Dienstag, 24. August 2010

Mother Tongue, 23.08. 2010, Universum Stuttgart

Mother Tongue haben bei mir eine lange Geschichte. Eine der Mißverständnisse, genauer gesagt, so lange befanden sie sich unberechtigterweise unter ferner Liefen.
3-4 ganz nette Hits, ansonsten zuviel Psychedelik- und Chili- Peppers- Momente, um richtig relevant für mich zu sein... bis sie im Sommer 2007 in Karlsruhe spielten, ich gerade etwas Geld über und ansonsten nichts zu tun hatte und einfach mal schauen wollte, ob an ihrem Ruf als eine der großartigsten Livebands des Planeten was dran wäre.
Damals betrat ich das Substage als Skeptiker und ging nach einer knapp über dreistündigen Show, die keine Sekunde langweilig war, als Fan.
Mein letztes Geld gab ich damals für die CD "Streetlight" aus... ironischerweise hatte ich die schonmal besessen und sie ein halbes Jahr vorher weitgehend ungehört für geringen Obolus verscheuert, damals heilfroh, sie überhaupt losgeworden zu sein... und heute ist sie nun im zweiten Anlauf fester Bestandteil meiner Sammlung.

Gestern nun also die Comebacktour zum 20jährigen Bestehen.
Zuerst einmal traf ich mich in Stuttgart (für einen Karlsruher ja bekanntermaßen die "Verbotene Stadt"... das kann man als Pfälzer Wahlkarlsruher sogar noch toppen, wie ich feststellte, als ich mit meiner FCK- Kappe dort einlief. Wenn schon, denn schon... soviel stiere Blicke ernte ich damit nicht mal in KA, da ist man verwirrte Pfälzer wahrscheinlich eher gewohnt)mit meinem Kumpel Gerd aus dem Musikexpress- Forum... da das Universum etwas versteckt in der Nähe des Hauptbahnhofs liegt, waren wir nach kurzer Pfadfindertätigkeit dann auch relativ zügig dort angelangt, wo wir vor dem Konzert inmitten des sonstigen zahlreichen Publikums (Altersschnitt: ca. 31,7) noch das eine oder andere Bier vernichteten.
Das Universum ist ein schier nicht endenwollender Schlauch mit einem Bühnenraum von übersichtlicher Größe, der recht gut gefüllt war und sich im Laufe der nächsten fast zweieinhalb Stunden in eine Sauna verwandelte, in der bald kondensierter Schweiß von der Decke tropfte. Bäh.
Da die Bühne relativ ebenerdig liegt, hatte Gerd aufgrund seiner Größe den taktischen Vorteil auf seiner Seite, da wir ziemlich weit hinten standen... (und für mich brachte das die Erleichterung, nach dem Bierholen einfach nach jemandem Ausschau halten zu müssen, der die Menge um einen halben Kopf überragt) was aber trotzdem wiederum kein Nachteil war, hier war der Sound recht druckvoll, aber in moderater Lautstärke, so daß man ohne Ohrstöpsel zurechtkam.
Die Band selbst gab natürlich wieder alles... da sie ja einen besonderen Bezug zu Deutschland und hier ein sehr großes und treues Stammpublikum hat, sprang der Funke auch sofort wieder auf die Menge über, um mal eine abgedroschene Phrase zu bemühen.

Mother Tongue präsentierten sich wie gewohnt unarrogant und sympathisch, und die Freude, wieder auf der Bühne zu stehen, war auch ihrem Set anzumerken.
Wo bekommt man für 17 Euro Eintritt bei gefühlten 50 Grad noch eine weit über zweistündige Show geboten, bei der sich die Musiker danach noch unbefangen unters Publikum mischen?
Geboten wurde ein Alternative- Blues- Psychedelikgemisch mit vielen Laut- Leise- Spielereien, Balladeskes folgte auf Abgehnummern vom Schlage von "F.T.W.", und auch ansonsten war als repräsentativer Schnitt durch alle drei Alben alles geboten, was man hören wollte:
"Broken", "Casper", "CRMBL", "Damage" und natürlich "Burn Baby", das relativ früh kam und nicht im völlig ausufernden (ca. 45 Minuten) Zugabenblock landete.

Fazit: eine sehr gute Stimmung, eine Klasseband, Value for money... was will man mehr?

Daß mich die nicht endenwollende Zugfahrt zurück über Käffer wie Ellental und Illingen führte und damit meine Geduld in der Erwartung irgendwelcher bekannter Orientierungspunkte doch ziemlich strapazierte, ist wieder eine andere Feststellung.
Erbaulich ist es nicht, wenn man mit dem Schlaf kämpfend in einer Regionalbahn durch die Nacht zuckelt, hoffend, daß zumindest mal Pforzheim käme (was man unter alltäglichen Umständen mit seinem gesunden Menschenverstand nicht vereinbaren kann) und man gleich daheim wäre und ständig in Ortschaften landet, von denen man nicht mal wußte, daß sie existieren.
Männer, die auf Ziegen starren.

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