Mittwoch, 21. Oktober 2015

Onkel Akifs Hütte

Verachtung.
Nicht nur für öffentlich getätigte grunzdumme Aussagen, deren Rumpeligkeit ich anfangs noch als pure Lust an der Provokation sah; und obwohl die in ihrer ständigen Poltrigkeit nervtötend waren, mochte ich ungern in den Chor derjenigen miteinstimmen, die die üblichen Floskeln herunterbeteten.
Irgendwie dachte ich, das sei Kalkül, und er werde es schon nicht wörtlich meinen.
Nun bin ich schlauer. Akif Pirinccis Aussagen auf der Dresdner Deppendemo sind genauso ekelhaft wie sein Herangeschleime an diesen Menschenmüll in der Hoffnung, von diesem gemocht und akzeptiert zu werden.
"Ich war vielleicht mal ein Türk, aber jetzt bin ich einer von euch! Seht her! Deutscher als jeder Deutsche!"
Schwarze Amerikaner nennen so etwas "Onkel Tom".

Ich warte nun auf "Onkel Akifs Hütte".

Freitag, 16. Oktober 2015

Traumata und Triumphe

Als ich noch in KA- Mühlburg in meiner anderthalb- Zimmer- Dachwohnung hauste (samt einem leicht geistig behinderten Nachbar, der zwar ganz nett, aber auch sehr anstrengend war... zumindest wenn er zu den unmöglichsten Uhrzeiten ABBA hören mußte, um lauthals mitzukrähen) war es meine Lieblingsbeschäftigung, zu nachtschlafender Zeit den Tag Revue passieren zu lassen... oder das in die Tastatur zu hauen, was mir gerade durch die Rübe rauschte.
Zeit, an diese Tradition anzuknüpfen. Es ist gerade kurz vor ein Uhr, auf dem Plattenspieler dreht sich "Backstabbers" von den O' Jays und macht meine mit allerlei Platten, Büchern und DVD's vollgepropfte Höhle in meiner Zweier- WG irgendwie doch gemütlich, vor allem, wenn man sich kurz an die Arscheskälte draußen erinnert.
Bis Frau Turini und ich unseren gemeinsamen Haushalt gründen, was wohl in absehbarer Zeit geschehen wird, muß ich auch noch mit dieser Rumpelkammer voll Nerdkram zufrieden sein, und an solchen Abenden funktioniert das ganz gut..
Ihr (also der Frau, nicht der Bude) verdanke ich auch meinen morgigen Auftritt im KOOP in Taunusstein, welches einer sein wird, der mir neben einer ordentlichen Gage die Hoffnung einbringt, nun wirklich über den Punkt hinauszusein, an dem ich für Freigetränke lese.
Natürlich trete ich gerne vor Publikum auf. Schon als Kind war ich jemand, der immer im Mittelpunkt stehen wollte, egal wo, und daß ich das in meiner anfänglichen Schullaufbahn auch erreichte, nur mit für mich sehr unangenehmen Folgen (der absolute Loser steht nun auch einmal im Fokus, wobei das aber beim besten Willen kein erstrebenswertes Amt ist) verbuchen wir mal unter "zum Glück abgeheftete Vergangenheit".
Meiner Meinung nach gibt es zwei Arten von Menschen: eben die, die sich gerne in den Vordergrund drängen (oder zumindest gerne den Mut hätten, das zu tun, aber es nicht schaffen, die ich aber trotzdem tendenziell dazuzähle) und die, die sich gerne im Hintergrund halten.
Also Entertainer und Publikum. Und beides ist in Ordnung, denn keine der beiden Seiten kann ohne die andere existieren.
Das mag keine sonderlich tiefsinnige Erkenntnis sein.
Dennoch: nur, weil meine Möglichkeit, vor einem Publikum aufzutreten, ein tiefsitzendes inneres Bedürfnis befriedigt, heißt das nicht, daß ich etwas dagegen hätte, davon künftig einen Teil meiner Miete zahlen zu können.
Ich hatte schon immer meine Prinzipien, aber umsonst Leute zu bespaßen, nur um meine Kunst unter das Volk zu bringen, gehörte da noch nie dazu.
Es ist keine Schande, Geld zu verdienen, sogar viel davon. Entscheidend ist nur, wie man es verdient und für was man es ausgibt, deshalb sehe ich da zu meiner nach wie vor bestehenden Verweigerungshaltung der Werbung gegenüber absolut keinen Widerspruch.
Ich müßte mal eine ernsthafte Liste alle meiner öffentlichen Leseauftritte erstellen. Mittlerweile dürfte ich die 40 locker überschritten haben.

Einer meiner besten war mit Sicherheit der bei der Veranstaltung des "Kettenhund"- Literaturmagazins in der Speyerer "Salus- Bar" im August dieses Jahres, und bevor ich nun ewig aushole, poste ich einfach dies:








Oberes Selbstporträt natürlich zum Beweis, daß besagtes Iggy- Pop- T- Shirt meines war. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Mein schlimmster Auftritt ever- ich wiederhole in Blockschrift: EVER- war natürlich der auch hier im Blog verewigte zweite im Vereinsheim in München- Schwabing.

Dieses Desaster ist mittlerweile schon viereinhalb Jahre her und verfolgt mich immer noch gelegentlich.
Genau so muß es sich anfühlen, wenn man im Vollsuff und auf Drogen vor einer Menge von Leuten GG- Allin- Dinge tut, ohne GG Allin zu sein, weil man dann natürlich tot wäre... und am nächsten Tag ausgenüchtert realisiert, was da am Abend vorher passiert ist. Und dann feststellt, daß "Totsein" eigentlich gar keine so üble Alternative wäre.

Da ich aber Frau Turini dem Totsein zum jetzigen Zeitpunkt gegenüber deutlich den Vorzug gebe, muß ich wohl diesen glumpfigen Abend solange mit mir herumtragen, bis ihn Freund Hein oder zumindest eine fortgeschrittene Demenz endgültig aus meinem Bewußtsein tilgen.