Sonntag, 13. Januar 2013

Berliner, Schnauze!

Nun durfte also Wolfgang Thierse einmal den Mund aufmachen, was "die Schwaben" im Prenzlauer Berg angeht, und viele daheim waren ihm sicher dankbar dafür. Wie weit dieses Gefasel nun ironisch gemeint war oder nicht, erschließt sich mir nicht. Und ein Schwabe bin ich auch nicht. Nur jemand, dem dieses ständige Bashing allmählich gewaltig auf den Sack geht. Zudem ist jemand, der Cem Özdemir und Günther Oettinger als Fürsprecher aufbieten muß, bereits dermaßen gestraft, daß er auch andere Solidaritätsadressen verdient.
Davon abgesehen, daß 90% der Neuberliner keine Schwaben sind, kamen- wie erwähnt- die schlimmsten Vorurteile, die ich gegenüber Süddeutschen in Berlin zu hören bekam, selbst von Zugezogenen. Dieses Treten nach unten in der Hoffnung, das würde sie zu "richtigen Berlinern" machen: es wäre diesem wichtigtuerischen Geschmeiß zuzutrauen, daß sie zu denjenigen gehören, die Thierses Worte am lautesten beklatschen.
Man sollte ihnen vielleicht auch mal erklären, daß "Fluktuation" in einer Großstadt üblich ist. Sicher liest es sich befremdlich, wenn von 3,5 Millionen Berlinern nur noch 750 000 in Berlin geboren sind.
Aber steht Berlin damit wirklich allein da? Davon abgesehen, daß eine Stadt, die sich gerne als Weltmetropole und Maß aller Dinge in Deutschland gibt, damit rechnen muß, eine Menge Neuankömmlinge zu ziehen; kenne ich auch in Karlsruhe erstaunlich wenig Stadtbewohner, die hier geboren und aufgewachsen sind, auch wenn das Einzugsgebiet naturgemäß kleiner ist. Mein Mitbewohner kommt aus Bielefeld, einer meiner besten Freunde aus Rostock, ich selbst und dutzende anderer Leute aus der Pfalz, Schwaben oder Bayern. Komischerweise gibt es hier zwar Frotzeleien, aber keine solch monströsen Überfremdungsängste. Was sicherlich daran liegt, daß wir nicht so angesagt sind, sondern alle konservativ (wurde mir in Berlin an den Kopf geworfen), und sich hier egalerweise ja nur Spießer mit noch mehr Spießern mischen und dabei nicht die tollste Stadt der Welt zur kollektiven Kehrwoche verdammt wird.
Apropos "Überfremdung": in Berlin gibt es die größte türkische Gemeinde außerhalb der Türkei (womit ich generell kein Problem habe, bevor das jetzt mißverstanden wird), und viele Türken, die ich kenne, sind auch nicht unbedingt progressiv eingestellt; wären sie Deutsche, würden sie eine Menge sogannte Linksliberale mit Fug und Recht als "Spießer" bezeichnen. Das tut so natürlich niemand, denn an dieser Bevölkerungsgruppe kann man ja wunderbar seine Toleranz und Weltoffenheit demonstrieren. Aber irgendwo müssen sie ja trotzdem hin, die Vorurteile, und da bietet sich das Schwabenbashing perfekt an, um seine gleichzeitige Ablehnung von provinziellem Mief unter Beweis zu stellen; die "sprechen ja auch kein hochdeutsch, höhöhö". Kein Wunder, daß sich solche Gestalten wie Wiglaf Droste wohl genau deswegen in Berlin so pudelwohl fühlen.
Den Länderfinanzausgleich, die "Arm aber sexy"- Impertinenz und den Flughafen schenke ich mir in dem Zusammenhang gerne. Denn trotz drückender Beweislage wird es ja gerne als Bestätigung seines Spießertums gesehen, wenn man darauf hinweist, wie sehr die Weltmetropole an unserem Tropf hängt. Ein geschickt eingefädelter "Catch 22".

Sicher: mit Berlin verbindet mich nach wie vor eine intensive Haßliebe. Ich mag die Stadt, würde sie aber trotzdem ab und zu gerne personifizieren, um ihr ein paar auf's Maul zu hauen. Auch als Nichtschwabe.

Donnerstag, 10. Januar 2013

Top oder Flop (Nachlese)

Uff. So richtig viel gibt es zum Glück nicht zu schreiben, außer, daß alles glattgelaufen ist.
Übermäßig viele Leute waren nicht da, ich schätze mal 30, aber der Grundtenor am Ende war, daß ich zwar ein schweres Erbe angetreten, aber meine Aufgabe mehr als ordentlich erledigt hätte.
Zudem wurde mir ein eigener Stil attestiert, an den man sich schon gewöhnen werde; also ist der Kelch einer Möchtegern- Dixigas- Kopie bereits an mir vorübergezogen.
So wie es aussieht, darf ich also vorerst weitermachen, im Gespräch ist noch ein Sidekick bzw. ein Moderator, der sich mit mir abwechselt (zumindest war das bis gestern der Fall), jetzt schaue ich mal, wie sich die ganze Sache noch entwickelt.
Auf jeden Fall war ich ziemlich erleichtert, und gönnte mir nachts um halb zwei am heimischen Küchentisch noch ganz entspannt ein Feierabendbier.

Dienstag, 8. Januar 2013

Top oder Flop (Vorberichterstattung)

Irgendwie fühle ich mich gerade wie Markus Lanz.
Zwar fehlt mir das schmierige Air des gepflegten Langweilers, der sich trotzdem für einen äußerst schlagfertigen, hochinvestigativen Hühnerhund hält, zumindest bilde ich mir diese Feststellung ein.
Jedoch: dennoch. Aber hallo.
Morgen soll ich also zum ersten Mal regulär die Karlsruher Institution schlechthin, die Schallplattenversteigerung "Top oder Flop" moderieren, nachdem der hochgeschätzte Tex Dixigas das Handtuch geworfen hat... und auch, wenn ich das vertretungsweise schon dreimal getan habe, sind die Erwartungen natürlich völlig andere, wenn der Ursprungsmoderator definitiv nicht mehr auf die Bühne zurückkehrt. Zumal der Druck auf einen selbst ein ganz anderer ist, da man eben nicht nur überbrücken, sondern ein eigenes Profil entwickeln muß, statt nur eine plumpe Kopie abzuliefern.
Für Nichteingeweihte: die ursprünglich aus Hamburg stammende Idee der Plattenversteigerung, bei der nichtersteigerte Alben anschließend zerstört werden, haben wir hier zu einer gewaltigen Show perfektioniert.
Die Zerstörung wird mithilfe allerlei Gerätschaften (Hammer, Säge, Heizlüfter) als Showfinale von verkleideten Mutanten bewerkstelligt, die auf wohlklingende Pseudonyme wie "Orgel Krüger", "Bingo Bongo" und "Konga King" hören.
Der Moderator, der die Auktion leitet, erzählt zuvor allerlei über die zu ersteigernden Platten, wozu musikalisches Wissen notwendig ist und versucht gleichzeitig, das Publikum zu unterhalten... was heißen will: er labert ca. zwei Stunden am Stück und sollte dabei möglichst originell sein. Und das ist hart.
Vor allem, wenn man weiß, daß man nicht nur die Verantwortung für eine ca. 5 Jahre alte Show, sondern auch für einen bisher gutbesuchten Abend in seinem Stammladen hat... dessen Betreiber mit Sicherheit nicht begeistert sein wird, wenn man eine bislang sichere Bank in den Sand setzt, weil die Leute wegbleiben.

Wer neugierig ist, wie ich mich schlage, kann das morgen, dem 09.01. 2013 in der Alten Hackerei selbst überprüfen.

Mittwoch, 2. Januar 2013

Ein guter Start ins Jahr

2012 wurde mir von einigen wohlwollenden Menschen der ironisch- augenzwinkernde Titel "Family Man" verliehen. Zwischen den Jahren ging er mir aber wieder verlustig.
Will heißen: ich kann jetzt wieder all die tollen Sachen machen, die man als jemand ohne Verantwortung halt so machen darf. Crack rauchen, auf Gang- Bang- Parties gehen und als Letzter an die Reihe kommen, um dann festzustellen, daß die Frau aus Erschöpfungsgründen mittlerweile durch einen Ziegenbock ersetzt wurde... oder, noch schlimmer, vor lauter Langeweile in einem Internetcafé dahinblöden, in welchem gerade "Sacrifice" von Elton John läuft.
Tatsächlich: Elton John. Und das schon am 02.01. Theoretisch kann es demnach nur noch besser werden.

Also, verehrte Leser: ich wünsche Ihnen zumindest mal einen besseren Start ins Jahr 2013, als er mir gerade vergönnt ist. Versprechen kann ich zumindest mal, daß ich mich in nächster Zeit wieder häufiger zu Wort melden werde. It's the relaunch, baby.