Freitag, 30. April 2010

Heute: Radio Bronkowitz SPEZIAL

Heute Abend von 22 Uhr bis 0 Uhr mal wieder Radio Bronkowitz auf dem QUERFUNK.

Dieses Mal mit einem besonderen Studiogast: die Schriftstellerin Andrea Mohr beehrt mich mit ihrer Anwesenheit und wird einiges aus ihrem Leben zum Besten geben... und das war- wie in früheren Posts schon erwähnt- reichlich verfilmungswürdig.

Also: stay tuned!

Montag, 26. April 2010

Motto des Tages

Olé Rot- Weiß, so laaft die Gschicht.

Samstag, 24. April 2010

Dringend zu erledigende Dinge, oder: 33 Zeilen Haß

Angehörige irgendwelcher Dorffußballvereine aus Untergrombach, Bad Wimpfen oder scheiß die Wand an woher auch immer, die meinen, den Gewinn irgendeines Kuhdungcups oder die Meisterschaft in der Kreisklasse C der Staffel Murgtal durch eine Fahrt nach Karlsruhe feiern zu müssen, um hier einmal im Jahr richtig die Sau rauszulassen, was bedeutet, daß Leute, die sich generell mit "Pimmi", "Stritzi" oder "Fessi" anreden oder -schreien ganze Straßenbahnen mit brunzdummen Schlachtrufen zuröhren, das für Stimmung halten und lautstark davon schwadronieren, ins an unerträglicher Klientel eh schon nicht besonders arme Agostea (umgangssprachlich: Ago)zu pilgern und ein paar Schlampen aufzureißen, werden an der Stadtgrenze durch ein eigens dafür erstelltes Sondereinsatzkommando abgefangen und interniert.
Am besten in einen Käfig, so daß man sie mit Erdnüssen füttern kann.

Menschen, die keine Bonbons essen können, ohne dabei ständig Schlürf-, Schlabber- oder Schleckgeräusche von sich zu geben, müssen ab sofort einen Tag lang mit einem kinderfaustgroßen Kieselstein oder einer lebenden Wühlmaus im Mund spazierengehen.

Paare, die in Clubs unaufgefordert meinen, der eigentlich nur mäßig interessierten Öffentlichkeit durch eine Art Paarungstanz (inklusive "erotischer" Posen; Becken an Becken- Geschleime samt in die Knie gehen; sich beim Tanzen halb auffressen)mitteilen zu müssen, daß sie sich ganz toll liebhaben, irre glücklich und verdammt scharf aufeinander sind, statt einfach nach Hause zu gehen und sich das Hirn rauszuknattern, wie es jeder normale Mensch tun würde, um anderen nicht auf die Nerven zu gehen, werden gezwungen, sich ihrer Kleidung zu entledigen und den Heimweg nackt anzutreten.

Leute, die in Bus, Bahn oder öffentlichen Plätzen unmotiviert anfangen, versonnen in sich oder ihre Umgebung hineinzusingen, sei es irgendeinen R'n B- Schmu, türkische Popmusik oder Grölkacke der Marke "Böhse Onkelz", werden erschossen.
Augenblicklich.

Donnerstag, 22. April 2010

R.I.P. Guru

Man kommt nichtsahnend mitten in der Nacht nach Hause und liest es dann im Internet: Keith Elam aka Guru ist einer langen Krankheit erlegen.
Einer meiner musikalischen Helden, der mit Gang Starr und "Daily Operation" wie auch "Hard To Earn" (um meine beiden Lieblinge zu nennen) einige der besten und wichtigsten HipHop- Alben aller Zeiten geschaffen hat.

Ich kann es noch gar nicht fassen, daß er tot ist, daß einer der wichtigsten Rapper und Texter in einem Segment, das sich immer noch meilenweit von dem abhebt, was heute unter HipHop firmiert, nun viel zu früh für immer verstummt ist.

Ich bin sehr traurig. R.I.P.

Mittwoch, 21. April 2010

Manchmal wünsch' ich mir mein Schaukelpferd zurück

Gestern bemerkte ich mal wieder, daß ich allmählich alt werde.
Diese Erkenntnis kam mir beim Konzert der von mir nach wie vor sehr gemochten Agnostic Front in der Stadtmitte in Karlsruhe.
Von vornherein war mir schon klar, daß ich mich ganz weit hinten halten werde, während sich das Jungvolk vorne zur 1a- Straßenschlägermusik einer Band, die nun auch schon seit Anfang der 80er existiert, gerne gegenseitig die Fresse polieren und durch die Gegend heben lassen darf.
Meine Statur mag zwar darüber hinwegtäuschen, aber noch vor zehn Jahren gehörte es für mich zu einem essentiellen Konzertereignis, mich von mir eigentlich wohlgesonnenen Menschen verprügeln zu lassen und allerlei Blessuren wie eine Trophäe mitheimzunehmen.
Manchmal war es auch zuviel des Guten; ich erinnere mich an ein Konzert von Sick Of It All im Jubez, als gleich drei entfessselte Testosteronhengste mit freiem Oberkörper aus drei unterschiedlichen Richtungen auf mich zusprangen, es einfach nur einen Knall gab und ich den Ort meiner weitgehenden Hinrichtung auf allen Vieren verließ.
Vernunftbegabte Menschen werden nun wieder fragen, was das Ganze überhaupt soll.
Ich weiß es nicht; Slamdance und Pogo waren nun mal schon immer die adäquate Art und Weise, sich zu solch einer Musik zu bewegen.
Und wenn es so abläuft, daß man mit bald 40 keine Lust mehr hat, Teile seiner Unterlippe am T- Shirt seines Nebenmannes kleben zu haben und sich stattdessen das Konzert relativ unbehelligt anschauen will, und das auch problemlos möglich ist, können die jungen Leute soviel Spaß nach ihrer eigenen Lesart haben, wie sie möchten.
Mein Neid sei ihnen gewiß.

Heute morgen in der S41 obskures Hirnkino.
Liegt es wirklich am Alter, daß die ganze Fahrt über ein Teil von Peter Maffays Version von "Über sieben Brücken mußt du geh'n" in Endlosschleife durch mein Gehirn mäandert?
Und zwar genau der Part, der da "Manchmal geh ich meine Straßen ohne Blick/ Manchmal wünsch ich mir mein Schaukelpferd zurück..." lautet, den mein Gehirn aber freundlicherweise abrupt beendet, bevor ein cremiges Saxophon hereinschneit und Schrecken verbreitet.
Daß nun einige Leute aus solch cremigen Saxophonen eine generelle Abneigung gegen Saxophone- cremige wie auch uncremige- ableiten, ist zwar verständlich, aber nichtsdestotrotz bedauerlich; denn nicht alle Saxophone sind per se böse.
Warum ein meiner Meinung nach nicht existentes höheres Wesen trotzdem Curtis Stigers und David Sanborn (um nur zwei extrem horrible Gestalten hervorzukramen) die Eingebung schenkte, ein Blasinstrument lernen zu müssen, statt- sagen wir mal- an einem Fabrikfließband zum Wohle der Menschheit Vanillepuddingpulver einzutüten, ist immer noch ein ungelöstes Rätsel der Metaphysik, das einen vom Glauben abfallen lassen könnte, sofern man denn einen besäße.
Zumal sich der glumpfige Ohrwurm noch als selbsterfüllende Prophezeihung erweist; kaum wandere ich durch die Gänge des Gaggenauer Altersheims, in dem ich momentan in Lohn und Brot stehe, der unvermeidlichen SWR 4- Beschallung wehrlos ausgeliefert, gewahre ich... ja, genau.
Daß ich in diesem Moment einen Anus- Praeter- Beutel wechseln muß (was natürlich gelogen ist, aber es hätte gepaßt), rundet das Ganze noch ab.
Da fällt mir ein, daß ich mich auf der Leipziger Buchmesse, als ich mich auf dem Weg zur Toilette befand, ohne Vorwarnung der Hydra gegenübersah: die leibhaftigen Karat standen plötzlich in Reichweite vor mir und posierten für einen Phototermin zwecks Vorstellung ihrer Bandbiographie.
Immerhin: in einem ihrer Songs stellen sie eine These auf und liefern gleich eine plausible Begründung dafür.
"Uns hilft kein Gott, diese Welt zu erhalten" heißt es in ihrem markerschütternd inferioren, grauen- und pustelnerregenden Hit "Der blaue Planet".
Und man sitzt einfach nur da und denkt: warum?
Darum.

Sonntag, 18. April 2010

Darum ist mein Blog ab 18

Empfindsame Gemüter bitte nicht weiterlesen. Immerhin habe ich ja Anstand.

Denn es geht um eine Anekdote, die mir kürzlich ein Freund erzählte und die wunderbar illustriert, warum sich weder Frau noch Mann den Anstrich geben sollten, rein aus der Zugehörigkeit zum jeweiligen Geschlecht eine moralische Überlegenheit abzuleiten. Aber sie ist recht obszön.
Doch finde ich sie einfach erzählenswert; der Bukowski in mir hat sich prächtig amüsiert.
Folgendes trug sich zu:

ein Kumpel von ihm schleppte eine 34jährige Frau ab.
Daheim mußte er feststellen, daß sie einen Hang zum Extremsex hatte.
Also machte er alles, was sie verlangte, weil er ein netter Kerl sein wollte. Vulgo: er fickte sie in den Arsch und spritzte ihr ins Gesicht.
Kaum waren die beiden fertig, klingelte das Handy der Dame. Auf die Frage, wer denn nachts um drei noch anrufe, antwortete sie:
"Ach, das ist mein Freund, der will wissen, wo ich bleibe."

Und quakte dann nackt und mit dem ganzen Gelee im Gesicht fröhlich ins Telephon, daß sie noch unterwegs sei und in einer halben Stunde zuhause wäre.

We take more drugs than a touring Funk band

Sollte mich jemals jemand nach meiner absoluten Lieblingszeile aus einem Songtext fragen: das ist sie.
Sie stammt aus dem grandiosen "To Hell With Good Intentions" der wahnsinnigen Waliser mclusky, die sich leider vor geraumer Zeit aufgelöst haben und jetzt in anderer Besetzung unter dem Namen "Future Of The Left" weitermachen, mit denen ich allerdings bisher nicht so richtig einig werden will.
Wie ich darauf komme? Ich höre gerade Rick James und seine Platte "Street Songs" (das ist die, auf welcher "Super Freak" vorhanden ist, das später MC Hammer als "U Can't Touch This" recycelte, wozu er in Ballonhosen durch's Video turnte), und der gute Mann sah nicht nur beeindruckend scheiße aus und trug die häßlichsten Klamotten in der Geschichte der Menschheit zur Schau, (Beweisphoto hier:)



sondern dürfte auch der größte der Welt jemals bekannte Drogenkonsument gewesen sein.
Wenn jemand völlig am Ende ist, weil er einen Schlaganfall erlitten hat, im Fernsehen hochgradig wirre Interviews zu seinem Kokainkonsum gibt und nach seinem Ableben immer noch für solch eine Schlagzeile sorgt:

Als Todesursache wurde ein Herzinfarkt festgestellt. Die Einnahme neun verschiedener Drogen und Medikamente habe den Tod mit beeinflusst, hieß es., dann sieht das schon nach harter Arbeit aus, vor der man den Hut ziehen sollte, sofern man einen aufhat.
Zumindest stellt das oben genannte Textzeile in Frage, scheitert das Unternehmen doch schon an einem einzelnen Musiker.

Meine zweitliebste Textzeile überhaupt kommt übrigens von der mir persönlich bekannten Band Trend und stammt aus ihrem Song "Prinz von Homburg":

"Geh'n wir beide raus? Oder holen wir die Straße rein?"

Schöner hätte man Norbert Grupe kein Denkmal setzen können.

Weil ich es gerade von Hüten und Klamotten hatte:

ich fühle mich sehr wohl in der Alten Hackerei, da bei der dortigen Ansammlung von alternativen Szeneveteranen die eigene Kleidung eine ziemlich untergeordnete Rolle spielt. Kapuzenpullis umhüllen stoppelbärtige Enddreißiger, uralte Bandshirts verrotten friedlich vor sich hin, Antifaveteranen haben Frau und Kind zuhause gelassen und spielen gemeinsam Kicker.
Solange man nicht auf die Idee kommt, über Politik diskutieren zu müssen und der Hackerei-eigene Barney Gumble nicht gerade in beeindruckend weggetretenem Zustand am Tresen sitzt und irgendwelchen Unfug durch die Gegend röhrt, läßt es sich in dem Laden gut leben, zumal auch mit dem Norweger Gunnar (Ex- So Much Hate) so etwas wie eine lebende Legende am Ausschank steht.
Ist man jedoch in der freien Wildbahn unterwegs, (sagen wir mal samstags zur geschäftigsten Tageszeit), kommt man manchmal nicht umhin,sich den beschummerten Gedanken zu machen, ob man in seiner buttonbewehrten Jeansjacke und dem sich darunter befindlichen Bandshirt in Sichtweite der 40 nicht wirkt wie ein Berufsjugendlicher, der den Schuß nicht gehört hat.
Scheinbar lebt man immer noch in Zwängen, die man von Kind auf eingeimpft bekam und die da besagen, daß man als Erwachsener gefälligst auch so auszusehen habe, wie sich Vadder Heinz und Mudder Hildegard einen Erwachsenen vorstellen, und fühlt man sich in seiner Kleidung noch so wohl.
Oder man trifft auf Jugendliche und hat das Gefühl, in ihren Augen ein alter Trottel zu sein, der krampfhaft an Stilmitteln festhält, die vor der Zeit ihrer Sackbehaarung einmal als cool gegolten haben.
Wie erwähnt, holen mich solche Gedanken nicht oft ein, doch ab und an überkommt es mich aus heiterem Himmel.
Dann- und NUR dann- ist man wirklich dankbar, wenn plötzlich am Entenfang eine Gestalt über 50 auftaucht, gewandet in Eistarnhosen und -jacke, die ein über die Plauze gespanntes "Hard Rock Café"- T- Shirt zur Schau trägt.
Man schmunzelt dann still und denkt sich: es könnte einen selbst wirklich schlimmer treffen.

P.S.: juhu, es klappt endlich, hier Photos einzustellen! Da werde ich euch wohl in Zukunft noch öfter beglücken. Seid gewarnt.

Samstag, 17. April 2010

Die Ritter der Musiknerdrunde

Gestern habe ich mal wieder gemerkt, wie "far out" gepflegtes sinnloses Musikwissen wirklich sein kann, ohne daß man es selbst bemerkt.

Wir waren eingeladen, in der Praxis des mir bekannten Ergotherapeuten Gernot Löffel in Karlsruhe an seinem jährlich stattfindenden privaten Musikquiz teilzunehmen... einer Veranstaltung, die alleine schon durch ihr Vorhandensein in der "normalen" Welt entgeistertes Kopfschütteln ernten würde.
Denn es saßen zehn ausgewiesene Musiknerds um einen langen Tisch, auf dem sich Bier, Wein, erlesene Spirituosen, Knabberzeug und Käse mannshoch stapelten, und warteten auf den Beginn der Veranstaltung.
Nach Entrichten einer Teilnahmegebühr von 10 Euro zur Deckung der Unkosten begann eine sehr liebevoll geplantes Ratespiel, das jedem Fernsehquiz zur Ehre gereicht hätte... Fragen von aufsteigendem Schwierigkeitsgrad, Hörbeispiele, vorgelesene Musikerbiographien und ein Videobeamer, mit dem man in einer Art "Dalli- Klick"- Spiel (kennt das noch jemand?) Musiker auf bruchstückhaft an die Wand geworfenen Photos erkennen mußte.
Nach geschlagenen 6 (in Worten: SECHS!) Stunden hatte ich das Ding gewonnen und entwankte morgens um Drei der Praxis, den ersten Preis, der lustigerweise zufällig genau aus der Johnny- Cash- Actionfigur bestand, die ich vor geraumer Zeit mal in einer Kurzgeschichte namens "Abend mit Goldrand" auftauchen ließ, in einer Plastiktüte mit mir führend.
Wenn man sich dann vergegenwärtigt, daß man den dadurch erworben hat, indem man Dinge weiß wie die, daß Lee "Scratch" Perry in der Schweiz wohnt, eine der erfolgreichsten Bands der 30er Jahre "The Andrews Sisters" hieß und der 70er- Discokracher "In Zaire" von einem One- Hit- Wonder namens Johnny Wakelin verzapft wurde und man mit satten 400 Punkten Vorsprung vor dem Zweitplazierten gewonnen hat, der einem Teilnehmerfeld entstammte, das in sinnlosem Wissen genauso bewandert war wie man selbst, fragt man sich, wo das noch hinführen soll.
Normalerweise sitzen Leute wie ich den ganzen Tag zuhause und haben keine Freunde.

Dennoch hatte ich eine Menge Spaß an einem Abend mit einem Haufen netter Leute, von denen ich außer Gernot und meinem QUERFUNK- Kollegen Commander Howard Jones niemanden kannte und möchte mich an dieser Stelle nochmal bei den beiden Veranstaltern für die ganze Arbeit, die sie sich gemacht haben, bedanken.
Schön war's! Bis zum nächsten Jahr.

Freitag, 16. April 2010

Nu isser wirklich doud.

Pete Steele von Type0Negative starb wohl die Tage tatsächlich im zarten Alter von 48, nachdem er sich schon mal vor Jahren den Scherz einer gefälschten Meldung über sein Ableben erlaubt hatte... es schleunigst Lux Interior und Les Humphries nachmachend, deren abstruser Sinn für Humor mittlerweile ebenfalls von der Realität eingeholt wurde. Ein Herzinfarkt raffte ihn dahin.

Was soll ich dazu schreiben?
Ich mochte ihn nie wirklich; daß ich zu einer Zeit, in der jeder die "Bloody Kisses" gutfand, notgedrungen selbst öfter unfreiwillig die "Bloody Kisses" hören mußte und dabei immer zum Ergebnis kam, es sei bombastisch aufgeblasener, sterbenslangweiliger Gotic- Shmockrock und pathetischer Shlonz (und besser war es vorher und wurde es nachher auch nicht wirklich), ist die eine Sache; daß ich Carnivore zwar nicht schlecht fand, aber wiederum dermaßen spät entdeckte, daß ich dem Ganzen nicht weiter nachging, weil ich mir sonst vorgekommen wäre wie jemand, der drei Wochen später beginnt, über einen erzählten Witz zu lachen, sich dabei aber den Anschein geben will, er hätte ihn schon immer kapiert, die andere.
Deswegen gingen mir auch seine Provokationen weitgehend am Allerwertesten vorbei; dazu interessierte mich der gotische Wandschrank auch zu wenig, und da er mir per se unsympathisch war, fand ich die einzig bemerkenswerte Aktion, daß er seinerzeit im PLAYGIRL tapfer sein Rohr in die Kamera hielt, endlich mal zu sowas wie Komik fähig, wenn auch unfreiwillig.
Dennoch: er war so etwas wie eine Ikone und bedeutete einer Menge von Leuten meiner Generation sehr viel, darunter auch einigen durchaus geschätzten Exemplaren; darum werde ich auch in unausgesprochener Solidarität mit denjenigen quasi virtuell kurz die Mütze vom Haupt nehmen.
Das sei hiermit geschehen.

Donnerstag, 15. April 2010

Ein Tag frei

Hat man mitten in der Frühschichtwoche einen Tag frei, endet das eigentlich recht fatal.
Man sitzt deutlich angegammelt vor dem Rechner, um sich herum die aufgetürmte, zu erledigende Hausarbeit, die man auch erledigen wollte, aber aufgrund spontaner Schwachsinnseingebungen genau dort liegenläßt, wo sie sich schon seit Tagen befindet.
Stattdessen fühlt man sich bemüßigt, für einen Thread im Forum, in dem es darum geht, 15 Alben, die einem aus diversen Gründen wichtig sind, vorzustellen, in dreistündiger Kleinarbeit einen Essay zusammenzuklopfen und ihn am Ende so dastehen zu lassen, als hätte man ihn sich locker aus dem Handgelenk geschüttelt.
Als halbwegs professioneller Schreiber ist man sowieso mit einem Perfektionswahn gestraft; ich weiß nicht, wie viele Blog- und Foreneinträge ich schon unzählige Male überarbeitet habe, weil mich sogar noch Tage später eine Formulierung gestört hat oder mir ein Tippfehler oder eine Wortdoppelung aufgefallen ist.
Wahrscheinlich sollte man diesen Wahn auch haben. Trotzdem ist eine kurze Bestätigung darüber, daß man noch alle Tassen im Schrank hat, manchmal ganz hilfreich.

Wer von meiner Leserschaft als Foren- Nichtmitglied einmal einen Blick auf das 15- Platten- Werk werfen will, kann das gerne hier tun:

http://forum.musikexpress.de/showthread.php?t=12886

Seit drei Jahren arbeite ich gelegentlich daran, und allmählich ist ein Ende in Sicht.
Was man damit eigentlich erreichen will? Keine Ahnung, aber zumindest hat man das Gefühl, einige liebgewonnene Alben in einer Art kulturellen Kampfauftrages dem Orkus entrissen zu haben, und daß dies zudem noch mit der Verfeinerung der schriftlichen Ausdrucksweise einhergeht.
Daß man dies lediglich für eine überschaubare Gruppe von Leuten tut, ist dabei egal; es bleibt ein tiefes Gefühl der Befriedigung, ähnlich wie nach gutem Sex.
Nur ist die Latenzperiode ungleich länger.

Mittwoch, 14. April 2010

Wir sind gekommen, um uns zu verneigen

Es gibt Dinge, die sind dermaßen schwer faßbar, daß man sie niemandem vorenthalten sollte, der noch alle sieben Zwetschgen beisammen hat.
Bekannterweise bin ich ja Moderator in einem Musikforum; ab und zu trudeln dort User ein, die eine Band zusammenstellen möchten.
Manche Annoncen sind seriös; andere bewirken, daß man sich- wäre man beispielsweise Gitarrist- lieber beide Arme amputieren lassen würde, statt mit betreffender Person jemals die gleiche Luft zu atmen, und sei es auf der Bühne des Berliner Olympiastadions.
Manche Leute fahren als Hobby Rad oder lesen; andere stecken den ganzen Tag ihren Kopf in den Backofen, der auf eine recht hohe Temperaturstufe eingestellt ist, ohne daß ihnen jemand den wohlgemeinten Rat gibt, aufzuhören, bevor die Flüssigkeit darin zu Styrodurschaum aushärtet.
Das sind natürlich wertungsfreie Feststellungen; und unbeleckt von irgendwelchen Vorurteilen stelle ich jetzt betreffende Annonce in meinen Blog, vielleicht mag ja jemand mit der Dame musizieren (die Orthographie belasse ich der Einfachheit halber mal im Original):

No freak???????? No Access!!!!!!!!

Coverbands???????? :

Wir müssen leider draussen bleiben!!!!!!!!




(dann hätten wir das ja geklärt - LET'S GO):



Ich bin eine Sängerin des Rock -

aber ich suche (am liebsten) männliche Musiker und keine Männer,

to get rid of my skirt!!!!!!!!

Meine Einflüsse gehen zurück bis zu songs von

"Led Zeppelin" & "The Doors"

- aber ich möchte den Weg mit eigenen songs der Zukunft gehen!!!!!!!!

Ich erlebe gerne, was fremde lyrics, Gefühle und Gedanken mit der music in

mir machen - aber am liebsten kreiert meine music-voice und meine soul-

voice selbst!!!!!!!!

Ich möchte über den Tod schreiben dürfen -

aber ich möchte mit meiner Band-family die music ohne Grenzen erst mal

leben können!!!!!!!!

Ich meine es unrealistisch ernst -

aber nur so kann man seinen music-dream zur Realität werden lassen!!!!!!!!

Mein Gemütszustand bewegt sich zwischen Kurt und Axl -

aber am liebsten hätte ich Seelen zwischen Eddie und Slash um mich!!!!!!!!

Ich komme aus 'ner city called Trier -

aber am liebsten möchte ich hier weg!!!!!!!!

Ich hab meine Ausbildung auf der Theaterbühne gemacht -

aber ich möchte mein restliches Leben nur noch auf der music-stage

stehen!!!!!!!!

Ich möchte nicht nur eine Band-family -

ich möchte vielen brothers & sisters die Möglichkeit geben, sich zu

finden!!!!!!!!

Ich habe nichts -

aber ich möchte ALLES!!!!!!!!

Wer jetzt also immernoch liest, weiß, dass ich mehr als nur Bandmembers

suche

- aber er weiß auch, dass ich mehr, als "nur" eine Sängerin sein kann!!!!!!!!


Nun denn, liebe Leser, trauen Sie sich: ich will das Haus in Flammen sehen.

Der April

Er hat eine ziemlich unangenehme Eigenschaft, dieser glupfrige Monat: das Wetter ist bekanntermaßen sehr wechselhaft. Jahaha, das ist von allen Erkenntnissen eine der weisesten.
Aber darum geht es natürlich mitnichten: schlimmer ist es, daß er Menschen, die sich eigentlich nichts zu sagen haben, auf Gedeih und Verderb dazu herauszufordern scheint, miteinander zu kommunizieren, und zwar über das Wetter.
Im ganzen Leben trifft man Menschen, denen man nichts zu sagen hat, aber denen gegenüber man aus diversen Gründen gezwungen ist, ein Mindestmaß an Anstand zu zeigen.
Das ist nicht neu; man könnte es demzufolge aber dabei belassen, sich einen guten Tag zu wünschen oder- sollte man sich in einem Land aufhalten, das solche Gebräuche pflegt- in gegenseitigem Einvernehmen dem jeweils anderen an die Genitalien zu fassen.
Stattdessen sieht man sich in Bus und Bahn sowie am Arbeitsplatz mit Leuten konfrontiert, die kostbare Lebenszeit damit verschwenden, über das Wetter zu reden, was immer- ich betone: IMMER- in der Feststellung gipfelt, daß man "eh nichts ändern kann, und jedem rechtmachen kann man es auch nicht. Dem einen ist es zu warm, dem andren zu kalt..."
Haben solche Menschen auch nur die leiseste Ahnung, wie unermeßlich peinigend ihre schiere Gegenwart auf empfindsame Zeitgenossen wirkt? Und muß man wirklich im Stadtbus noch eine Minute vor der Abfahrt dem Fahrer zwischen Tür und Angel seine arschgeborene Weisheit vor den Schnauzbart heben, als wäre es die süßeste Frucht vom Baume der Erkenntnis?
Da wir gerade bei der Phraseologie sind, noch zwei meiner Lieblinge, die bei dem, der sie ausspricht, sofort spontane Selbstentzündung zur Folge haben sollen:

Frage: ist jemandem aus meiner geneigten Leserschaft schon einmal aufgefallen, daß dem Satz "Spaß muß sein, sonst hätte man im Leben ja gar nichts mehr zu lachen" (alles nach "Spaß muß sein" ist in ähnlicher Weise aus dem Satzbaukasten variabel) immer ein Brüller vorausgeht, den der Sprecher ausgiebigst beröhrt und bewiehert, während man sich als eher unfreiwilliger Zuhörer gerne flach auf den Boden legen, danach komplett mit Rindenmulch bedecken und abschließend in den Haufen ein Holzkreuz hineinstecken möchte?

Und noch was zu "Es wäre ja schlecht, wenn jeder den gleichen Geschmack hätte": da ist was dran.
So furchtbar finde ich es, in einem Club gemeinsam mit einer tobenden Meute zu Musik abzugehen, die mir am Herzen liegt. Lieber stehe ich an einer leeren Tanzfläche und singe bei jedem Gast, der dem DJ zuruft, er möge doch mal den Scheiß ausmachen, das Hohelied auf die menschliche Individualität.

Montag, 5. April 2010

Sieg Heil, Obama!

Ein aktuelles Photo, aufgenommen bei einer Demonstration gegen Obamas Gesundheitsreform, zeigt neben allerlei kompletter Demenz auch folgendes Plakat:

"Oh Shit! [Hakenkreuz im "O"] It's 1939 Germany all over again"

Und das ist nicht das einzige Spruch dieser Machart, wenn der Präsident andererseits nicht gerade als "Sozialist" bezeichnet wird... in einer Demonstration, die laut Text in erster Linie von der "weißen Mittelschicht" bestimmt ist, also von Leuten, die vermutlich zumindest mal einen Schulabschluß vorweisen können.
Vielleicht tue ich mal wieder genug Menschen Unrecht, vor allem, da auch bei uns an Hohlbroten kein Mangel herrscht: aber die Dummheit dieses Volks erzeugt in mir immer eine schwer definierbare Gefühlsmelange aus Faszination und Abscheu.
Zum Glück hat er keine aktuelle Bildungsreform durchgedrückt; bei den Kosten wäre der Staatsbankrott unausweichlich.

Freitag, 2. April 2010

Messerkampf

Ich mag das OX ja eigentlich, weil es eine relativ große musikalische Bandbreite abdeckt, zumindest was den Punk-, Alternative- und Rock'n Roll- Sektor angeht.
Außerdem bietet es immer sehr viel Lesestoff, der sogar für mehrere lange Bahnfahrten ausreicht.
Daß wir nicht immer derselben Meinung sind: geschenkt. Nichtsdestotrotz ein integres Magazin, das nach wie vor zurecht einen festen Platz in der deutschen Zeitschriftenlandschaft hat... in der aktuellen Ausgabe werden mit Sick Of It All, NoMeansNo und Black Flag alte Helden von mir gewürdigt, dazu gibt es einen fundierten Nachruf auf Rowland S. Howard und die gewohnt unterhaltsamen Kolumnen von Tom van Laak und Klaus N. Frick. Soweit, so gut.
Was aber Joachim Hiller dachte, als er in die Kritik zum Album der Band "Affenmesserkampf", die mit einem äußerst mediokren Track auch auf der CD- Beilage vertreten ist, folgendes hineinschrieb:
"Man wünscht sich viel mehr Bands mit solch klaren, nicht verkopften und dennoch nicht stumpfen Texten" und als Beleg hierfür die unsterbliche Textzeile "Deutschland is so scheiße, da muß man echt reihern" anführt, das weiß er vielleicht selbst, aber ansonsten garantiert niemand.
Wurde er in ein Wurmloch gesaugt und kroch als Sechzehnjähriger wieder raus?
Ich weiß jedenfalls, daß ich keine Sechzehn mehr bin, darum kann ich diese Begeisterung für solch zeitlosen Hirnmüll auch nicht teilen, zumal er sich auf einem Niveau befindet, das höchstens vor den Karstadt zu den Leuten mit den Halstuchhunden paßt.
Oder muß man zwingend JEDEN Scheißdreck wohlwollend betrachten, auf dem das Etikett "Punk" klebt?