Sonntag, 3. Oktober 2010

Kalif Storch

"Sex is a boring, ugly Hippie shit."

Das wußte einst Sid Vicious von sich zu geben.
Unterschlagen hatte er dabei die Tatsache, daß Sex diejenige Komponente im menschlichen Dasein ist, die geradezu legendenumrankt vor sich hinwuchert und in welcher jeder diverse Leichen im Keller hat.
Mag man auch mit sonstigen seelischen Defekten noch so sehr hausieren gehen, das Sexualleben ist die letzte heilige Kuh im modernen Dasein, die selten einmal geschlachtet und öffentlich dargebracht wird.
Nicht, daß wir uns falsch verstehen: grundsätzlich finde ich das durchaus begrüßenswert, vor allem, da ich mir selten vorstellen möchte, was mir gewogene Menschen im Bett so miteinander treiben... daß natürlich unter Freunden Gespräche in diese Richtung abzweigen, ist unvermeidlich (und manchmal notwendig), jedoch gibt es auch hier so manche Hemmschwelle.
Was das Dasein manchmal angenehm enigmatisch macht: weiß ich, ob der Mensch, den ich gut zu kennen glaube, sich nicht gerne beim ehelichen Beischlaf in den Mund urinieren läßt oder aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen bei Bildern von Schnappschildkröten den unwiderstehlichen Drang verspürt, wild zu masturbieren und dabei "Besame Mucho" zu pfeifen?
Nein, ich weiß es nicht; ich will es auch gar nicht wissen.
Sex ist nunmal- abgesehen von Musik und Fußball- die großartigste Sache der Welt, noch dazu eine, bei der man mit den geringsten Mitteln den meisten Spaß haben kann.
Wie man diesen hat, soll jedem selbst überlassen bleiben, solange er niemandem schadet.
So, nach dieser langen Einleitung kommen wir nun zu der Anekdote, die ich eigentlich zum besten geben wollte, die aber diese Allgemeinplätze erforderte, um Sie, geneigte Leser, behutsam an folgende heranzuführen:

es begab sich nämlich zu der Zeit, daß ich 1991 mein Freiwilliges Soziales Jahr im Braun'schen Stift in Rülzheim absolvierte und- da ich noch keinen Führerschein besaß- die 4 Kilometer zur Arbeit radelnd zurücklegte, um dann vor dem Beginn meiner Tätigkeit den 7-Uhr- Nachrichten im Schwesternzimmer zu lauschen, die ebenda aus dem beständig plärrenden Radio drangen.
Eines arglosen Morgens erreichte folgendes mein schwerlich auf solch geradezu unfaßbar bizarren Scheiß vorbereitetes Ohr:

"Walsrode. Gestern Nacht drang ein Unbekannter in den Vogelpark Walsrode ein, fing einen Storch und einen Emu und verging sich sexuell an ihnen."

Einen Storch. Einen Storch und einen Emu.

Fast zwanzig Jahre ist das nun schon her, aber losgelassen hat mich das nie wieder, nicht nur, weil es zum Kränksten gehört,was ich jemals gehört habe, sondern auch, weil es bei Freunden und mir zu einer Art Running Gag mutierte, trotz aller Tragik, denn die Tiere ließen immerhin ihr Leben bei der Geschichte.
Sogar der TITANIC war das Ganze einen Brief an die Leser wert mit der Frage:

"Unbekannter Vogelschänder von Walsrode, eine Frage nur: wie haben Sie bei dem Storch eigentlich die roten Strumpfhosen runtergekriegt?"

Und man sitzt weiterhin mit Leuten in Clubs oder Kneipen beim Bier und hat nicht die geringste Ahnung, ob sie Masturbation zu Pferdebildern betreiben.

Und das ist gut so.

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