Licensed To Ill" - LP geschenkt, die ich mir lange gewünscht hatte.
Ich verstand zwar kaum ein Wort von den Texten, aber die Musik, die Art des Vortrags und die Attitüde (die einen 30 Jahre später nicht nur mit Fremd -, sondern die Band bereits Anfang der 90er mit Eigenscham erfüllte und bis heute erfüllt) gefielen mir.
Die Platte wurde mein erstes Rapalbum, obwohl ich seit dem gelegentlichen Auftauchen von Grandmaster Flash and the Furious Five in FORMEL EINS nach dem deutsch untertitelten Clip von "The Message" ebenda schon mit zehn Jahren entdeckt hatte, daß ich Rap eigentlich ziemlich großartig finde.
Wer weiß, wie sich die Dinge entwickelt hätten, wäre ich in einer Großstadt aufgewachsen, in der es gute Plattenläden und Breakdance - Crews gab; auf dem Dorf stand man mit dieser Vorliebe in den frühen 80ern allein auf weiter Flur.
Gleichaltrige hörten entweder Pop oder die Metalplatten ihrer großen Brüder, und ältere Jugendliche waren zumeist in der KJG und mochten Supertramp oder Grobschnitt.
Einig schienen sich nur alle darüber zu sein, daß Rap keine Musik ist.

"Hör mer doch uff mit dem bekloppte Rap
das ist doch alles nur Nepp
is doch billisch un lasch",

wie es die zum Glück unvergleichlichen Rodgau Monotones in ihrem damaligen Hit "Die Hesse komme!" schon formulieren und somit alle späteren Grabenkämpfe mit musikalischen Ignoranten und Scheuklappenträgern um Jahre vorwegnehmen.
Nebenbei bemerkt: die Gruppe gibt es immer noch, und nach wie vor knödeln sie in ihrer lauwarm aufgewärmten Rentnergrütze irgendwas von "früher nannte man sowas Musik", wie ich vor vier oder fünf Jahren mal inmitten eines mit sterilem Bläsergeschmier aufgepepptem Comeback - Gute - Laune - Kehrichts ihrerseits vernehmen durfte, woraufhin ich sofort das Radio ausschaltete. Schuster bleib in deinem Schubfach.
Aber egal, eigentlich wollte ich gar nichts über Rap im allgemeinen schreiben.

Haken wir also beim Begriff "Melancholie" noch einmal genauer nach.
Ich höre natürlich - nun mal wieder angefixt - momentan andauernd die Beastie Boys, vorzugsweise "Check Your Head" (1992) und "Ill Communication" (1994). Über letzteres darf ich mich aufgrund des 25jährigen Jubiläums seines Erscheinens auch demnächst im OX auslassen, aber das nur nebenbei.
Überrascht war ich von den sturzbachartig über mich hereinbrechenden Erinnerungen, die von der Beschäftigung mit beiden Alben bei mir ausgelöst wurden. Das mag daran liegen, daß ich bei ihrem Erscheinen gerade noch 18 bzw. 20 Jahre alt war, also in der schwierigen Phase zwischen "Teenager" und "Erwachsener". Man ist beides noch nicht so richtig; zwar volljährig, aber - wie ich heute weiß - noch meilenweit davon entfernt, seinen Platz im Leben gefunden zu haben.
Erstaunlicherweise verknüpfen sich diese Erinnerungen in den meisten Fällen mit dem MASH, einem schon lange nicht mehr existenten, ranzigen Kellerclub in Landau/Pfalz, sowie den Menschen, denen man dort begegnete.
Dort ist auch die Schnittmenge zwischen den Beastie Boys und (nicht nur) mir: auch sie waren bereits früh in Läden abseits des Mainstreamgeschmacks unterwegs und wurden von der dortigen Klientel und der Musik ebenda geprägt, was sie wiederum in ihren Erinnerungen detailliert schildern. Nur hatten sie eben das Glück, in einer pulsierenden Metropole aufzuwachsen und nicht in Bellheim. Oder Offenbach/Queich, Rohrbach, Impflingen, Herxheim, Hördt oder Kandel, um nur zufällig ausgewählte Beispiele zu nennen.
Diese ganzen Käffer (ja, Käffer ... dazu stehe ich auch, mögen sich da noch so viele Lokalpatrioten beschweren) waren Einzugsgebiet des MASH, einem Laden, der uns trotz aller Haßliebe, die wir ihm entgegenbrachten, genauso geprägt hat wie angesagte Clubs in Metropolen die Jugendlichen dort.
Dieser Laden stak dermaßen voller Geschichten und Anekdoten, daß es ein Wunder ist, daß ihm bisher noch niemand in literarischer Form ein Denkmal gesetzt hat, fiel mir gestern beim spätabendlichen Bier in meiner Stammkneipe ein. Ich saß da und machte gedanklich eine Rolle rückwärts, einzelne Abende tauchten wieder auf, vergessen geglaubte Gesichter und Anekdoten, zu der Zeit angesagte Songs ... und da dachte ich: warum erledigst du das nicht?

It's a dirty job but someone's gotta do it,

wie es bei den zu jener Zeit omnipräsenten Faith No More treffend heißt.

Die Frage ist nur: braucht das jemand? Will das irgendwer lesen? Mal wieder autobiographische Anmerkungen von jemandem, den kaum jemand kennt über einen Laden, der kaum noch jemanden interessiert?
Jedenfalls werde ich einen Versuch dazu hier in den Blog stellen, vielleicht in mehreren Teilen. Dann werde ich sehen, wie die Resonanz ist und ob es sich lohnt, dieses Projekt weiterzuverfolgen.

Und, bevor sich jemand umsonst Sorgen macht: in prekären Fällen werde ich Namen unkenntlich machen.







Mittwoch, 23. Januar 2019

Leben ohne Facebook

Gestern in der Bar Milano.
Ich gerate in ein - teilweise sehr hitziges - Streitgespräch mit zwei Herren, beide etwas älter als ich, denen ich normalerweise wohlgesonnen bin (und umgekehrt ebenfalls).
Ausgangspunkt der Diskussion war mein Kommentar - bzw. Postingverhalten auf Facebook sowie das Image, das man dadurch generiert, was auch Fragen nach dem Sinn und Zweck des Ganzen aufwarf.
Nach der Lektüre des bereits erwähnten Buches von Schlecky Silberstein (Sie erinnern sich: "Das Internet muss weg") nagten bereits einige berechtigte Zweifel an mir, ob ich tatsächlich weiterhin ein Teil dieser Maschinerie sein möchte.

Nehmen wir die Vorteile:
- ich habe nicht nur wirklich gute Leute kennengelernt, sondern pflege auch regen Kontakt zu Menschen, die ich ansonsten oftmals jahrelang nicht sehe
- ich kann auf Veranstaltungen aufmerksam machen, für die ich verantwortlich bin
- ich habe eine Plattform, auf der ich meine Arbeit präsentieren kann

Zudem ist es natürlich ein vermeintlich harmloser Zeitvertreib. Vermeintlich.
Ich will jetzt nicht auf die kommerzielle Datenkrakenschiene abbiegen, die in meinen Überlegungen auch eine große Rolle spielt. Das haben fähigere Köpfe schon überzeugender getan (siehe oben), und ich muß das nicht noch einmal wiederkäuen.
In letzter Zeit merke ich dazu immer häufiger, welche Folgen es haben kann, wenn einem in seiner Außendarstellung ein Fehler unterläuft.
Man versucht, private Informationen auf ein verträgliches Maß zurechtzustutzen; wie auch im Blog poste ich dort nur Dinge, die ich auch einem Fremden an einer Theke infolge eines guten Gesprächs erzählen würde, ohne am nächsten Tag nach einem kurzen Blick in den Spiegel vor Scham im Boden versinken zu wollen.
Das führt dazu, daß man sich - häufig infolge von Prokrastination - in einer Blase bewegt, in der man freudig über jedes hingehaltene Stöckchen springt. Nachrichten echter oder vermeintlicher Freunde werden angezeigt, und in der Annahme, daß jeder, der etwas postet, auch nach Feedback lechzt, schreibt man mehr oder weniger launige Ein - bis Dreizeiler dazu.
Und eben das kann sehr schnell eine Form annehmen, die man auf keinen Fall haben möchte.
Man zählt plötzlich als Besserwisser, der zu jedem Quatsch zumeist ungefragt seinen immergleichen Senf abgibt. Postet man übellaunig einen kurzen polemischen Satz zu irgendwas, was einem anderen irgendwie wichtig ist, kann es sein, daß man von diesem Satz bei einer persönlichen Begegnung Tage später hinterrücks überfallen wird.
Wird man gleich unter dem betreffenden Post davon überfallen, kann man natürlich eine weitschweifige Erklärung dazu posten, die aber fast niemand liest, davon abgesehen, daß sie in dem seltsam gestaffelten Kommentarsystem schlimmstenfalls komplett untergeht.
Somit entstehen Mißverständnisse, die in einem persönlichen Gespräch beim abendlichen Bier niemals in der Form entstanden wären, und man vergrätzt Leute oder zürnt ihnen tagelang, und das überflüssigerweise.
Natürlich kann man versuchen, das im Chat zu klären, aber dazu müssen erst einmal beide Seiten bereit sein, was auch nicht immer der Fall ist.

Ich bin Autor, und daher auf ein gewisses Maß an öffentlicher Aufmerksamkeit angewiesen, die ich auch suche, alles andere wäre gelogen. Da ich nicht Thomas Pynchon bin und dazu viel zu unbekannt, um mit einem Mysterium um meine Person drölftausend Bücher zu verkaufen, bin ich auf Außendarstellung angewiesen, und deswegen existiert auch dieser Blog.
Allerdings ist er im Gegensatz zu Facebook werbefrei; ich könnte damit Geld verdienen, indem ich irgendwelche Banner installiere, aber das wird nie passieren. Anders als dort habe ich hier alle Zeit und allen Platz der Welt, persönliche Befindlichkeiten breitzutreten, und wen es nicht interessiert, der wird ihn auch nicht lesen.
Wenn Ihnen, geehrte Leser, irgendwas sauer aufstößt, haben Sie die Möglichkeit, dies in einem Kommentar kundzutun, und ich wiederum kann mich ausführlich dazu äußern.
Das Gleiche gilt auch für "mein" Musikforum, in dem man uninteressante Beiträge oder Threads gepflegt ignorieren kann, ohne daß irgendein Elch danach kräht. Oder sich dadurch auf den Schlips getreten fühlt.

Die Annahme, auf Facebook Konversation zu betreiben, ist genauso illusorisch wie diejenige, man würde mit dem Kundtun seiner eigenen Meinung irgendwas oder irgendjemanden ändern.
Im Endeffekt vermittelt man nur Leuten, die gerade dabei sind, sich ein Bild von einem zu machen, ein extrem verfälschtes. Und solche Leute können einen durchaus dazu bringen, sich selbst mal wieder ernsthaft zu hinterfragen, siehe nochmal oben.

Im wahren Leben gibt man nicht zu jeder Bemerkung den Kommentar ab, der einem gerade durch die Rübe rauscht. Man klärt Mißverständnisse zeitnah unter vier Augen, und wenn das Gegenüber ein Arsch ist, dann ist es halt mal so, aber es kostet Arbeit, das herauszufinden und man entfreundet denjenigen nicht bequem per Mausklick. Man wird als Person wahrgenommen, nicht als Larve, die mit diversen Attributen behängt wird, wenn sie das nicht eh schon bereitwillig selbst tut.
Leben ohne Facebook? Kann ich mir momentan nur teilweise vorstellen, da sonst der Kontakt zu einigen liebgewonnenen Leuten wieder komplett abreißen würde.
Aber meine Präsenz dort schrittweise zu reduzieren und mein Mitteilungsbedürfnis stattdessen wieder in den Blog zu verlagern, ist einer meiner guten Vorsätze 2019.

Sollte ich irgendwann die Frage "Wollen Sie diesen Account wirklich löschen?" ernsthaft und überzeugt mit "ja" beantworten, werde ich mir zur Feier des Tages einen Schnaps einschenken.
 Ich arbeite darauf hin.



Freitag, 18. Januar 2019

Mein Leben als Verräter

Ich befinde mich in meiner Stammkneipe, seit geraumer Zeit die Bar Milano in der Karlsruher Südstadt. Es ist Freitagabend, ein DJ legt auf, und zwar eine musikalische Mischung, die mir generell und an diesem Abend sehr gut hineinläuft.
Jeder Track ein Volltreffer; vereinzelte HipHop - Klassiker treffen auf gut gealtertes aus der Funk-/Soulrichtung, und die Stimmung ist für einen Kneipenabend hervorragend. Wäre das hier ein Club, würde die ganze Meute alkoholbeseelt das Tanzbein schwingen, als gäbe es weder ein Morgen, noch einen Kater, noch die Gelenksteifigkeit von Leuten mehrheitlich über 40.
Als überraschend Gil Scott - Heron mit "Me And The Devil" ums Eck biegt, gebe auch ich meinem Bewegungsdrang in einem sozial verträglichen Rahmen nach, als plötzlich das - nicht namentlich genannt werdende - ebenfalls reichlich angejahrte Mitglied einer Punkband mit geschätzt 3,2 Promille auf mich zustolpert und mir die Frage stellt, ob ich nicht der sei, der für's OX arbeitet.
Auf mein Bejahen hin werde ich angekläfft, wie ich für ein Punkmagazin schreiben und gleichzeitig solche Scheißmusik abfeiern könne, was dann auch zur Folge hat, daß im nächsten Satz meine Authentizität infrage gestellt wird.
Die folgende zum größten Teil sinn -, trost - und geistferne Diskussion erspare ich Ihnen an dieser Stelle.
Seltsamer als den Umstand, mit Mitte 40 mit mindestens Gleichaltrigen noch dermaßen glumpfige Streitgespräche führen zu müssen, die man bereits gut verwahrt auf dem Müllhaufen der eigenen Lebensgeschichte wähnte, finde ich die Tatsache, daß es Menschen gibt, die zwar ein massives Problem mit Autoritäten haben, aber anderen Leuten vorschreiben möchten, was für Musik sie hören dürfen oder nicht. Offenbar, da sie ansonsten alles, was sie im Rahmen ihrer Nische für den Erhalt einer Existenzberechtigung als eherne Grundsätze betrachten, ad absurdum geführt sehen.
Oder den gierigen Händen des Kommerz ausgeliefert.

 "Punk ain't no religious cult/Punk means thinking for yourself" formulierte es einst kein geringerer als Jello Biafra von den Dead Kennedys im treffend "Nazi Punks Fuck Off" betitelten Stück, übrigens entgegen der landläufigen Meinung kein Anti - Nazi - Song, sondern eine recht rabiate Anklage der intoleranten und fehlgeleiteten Schwachköpfe in den eigenen Reihen.
Was ist für mich also "Punk", gesetzt den Fall, ich würde mich noch als einen betrachten?
Mit Sicherheit der innere Kern einer Geisteshaltung, weder Normen noch Verhaltensweisen zu entsprechen, sollten sie mir unangemessen erscheinen. Und schon gar keinen Dogmen jeglicher Art.

Und dazu gehört auch der ständig präsente Punkknigge angejahrter Scheuklappenträger, die nicht einsehen wollen, daß von ihrem Bahnsteig schon lange kein Zug mehr fährt.

Mittwoch, 9. Januar 2019

Amöbenwelt

Aufgrund meiner technischen Antiquiertheit schleppe ich mich ja Neuerungen der virtuellen Welt oft kilometerweit hinterher, und was bei mir als aktuelles Phänomen ankommt, hat ein Großteil der Internetnutzer bereits 2017 ad acta gelegt.
Manchmal ist das auch ein preisenswerter Vorgang: so haben mich zuerst Kollege Albert Koch und dann Schlecky Silberstein in seinem phänomenalen Buch "Das Internet muss weg" mit einem populären Personenkreis bekannt gemacht, der dennoch bisher von mir komplett unbemerkt ein erfolgreiches Dasein fristete: die sogenannten Influencer.
Das sind Menschen (behaupte ich jetzt einfach mal so), die zumeist jung sind, unverschämt gut aussehen und es in Blogs oder mit You Tube - Kanälen geschafft haben, teilweise Millionen Follower um sich zu scharen. Was dann wiederum Konzerne dazu motiviert, mit solchen an Replikanten gemahnenden Personen offensiv Werbung zu treiben.
Im Gegensatz zu den Werbetreibenden früherer Tage, die oftmals einen oder mehrere Prominente an Land zogen, die ein Produkt in einem Spot eine gewisse zeitlang behupten, sind Influencer eine Art lebender Dauerwerbeschleife, die konstant für gutes Geld mit irgendwas behängt oder ausgestattet werden, wonach sie dann auch ihre Blogeinträge ausrichten.
Beispiel: Influencerin X (nennen wir sie der Einfachheit halber "Schnüpfi") hat ein Angebot eines Kosmetikunternehmens, einer Sportfirma und - folgendes habe ich in "Das Internet muss weg" eigenäugig erblickt - einer Nuß - Nougat - Creme und wurde von ihren Sponsoren in Urlaub geschickt.
Also schildert sie ihren ersten Urlaubstag: sie erhebt sich aus ihrem Bett (natürlich da schon wie aus dem Ei gepellt), pflegt sich ausgiebig mit einer bestimmtenWellness - und Kosmetiklinie, die sie ganz allein um diese Uhrzeit schon so aussehen läßt (nicht so wie den Gorg, den fast alle Normalsterblichen direkt nach dem Aufstehen im Spiegel erblicken, in Verbindung mit dem Geruch, den sie ausdünsten) und geht dann eine Runde an den Pool, was photographisch dokumentiert wird, wobei auch die schicken neuen Sneakers immer wie zufällig ungehindert zu sehen sind.
Und am Nachmittag, wenn man dabei ist, sich im Hotelzimmer auszuruhen, hat man ja immer sein Glas Nußschmiere dabei, das man scheißdiewandan als "besten Freund" bezeichnet, der einen "immerzu begleitet".
Und so etwas schauen sich Millionen Menschen (zumeist Teenager) an und halten das für reales Leben: wenn Menschen, die nicht den Hauch einer eigenen Persönlichkeit offenbaren, Produkten huldigen, mit denen sie von Sonnenbrillen bis Katzenfutter ausstaffiert werden und damit reich werden, indem sie ihre Prominenz mit der kulturellen Relevanz eines Bündels Stangenspargel auf diese Weise täglich mehren.
Und noch schlimmer: Millionen von Menschen sind nicht in der Lage, die erbärmliche Sinnlosigkeit dieser Existenzen zu durchblicken.Und nehmen dazu auch noch bereitwillig hin, daß derartige Amöben dazu berufen werden, wie Sport - oder Unterhaltungstreibende früherer Tage auch außerhalb ihres Mikrokosmos Werbung zu treiben und somit eine gesellschaftliche Vorbildfunktion zugesprochen zu bekommen. Danke an Michael Zargus aus Hagen für folgendes glumpfige Beispiel:


Man kann natürlich immer ein "offenbar alles richtig gemacht" anfügen, wie es halt heute Gang und Gäbe ist in einem Zeitalter, in dem jeder kommerziell ausschlachtbare populäre Schwerschwachsinn Apologeten findet.
Man könnte mir ebenfalls unter die Nase reiben, daß ich vielleicht 60 Fans habe (die zumeist noch mit meinem Freundes - und Bekanntenkreis identisch sind) und diese absunderlichen Wesen drei Millionen Follower.
Wenn ich mir dann aber überlege, daß ein Jahr nach meinem Dahinscheiden (auch wenn ich nichts mehr davon haben werde) von diesen 60 Leuten vielleicht 50 ab und zu noch einen Gedanken an mich verschwenden, während es im anderen Fall von drei Millionen wahrscheinlich gerade noch 30 sind, bin ich unumstößlich davon überzeugt, damit in meinem Leben den besseren Schnitt zu machen.

Dienstag, 8. Januar 2019

Hausputz

Man kennt das ja zur Genüge: ein Ferienhaus, das man ewig nicht mehr besucht hat.
Zuerst reißt man die Fenster auf und lüftet durch, weil es aus Gründen, die man gar nicht so genau wissen will, nach der Herrenumkleide eines Verbandsligisten nach einem entscheidenden Spiel riecht, das eine an Deutschland - Polen bei der WM 74 gemahnende Regenschlacht bei 31 Grad war.
Danach findet man im Küchenschrank mumifizierte Lebensmittel, deren Haltbarkeitsdatum geschätzt im Pleistozän abgelaufen ist.
Alles ist mit einem Flokati aus Staub und toten Insekten bedeckt, und im schlimmsten Fall verwest im ehemaligen Frischhaltefach des komatösen Kühlschranks, den man beim letzten Besuch dummerweise vergessen hat, auszuschalten und der nun allenfalls lauwarm vor sich hinmöhrt  und einem dadurch eine Stromrechnung von 12 861 Euro beschert, der Kadaver einer Spitzmaus. Oder eines Nachbarkindes, aber wir wollen ja nicht gleich den allerschlimmsten Fall annehmen.

Doch bevor ich weiter abschweife: guten Tag. Da bin ich wieder.
Eigentlich hatte ich vor, wieder häufiger zu bloggen, aber nicht meine Faulheit machte mir diesmal einen Strich durch diese Kalkulation, sondern mein altersschwacher Rechner. Mein Browser verweigerte die weitere Zusammenarbeit, und so mußte mir meine Frau Gemahlin einen neuen installieren, da ich nach wie vor technisch auf dem Niveau eines Zweitklässlers stehengeblieben bin.
Obwohl: mittlerweile haben mich smartphonebenutzende Grundschüler wahrscheinlich in Sachen "technisches Grundwissen" auch bereits meilenweit hinter sich gelassen, so daß ich mich freundlicherweise wieder wie ein Vierjähriger fühlen darf, aber egal.
Jedenfalls war es mir mit dem neuen Browser nicht möglich, mich in meinem Blog anzumelden, und so gab ich es nach ungefähr 12 Versuchen entnervt auf, um es heute - warum auch immer - mal wieder zu versuchen.
Und siehe da: simsalabim. Die Geheimnisse des Kosmos. Ich bin gerade schwer beeindruckt, wie sich trotz meiner erwiesenen Unfähigkeit in mancherlei Lebensbereichen alles zum richtigen Zeitpunkt wundersam zu fügen scheint, wenn es sich gefälligst zu fügen hat.

Eine kurze Bestandsaufnahme, bevor ich in den nächsten Tagen mal wieder fortfahren werde, hier meine Fingerübungen abzuliefern:
mittlerweile bin ich 45 Jahre alt, immer noch verheiratet (nach wie vor mit Frau Turini, und das bereits stolze fünfeinhalb Monate ... lachen Sie nicht, eine Ehe zu führen, ohne sich irgendwann aus geringfügigen Anlässen aufgrund nervlicher Überreizung mit zerbrechlichen Gegenständen zu bewerfen, ist für beide beteiligten Parteien harte Arbeit) und moderiere nach wie vor RADIO BRONKOWITZ auf dem QUERFUNK.
Dazu würge ich schriftstellerisch nun schon geraume Zeit am zweiten Teil der "Kartharsis" - Trilogie herum und schreibe wie seit Jahren gelegentlich für's OX.
Altenpfleger im vor einigen Einträgen beschriebenen Heim bin ich auch noch, allerdings nur bis zum 28. Februar.
Danach werde ich meinen neuen Job als Psychiatriepfleger in einer geschlossenen Einrichtung mit Maßregelvollzug antreten, das bedeutet: Psychotiker und Suchtkranke mit Eigen- und Fremdgefährdung, Mörder und Sexualstraftäter. Mein Arbeitsbereich ist videoüberwacht, und Zutritt für Kinder unter 14 Jahren ist auch in Begleitung verboten.
Mehr ins Detail werde ich bezüglich meines Arbeitsplatzes nicht gehen und diesen auch nicht namentlich erwähnen, da ich keine Lust habe, bezüglich der Schweigepflicht Probleme zu bekommen.

Ich habe gerade meinen zweiten Urlaubstag, da ich noch ein paar davon aus dem letzten und anteilig noch welche aus dem aktuellen Jahr verbraten muß, was heißt, daß ich mich hier mal wieder austoben kann. Lust dazu habe ich auf jeden Fall, noch dazu bei diesem Pißwetter.
Dazu hoffe ich, daß einige meiner geduldigen Stammleser, die mich bereits mehrfach abgehakt und dann doch bei diversen Comebacks freundlicherweise erneut angeklickt haben, auch wieder am Start sind.

Es wäre mir ein innerer 27. Mai. Oder 6. Juni. Oder was auch immer, hauptsache kein 8. Januar.