Dienstag, 29. November 2011

Anti- Anti- Castor

Sie werden mich jetzt konservativ nennen. Oder "Arschloch". Ich muß damit leben.

Ich habe es dennoch jahrelang versucht: aber ich erkenne in Anti- Castor- Demonstrationen immer noch keinen Sinn und Zweck.

Es ist mit Sicherheit legitim, gegen Atomkraft zu demonstrieren, auch gegen die Laufzeitverlängerung von 2015 auf 2022. Seit in Deutschland vor einiger Zeit versuchsweise diverse Atomanlagen abgeschaltet wurden und hier trotzdem nicht das komplette Stromnetz zusammengebrochen ist, halte ich den Atomausstieg ebenfalls für sinnvoll.
Ja, "ebenfalls"; ich war in den letzten Jahren nicht gerade als Atomkraftgegner bekannt, wenn auch in erster Linie deshalb, weil ich kaum vernünftige Alternativen gesehen habe. Vor allem, wenn man die Dreistigkeit betrachtet, mit der neuerdings wieder solche Dreckschleudern wie Kohlekraftwerke als Lösung angepriesen werden.
Ich halte die Erbeben- und Tsunamigefahr in unseren Breiten auch generell für überschaubar und habe mein ganzes Leben in Sichtweite des AKW Philippsburg verbracht, ohne daß ich nachts leuchte. Darum hielt ich hierzulande AKW's für ein kalkulierbares Übel.
Nichtsdestotrotz habe ich mein Denken auf den Prüfstand gestellt und befürworte mittlerweile einen schnellstmöglichen Atomausstieg. So.

Es ist aber weiterhin eine Tatsache, daß dieser gerade nicht stattfindet und immer noch AKW's in Betrieb sind. Und solange dies der Fall ist, wird Atommüll produziert.
Und jetzt kommen wir zu der entscheidenden Frage: wohin damit?

In 3.- Welt- Länder, wie wir es schon seit Jahr und Tag mit Gift- und Plastikmüll machen? Im Meer versenken? Ins All schießen?

Halten wir fest: wenn der ganze Scheiß, der da gerade aus La Hague kommt, bei uns produziert wurde, haben wir die moralische Verpflichtung, ihn zurückzunehmen, ob uns das paßt oder nicht.
Und wer immer in den letzten Jahren Strom verbraucht hat, ohne eine Solaranlage auf dem Dach zu haben, wird wohl auch zumindest gelegentlich von Atomstrom profitiert haben, und sei es beim Einkaufen oder am Arbeitsplatz.
Somit ist und bleibt es UNSER Müll, egal, ob wir der Meinung sind, persönlich dafür verantwortlich zu sein oder nicht.

Nächster Punkt: "Nach Angaben der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg enthält ein einziger Castor-Behälter 100 bis 200 mal mehr Radioaktivität als das absaufende Atommüll-Endlager Asse. „Von einem normalen Transport kann also keine Rede sein.“


Das sei hier also stellvertretend für ähnlich lautende Meinungen, die ich im Netz gelesen habe, einmal zitiert.
Man hat also unter anderem Angst, daß die Castoren vermehrt Radioaktivität abgeben könnten, was- weitere Bedenken, die ich auch nachlesen konnte- auch im Falle eines Anschlags passieren könnte, da die Behälter ein lohnendes Ziel für Terroristen seien (Links zu den Artikeln poste ich hier keine, sonst werde ich nicht mehr fertig... bemühen Sie ihre Suchmaschine, wenn Sie Detailliertes lesen möchten).
Deswegen sabotiert man also die Transportwege oder hält den Zug so lange wie möglich auf, damit die Castoren in freier Natur oder der Nähe von Ortschaften ungestört vor sich hinstrahlen können.
Sollte es da irgendeine Logik geben, man möchte sie mir so erklären, daß ich sie auch kapiere.

Aber es gibt ja Hoffnung:


Mit dem aktuellen Castor-Transport lagern bereits 113 Behälter mit hochradioaktivem Atommüll im Zwischenlager Gorleben, die auf die Endlagerung warten. Könnte der Müll nach jahrzehntelanger Abkühlung nicht im Salzstock für immer entsorgt werden, müsste er wieder für viele Millionen Euro abtransportiert werden. Dann dürfte es an der Castor-Wegstrecke ein ganz neues Bild geben: Jubelnde Wendländer und freie Fahrt statt Sitzblockaden und an Gleise gekettete Menschen.


So schreibt das "Greenpeace- Magazin". In dem Fall bin ich mal gespannt, ob die "jubelnden Wendländer" dann auch demonstrierend vor Ort wären, wenn der Atommüll stattdessen in Südwest- oder Ostdeutschland gelagert würde oder gleich in Frankreich verbliebe.
Denn das Gefühl, daß es in erster Linie um "Hauptsache, nicht bei uns" geht verbunden mit der Hoffnung, der Atommüll würde sich in Luft auflösen, wenn man ihn nicht vor der Haustür hat, will bei mir nicht weichen.

Genausowenig wie die Überzeugung, daß man mit den 33,5 Millionen Euro, die allein das Land Niedersachsen der jetzige Transport dank der ganzen Verzögerungen gekostet hat, etwas weitaus Sinnvolleres anstellen könnte.

In ein geeignetes und sicheres Endlager investieren, beispielsweise.

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