Weil wir es gerade von "Hardcore" hatten: innerhalb der "guten" Seite des Hardcore gab es eine Szene, die mir gewaltig auf den Senkel ging.
Christenhardcore habe ich schon immer weitgehend gemieden; aber um Krishnahardcore kam man in den 90ern nur schwerlich herum, so sehr man es auch versuchte.
Und heute schlage ich das OX auf und erblicke tränenden Augs die Blödmänner von 108. Heißa, was haben wir uns gefreut.
Immerhin bringt einen das dazu, mal wieder "108" von Slapshot aufzulegen, aus welchem obiges Zitat stammt.
Es muß Anfang oder Mitte der 90er gewesen sein.
Trotz meiner Boykotthaltung wurde ich in einem Auto als Mitfahrer mit 108 beschallt, ohne anfangs zu wissen, was mir da vorgesetzt wurde. Im Vergleich zu den eher poppigen Shelter war das ein gnadenloses musikalisches Brett, das mich dermaßen in den Sitz preßte, daß ich mich dann doch zu einem Konzertbesuch überreden ließ.
Ich glaube, es war das Café Central in Weinheim oder irgendwo in Ludwigshafen... aufgrund meines Verdrängungsmechanismus kann ich mich nicht mehr genau daran erinnern.
Aber den Umstand, solchen Kompletthorsten mein Geld in den Rachen geworfen zu haben, den bedauere ich noch heute unverändert.
Musikalisch war das großartig... aber die Ansagen gehörten zum Unrechnungsfähigsten, was ich abseits irgendwelcher Pfaffenshows im Fernsehen jemals zu hören bekam. Und irgendwann konnte ich nicht mehr an mich halten.
Forderte "Emptiness. Despair. Guilt. Loneliness." oder eine ähnlich glumpfige Assoziationskette, die mit dem Satz "This is a song about sexuality" abgerundet wurde, bei mir lediglich die halblaute Bemerkung heraus, der Idiot solle doch zum Therapeuten gehen, wenn er solche Probleme mit Sexualität hätte, war bei der nächsten Ansage alles zu spät.
"The corpse is lifted unto the table; to show your horns you are not able; and every hair on the back of every cow you eat means one more year in hell for you" trieb mich- damals selbst noch überzeugter Vegetarier, was ich immerhin 12 Jahre lang war- wüste Beschimpfungen ausstoßend augenblicklich zur Tür hinaus.
Draußen standen Leute herum, die ich kannte, und die meinen Furor nicht nachvollziehbar fanden.
Ob es mir lieber wäre, er würde Fleisch essen?
Die Antwort, daß mir jeder Fleischesser mit gesundem Menschenverstand lieber wäre als solche Bekloppten, und daß Adolf Hitler schließlich auch Vegetarier gewesen sei, waren meine letzten beiden Bemerkungen vor Verlassen dieses grusligen Ortes.
Nichts hat mich jemals wieder dazu bewogen, mir diese Scheiße noch einmal freiwillig anzuhören.
Und jetzt sind 108 zurück.
Ich grüße nach wie vor freundlich mit hochgerecktem Mittelfinger.
Sonntag, 8. August 2010
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