Mittwoch, 27. Juni 2012

Let's do the timewarp again

Musicals bereiten mir körperliche und seelische Schmerzen, und die "Rocky Horror Picture Show" ist da keinesfalls eine Ausnahme.
Nur, falls Sie Suchmaschinenbenutzer und auf der Suche nach Informationen über eben jene sind.
Dann brauchen Sie eigentlich nicht weiterzulesen.

Für den Rest der Gemeinde: der Titel ist mit Bedacht gewählt, denn meine Zeit in Berlin plätschert ihrem Ende entgegen, ohne daß sich an meinem bisher beschriebenen Eindruck etwas geändert hätte .
Das hinterläßt eventuell den Anschein, es hätte mir hier nicht gefallen; aber es war schön, mal wieder in der Stadt zu sein und eine Menge Leute zu treffen, die ich normalerweise selten sehe.
Aber der Aufenthalt hier war denkbar unaufgeregt; zum einen ist dieses "Hui, ich bin in Berlin"- Gefühl weg, das einen als Neuling natürlich erfüllt, bevor man sich an die Stadt gewöhnt (und- wie beschrieben- ist  mir vieles, was ich hier sehe und aufsuche, mittlerweile bekannt), zum anderen habe ich außer den beiden Lesungen, dem gepflegten Abhängen irgendwo im SurfPoint in der Danziger Straße oder im Gun Club sowie dem Treffen diverser mir genehmer Menschen kaum etwas Spektakuläres unternommen.

Außer am Samstag: da war ich mit dem Ehepaar Maus/Gräbeldinger und den Schreiberkollegen Bernemann und Lustiger Bob in irgendeinem Ranzkeller namens "Subversiv", um mir die Band "Serpent Eaters" reinzutun.
Das Konzert war kurz und heftig: Irgendein Querschnitt aus Deathmetal und Doom, gespielt unter anderem von Ex- Hammerhead- Leuten mit einem brülligen Sänger, der anfangs üble Mikrophonprobleme hatte.
Nach gut 45 Minuten war alles vorüber, und da gerade mal Mitternacht war, beschloß ich, mich zu Fuß in den von mir zu meiner Berlinzeit geschätzten Dunckerclub zu begeben, was eine halbe Stunde in Anspruch nahm.
Verbunden war damit natürlich die Hoffnung, in Hinblick auf meinen geänderten Beziehungsstatus endlich mal völlig entspannt Musik hören, Bier trinken und die Tanzfläche entern zu können...
was letzten Endes doch am geriatrischen DJ scheiterte, der ein Konglomerat aus Scheißmusik auflegte, die ich im Karlsruher Krokokeller anno 2000 schon unerträglich fand. Dazu sprang gefühlt jede 3. CD ein Stück vor... was bei Gichtkrapfen wie Muse, Placebo oder den komplett unerträglichen Disturbed nicht weiter schlimm ist, aber ständig die Tänzer irritierte und aus dem Takt brachte, so daß sich die aus dem Duncker gewohnte Stimmung partout nicht einstellen wollte.
Schön, daß Berlin so barmherzig ist und scheinbar abgehalfterten Provinz- DJ's eine neue Heimat bietet... die lustigerweise bei uns kein Bein mehr auf den Boden bekämen, sich nun aber auf ihre alten Tage nochmal "hip" fühlen dürfen, wa.

Und das war es dann schon. Wirklich und wahrhaftig. Zumindest bin ich meinem selbstauferlegten Anspruch, mich im Urlaub zu erholen, bislang nachgekommen... und das in Berlin.
Ich werde langsam alt (um das mal wieder festzustellen).

Samstag, 23. Juni 2012

Berlin revisited

Nun bin ich also nach einem Jahr Abstinenz erneut in Berlin gelandet, um im Verbund mit Alex Gräbeldinger und dem lustigen Bob zwei Lesungen zu halten und ansonsten mal ein paar liebgewonnene Menschen wiederzusehen.
Momentan residiere ich bei meinem Freund Carsten im Prenzlberg, unweit meiner früheren Wohnung... und es ist beachtlich, wie wenig sich seit meiner Abreise im April 2011 hier verändert hat.
Berlin pulsiert und ist eine wahnsinnig rasante Stadt voller Veränderung, so wird es zumindest kolportiert, aber hier wirkt es, als wäre komplett die Zeit stehengeblieben... und man sitzt vor dem SurfPoint- Internetcafé oder geht auf ein Bier in den Gun Club und war gefühlt vor drei Tagen zum letzten Mal hier.
Nett waren die beiden Lesungen... das "Heimspiel" meinerseits im Gun Club war solide, das Trickster in Kreuzberg war ebenfalls ein sympathischer Laden mit gutem Publikum, und sogar Kollege Dirk Bernemann war anwesend, was mir die Gelegenheit gab, mich mal vernünftig mit ihm zu unterhalten, was den sowieso schon gelungenen Abend angenehm abrundete.
Das Publikum war zwar nicht übermäßig zahlreich (ich gehe in beiden Fällen mal von 15 Leuten aus, was bei dermaßen überschaubaren Läden aber dennoch den Eindruck hinterließ, sie wären gutgefüllt gewesen), war aber sehr offen für unsere Beiträge und dementsprechend begeisterungsfähig... was mir persönlich lieber ist, als 100 Leute, von denen 35 bereits vor dem Ende flüchten.
Klingt alles nach komplett entspannter Stimmung und das ist auch genau der Fall... mal sehen, was mir Megalopolis noch beschert, bevor es am Mittwoch oder Donnerstag nach Hause zu "Frau und Kind" geht.

Samstag, 16. Juni 2012

Eine gehörige Tracht Prügel...

bekam der "Katzenkönig" ausgerechnet vom OX- Kollegen Chris Parkinson in seinem "Furious Clarity"- Blog verpaßt.
http://www.furiousclarity.de/2012/06/10/stefan-gafforyle-pro-katzenklo-buch/

Meine Rückantwort fiel natürlich entsprechend angepißt aus... was natürlich genauso mein gutes Recht ist wie das des Gegenübers, mein Buch zu verreißen. Manchmal erwischt einen negative Kritik eben auf dem falschen Fuß... sogar wenn man- wie gestern- eine wunderbare Lesung am Speyer- Kolleg hatte.
An alter Wirkungsstätte in der Schulaula las ich vor ehemaligen Mitschülern, Lehrern und vereinzelten Unbekannten (ich schätze, es war mal wieder die übliche Zuhörerzahl zwischen 25 und 35) den "Katzenkönig", "Seitan" und "54" und durfte mich beklatscht, geehrt und hofiert fühlen... bis mich auf der Heimfahrt die designierte Queen Bronkowitz darauf aufmerksam machte, daß sie im Internet eine Kritik des "Katzenkönigs" gefunden hatte, die "gar nicht nett war".
Womit sie eigentlich hemmungslos untertrieb.

Dienstag, 12. Juni 2012

Der Kickprügel

Danke an Ole und seine "Nachrichten aus Absurdistan", fürs Erspähen meines Winkens mit dem Zaunpfahl.

1) Erzähl mal – welcher Verein und warum?

In Deutschland: 1.FC Kaiserslautern, ansonsten: SC Bastia. Beides für mich ähnlich wichtig, aber um mich nicht zu verzetteln, bleibe ich bei dieser Frage beim FCK.
Warum? Als Schlüsselkind wuchs ich bei meinen Großeltern auf, wo auch meine zwei Nesthockeronkels bis zum St. Nimmerleinstag noch wohnten. Beide waren fanatische FCK- Fans, die einen Dorffanclub gründeten und meinen Vater schon auf den Betze mitschleiften, bevor er überhaupt richtig deutsch sprach.
Ich wollte mit sechs Jahren unbedingt Fußballfan werden, um mit den Erwachsenen mitreden zu können... also blätterte ich im kicker- Sonderheft zur Saison 80/81, das mein Onkel auf dem Wohnzimmertisch liegengelassen hatte.
Als ich beim Mannschaftsphoto des FCK angelangt war, meinte mein Opa, der mir gegenübersaß, nur kurz und knapp:
"Fer die muschd klatsche." Und das war's.

2) Was ist deine verhassteste Schweinephrase?
Die mainstreammedialen  "sogenannten Fans, die unsere Fußballkultur kaputtmachen:" Genau: EURE Fußballkultur, in der man sich vom Fernsehen vorschreiben läßt, daß man als echter Fan auszusehen hat wie ein Blödmann (Filzhut mit Minifußbällen, Blumenkette, angemalte Fresse etc.), gefälligst jeden Eventscheiß mitzumachen hat und Pyrotechnik eine Erfindung der Neuzeit von hirnlosen Chaoten ist. Immer voran in der FDP- Werdung eines ehemaligen Arbeitersports.

3) Was war dein bisher unangenehmster "Feindkontakt"?
Zur Abwechslung der in Metz beim Auswärtsspiel des SC Bastia. Wir waren 18 Korsen bei -5 Grad im "Stade Syphilis", wurden aber trotzdem aus Angst vor Terroranschlägen während des gesamten Spiels im Block eingeschlossen und konnten nur in Ordnerbegleitung auf irgendwelche Dixi-Klo- Kabuffs, wenn wir ganz lieb darum baten, mal austreten zu dürfen.
Die ganze Zeit wurden wir dazu von 20 000 Messins beleidigt und als "Kanaken" beschimpft, und zuguterletzt verloren unsere Arschlöcher auch noch 4:0 gegen diesen Idiotenverein.
Seitdem hasse ich den FC Metz wie die Pest.

4) Lustigste Fußballanekdote
Fünf räudige Bastarde, morgens um halb neun bereits besoffen wie die Schweine (ja, ich weiß... aber eine andere Charakterisierung fällt mir gerade nicht ein, deshalb keine stilistischen Schnörkel), irgendwann 1999 in einem familienfreundlichen FCK-Fanbus auf dem Weg nach Dortmund. Anekdoten an diesem Tag? Unzählige, die dazu führten, daß sich Mitgereiste über das "Pack" beschwerten, das da bei ihrem gemütlichen Ausflug mitgefahren sei (und sich auch noch benahm wie Fans auf Auswärtsfahrt, igitt).
Die Schönste war der Antwortgesang auf die Lautsprecheransage "Hallo, ich bin euer Busfahrer. Gleich geht mein Schwiegervater durch und sammelt eure Wetteinsätze ein."
Mob: "Schwie-ger-vadder zieh dich aus, zieh dich aus, zieh dich ahahauus..."

5) Was ist für dich die Faszination am Fußball? 
Daß er an manchen Tagen dein Leben einfach schöner macht und deinen Abend retten kann (aber auch manchmal grausam und ungerecht sein kann, was ein gewisses Risiko beinhaltet, ohne den er langweilig wäre).
Daß im Stadion Fabrikarbeiter neben Uniprofessoren stehen und bei einem Tor unserer Mannschaft zusammen feiern, ohne daß ein sozialer Unterschied erkennbar wäre.
Und ich liebe UNSERE Fußballkultur, die nichts mit der Entwicklung der letzten 20 Jahre zu tun hat, sondern die uns ( den "normalen" Zuschauern, die ihren Verein lieben und immer mehr aus den Stadien verdrängt und durch pflegeleichte Replikanten ersetzt werden sollen) gehört, und sonst niemandem.
Und wenn man liest, daß ein "Sport- BILD"- Redakteur allen Ernstes Knast für Leute fordert, die im Stadion Pyrotechnik abfackeln (ja, ich weiß, in meiner Kindheit, als diese noch legal war, gab es dadurch in deutschen Stadien hunderte Tote) und meint, daß diese Leute "es" nur lernen, wenn sie "dadurch vorbestraft sind und keinen Job mehr finden", fragt man sich, wer hier asozial und geisteskrank ist.


Also meine übliche Leier ohne Überraschungen. Ich geb den Kickprügel mal weiter an...


http://tasteforblood.wordpress.com/

Herrn Hunold.

Montag, 11. Juni 2012

Hollywood

Was halten Sie, verehrte Leser, von folgender Filmidee:

ein Autor mit bewegter Vergangenheit lernt auf der Arbeit eine alleinerziehende Mutter kennen, die dort als Küchenhilfe und noch dazu nebenbei als Putzfrau arbeitet, um mit diesem Konglomerat aus schlechtbezahlten Jobs ihre sechsjährige Tochter durchzubringen.
Selbstverständlich ist sie außerdem von einem Elternteil her Roma und hat ebenfalls eine bewegte Vergangenheit hinter sich, um der Idee durch das Zusammentreffen zweier ungewöhnlicher Existenzen noch einen gewissen unkommerziellen Anstrich zu geben.
Jedenfalls stellen die beiden fest, daß sie erstaunlich viele Gemeinsamkeiten haben, was man in dem Rahmen nicht unbedingt vermuten würde... doch bevor sich die Geschichte vertieft, verlieren sie sich aus den Augen.
Und just, als alles vorbei scheint, laufen sie sich zufällig noch einmal über den Weg, und diesmal funktioniert es... und der Film findet sein vorläufiges Happy End darin, daß die beiden planen, sich künftig eine gemeinsame Existenz aufzubauen.

Klischeebeladene Grütze, oder? Absolut nachvollziehbare Ansicht.
Dann haben wir ja Glück, daß dies kein Film ist und auch keiner werden wird, sondern wirklich so passierte.

Sonntag, 3. Juni 2012

Die Stützen der Gesellschaft

Man sitzt nachts um halb eins angenehm duhn hinter einem Vierersitz der Linie S2, als dieser von vier Burschenschaftlern in Beschlag genommen wird, angetan mit Schiebermütze und Schärpe.
Sofort wird sich mit dem Habitus eines Alphatierchens auf dem Sitz gelümmelt, denn wir haben es hier ja schließlich mit künftigen Vorgesetzten zu tun, anwesendes Weibsvolk wird taxiert und im Geiste wahrscheinlich schon auf die Eignung zur Herrenrasseerzeugerin geprüft.
Dazu wird im stramm preußischen Tonfall über die Schwierigkeiten eines Kollegen bei der Beschaffung der Stiefel referiert, wobei der Wortführer, das geölte, gesalbte und gewichsstriegelte Haupt lässig-gewichtig postiert, gerne mal Knack- und Schnalzlaute mit Zähnen und straffem Wangenfleisch produziert. Wahrscheinlich, um zu zeigen, daß auch die strammteutsche Jugend eyn kuehner Checker zu seyn vermag.

Eigentlich sollte man solch ein widerwärtiges Konglomerat aus Kaiser Wilhelm, von Zitzewitz und Rinderdarm mit Benzin übergießen und anzünden, ohne groß Aufhebens darum zu machen. Leider ist man zu wohlerzogen.
Da bleibt nur die Hoffnung, daß Lohnbuchhalter Rönneberg ca. 2031 seinem zukünftigen Chef mal ordentlich die Möbel geraderücken wird.