Ich habe ja noch nie nach einem Wahlabend gefeiert, siehe vorherigen Beitrag, letzten Absatz.
Aber als gestern das Ergebnis der FDP hereinschneite, brachen diesbezüglich alle Dämme, es sei hiermit eingestanden. Schon Jahr und Tag warte ich darauf, daß dieses allein kaum lebensfähige Opportunistenkonglomerat einmal aus dem Bundestag entfernt wird, und im Frühherbst meines Lebens wurde das Ausharren nun doch belohnt.
Anführen könnte ich hier die üblichen tausendsieben Gründe, die mir dieses Geschmeiß so widerwärtig machen... doch ich verzichte. Und goutiere den Umstand, zumindest mal vier Jahre ohne diese Pest auskommen zu dürfen, ab jetzt lieber schweigend.
Nicht verschwiegen werden soll trotzdem, daß es Menschen gibt, die mir- warum auch immer- nicht unsympathisch sind und trotzdem mit fast bewundernswerter Zähigkeit ihr Kreuz bei der FDP machen. Ausdiskutiert haben wir das öfter. Anständig, wie ich bin, habe ich auch ohne Heuchelei mich meiner unbändigen Freude wegen bei diesen halbwegs desperaten Gestalten entschuldigt, was die Genugtuung aber nicht geschmälert hat. Sich für die falsche Partei entschieden zu haben, ist und bleibt nunmal eine Entscheidung für die falsche Partei. Die FDP wird dadurch nicht wählbarer. Ihre vermeintlichen Erben von der AfD übrigens auch nicht, aber die bleiben uns vorerst gleichwohl erspart.
Die NPD dagegen kam gerade mal auf 1,3%. Das klingt etwas ärmlich und nicht besorgniserregend. Führt man sich allerdings vor Augen, daß dies
Montag, 23. September 2013
Samstag, 21. September 2013
Ich halt's kaum aus
Da bin ich wieder, zum richtigen Zeitpunkt.
Denn nun, liebe Leser, wird es spannend. Laut dem Drecksblatt angesichts Seehofers Triumph sogar "mega- spannend".
Können Sie noch an sich halten? Oder haben Sie bereits schweißnasse Handinnenflächen während des fiebrigen Wartens auf die erste Hochrechnung?
Ich für meinen Teil habe mich mal wieder ausgeklinkt... und zwar von der ganzen Welt. Nach mehreren Wochen am Rande des Burn- Outs habe ich meinen wohlverdienten Urlaub genossen und dabei gleich das Angenehme mit dem Nützlichen verknüpft. Will heißen:
ich war eine Woche auf Korsika, um sämtliche verfügbaren Verwandten abzuklappern, die ich teilweise schon jahrelang nicht mehr gesehen hatte... was nun, nach dem Tod meines Vaters, die sinnvollste Entscheidung war.
Hierzulande spricht man ja gerne von "Entschleunigung"... die lernt man aber erst in ihrer pursten Form kennen, wenn man vier Tage so verbringt wie ich. Will heißen: in einem korsischen Bergdorf namens Guagnu mit 100 Einwohnern, in dem um 20 Uhr abends kein Mucks mehr zu hören ist außer vereinzelten Hunden, Eseln und Wildschweinen, und um Mitternacht jegliche Straßenbeleuchtung abgeschaltet wird.
Um diese Zeit schlief ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheit zumeist schon tief und fest, denn üblicherweise stand ich um 7 Uhr morgens auf, um zu essen, zu lesen, wieder zu essen und dann Mittagsschlaf zu halten. Will heißen: ich hatte mich auf ca. 2,5 km/h heruntergebremst, und das war das Beste, was ich mir seit langem angediehen ließ.
Den Rest meines Besuchs in der zweiten Heimat verbrachte ich in und um Bastia, sei der Vollständigkeit halber erwähnt... und ich liebe diese Stadt.
Dennoch kehrte ich mit zwei elementaren Feststellungen zurück, die da lauteten:
"a) wenn ich während eines Fluges aus dem Fenster schaue, bekomme ich generell IMMER einen Ohrwurm von "Song For Guy" von Elton John. Das macht mir angst.
b) sogar auf Korsika bleibt man nicht vor angewelkten deutschen Hausfrauen verschont, die Skistöcke durch die Gegend schleppen, um ihren Nordic- Walking- Scheiß zu praktizieren... und weit und breit keine gütige Seele, um diesem finsteren Treiben Einhalt zu gebieten."
Die dritte, jetzt wiederentdeckte, lautet:
c) ich werde nie verstehen, wie Leute, die teilweise viel jünger sind als ich, an Wahlabenden mit einem Glas Sekt in Parteizentralen auf die Hochrechnungen warten können, um dann in maßlosen Jubel oder Niedergeschlagenheit auszubrechen, sobald diese durchgegeben werden.
Irgendwie fehlt mir ein Gen dazu, den Sinn meines Lebens darin zu sehen, als braver Parteisoldat mein Wohlbefinden von Wahlergebnissen abhängig zu machen (wenn nicht gerade die absolute Pest gewinnt).
Wählen werde ich wohl gehen, und ein Rauswurf der FDP könnte morgen eventuell sogar meine Laune retten.
Aber "mega- spannend"? Get a life.
Denn nun, liebe Leser, wird es spannend. Laut dem Drecksblatt angesichts Seehofers Triumph sogar "mega- spannend".
Können Sie noch an sich halten? Oder haben Sie bereits schweißnasse Handinnenflächen während des fiebrigen Wartens auf die erste Hochrechnung?
Ich für meinen Teil habe mich mal wieder ausgeklinkt... und zwar von der ganzen Welt. Nach mehreren Wochen am Rande des Burn- Outs habe ich meinen wohlverdienten Urlaub genossen und dabei gleich das Angenehme mit dem Nützlichen verknüpft. Will heißen:
ich war eine Woche auf Korsika, um sämtliche verfügbaren Verwandten abzuklappern, die ich teilweise schon jahrelang nicht mehr gesehen hatte... was nun, nach dem Tod meines Vaters, die sinnvollste Entscheidung war.
Hierzulande spricht man ja gerne von "Entschleunigung"... die lernt man aber erst in ihrer pursten Form kennen, wenn man vier Tage so verbringt wie ich. Will heißen: in einem korsischen Bergdorf namens Guagnu mit 100 Einwohnern, in dem um 20 Uhr abends kein Mucks mehr zu hören ist außer vereinzelten Hunden, Eseln und Wildschweinen, und um Mitternacht jegliche Straßenbeleuchtung abgeschaltet wird.
Um diese Zeit schlief ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheit zumeist schon tief und fest, denn üblicherweise stand ich um 7 Uhr morgens auf, um zu essen, zu lesen, wieder zu essen und dann Mittagsschlaf zu halten. Will heißen: ich hatte mich auf ca. 2,5 km/h heruntergebremst, und das war das Beste, was ich mir seit langem angediehen ließ.
Den Rest meines Besuchs in der zweiten Heimat verbrachte ich in und um Bastia, sei der Vollständigkeit halber erwähnt... und ich liebe diese Stadt.
Dennoch kehrte ich mit zwei elementaren Feststellungen zurück, die da lauteten:
"a) wenn ich während eines Fluges aus dem Fenster schaue, bekomme ich generell IMMER einen Ohrwurm von "Song For Guy" von Elton John. Das macht mir angst.
b) sogar auf Korsika bleibt man nicht vor angewelkten deutschen Hausfrauen verschont, die Skistöcke durch die Gegend schleppen, um ihren Nordic- Walking- Scheiß zu praktizieren... und weit und breit keine gütige Seele, um diesem finsteren Treiben Einhalt zu gebieten."
Die dritte, jetzt wiederentdeckte, lautet:
c) ich werde nie verstehen, wie Leute, die teilweise viel jünger sind als ich, an Wahlabenden mit einem Glas Sekt in Parteizentralen auf die Hochrechnungen warten können, um dann in maßlosen Jubel oder Niedergeschlagenheit auszubrechen, sobald diese durchgegeben werden.
Irgendwie fehlt mir ein Gen dazu, den Sinn meines Lebens darin zu sehen, als braver Parteisoldat mein Wohlbefinden von Wahlergebnissen abhängig zu machen (wenn nicht gerade die absolute Pest gewinnt).
Wählen werde ich wohl gehen, und ein Rauswurf der FDP könnte morgen eventuell sogar meine Laune retten.
Aber "mega- spannend"? Get a life.
Mittwoch, 7. August 2013
Der Kläffer
Wenn ich mir die Blogs anschaue, die ich abonniert habe, habe ich manchmal das Gefühl, eine Art Kettenhund zu sein.
Manch ein Schreiber hat eine gewisse Leichtigkeit, wenn nicht sogar eine poetische Kraft, von der mir deucht, sie sei mir abhandengekommen.
Das mag an meiner weitgehenden Abkehr von privaten Themen liegen. Diese ist in erster Linie meiner momentanen, immer noch unfreiwilligen Onlineabstinenz geschuldet, die mich nach wie vor zum Sklaven fester Öffnungszeiten von Internetcafés macht. Ich merke, wie viele meiner privaten Alltagsbeobachtungen zu eher nachtschlafender Zeit entstanden, wenn ich noch nicht zu Bett wollte und mir allerlei Gedankenfetzen im Kopf herumkrochen, von denen ich glaubte, sie der Welt mitteilen zu müssen.
Nun staut sich manchmal tagelang allerlei Dreck in mir an, den loszuwerden bei mir eine nahezu karthatische Funktion hat. Das mag, geehrte Leser, Ihnen gegenüber nicht immer fair sein, da Sie sozusagen als Mülleimer dienen, auch wenn dies beim Schreiben natürlich zu keiner Sekunde meine Intention ist.
Momentan habe ich das Gefühl, daß es des Bellens, Knurrens und Geiferns genug sei, da ich nach dem Lesen meiner letzten Beiträge fast schon von mir selbst gelangweilt war. Wer fünf Stunden am Stück Napalm Death hört, hat vielleicht auch endlich mal das Bedürfnis nach Ruhe. Oder zumindest nach etwas, das sich nicht anhört wie eine Waschmaschine im Schleudergang, in der ein Uruk- Hai eingesperrt ist.
Das soll keine neuerliche Pausenankündigung sein, im Gegenteil... aber auf der Suche nach der verlorenen thematischen Bandbreite meiner Beiträge beim Draufdreschen ab und zu einmal innezuhalten und durchzuatmen erscheint mir gerade als sehr vernünftig.
Leider hatte die Vernunft in meinem Leben nur phasenweise Einfluß auf mein Tun und Handeln. Seien Sie also mit mir gemeinsam darauf gespannt, was dabei herauskommt.
Manch ein Schreiber hat eine gewisse Leichtigkeit, wenn nicht sogar eine poetische Kraft, von der mir deucht, sie sei mir abhandengekommen.
Das mag an meiner weitgehenden Abkehr von privaten Themen liegen. Diese ist in erster Linie meiner momentanen, immer noch unfreiwilligen Onlineabstinenz geschuldet, die mich nach wie vor zum Sklaven fester Öffnungszeiten von Internetcafés macht. Ich merke, wie viele meiner privaten Alltagsbeobachtungen zu eher nachtschlafender Zeit entstanden, wenn ich noch nicht zu Bett wollte und mir allerlei Gedankenfetzen im Kopf herumkrochen, von denen ich glaubte, sie der Welt mitteilen zu müssen.
Nun staut sich manchmal tagelang allerlei Dreck in mir an, den loszuwerden bei mir eine nahezu karthatische Funktion hat. Das mag, geehrte Leser, Ihnen gegenüber nicht immer fair sein, da Sie sozusagen als Mülleimer dienen, auch wenn dies beim Schreiben natürlich zu keiner Sekunde meine Intention ist.
Momentan habe ich das Gefühl, daß es des Bellens, Knurrens und Geiferns genug sei, da ich nach dem Lesen meiner letzten Beiträge fast schon von mir selbst gelangweilt war. Wer fünf Stunden am Stück Napalm Death hört, hat vielleicht auch endlich mal das Bedürfnis nach Ruhe. Oder zumindest nach etwas, das sich nicht anhört wie eine Waschmaschine im Schleudergang, in der ein Uruk- Hai eingesperrt ist.
Das soll keine neuerliche Pausenankündigung sein, im Gegenteil... aber auf der Suche nach der verlorenen thematischen Bandbreite meiner Beiträge beim Draufdreschen ab und zu einmal innezuhalten und durchzuatmen erscheint mir gerade als sehr vernünftig.
Leider hatte die Vernunft in meinem Leben nur phasenweise Einfluß auf mein Tun und Handeln. Seien Sie also mit mir gemeinsam darauf gespannt, was dabei herauskommt.
Montag, 29. Juli 2013
Spiel und Spaß im grünen Gras
Am 03.10.2010, so sagt mein Postingverzeichnis, habe ich mich bereits in zwei Beiträgen über die schöne bunte Welt menschlicher Perversionen ausgelassen, um dann noch mit dem Bericht über einen australischen Footballspieler, der sich von einem Hund fellationieren ließ, einen draufzusetzen.
Damit, so nahm man an, sei das Thema doch nun endlich erschöpft. Mitnichten.
Hier als wörtliches Zitat der Bericht aus dem SÜDKURIER online, ansonsten glaubt mir diesen Schwachsinn wieder kein Mensch:
Die Polizei in der unterfränkischen Stadt Aschaffenburg hat am Freitagnachmittag ein Paar vorläufig festgenommen. Die Frau (70) und ihr 43-jähriger männlicher Begleiter hatten in einer Parkanlage öffentlich Sex und dabei auch einen Hund einbezogen. Laut Polizeiangaben hielten sich am Ort des Geschehens gegen 16 Uhr auch zwei Mütter mit ihren Kindern auf. In unmittelbarer Nähe standen auch mehrere sichtlich betrunkene jüngere Personen herum. Für alle Umherstehenden deutlich erkennbar hatten dann die 70-Jährige und der 43-Jährige Geschlechtsverkehr miteinander. Laut Zeugenaussagen wurde in die sexuellen Handlungen auch ein Hund miteinbezogen.
Streifenbesatzungen der Aschaffenburger Polizei machten sich, gerufen von Passanten, auf den Weg in die Parkanlage und nahmen dort die beiden aus der Stadt stammenden Tatverdächtigen vorläufig fest. Weil die beiden deutlich erkennbar getrunken hatten, wurden ihnen Blut abgenommen, um den Grad der Alkoholisierung festzustellen. Nachdem auf der Polizeiwache die Anzeigen geschrieben waren, kamen die Beschuldigten, die bei der Polizei bereits bekannt sind, wieder auf freien Fuß. Gegen sie wird jetzt unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern, Erregung öffentlichen Ärgernisses und wegen eines Verstoßes nach dem Tierschutzgesetz Anzeige erstattet.
Damit, so nahm man an, sei das Thema doch nun endlich erschöpft. Mitnichten.
Hier als wörtliches Zitat der Bericht aus dem SÜDKURIER online, ansonsten glaubt mir diesen Schwachsinn wieder kein Mensch:
Die Polizei in der unterfränkischen Stadt Aschaffenburg hat am Freitagnachmittag ein Paar vorläufig festgenommen. Die Frau (70) und ihr 43-jähriger männlicher Begleiter hatten in einer Parkanlage öffentlich Sex und dabei auch einen Hund einbezogen. Laut Polizeiangaben hielten sich am Ort des Geschehens gegen 16 Uhr auch zwei Mütter mit ihren Kindern auf. In unmittelbarer Nähe standen auch mehrere sichtlich betrunkene jüngere Personen herum. Für alle Umherstehenden deutlich erkennbar hatten dann die 70-Jährige und der 43-Jährige Geschlechtsverkehr miteinander. Laut Zeugenaussagen wurde in die sexuellen Handlungen auch ein Hund miteinbezogen.
Streifenbesatzungen der Aschaffenburger Polizei machten sich, gerufen von Passanten, auf den Weg in die Parkanlage und nahmen dort die beiden aus der Stadt stammenden Tatverdächtigen vorläufig fest. Weil die beiden deutlich erkennbar getrunken hatten, wurden ihnen Blut abgenommen, um den Grad der Alkoholisierung festzustellen. Nachdem auf der Polizeiwache die Anzeigen geschrieben waren, kamen die Beschuldigten, die bei der Polizei bereits bekannt sind, wieder auf freien Fuß. Gegen sie wird jetzt unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern, Erregung öffentlichen Ärgernisses und wegen eines Verstoßes nach dem Tierschutzgesetz Anzeige erstattet.
Mittwoch, 24. Juli 2013
Das Recht auf Debilität
Der Ballermann 6 soll dichtgemacht werden.
Davon war zwar nie die Rede, denn das Interview des Drecksblattes zu diesem Thema mit dem Tourismusdezernenten von Palma, Álvaro Gijón, lief laut der Onlineseite der "Mallorca- Zeitung" folgendermaßen ab: "Die beiden Bild-Reporter hatten nach Angaben von Gijón mangels Spanisch-Kenntnissen einen Übersetzer zu dem Interview mitgebracht, letztendlich habe man aber die meiste Zeit auf Englisch gesprochen." Und hat, sei ergänzend hinzugefügt, trotzdem kaum etwas verstanden, aber den Scheißdreck umgehend drucken lassen.
Eigentlich müßte man da kein Wort mehr darüber verlieren, denn wäre das Drecksblatt eine Zeitung und kein Volksverhetzungsorgan für Halbanalphabeten, hätte es eine Gegendarstellung gedruckt und die Sache gut sein lassen.
Doch nein, wir haben Sommerloch, das Thema Bushido ist nun ausgemolken, also muß man den Zorn von Millionen Schwachköpfen neu entfachen, kanalisieren, auf ein anderes Sujet lenken und sich ohne Not zum Ombudsmann dieser ganzen Geisteskranken machen, die Jahr für Jahr im Sommer in die große weite Welt hinausziehen, aber leider immer wieder zurückkommen.
Daß dabei niemandem auffällt, welche Töne dabei angeschlagen werden, als wäre El Arenal eine deutsche Kolonie, ist eigentlich unfaßbar. Was fällt den Spaniern eigentlich ein, uns auf ihrer eigenen Insel Vorschriften zu machen? Geht's noch?
Ich finde den Gedanken interessant, wie hier die Stimmung wäre, würden jedes Jahr- sagen wir mal- hunderttausende Engländer an der Nordsee einfallen, um sich dort wie Abschaum zu benehmen und eine Art Enklave zu schaffen.
Zumindest hat Herr Gijón eines sofort begriffen: "Klarstellungen werde er von der "Bild" aber nicht einfordern: "Wie soll man jemandem etwas erklären, wenn er nicht verstehen will' ".
Davon war zwar nie die Rede, denn das Interview des Drecksblattes zu diesem Thema mit dem Tourismusdezernenten von Palma, Álvaro Gijón, lief laut der Onlineseite der "Mallorca- Zeitung" folgendermaßen ab: "Die beiden Bild-Reporter hatten nach Angaben von Gijón mangels Spanisch-Kenntnissen einen Übersetzer zu dem Interview mitgebracht, letztendlich habe man aber die meiste Zeit auf Englisch gesprochen." Und hat, sei ergänzend hinzugefügt, trotzdem kaum etwas verstanden, aber den Scheißdreck umgehend drucken lassen.
Eigentlich müßte man da kein Wort mehr darüber verlieren, denn wäre das Drecksblatt eine Zeitung und kein Volksverhetzungsorgan für Halbanalphabeten, hätte es eine Gegendarstellung gedruckt und die Sache gut sein lassen.
Doch nein, wir haben Sommerloch, das Thema Bushido ist nun ausgemolken, also muß man den Zorn von Millionen Schwachköpfen neu entfachen, kanalisieren, auf ein anderes Sujet lenken und sich ohne Not zum Ombudsmann dieser ganzen Geisteskranken machen, die Jahr für Jahr im Sommer in die große weite Welt hinausziehen, aber leider immer wieder zurückkommen.
Daß dabei niemandem auffällt, welche Töne dabei angeschlagen werden, als wäre El Arenal eine deutsche Kolonie, ist eigentlich unfaßbar. Was fällt den Spaniern eigentlich ein, uns auf ihrer eigenen Insel Vorschriften zu machen? Geht's noch?
Ich finde den Gedanken interessant, wie hier die Stimmung wäre, würden jedes Jahr- sagen wir mal- hunderttausende Engländer an der Nordsee einfallen, um sich dort wie Abschaum zu benehmen und eine Art Enklave zu schaffen.
Zumindest hat Herr Gijón eines sofort begriffen: "Klarstellungen werde er von der "Bild" aber nicht einfordern: "Wie soll man jemandem etwas erklären, wenn er nicht verstehen will' ".
Dienstag, 16. Juli 2013
Bushido mal wieder
Groß ist das Sommerloch, gering sind wohl auch die Plattenverkäufe, Zeit also, mal selbst die saisonale Sau freizulassen, die andere dann durch's mediale Dorf treiben dürfen.
Nach der ganzen "Bambi"- Hysterie habe ich ja Bushido noch verteidigt. Und diesmal tu ich's wieder.
Dabei halte ich den guten Mann für einen waschechten Unsympathen, mit dem ich sicherlich nicht freiwillig ein Bier trinken wollen würde, davon abgesehen, daß mir seine wohl ernstgemeinte Homophobie plus Anti- Israel- Haltung ebenfalls gewaltig auf den Zünder geht.
Allerdings, wenn ich ehrlich bin, waren US- Rapper auch nie zimperlich mit ihren Angriffszielen und wurden dafür von mir goutiert, was auch für einige zweifelhafte Aussagen von Punk- bzw. Hardcore- und Metalbands gilt. Texte von beispielsweise Ice Cube, Ice-T, NWA auf der einen, Slime, Exploited, Sheer Terror, Slayer und Suicidal Tendencies auf der anderen Seite galten im Rahmen einer Subkultur immer als legitimes Ausdrucksmittel Unterprivilegierter, egal wie politisch unkorrekt, stumpf oder dämlich sie waren. Warum sollte ich nun also zweierlei Maß anlegen?
Oder, noch wichtiger, warum sollte ich mich auf die Seite von Leuten stellen, die ich zutiefst verabscheue, zudem, wenn man davon ausgehen kann, daß- ähnlich wie im US- Gangsta- Rap- der Künstler seine Drohungen nicht wahrmachen wird?
Ein Schleimbeutel wie Wowereit samt seiner "Arm, aber sexy"- Attitüde, egal ob schwul oder unschwul; die ausgewiesene Minderheitenversteherin und Nervtröte Claudia Roth, die neuerdings feststellen muß, daß die Welt doch nicht so schwarzweiß ist wie das Röhrenfernsehen, aus dem sie scheinbar ihr Bild eben jener bezieht; der sein Humorniveau verzweifelt unter der Grasnarbe suchende, medial hofierte Schwachkopf Oliver Pocher, der endlich seine vorgelebte, schmerzresistente "Geschmacklosigkeit auf Kosten anderer"- Masche quasi durch die Hintertür selbst einmal serviert bekommt (man erinnere sich an das Zitat zum Start der glücklicherweise kurzlebigen Show mit Harald Schmidt: Schmidt sei für die politischen Witze zuständig und er, Pocher, "dafür, wenn sich Britney Spears eine Glatze rasiert"... kurz: sich über den völligen Zusammenbruch einer damals öffentlich vorgeführten psychisch Kranken lustig zu machen [wendet man dieselbe Moralkeule auch mal an]); dieses Trio infernal gehört mit Sicherheit zu dem Teil der Menschheit, dessen Fürsprecher ich niemals sein möchte.
Daß sich an der Spitze dieser Phalanx der Unsäglichen nun ausgerechnet das Drecksblatt samt seinem weitgehend unzurechnungsfähigen Kolumnisten zum Hüter von Anstand und Moral aufschwingt (und sich nicht scheut, einen Untoten wie Heino zu der Causa todesmutig Sätze ins Mikro röhren zu lassen, die angeblich "jeder denkt, aber keiner ausspricht", wobei man in dem Fall stark anzweifeln darf, ob sie überhaupt erdacht wurden)... das wäre doch fast schon wieder lustig, wäre es nicht dermaßen ausgekocht widerwärtig.
Sympathie für Bushido? Er soll von mir aus weggehen. Aber daß das Fehlverhalten eines Einzelnen das sonstige und aktuelle Verhalten seiner sich im Recht wähnenden Gegner nicht erträglicher macht, wird in diesen Tagen mal wieder bis zum Erbrechen vorgeführt.
Nach der ganzen "Bambi"- Hysterie habe ich ja Bushido noch verteidigt. Und diesmal tu ich's wieder.
Dabei halte ich den guten Mann für einen waschechten Unsympathen, mit dem ich sicherlich nicht freiwillig ein Bier trinken wollen würde, davon abgesehen, daß mir seine wohl ernstgemeinte Homophobie plus Anti- Israel- Haltung ebenfalls gewaltig auf den Zünder geht.
Allerdings, wenn ich ehrlich bin, waren US- Rapper auch nie zimperlich mit ihren Angriffszielen und wurden dafür von mir goutiert, was auch für einige zweifelhafte Aussagen von Punk- bzw. Hardcore- und Metalbands gilt. Texte von beispielsweise Ice Cube, Ice-T, NWA auf der einen, Slime, Exploited, Sheer Terror, Slayer und Suicidal Tendencies auf der anderen Seite galten im Rahmen einer Subkultur immer als legitimes Ausdrucksmittel Unterprivilegierter, egal wie politisch unkorrekt, stumpf oder dämlich sie waren. Warum sollte ich nun also zweierlei Maß anlegen?
Oder, noch wichtiger, warum sollte ich mich auf die Seite von Leuten stellen, die ich zutiefst verabscheue, zudem, wenn man davon ausgehen kann, daß- ähnlich wie im US- Gangsta- Rap- der Künstler seine Drohungen nicht wahrmachen wird?
Ein Schleimbeutel wie Wowereit samt seiner "Arm, aber sexy"- Attitüde, egal ob schwul oder unschwul; die ausgewiesene Minderheitenversteherin und Nervtröte Claudia Roth, die neuerdings feststellen muß, daß die Welt doch nicht so schwarzweiß ist wie das Röhrenfernsehen, aus dem sie scheinbar ihr Bild eben jener bezieht; der sein Humorniveau verzweifelt unter der Grasnarbe suchende, medial hofierte Schwachkopf Oliver Pocher, der endlich seine vorgelebte, schmerzresistente "Geschmacklosigkeit auf Kosten anderer"- Masche quasi durch die Hintertür selbst einmal serviert bekommt (man erinnere sich an das Zitat zum Start der glücklicherweise kurzlebigen Show mit Harald Schmidt: Schmidt sei für die politischen Witze zuständig und er, Pocher, "dafür, wenn sich Britney Spears eine Glatze rasiert"... kurz: sich über den völligen Zusammenbruch einer damals öffentlich vorgeführten psychisch Kranken lustig zu machen [wendet man dieselbe Moralkeule auch mal an]); dieses Trio infernal gehört mit Sicherheit zu dem Teil der Menschheit, dessen Fürsprecher ich niemals sein möchte.
Daß sich an der Spitze dieser Phalanx der Unsäglichen nun ausgerechnet das Drecksblatt samt seinem weitgehend unzurechnungsfähigen Kolumnisten zum Hüter von Anstand und Moral aufschwingt (und sich nicht scheut, einen Untoten wie Heino zu der Causa todesmutig Sätze ins Mikro röhren zu lassen, die angeblich "jeder denkt, aber keiner ausspricht", wobei man in dem Fall stark anzweifeln darf, ob sie überhaupt erdacht wurden)... das wäre doch fast schon wieder lustig, wäre es nicht dermaßen ausgekocht widerwärtig.
Sympathie für Bushido? Er soll von mir aus weggehen. Aber daß das Fehlverhalten eines Einzelnen das sonstige und aktuelle Verhalten seiner sich im Recht wähnenden Gegner nicht erträglicher macht, wird in diesen Tagen mal wieder bis zum Erbrechen vorgeführt.
Sonntag, 14. Juli 2013
In Sachen Hermann L. Gremliza
In manchen Dingen trennen mich und den "Konkret"- Chefredakteur Welten, wie mir auch das Magazin selbst bisweilen zu verkniffen und dogmatisch daherkommt.
Nichtsdestotrotz halte ich "Konkret" für einen wichtigen Kontrast zu der Anzahl an existenten Verblödungsblättern, da nehme ich es gerne in Kauf, bei einem guten Teil der getätigten Aussagen auch mal ganz tief durchatmen zu müssen... davon ausgehend, daß ich für das Magazin bei höherem Bekanntheitsgrad meinerseits aufgrund gewisser Ansichten ebenfalls eine recht gute Zielscheibe abgäbe.
Dennoch lese ich vor allem Gremlizas Beiträge gerne. Zumindest bestätigt er aufgrund gut recherchierter Beispiele meine eigene Meinung, daß die BRD in ihrer Frühzeit ein Tummelplatz von Kriegsgewinnlern und Faschistenschweinen war, die im warmen Demokratenmantel plötzlich zu Lohn, Brot, Ruhm und Ehre gelangten; davon abgesehen, mag ich den sarkastischen Humor seiner "Express"- Kolumne wie auch den, der in seinen politischen Beiträgen aufblitzt; und als letztes können wir uns voneinander unabhängig doch auf Feindbilder wie Religion in ihrer gesamten Ausprägung und das Drecksblatt einigen und gehen (wohl seinerseits erst mittlerweile, nachdem die Palästinenser als linke Identifikationsfiguren nicht mehr viel hergeben) von der Unantastbarkeit des Existenzrechts Israels aus (womit ich mich hiermit auch mal mit einer politischen Aussage outen würde).
Und wer wäre ich, einen veröffentlichten E- Mail- Verkehr des kreuzwiderlichen Jakob Augstein mit Gremliza nicht so großartig zu finden, daß ich ihn hier nicht auszugsweise zitieren würde?
"Lieber Hermann Gremliza,
wir haben eine Diskussionsreihe, den Freitag-Salon, zu der ich Sie gerne einmal einladen würde.
[...] Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie an diesem Abend mit uns diskutieren würden. Aber ich will Ihnen nicht verheimlichen, wen ich da sonst noch einladen möchte: Gustav Seibt und Kai Diekmann. Diekmann kennt Kohl ja sehr gut, war damals ein Fan und ist seitdem ein Wegbereiter eines „neuen Deutschland“, das sich von der alten Bundesrepublik ja erheblich unterscheidet. Ich halte das für eine sehr spannende Kombination und wäre sehr froh, wenn Sie dabei wären. Melden Sie sich?
Herzliche Grüße Ihr Jakob Augstein"
"Lieber Herr Augstein,
haben Sie Dank für Ihre Anfrage, die mich erst heute erreicht hat, und sagen Sie mir, bitte, daß Sie nicht im Ernst gemeint haben, ich könnte mich mit einem Schmieranten wie dem Chefredakteur des größten Drecksblatts auch nur in einem Raum aufhalten, geschweige denn an einen Tisch setzen.
Mit freundlichen Grüßen H.L. Gremliza"
Wie heißt es so schön? "Made my day."
Nichtsdestotrotz halte ich "Konkret" für einen wichtigen Kontrast zu der Anzahl an existenten Verblödungsblättern, da nehme ich es gerne in Kauf, bei einem guten Teil der getätigten Aussagen auch mal ganz tief durchatmen zu müssen... davon ausgehend, daß ich für das Magazin bei höherem Bekanntheitsgrad meinerseits aufgrund gewisser Ansichten ebenfalls eine recht gute Zielscheibe abgäbe.
Dennoch lese ich vor allem Gremlizas Beiträge gerne. Zumindest bestätigt er aufgrund gut recherchierter Beispiele meine eigene Meinung, daß die BRD in ihrer Frühzeit ein Tummelplatz von Kriegsgewinnlern und Faschistenschweinen war, die im warmen Demokratenmantel plötzlich zu Lohn, Brot, Ruhm und Ehre gelangten; davon abgesehen, mag ich den sarkastischen Humor seiner "Express"- Kolumne wie auch den, der in seinen politischen Beiträgen aufblitzt; und als letztes können wir uns voneinander unabhängig doch auf Feindbilder wie Religion in ihrer gesamten Ausprägung und das Drecksblatt einigen und gehen (wohl seinerseits erst mittlerweile, nachdem die Palästinenser als linke Identifikationsfiguren nicht mehr viel hergeben) von der Unantastbarkeit des Existenzrechts Israels aus (womit ich mich hiermit auch mal mit einer politischen Aussage outen würde).
Und wer wäre ich, einen veröffentlichten E- Mail- Verkehr des kreuzwiderlichen Jakob Augstein mit Gremliza nicht so großartig zu finden, daß ich ihn hier nicht auszugsweise zitieren würde?
"Lieber Hermann Gremliza,
wir haben eine Diskussionsreihe, den Freitag-Salon, zu der ich Sie gerne einmal einladen würde.
[...] Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie an diesem Abend mit uns diskutieren würden. Aber ich will Ihnen nicht verheimlichen, wen ich da sonst noch einladen möchte: Gustav Seibt und Kai Diekmann. Diekmann kennt Kohl ja sehr gut, war damals ein Fan und ist seitdem ein Wegbereiter eines „neuen Deutschland“, das sich von der alten Bundesrepublik ja erheblich unterscheidet. Ich halte das für eine sehr spannende Kombination und wäre sehr froh, wenn Sie dabei wären. Melden Sie sich?
Herzliche Grüße Ihr Jakob Augstein"
"Lieber Herr Augstein,
haben Sie Dank für Ihre Anfrage, die mich erst heute erreicht hat, und sagen Sie mir, bitte, daß Sie nicht im Ernst gemeint haben, ich könnte mich mit einem Schmieranten wie dem Chefredakteur des größten Drecksblatts auch nur in einem Raum aufhalten, geschweige denn an einen Tisch setzen.
Mit freundlichen Grüßen H.L. Gremliza"
Wie heißt es so schön? "Made my day."
Auf dem Weg ins gelobte Land
Das war ja nun eine längere Pause, und einige von Ihnen, verehrte Leser, werden ja vermutet haben, meine erhöhte Beitragsfrequenz sei nur ein Strohfeuer gewesen... aber ich bin noch da. Wie seit jeher am Wirken und Walken, meiner unausweichlichen Vergreisung entgegendümpelnd.
Wenn wir gerade am "Dümpeln" sind: nach wie vor an Bord ist die designierte Queen Bronkowitz, was sie ja- man erinnert sich an einen älteren Post- kurzzeitig nicht mehr war. Aber das gemeinsame Dahinwelken macht mehr Spaß. Warum sollte man beim morgendlichen Blick in den Spiegel nur seine eigenen Defizite bemerken? Es ist doch um einiges trübsinnszerstreuender, jemandem anderen Vorhaltungen wegen seines Aussehens zu machen.
Nichtsdestotrotz bereite ich mich gerade wieder auf einen längeren Berlinaufenthalt vor.
Nach längerer streß- und familientragödienbedingter Auszeit finde ich nämlich künstlerisch allmählich wieder in die Spur zurück und habe einige Projekte in der Warteschleife.
Das klingt ziemlich arschgesichtsmäßig nach superwichtigem Werbeagentursschnösel; aber davon bin ich nach wie vor exakt so weit entfernt wie zu Blogbeginn.
Doch ankündigen darf ich trotzdem folgendes: verhandelt wird gerade die Umsetzung von "Kreisklassenhölle" als Hörbuch, und zwar in Berlin, weswegen ich es als sinnvoll erachte, vor Ort zu sein; eine Anfang 2014 erscheinensollende Textsammlung aus Kolumnen und ausgewählten Blogbeiträgen meinerseits bei einem Bonner Kleinstverlag; sowie die größte Aufgabe in nächster Zeit, mein für Herbst 2014 angekündigter neuer Roman.
Damit kann man schon mal ein paar langweilige Stunden auf dem Weg in die Vergreisung überbrücken.
Wenn wir gerade am "Dümpeln" sind: nach wie vor an Bord ist die designierte Queen Bronkowitz, was sie ja- man erinnert sich an einen älteren Post- kurzzeitig nicht mehr war. Aber das gemeinsame Dahinwelken macht mehr Spaß. Warum sollte man beim morgendlichen Blick in den Spiegel nur seine eigenen Defizite bemerken? Es ist doch um einiges trübsinnszerstreuender, jemandem anderen Vorhaltungen wegen seines Aussehens zu machen.
Nichtsdestotrotz bereite ich mich gerade wieder auf einen längeren Berlinaufenthalt vor.
Nach längerer streß- und familientragödienbedingter Auszeit finde ich nämlich künstlerisch allmählich wieder in die Spur zurück und habe einige Projekte in der Warteschleife.
Das klingt ziemlich arschgesichtsmäßig nach superwichtigem Werbeagentursschnösel; aber davon bin ich nach wie vor exakt so weit entfernt wie zu Blogbeginn.
Doch ankündigen darf ich trotzdem folgendes: verhandelt wird gerade die Umsetzung von "Kreisklassenhölle" als Hörbuch, und zwar in Berlin, weswegen ich es als sinnvoll erachte, vor Ort zu sein; eine Anfang 2014 erscheinensollende Textsammlung aus Kolumnen und ausgewählten Blogbeiträgen meinerseits bei einem Bonner Kleinstverlag; sowie die größte Aufgabe in nächster Zeit, mein für Herbst 2014 angekündigter neuer Roman.
Damit kann man schon mal ein paar langweilige Stunden auf dem Weg in die Vergreisung überbrücken.
Samstag, 15. Juni 2013
Asoziales Wohnen
Es wird Zeit, mal wieder eine eindringliche Empfehlung auszusprechen.
Nicht, weil ich den mittlerweile in Berlin wohnenden Autor Dirk Bernemann persönlich kenne, und zwar von der Frankfurter bzw. Leipziger Buchmesse, wo sich unser beider Verlage einen Stand teilten; insofern riecht das für Außenstehende mal wieder nach dem üblichen gegenseitigen Eiergeschaukel.
Nein, sondern deswegen, weil sein letztes Werk "Asoziales Wohnen" äußerst gelungen ist. Bernemann beschreibt darin das Leben in einem Mietshaus, dessen Protagonisten fein säuberlich in einzelne Wohneinheiten geliedert sind, sich aber durch eine Verstrickung von Zufällen über den Weg laufen, was bei ihnen nur in seltenen Fällen nachhaltigen Eindruck hinterläßt.
Da gibt es das alte Ehepaar, das nur noch durch eine ferne Erinnerung an Liebe zusammengehalten wird und nichts mehr vom Leben zu erwarten hat; den zurückgebliebenen Sören, der körperlich und emotional von seiner Mutter mißbraucht wird und seine Hoffnung in eine 13jährige weibliche Internetbekanntschaft setzt; die vereinsamte, desillusionierte Supermarktkassiererin Sibylle; die scheinbar intakte Großfamilie; die sozial verwahrloste Kleinfamilie; den bindungsunfähigen Frauenhelden Manuel; den körperlich entstellten Einsiedler im Dachgeschoß; und, über allem thronend, der Autor, der nach einer Idee für sein neues Buch sucht und einem die Wahl läßt, ob man in ihm Bernemanns alter ego sehen möchte.
Alle diese Figuren und ihre Geschichten werden wie ein Kartenspiel durchmischt und tauchen immer wieder in zusammenhängenden Episoden auf. Jede von ihnen wird seziert und analysiert, mit Bernemanns ausgeprägtem Vermögen, das Innenleben seiner Protagonisten mit endoskopischer Genauigkeit zu untersuchen und bis in den letzten Winkel hinein auszuleuchten.
So entstehen diverse Geschichten, vollgepackt mit unvorhersehbaren Wendungen, Resümées, die ich allzuoft unterschreiben kann und die selten positiv ausfallen (ob man das gut oder schlecht findet, sei einmal dahingestellt... sonnige Gemüter dürften damit ihre Probleme haben), und im Gegensatz zum Vorgänger "Trisomie so ich dir" kommt der Erzählfluss nie ins Stocken, und das Buch liest sich in einem Rutsch weg.
Zwei Kritikpunkte habe ich doch.
Inhaltlich: manchmal scheint mir die oft flapsige Sprache der Figur nicht angemessen, was aber bestimmt nur ein subjektiver Eindruck ist, und mancher Griff in die Metaphernkiste ist mir etwas zu bemüht originell ("Wenn Schritte Wasser wären, wäre das Treppenhaus ein Aquarium" ist beispielsweise so ein Fall).
Für den zweiten, weitaus ärgerlicheren kann Bernemann nichts, und der wäre das nahezu unglaublich schlampige Lektorat. Wenn ständig "das" und "dass" verwechselt werden, der Autor- Absicht?- in der Figur des Autoren kurzzeitig in die Ich- Perspektive wechselt, grausige Druckfehler auftauchen und Wörter ganz verlorengegangen sind, so daß man die eigene Kreativität bemühen muß, um Sätze zu vervollständigen, schmälert dies das Lesevergnügen und nimmt dem Buch einiges von dem Glanz, den es verdient hätte.
Da wünscht man sich, der Unsichtbar- Verlag würde viel mehr Sorgfalt walten lassen.
Nichtsdestotrotz: ein sehr gutes Buch, dem man einen höheren Stellenwert in der modernen Literatur und viel mehr Leser wünscht, als es wahrscheinlich gerade besitzt.
„Hinter jeder Tür eine eigene Vorstellung von Leben. Mitten in deutscher Mittelmäßigkeit,
denn die Gegend hier ist eher so mittelgut, nicht wirklich asozial, aber auch nicht einbruchswürdig.
Parkbuchten, Fahrradständer, Kinderspielplätze. Alles da. Aber eben auch
nicht mehr. Wer mehr will, wohnt woanders.“
Dirk Bernemann: Asoziales Wohnen Unsichtbar Verlag, 316 Seiten, 14.95 Euro
Nicht, weil ich den mittlerweile in Berlin wohnenden Autor Dirk Bernemann persönlich kenne, und zwar von der Frankfurter bzw. Leipziger Buchmesse, wo sich unser beider Verlage einen Stand teilten; insofern riecht das für Außenstehende mal wieder nach dem üblichen gegenseitigen Eiergeschaukel.
Nein, sondern deswegen, weil sein letztes Werk "Asoziales Wohnen" äußerst gelungen ist. Bernemann beschreibt darin das Leben in einem Mietshaus, dessen Protagonisten fein säuberlich in einzelne Wohneinheiten geliedert sind, sich aber durch eine Verstrickung von Zufällen über den Weg laufen, was bei ihnen nur in seltenen Fällen nachhaltigen Eindruck hinterläßt.
Da gibt es das alte Ehepaar, das nur noch durch eine ferne Erinnerung an Liebe zusammengehalten wird und nichts mehr vom Leben zu erwarten hat; den zurückgebliebenen Sören, der körperlich und emotional von seiner Mutter mißbraucht wird und seine Hoffnung in eine 13jährige weibliche Internetbekanntschaft setzt; die vereinsamte, desillusionierte Supermarktkassiererin Sibylle; die scheinbar intakte Großfamilie; die sozial verwahrloste Kleinfamilie; den bindungsunfähigen Frauenhelden Manuel; den körperlich entstellten Einsiedler im Dachgeschoß; und, über allem thronend, der Autor, der nach einer Idee für sein neues Buch sucht und einem die Wahl läßt, ob man in ihm Bernemanns alter ego sehen möchte.
Alle diese Figuren und ihre Geschichten werden wie ein Kartenspiel durchmischt und tauchen immer wieder in zusammenhängenden Episoden auf. Jede von ihnen wird seziert und analysiert, mit Bernemanns ausgeprägtem Vermögen, das Innenleben seiner Protagonisten mit endoskopischer Genauigkeit zu untersuchen und bis in den letzten Winkel hinein auszuleuchten.
So entstehen diverse Geschichten, vollgepackt mit unvorhersehbaren Wendungen, Resümées, die ich allzuoft unterschreiben kann und die selten positiv ausfallen (ob man das gut oder schlecht findet, sei einmal dahingestellt... sonnige Gemüter dürften damit ihre Probleme haben), und im Gegensatz zum Vorgänger "Trisomie so ich dir" kommt der Erzählfluss nie ins Stocken, und das Buch liest sich in einem Rutsch weg.
Zwei Kritikpunkte habe ich doch.
Inhaltlich: manchmal scheint mir die oft flapsige Sprache der Figur nicht angemessen, was aber bestimmt nur ein subjektiver Eindruck ist, und mancher Griff in die Metaphernkiste ist mir etwas zu bemüht originell ("Wenn Schritte Wasser wären, wäre das Treppenhaus ein Aquarium" ist beispielsweise so ein Fall).
Für den zweiten, weitaus ärgerlicheren kann Bernemann nichts, und der wäre das nahezu unglaublich schlampige Lektorat. Wenn ständig "das" und "dass" verwechselt werden, der Autor- Absicht?- in der Figur des Autoren kurzzeitig in die Ich- Perspektive wechselt, grausige Druckfehler auftauchen und Wörter ganz verlorengegangen sind, so daß man die eigene Kreativität bemühen muß, um Sätze zu vervollständigen, schmälert dies das Lesevergnügen und nimmt dem Buch einiges von dem Glanz, den es verdient hätte.
Da wünscht man sich, der Unsichtbar- Verlag würde viel mehr Sorgfalt walten lassen.
Nichtsdestotrotz: ein sehr gutes Buch, dem man einen höheren Stellenwert in der modernen Literatur und viel mehr Leser wünscht, als es wahrscheinlich gerade besitzt.
„Hinter jeder Tür eine eigene Vorstellung von Leben. Mitten in deutscher Mittelmäßigkeit,
denn die Gegend hier ist eher so mittelgut, nicht wirklich asozial, aber auch nicht einbruchswürdig.
Parkbuchten, Fahrradständer, Kinderspielplätze. Alles da. Aber eben auch
nicht mehr. Wer mehr will, wohnt woanders.“
Dirk Bernemann: Asoziales Wohnen Unsichtbar Verlag, 316 Seiten, 14.95 Euro
Dienstag, 11. Juni 2013
Unheilbar dämlich
Ich mußte anderweitig bereits lesen, ich ginge zum Lachen in den Keller, weil ich den offensichtlichen Schwindel der "Germanophoben Flut- Brigade" in der momentanen Gesamtsituation nicht sonderlich witzig fand.
Nur zur Erinnerung:
"Wir, die germanophobe Flut-Brigade, haben es uns zum Ziel gesetzt Deutschland (oder Teile davon) unter den Wassermassen leiden zu lassen. Für uns ist der Slogan “Deutschland in den Rücken fallen” mehr als nur ein Lippenbekenntnis, wir lassen Taten folgen.
Aus diesem Grund haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die von der scheisz-deutschen Volksgemeinschaft errichteten Dämme und Deiche soweit zu beschädigen, dasz das Wasser endlich wieder die Städte fluten kann.
In der vergangenen Nacht haben wir an drei verschiedenen Orten zu einer Verbesserung der Lage beigetragen um das “Freibad Deutschland” zu vergrößern: [...]
Natürlich soll das noch lange nicht alles gewesen sein. Vielerorts wurden Kläranlagen geflutet, und das Abwasser der Haushalte (leider nicht die Abwässer der Industrie) verlässt die Anlagen ungefiltert und wird in die Flüsse umgeleitet. Sorgen wir also dafür, dasz dieses Abwasser (Scheiße, Pisse usw.) die scheisz-deutschen Haushälte für sich vereinnahmt. Für die kommenden Tage sind Aktionen bei weiteren Dämmen/Deichen geplant um Magdeburg endlich das zu geben, was unsere Freunde aus England leider nicht beendet haben. [...]
Macht mit! Reißt in unbeobachteten Abschnitten der Dämme die Sandsäcke ein und erfreut euch am “Leid” der Deutschen! Lasst uns gemeinsam Deutschland in den Rücken fallen!"
Nun, es ist mir eigentlich relativ egal, ob das nun ein ernstgemeinter Schrieb einer (wohoho) "antideutschen" Gruppe ist, ein provokativ gedachter- nennen wir es einfach so- "Witz" oder gar- um den Kollegen Jan Off auf seiner Facebook- Seite zu zitieren- ein Nazischwachsinn:
"Meinen Humor trifft das Schriftstück nicht so sehr, was natürlich nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass mir mit zunehmendem Alter der geliebte Zynismus abhanden kommt. Im speziellen Fall kommt erschwerend hinzu, dass ich den Verdacht nicht loswerde, hier könnten Nazis am Werk gewesen sein. Diese seltsame Rechtschreibung, z.B. dieses "sz", wie es in den 90ern vornehmlich von ostdeutschen Punkrockern gebraucht wurde, oder die Wortwahl, z.B. "England" statt "Großbritannien"
Was den ersten Teil von Jan Offs Einschätzung betrifft, gehe ich mit ihm absolut konform. Anfügen möchte ich noch weitere Punkte:
1. es gibt also immer noch Menschen, die es legitim finden, die Deutschen 68 Jahre nach Kriegsende für irgendwas leiden zu lassen (egal in welcher Form), für was sie nicht persönlich verantwortlich zu machen sind. Daß solche Leute existieren, ist auch im Falle eines Scherzes gesichert, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
2. ginge es um irgendwelche ostdeutschen und bayrischen Nazischweine, wäre mir das herzlich egal. Aber bleiben ausländische Mitbürger und halbwegs vernünftig denkende Menschen gegen Vorlage eines Passierscheins von der Flut verschont?
3.bleibt immer noch die Frage nach dem Sinn und Zweck des Ganzen. Die "neue deutsche Mitmenschlichkeit demaskieren" also? Nur mal angenommen, es würden diverse autonome Zentren in Flammen aufgehen, dabei kämen dann 7 Menschen ums Leben, und eine antiautonome Feuerbrigade würde sich mit Fackeln photographieren lassen. Fände das dann auch jemand witzig? Und ist es wirklich dermaßen abstrus, wenn Betroffene, die gerade ihr ganzes Hab und Gut verloren haben, momentan nicht zu Scherzen aufgelegt sind?
4. sollte wirklich jeder ohne Hilfe von außen allein mit der Flut fertigwerden bzw. die Hilfsbereitschaft diverser Menschen nicht würdigen, um jeglichen Ruch einer neuen "Volksgemeinschaft" zu vermeiden?
Davon abgesehen, spielt diese ganze Chose mal wieder rechten Kräften und bürgerlich Konservativen in die Hände, die nicht nur wieder einen willkommenen Anlaß geboten bekommen, die Antifa zu kriminalisieren und zu diskreditieren. Nein, auch hat die NPD natürlich wieder eine Fluthilfepatrouille abgestellt und versucht, sich als bürgernahe Partei zu profilieren, während die Linke jeglicher Couleur scheinbar schlicht und einfach zu dämlich ist, selbst offenkundigste Steilvorlagen zu verwerten und ein paar Sympathiepunkte einzufahren. Aber wer braucht die schon? Deutschland ist ja sowieso scheiße.
Ob das Ganze ein organisierter Schwindel von Nazis ist, um obiges Ziel zu erreichen, halte ich nicht für ausgeschlossen, aber anhand der ansonsten relativen Humorfreiheit dieser Bagage doch für zweifelhaft.
Sollte das in irgendeiner Form aus dem linken Spektrum kommen:
es gibt auch Leute, die sich für halbwegs fortschrittlich denkend halten und trotzdem nicht jeden Scheiß gutheißen, vor allem nicht, wenn er sich dermaßen entgegengesetzt zu gesundem Menschenverstand verhält.
Sollte die Sache trotz aller berechtigten Zweifel ernstgemeint gewesen sein, dürft ihr Schwachköpfe gerne mit gutem Beispiel vorangehen und als erste absaufen.
Huch. Jetzt bin ich demaskiert.
Sonntag, 2. Juni 2013
Klingelingeling, klingelingeling, hier kommt die Pest
Vor einigen Tagen wählte Oliver Bierhoff in einem Interview mit der Welt folgende Worte: "Dass die sogenannten Traditionsvereine immer wieder auf eine Art Besitzstandswahrung pochen, ist für mich unverständlich. Das ist einfach nicht zeitgemäß. Bei dieser Denkweise dürfte in der Wirtschaft kein Unternehmen mehr gegründet werden, denn es gibt ja schon Traditionsunternehmen. Woher sollten dann neue Impulse kommen, woher Wachstum?"
Daß der Frischgefönte mit seinen ebenso heißluftigen Worten endlich mal ein brauchbares Statement abgegeben hat, ist offensichtlich. Hoffenheim und Wolfsburg in der ersten, nun endlich RattenBall Leipzig in der 3. Liga, das hat sich der bekannterweise darbende deutsche Fußball redlich verdient.
Natürlich ist das Zauberwort "Wachstum". Ist es nicht schön, daß Leipzig nun als gargantuesker Werbeträger für ein Grundnahrungsmittel wie diese absunderliche Chemiebrause dienen darf (aber im Gegenzug immerhin endlich Profifußball erhält) und der am Hungertuch nagenden Bundesliga endlich ein Hoffnungsträger erschienen ist, bevor die Spieler weiterhin mit Holzpantinen auf zusammengenähte Lumpenbälle eintreten müssen?
Denn amen, amen, ich sage euch: das Wachstum rechtfertigt jeden offenkundigen Schwachsinn. Ich hoffe, Deutschland baut künftig an der Neutronenbombe. Das schafft auch wieder Arbeitsplätze.
Dienstag, 28. Mai 2013
Von Banken und Menschen
"Wenn die Welt eine Bank wäre, wäre sie längst gerettet."
Oder war's das Klima, das eine Bank sein sollte? SCHLECKER? Afrika? Der KFC Uerdingen gar?
Heute jedenfalls gab es einen neuen Höhepunkt dieser rasch um sich greifenden metaphorischen Seuche, deren bestürzendstes Symptom ist, daß sich derjenige, der sie in die Welt hinausschickt, wahrscheinlich auch noch brüllend originell dabei vorkommt.
Im Radiobericht über eine deutsch- französische Initiative gegen Jugendarbeitslosigkeit wurde ein namenloser "alter Gewerkschafter" mit den Worten zitiert:
"Wenn die Jugend eine Bank wäre, wäre sie längst gerettet."
Kein Vergleich kann idiotisch genug sein, um ihn nicht in diese Schablone hineinzuprügeln.
Da es leider immer noch kein Notstandsgesetz gegen die hemmungslose Verbreitung ranziger Metaphern gibt, hier eine dringliche Mahnung an den Rest der Menschheit:
Aufhören! Aber sofort.
Oder war's das Klima, das eine Bank sein sollte? SCHLECKER? Afrika? Der KFC Uerdingen gar?
Heute jedenfalls gab es einen neuen Höhepunkt dieser rasch um sich greifenden metaphorischen Seuche, deren bestürzendstes Symptom ist, daß sich derjenige, der sie in die Welt hinausschickt, wahrscheinlich auch noch brüllend originell dabei vorkommt.
Im Radiobericht über eine deutsch- französische Initiative gegen Jugendarbeitslosigkeit wurde ein namenloser "alter Gewerkschafter" mit den Worten zitiert:
"Wenn die Jugend eine Bank wäre, wäre sie längst gerettet."
Kein Vergleich kann idiotisch genug sein, um ihn nicht in diese Schablone hineinzuprügeln.
Da es leider immer noch kein Notstandsgesetz gegen die hemmungslose Verbreitung ranziger Metaphern gibt, hier eine dringliche Mahnung an den Rest der Menschheit:
Aufhören! Aber sofort.
Montag, 27. Mai 2013
Du, im Internet umherwandernder Poet,
ein den schönen Dingen des Lebens nicht abgeneigter Jüngling, sonnige Gedanken vor sich hertragend, bis eine jähe Leidenschaft die Brust zerreißt, als wär's eine Eingebung, nein, eine Epiphanie gar : du, der du auf meinem Blog laut Statistik über den Suchbegriff
"gummivotzen mit vibrator"
gelandet bist, gelobet und gebenedeit seist du.
"gummivotzen mit vibrator"
gelandet bist, gelobet und gebenedeit seist du.
Mittwoch, 22. Mai 2013
Dr. Livingston präsentiert: die Relegation
Cheryl (Age 25-34) says
The Fat Loss Factor book is by far one of the best books I have read, it all makes sense. I have never been so excited and encouraged in my life. I have been on the programme for 10 days now and I have lost 7lbs.
Das schreibt Cheryl auf der Diätseite von Dr. Charles Livingston. Abgesehen von ihrer Demenz, infolge derer sie nicht mehr weiß, ob sie 27, 29 oder 32 ist, hat sie es immerhin geschafft, ein komplettes Buch zu lesen, was für jemanden, der dies auch gleich für eines der besten Bücher aller Zeiten hält, obwohl keine Bilder von Entenküken oder kleinen Häschen drin sind, wahrscheinlich schon eine phänomenale Leistung ist.
Frage: wieso zur Hölle sind laut meiner Blogstatistik 24 Leute über Dr. Livingstons Seite auf meinem Blog gelandet? Dachten die beim Anblick meines Photos, ich hätte mit dem "Fat Loss Program" 47 Kilo abgenommen? Ich muß Sie leider enttäuschen, ich sah schon immer so aus.
Vielleicht sehe ich aufgrund meiner momentanen inneren Anspannung mittlerweile noch livingstonkompatibler aus. Das Spiel der Spiele steht unmittelbar bevor, und damit meine ich nicht das CL- Finale Bayern- Dortmund, wegen dem sich halb Deutschland momentan euphorisiert gegenseitig besabbert, mit einem im nationalen Freudentaumel mal wieder völlig unzurechnungsfähigen Drecksblatt samt seinem gehirntoten Chefkolumnisten an vorderster Front.
Nein, natürlich geht es um die Relegation. Da brauche ich kein Wembley mehr, vor allem nicht, wenn dort Pest gegen Cholera antritt.
Ich hatte mir ja Hoppenheim gewünscht, und da meine Meinung zu dieser Art "Verein" hinlänglich bekannt ist, brauche ich mich hier auch nicht mehr groß zu echauffieren.
Gewünscht hatte ich mir diese Pest, weil es ein Riesenvergnügen wäre, sie zu versenken und es wahrscheinlich das vorerst erste und letzte Spiel ist, in dem deutschlandweit FußballFANS meiner Mannschaft die Daumen drücken, auch wenn sie sie unter normalen Umständen auf den Tod hassen.
Sogar hier in Karlsruhe ist der Zuspruch für mich als Lauternfan in den letzten Tagen enorm angewachsen, und ich werde es endlich mal genießen, hier zwei Heimspiele zu haben (auch wenn wir diese Begegnungen natürlich noch lange nicht gewonnen haben), noch dazu in meinem Stammladen "Milano" in der Südstadt.
Dieser ist eigentlich eine KSC- Kneipe durch und durch, indem ich fußballtechnisch eher ein Dasein als manchmal bestaunter und halbwegs beliebter (das wird mir zumindest signalisiert) Exot genieße.
Der Chef der Kneipe, ein in Ehren ergrauter ehemaliger KSC- Hool, versprach mir sogar, bei der Relegation zum ersten Mal im Leben einen FCK- Schal zu tragen, aber nur, wenn wir gegen Hoppenheim anträten.
Ich war der Einzige im Laden, der beim 1:2 in Dortmund für diese Brut gejubelt hat, denn Pippo mit FCK- Schal will ich einmal im Leben gesehen haben.
Danach kann ich in Frieden sterben.
Dienstag, 21. Mai 2013
R.I.P., "blonde Bestie"
Natürlich habe ich das Hinscheiden Jeff Hannemans mit gerade mal 49 Jahren nicht vergessen. Davon abgesehen, daß eines der Kapitel in "Kreisklassenhölle" "Solo Hanneman, Solo King" heißt und ich bereits bei Radio Bronkowitz mein Sprüchlein samt zweier gespielter Titel abgelassen habe, befindet sich in diesem Blog ein ausführlicher SLAYER- Essay, den ich der Einfachheit nochmal zitiere, da er am besten ausdrückt, wie wichtig Slayer an einem Wendepunkt meines Lebens für mich waren:
[...]Mein Weltbild geriet soweit ins Wanken, daß ich mir von einem Metallerkumpel ein Slayer- Tape auslieh, weil ich mir "das da" einfach mal anhören wollte, um rauszufinden, was denn nun so toll war an dem ganzen Scheißdreck. An dem Tag, an dem ich es in Empfang nahm, fühlte ich mich zum ersten Mal irgendwie rebellisch.
Und dann daheim: erste Kontaktaufnahme. Möglichst heimlich und leise, damit mich meine Eltern nicht für völlig verrückt hielten. Die Feststellung, daß das durchaus was hatte. Immer und immer wieder auf den Opener zurückspulen, in erschreckter Faszination. Und eine Woche später das Tape genauso erschreckt zurückgeben, und das in erster Linie, weil mir das Gehörte irgendwie gefallen hatte, ich damals aber noch viel zu verspießt war, um mir das einzugestehen.[...]
R.I.P. und danke. Ohne eure Musik zur richtigen Zeit kennengelernt zu haben, wäre ich heute zum größten Teil ein komplett anderer Mensch. Und die Alternativen, die vor meinem inneren Auge vorbeiziehen, sind allesamt nicht sonderlich aufregend.
[...]Mein Weltbild geriet soweit ins Wanken, daß ich mir von einem Metallerkumpel ein Slayer- Tape auslieh, weil ich mir "das da" einfach mal anhören wollte, um rauszufinden, was denn nun so toll war an dem ganzen Scheißdreck. An dem Tag, an dem ich es in Empfang nahm, fühlte ich mich zum ersten Mal irgendwie rebellisch.
Und dann daheim: erste Kontaktaufnahme. Möglichst heimlich und leise, damit mich meine Eltern nicht für völlig verrückt hielten. Die Feststellung, daß das durchaus was hatte. Immer und immer wieder auf den Opener zurückspulen, in erschreckter Faszination. Und eine Woche später das Tape genauso erschreckt zurückgeben, und das in erster Linie, weil mir das Gehörte irgendwie gefallen hatte, ich damals aber noch viel zu verspießt war, um mir das einzugestehen.[...]
R.I.P. und danke. Ohne eure Musik zur richtigen Zeit kennengelernt zu haben, wäre ich heute zum größten Teil ein komplett anderer Mensch. Und die Alternativen, die vor meinem inneren Auge vorbeiziehen, sind allesamt nicht sonderlich aufregend.
Montag, 20. Mai 2013
Invasion der Arschficker
Versuch einer Kritik an Jonathan Littells Roman "Die Wohlgesinnten"
Wenn man es- in einem Anfall von Masochismus- auf sich genommen hat, eine 1359seitige Dummschwarte zu lesen, darf man sich auch dazu berufen fühlen, der Welt seine Eindrücke mitzuteilen.
Zunächst einmal zur Handlung: Dr. Maximilian Aue, ehemaliger Obersturmbannführer der SS, schreibt im vorgerückten Alter seine Memoiren. Schonungslos, natürlich.
Aufgerollt wird die komplette Geschichte des Zweiten Weltkriegs samt Ermordung von 6 Millionen Juden bis zum lugubren Ende im zerbombten Berlin, wo der Russ' bereits auf der Fußmatte steht.
Soweit, so gut. Das liest sich zumindest in den nüchtern formulierten, historisch nachvollziehbaren Abschnitten fesselnd, fundiert und halbwegs bestürzend.
Was heißen will, daß Littell ein guter Sachbuchautor wäre.Leider sieht er sich aber als Romancier, als ein Künstler gar. Und ab da wird es wirklich grauenhaft.
Denn natürlich hat Dr. Aue auch ein Privatleben, und das liest sich, wie am Reißbrett eines überambitionierten Kunstseminars zusammengepuzzelt. Er darf natürlich kein Biedermann mit einer halbwegs bürgerlichen Existenz sein; das wäre vermutlich zu unspektakulär, auch wenn es seinen Abstieg zum Erfüllungsgehilfen eines verbrecherischen Regimes wahrscheinlich authentischer gemacht hätte.
Nein, die Kopfgeburt Dr. Aue ist ein deutsch- französischer homophiler Schöngeist mit einem Mutterkomplex und einer inzestuösen Liebe zu seiner Zwillingsschwester, dessen Mutter und Stiefvater im Lauf des Buches noch von einem Psychopathen ermordet werden, und der sich beim Onanieren gerne Würste und Besenstiele in den After einführt.
Das eigentliche, vollmundig angekündigte Sujet, nämlich schonungslose Schilderung der Vernichtung von sechs Millionen Juden, rückt infolgedessen im Lauf des Buches immer mehr in den Hintergrund, denn der Platz wird für eine ausführliche Introspektive Aues benötigt.
So wird der Leser nach Aues Verwundung in Stalingrad zunächst einmal mit einer genauso sinn- wie talentfreien Seitenschinderei malträtiert, die eine Abfolge von Traumbildern darstellen soll, was uns in eine sprachlich limitierte Bleiwüste von mehr als 20 Seiten führt, und zwar folgenden Inhalts:
der verwundete Dr. Aue landet in seinem Fiebertraum im Zeppelin des Dr. Sardine (Zitat Eckhard Henscheid: "Wer hat da gelacht? Ach so, das war er selbst"), der zum Ende der Welt unterwegs ist. Und das liest sich noch grumpf- und sumpfdümmer, als es hier klingt. (Nachträglich eingefügt, da übersehen: da die Sardine ein Heringsfisch ist und die Passage auf einem fliegenden Objekt spielt, kann man ahnen, welch bärtiges Wortspiel sich dahinter auf einer tiefenpsychologischen Ebene verbirgt. Aber will man das wirklich wissen?)
Aber damit fängt der Niedergang nach dem halbwegs passablen Start erst an: nächster Tiefpunkt ist jene Halluzination, in der Aue Adolf Hitler bei einer Rede plötzlich als Rabbiner am Pult stehen sieht. Erklärt wird das mit dem in Stalingrad erlittenen Kopfschuß, der eine Art drittes Auge zur Folge hat, durch das Aue laut eigener Aussage in der Lage sei, die Realität hinter allen Dingen zu erkennen.
Die Frage ist damit nur, was uns diese Passage somit sagen will: daß Hitler in Wirklichkeit Jude war? Gern Jude gewesen wäre? Insgeheim die Juden bewunderte? Mit den Juden ein Stück Deutschland umbrachte? Daß nicht nur Aue einen Kopfschuß erlitten hat, sondern irgendwann auch der Autor? Dunkel bleibt der Worte Sinn.
Aber die Geschichte ist noch lang, und Frankreich ist groß und von Menschen bevölkert, die sich schon für bedeutende Autoren halten, wenn in ihren Romanen nur ausreichend gewichst, geleckt und gearschfickt wird, und das möglichst "kontrovers", wenn nicht grad geschissen und gekotzt wird, am besten alles zusammen.
Sei es Nicolas Jones-Gorlin mit "Rose Bonbon", sei es Catherine Millet mit ihren eigenen Fickgeschichten, hauptsache, es wird gepimpert, bis die Schwarte kracht, je expliziter, desto besser, desto subversiver, desto verkaufsfördernder. Ob da noch irgendwo Sinn und Verstand drinstecken, die Frage ist müßig.
Davon abgesehen, daß alles mögliche erotische Konnotationen hervorruft (Beispiel: eine griechische Statue im Museum in Paris) muß auch Dr. Aue natürlich am Ende Gelegenheit bekommen, sich ausgiebig selbst zu befriedigen und dabei an seine Zwillingsschwester zu denken, in einem quälend langen Abschnitt mit Holzdildos, Kerzen im Arsch, seiner eigenen Scheiße und inzestuösen Phantasiebildern, bis man sich vor lauter Überdruß an der deutlich plazierten Stammhirnkacke des Autors Schilderungen der Tätigkeit des Protagonisten im KZ zurückwünscht, bevor Littell das Buch in einem von Zufällen Dickens'scher Dimension wimmelnden, plumpen, unbeholfen erdachten Schluß vor der völligen Ausfaserung rettet und wieder in die Spur zurückführt. Denkt er.
Und was denke ich?
Daß 6 Millionen toter Juden als Statisten für einen dummdreisten Kunstporno herhalten müssen, in dem der Protagonist als schicke Chocerie SS- Mann ist (auch so eine unselige literarische Masche aus vergangener Zeit)? Daß es toll ist, wie er am Ende die Bombardierung Berlins schildert, so daß auch die Deutschen noch ihr Stück vom Opferkuchen abhaben dürfen? Daß man sich Skandale wie die Selbstinszenierung eines Verbrechers wie Albert Speer als waschecht guten Nazi mit einhergehendem Nachkriegsruhm und -reichtum besser ohne pseudoliterarischen Überbau vor Augen führen sollte? Daß die Behängung dieses Machwerks mit Preisen ein Indiz für den verrotteten Kulturbetrieb ist, in dem die Schlüsselworte "Juden" und "Shoah" jeden Quatsch rechtfertigen?
Immerhin: als Aue am Ende im Berliner Zoo einen toten Gorilla findet (natürlich sinnlos hingemetzelt von barbarischen Russen), der so "menschenähnlich aussieht, daß man erwartet, er würde gleich zu reden beginnen", mußte ich immerhin einmal lachen. Die unfreiwillige Komik ließ mich sogar im nächsten Augenblick meine Befürchtung vergessen, Aue würde nun auch noch den Gorilla in den Arsch ficken.
Wenn man es- in einem Anfall von Masochismus- auf sich genommen hat, eine 1359seitige Dummschwarte zu lesen, darf man sich auch dazu berufen fühlen, der Welt seine Eindrücke mitzuteilen.
Zunächst einmal zur Handlung: Dr. Maximilian Aue, ehemaliger Obersturmbannführer der SS, schreibt im vorgerückten Alter seine Memoiren. Schonungslos, natürlich.
Aufgerollt wird die komplette Geschichte des Zweiten Weltkriegs samt Ermordung von 6 Millionen Juden bis zum lugubren Ende im zerbombten Berlin, wo der Russ' bereits auf der Fußmatte steht.
Soweit, so gut. Das liest sich zumindest in den nüchtern formulierten, historisch nachvollziehbaren Abschnitten fesselnd, fundiert und halbwegs bestürzend.
Was heißen will, daß Littell ein guter Sachbuchautor wäre.Leider sieht er sich aber als Romancier, als ein Künstler gar. Und ab da wird es wirklich grauenhaft.
Denn natürlich hat Dr. Aue auch ein Privatleben, und das liest sich, wie am Reißbrett eines überambitionierten Kunstseminars zusammengepuzzelt. Er darf natürlich kein Biedermann mit einer halbwegs bürgerlichen Existenz sein; das wäre vermutlich zu unspektakulär, auch wenn es seinen Abstieg zum Erfüllungsgehilfen eines verbrecherischen Regimes wahrscheinlich authentischer gemacht hätte.
Nein, die Kopfgeburt Dr. Aue ist ein deutsch- französischer homophiler Schöngeist mit einem Mutterkomplex und einer inzestuösen Liebe zu seiner Zwillingsschwester, dessen Mutter und Stiefvater im Lauf des Buches noch von einem Psychopathen ermordet werden, und der sich beim Onanieren gerne Würste und Besenstiele in den After einführt.
Das eigentliche, vollmundig angekündigte Sujet, nämlich schonungslose Schilderung der Vernichtung von sechs Millionen Juden, rückt infolgedessen im Lauf des Buches immer mehr in den Hintergrund, denn der Platz wird für eine ausführliche Introspektive Aues benötigt.
So wird der Leser nach Aues Verwundung in Stalingrad zunächst einmal mit einer genauso sinn- wie talentfreien Seitenschinderei malträtiert, die eine Abfolge von Traumbildern darstellen soll, was uns in eine sprachlich limitierte Bleiwüste von mehr als 20 Seiten führt, und zwar folgenden Inhalts:
der verwundete Dr. Aue landet in seinem Fiebertraum im Zeppelin des Dr. Sardine (Zitat Eckhard Henscheid: "Wer hat da gelacht? Ach so, das war er selbst"), der zum Ende der Welt unterwegs ist. Und das liest sich noch grumpf- und sumpfdümmer, als es hier klingt. (Nachträglich eingefügt, da übersehen: da die Sardine ein Heringsfisch ist und die Passage auf einem fliegenden Objekt spielt, kann man ahnen, welch bärtiges Wortspiel sich dahinter auf einer tiefenpsychologischen Ebene verbirgt. Aber will man das wirklich wissen?)
Aber damit fängt der Niedergang nach dem halbwegs passablen Start erst an: nächster Tiefpunkt ist jene Halluzination, in der Aue Adolf Hitler bei einer Rede plötzlich als Rabbiner am Pult stehen sieht. Erklärt wird das mit dem in Stalingrad erlittenen Kopfschuß, der eine Art drittes Auge zur Folge hat, durch das Aue laut eigener Aussage in der Lage sei, die Realität hinter allen Dingen zu erkennen.
Die Frage ist damit nur, was uns diese Passage somit sagen will: daß Hitler in Wirklichkeit Jude war? Gern Jude gewesen wäre? Insgeheim die Juden bewunderte? Mit den Juden ein Stück Deutschland umbrachte? Daß nicht nur Aue einen Kopfschuß erlitten hat, sondern irgendwann auch der Autor? Dunkel bleibt der Worte Sinn.
Aber die Geschichte ist noch lang, und Frankreich ist groß und von Menschen bevölkert, die sich schon für bedeutende Autoren halten, wenn in ihren Romanen nur ausreichend gewichst, geleckt und gearschfickt wird, und das möglichst "kontrovers", wenn nicht grad geschissen und gekotzt wird, am besten alles zusammen.
Sei es Nicolas Jones-Gorlin mit "Rose Bonbon", sei es Catherine Millet mit ihren eigenen Fickgeschichten, hauptsache, es wird gepimpert, bis die Schwarte kracht, je expliziter, desto besser, desto subversiver, desto verkaufsfördernder. Ob da noch irgendwo Sinn und Verstand drinstecken, die Frage ist müßig.
Davon abgesehen, daß alles mögliche erotische Konnotationen hervorruft (Beispiel: eine griechische Statue im Museum in Paris) muß auch Dr. Aue natürlich am Ende Gelegenheit bekommen, sich ausgiebig selbst zu befriedigen und dabei an seine Zwillingsschwester zu denken, in einem quälend langen Abschnitt mit Holzdildos, Kerzen im Arsch, seiner eigenen Scheiße und inzestuösen Phantasiebildern, bis man sich vor lauter Überdruß an der deutlich plazierten Stammhirnkacke des Autors Schilderungen der Tätigkeit des Protagonisten im KZ zurückwünscht, bevor Littell das Buch in einem von Zufällen Dickens'scher Dimension wimmelnden, plumpen, unbeholfen erdachten Schluß vor der völligen Ausfaserung rettet und wieder in die Spur zurückführt. Denkt er.
Und was denke ich?
Daß 6 Millionen toter Juden als Statisten für einen dummdreisten Kunstporno herhalten müssen, in dem der Protagonist als schicke Chocerie SS- Mann ist (auch so eine unselige literarische Masche aus vergangener Zeit)? Daß es toll ist, wie er am Ende die Bombardierung Berlins schildert, so daß auch die Deutschen noch ihr Stück vom Opferkuchen abhaben dürfen? Daß man sich Skandale wie die Selbstinszenierung eines Verbrechers wie Albert Speer als waschecht guten Nazi mit einhergehendem Nachkriegsruhm und -reichtum besser ohne pseudoliterarischen Überbau vor Augen führen sollte? Daß die Behängung dieses Machwerks mit Preisen ein Indiz für den verrotteten Kulturbetrieb ist, in dem die Schlüsselworte "Juden" und "Shoah" jeden Quatsch rechtfertigen?
Immerhin: als Aue am Ende im Berliner Zoo einen toten Gorilla findet (natürlich sinnlos hingemetzelt von barbarischen Russen), der so "menschenähnlich aussieht, daß man erwartet, er würde gleich zu reden beginnen", mußte ich immerhin einmal lachen. Die unfreiwillige Komik ließ mich sogar im nächsten Augenblick meine Befürchtung vergessen, Aue würde nun auch noch den Gorilla in den Arsch ficken.
Mein Pfleger, der Neger
Nun hat sich auch der SPIEGEL sich dieses Themas angenommen.
Viele ausländische Pflegekräfte würden wegen ihrer Herkunft oder Hautfarbe in Altersheimen diskriminiert, oft von dementen Bewohnern, aber auch von Leuten im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte. Damit müsse man als Pflegekraft aber rechnen und - daraus resultierend - auch umgehen und leben.
Selbiges forderte auch einmal das Fachblatt "Altenpflege" ein und ging sogar noch einen Schritt weiter: man müsse Verständnis dafür haben, daß es für alte Menschen eine "Zumutung sei, von russischen Pflegekräften versorgt zu werden", wegen der negativen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg.
Fassen wir also zusammen: Pflegekräfte dürfen sich mit Fug und Recht beleidigen lassen, wenn die Beleidiger selbst das Glück hatten, so alt zu werden, daß sie jeder mit Nachsicht betrachtet.
Wenn mich ein dementer Bewohner beleidigt, nehme ich das nicht persönlich, genausowenig, wenn eine Frau, die irgendwann im Leben einmal vergewaltigt wurde, keine männliche Pflegeperson möchte.
Damit hat es sich aber schon. Davon abgesehen, daß es für mich nicht selbstverständlich ist, daß russisches und polnisches Personal Bewohner pflegt, die- wenn auch als Gruppe langsam aussterbend- in jungen Jahren noch höchstpersönlich Tod und Schrecken in ihrem Herkunftsland verbreitet haben, finde ich es geradezu albern, lebenslange Dummheit zu belohnen, denn das tut man, wenn- wie ich es in einem Heim bereits erlebt habe- ein dunkelhäutiger Pfleger einen Bewohner nicht mehr versorgen darf, weil dieser- wörtlich- "ein Problem mit Negern" hat.
War jemand sein Leben lang ein kolossales Arschloch, bleibt er das auch in methusalischem Alter, da helfen auch keine Argumente bezüglich "in einer anderen Zeit großgeworden".
Oft genug habe ich erlebt, daß Bewohner ausländische Pflegekräfte vielleicht nicht unbedingt guthießen, aber angesichts ihrer eigenen Situation zumindest mal wie normale Menschen behandelten, auch im Wissen, daß sie auf sie angewiesen waren.
Warum man in einem Heimvertrag keine Klausel einfügen kann, in der der Unterzeichner verpflichtet wird, kein Pflegepersonal wegen Herkunft und Hautfarbe zu diskriminieren, weil das ansonsten eine Kündigung eben dieses Vertrags zur Folge hätte, muß ich nicht kapieren.Offensichtlich ist es auch für alte Menschen nicht unmöglich, sich zu arrangieren, also kann man die völlig vernunftresistenten Blödmänner ihre hoffentlich wenigen letzten Tage auch dort beschließen lassen, wo sie niemandem auf die Nerven gehen.
So lange bleibt dies aber ein schönes Beispiel dafür, was man in der Pflege wie selbstverständlich erdulden muß.
Viele ausländische Pflegekräfte würden wegen ihrer Herkunft oder Hautfarbe in Altersheimen diskriminiert, oft von dementen Bewohnern, aber auch von Leuten im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte. Damit müsse man als Pflegekraft aber rechnen und - daraus resultierend - auch umgehen und leben.
Selbiges forderte auch einmal das Fachblatt "Altenpflege" ein und ging sogar noch einen Schritt weiter: man müsse Verständnis dafür haben, daß es für alte Menschen eine "Zumutung sei, von russischen Pflegekräften versorgt zu werden", wegen der negativen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg.
Fassen wir also zusammen: Pflegekräfte dürfen sich mit Fug und Recht beleidigen lassen, wenn die Beleidiger selbst das Glück hatten, so alt zu werden, daß sie jeder mit Nachsicht betrachtet.
Wenn mich ein dementer Bewohner beleidigt, nehme ich das nicht persönlich, genausowenig, wenn eine Frau, die irgendwann im Leben einmal vergewaltigt wurde, keine männliche Pflegeperson möchte.
Damit hat es sich aber schon. Davon abgesehen, daß es für mich nicht selbstverständlich ist, daß russisches und polnisches Personal Bewohner pflegt, die- wenn auch als Gruppe langsam aussterbend- in jungen Jahren noch höchstpersönlich Tod und Schrecken in ihrem Herkunftsland verbreitet haben, finde ich es geradezu albern, lebenslange Dummheit zu belohnen, denn das tut man, wenn- wie ich es in einem Heim bereits erlebt habe- ein dunkelhäutiger Pfleger einen Bewohner nicht mehr versorgen darf, weil dieser- wörtlich- "ein Problem mit Negern" hat.
War jemand sein Leben lang ein kolossales Arschloch, bleibt er das auch in methusalischem Alter, da helfen auch keine Argumente bezüglich "in einer anderen Zeit großgeworden".
Oft genug habe ich erlebt, daß Bewohner ausländische Pflegekräfte vielleicht nicht unbedingt guthießen, aber angesichts ihrer eigenen Situation zumindest mal wie normale Menschen behandelten, auch im Wissen, daß sie auf sie angewiesen waren.
Warum man in einem Heimvertrag keine Klausel einfügen kann, in der der Unterzeichner verpflichtet wird, kein Pflegepersonal wegen Herkunft und Hautfarbe zu diskriminieren, weil das ansonsten eine Kündigung eben dieses Vertrags zur Folge hätte, muß ich nicht kapieren.Offensichtlich ist es auch für alte Menschen nicht unmöglich, sich zu arrangieren, also kann man die völlig vernunftresistenten Blödmänner ihre hoffentlich wenigen letzten Tage auch dort beschließen lassen, wo sie niemandem auf die Nerven gehen.
So lange bleibt dies aber ein schönes Beispiel dafür, was man in der Pflege wie selbstverständlich erdulden muß.
Freitag, 17. Mai 2013
Anonyme Kommentatoren!
Wenn man wie ich mit seinem vollen Echtnamen, Photo und Wohnort für seine Meinung geradesteht und vielleicht sogar Gefahr läuft, eines sonnigen Tages von jemandem, dem gerade etwas von dem, was man da verbreitet, gar nicht paßt, gemütlich die Fresse poliert zu bekommen, kann man von seinem Gegenüber zumindest ein gewisses Maß an Offenheit erwarten. Zumal ich nicht die Absicht habe, jemanden, der mir ein beherztes "Arschloch" entgegentippt, körperlich zur Raison zu bringen, denn wer austeilen kann, muß auch einstecken können. Diese Weisheit brachten mir bereits meine Großeltern bei.
Deswegen ist die Masche, hier anonym Schmähungen abzulaichen, einfach nur feige.
Vor was habt ihr Angst? Daß der große, böse Wolf auftaucht und euch frißt? Daß ich euer Postfach mit Penisverlängerungs- Werbespam zumülle? Oder seid ihr einfach nicht zu einer ernstzunehmenden Auseinandersetzung fähig? Die unterbindet ihr jedenfalls, wenn man- außer in der Kommentarfunktion- keine Möglichkeit hat, auf irgendwelche Anschuldigungen zu antworten.
Ich veröffentliche jeden Kommentar, auch anonyme, und bei positiven melden sich die Urheber normalerweise auf anderem Weg bei mir.
Negative anonyme Kommentare dagegen... nun, mir wurde schon gesagt, ich solle sie einfach ignorieren... aber feige Schweine (um jetzt mal genauso hart zuzuschlagen) bleiben feige Schweine und haben es sich redlich verdient, als solche dazustehen, auch wenn sie das namenlos tun.
Ihr geht mir auf den Sack.
Deswegen ist die Masche, hier anonym Schmähungen abzulaichen, einfach nur feige.
Vor was habt ihr Angst? Daß der große, böse Wolf auftaucht und euch frißt? Daß ich euer Postfach mit Penisverlängerungs- Werbespam zumülle? Oder seid ihr einfach nicht zu einer ernstzunehmenden Auseinandersetzung fähig? Die unterbindet ihr jedenfalls, wenn man- außer in der Kommentarfunktion- keine Möglichkeit hat, auf irgendwelche Anschuldigungen zu antworten.
Ich veröffentliche jeden Kommentar, auch anonyme, und bei positiven melden sich die Urheber normalerweise auf anderem Weg bei mir.
Negative anonyme Kommentare dagegen... nun, mir wurde schon gesagt, ich solle sie einfach ignorieren... aber feige Schweine (um jetzt mal genauso hart zuzuschlagen) bleiben feige Schweine und haben es sich redlich verdient, als solche dazustehen, auch wenn sie das namenlos tun.
Ihr geht mir auf den Sack.
Dienstag, 14. Mai 2013
So.
Oft genug hab ich es angekündigt, wieder häufiger zu bloggen, ohne daß diese Vorhersage eingetreten wäre. Das Äquivalent zu Chinese Democracy von Guns 'n Roses sozusagen, nur daß dieses nicht nur nach gefühlt 47 Jahren erschien, ein schäbiges Cover hatte und formidable Grütze enthielt, während ich aus diversen Gründen nur gefühlt 8 Jahre im Orkus verschwunden war, natürlich aussehe wie dem Men's Health oder einem vergleichbaren Schwachmatenblatt entstiegen und schon seit Jahr und Tag formidable Grütze enthalte.
Irgendwie hatte ich bisher keine Motivation, nach Feierabend im Internetcafé zu sitzen und mir irgendwelche Sottisen aus dem Ärmel zu leiern.
Ich habe mittlerweile zwar einen eigenen Rechner, den ich in einer Verlosung des QUERFUNK gewonnen habe, aber der ist völlig fossil und braucht noch allerlei technisches Beiwerk, um halbwegs zu laufen ohne 12 Minuten für den Aufbau einer Seite zu benötigen. Davon abgesehen, daß ich zwar mittlerweile auch eine Tastatur mein eigen nenne, aber keinen Monitor.
Nun ja, man kann nicht alles haben... vielleicht sollte ich meine Beiträge einfach ins Blaue hineintippen und abwarten, wo sie landen. Spätestens wenn Alfons Stemminger in Niederwürzach behauptet, er erhielte kryptische E- Mails von Bewohnern des Planeten Orgo, könnte eventuell etwas schiefgelaufen sein.
Vielleicht sollte ich in bester Chinese-Democracy- Tradition mein baldiges (Wieder-) Erscheinen mal wieder felsenfest ankündigen, und dann lässig aus der Hüfte schießen, wenn keiner, also wirklich gar keiner mehr... ach, das ist jetzt schon der Fall?
Jessas, wie die Zeit vergeht.
Irgendwie hatte ich bisher keine Motivation, nach Feierabend im Internetcafé zu sitzen und mir irgendwelche Sottisen aus dem Ärmel zu leiern.
Ich habe mittlerweile zwar einen eigenen Rechner, den ich in einer Verlosung des QUERFUNK gewonnen habe, aber der ist völlig fossil und braucht noch allerlei technisches Beiwerk, um halbwegs zu laufen ohne 12 Minuten für den Aufbau einer Seite zu benötigen. Davon abgesehen, daß ich zwar mittlerweile auch eine Tastatur mein eigen nenne, aber keinen Monitor.
Nun ja, man kann nicht alles haben... vielleicht sollte ich meine Beiträge einfach ins Blaue hineintippen und abwarten, wo sie landen. Spätestens wenn Alfons Stemminger in Niederwürzach behauptet, er erhielte kryptische E- Mails von Bewohnern des Planeten Orgo, könnte eventuell etwas schiefgelaufen sein.
Vielleicht sollte ich in bester Chinese-Democracy- Tradition mein baldiges (Wieder-) Erscheinen mal wieder felsenfest ankündigen, und dann lässig aus der Hüfte schießen, wenn keiner, also wirklich gar keiner mehr... ach, das ist jetzt schon der Fall?
Jessas, wie die Zeit vergeht.
Mittwoch, 3. April 2013
Einen Cognac und einen Vollbart, bitte.
Nachdem das ganze familiäre Elend vorerst einmal ausgestanden ist (klingt albern, doch wie bekommt man nach dem Vorgängerpost einen vernünftigen Anschluß hin? Noch dazu einen, der einen nicht zur Auslotung der eigenen Persönlichkeit in den letzten Winkel hinein verleitet?), muß das Leben nun weitergehen. Und es geht weiter. Man zwíngt sich dazu, wobei es eine Art Erleichterung ist, das Siechtum eines geliebten Menschen nicht mehr erleben zu müssen.
Irgendwie haben mich die letzten beiden Jahre rapide altern lassen, wie ich mit einer Mischung aus Befremden und Akzeptanz erkennen muß.
Ich lese in letzter Zeit wieder sehr viel; mein zeitweise völlig verschütt gegangener Bildungshunger ist wieder aufgeflammt, wobei ich versuche, mein erworbenes Wissen in Gespräche einfließen zu lassen, nicht selten in einem gefühlt oberlehrerhaften Duktus. Ich höre Jazz und unterhalte mich mit Menschen meines Alters darüber.
Eigentlich fehlen mir noch ein Wollpullover mit kunstledernen Flicken an den Ellbogen, ein Vollbart und eine erkaltete Pfeife, die mir ständig aus dem Mundwinkel lugt, während ich in Künstlercafés erlesene Tropfen als Digestif bestelle. Der ist auch jetzt gleich nötig. Mir wird gerade schlecht.
Dennoch läßt es sich nicht verleugnen: mein Wille, am Wochenende in Clubs abzuhängen, ist momentan nicht sonderlich ausgeprägt, und wenn, hält sich mein Alkoholkonsum weitgehend in Grenzen, ganz zu schweigen von sonstigem Konsum, den ich nun schon seit Jahren an den Nagel gehängt habe... wohl wissend, daß ein durch die Stadt schwankender 20jähriger ein Bub ist, der gerade Party gemacht hat, während ein 40jähriger im selben Zustand zu geschätzt 93% in der gleichen öffentlichen Wahrnehmung ein asozialer, abgestürzter und verranzter alter Sack ist.
Das Interessante ist: ich wäre gerne besorgt oder traurig ob dieses momentanen Zustands, schaffe es aber nicht, sondern bin eigentlich ganz zufrieden.
Vielleicht sollte ich mich mal wieder kräftig besaufen.
Irgendwie haben mich die letzten beiden Jahre rapide altern lassen, wie ich mit einer Mischung aus Befremden und Akzeptanz erkennen muß.
Ich lese in letzter Zeit wieder sehr viel; mein zeitweise völlig verschütt gegangener Bildungshunger ist wieder aufgeflammt, wobei ich versuche, mein erworbenes Wissen in Gespräche einfließen zu lassen, nicht selten in einem gefühlt oberlehrerhaften Duktus. Ich höre Jazz und unterhalte mich mit Menschen meines Alters darüber.
Eigentlich fehlen mir noch ein Wollpullover mit kunstledernen Flicken an den Ellbogen, ein Vollbart und eine erkaltete Pfeife, die mir ständig aus dem Mundwinkel lugt, während ich in Künstlercafés erlesene Tropfen als Digestif bestelle. Der ist auch jetzt gleich nötig. Mir wird gerade schlecht.
Dennoch läßt es sich nicht verleugnen: mein Wille, am Wochenende in Clubs abzuhängen, ist momentan nicht sonderlich ausgeprägt, und wenn, hält sich mein Alkoholkonsum weitgehend in Grenzen, ganz zu schweigen von sonstigem Konsum, den ich nun schon seit Jahren an den Nagel gehängt habe... wohl wissend, daß ein durch die Stadt schwankender 20jähriger ein Bub ist, der gerade Party gemacht hat, während ein 40jähriger im selben Zustand zu geschätzt 93% in der gleichen öffentlichen Wahrnehmung ein asozialer, abgestürzter und verranzter alter Sack ist.
Das Interessante ist: ich wäre gerne besorgt oder traurig ob dieses momentanen Zustands, schaffe es aber nicht, sondern bin eigentlich ganz zufrieden.
Vielleicht sollte ich mich mal wieder kräftig besaufen.
Freitag, 15. März 2013
Mein Vater, der Gastarbeiter
Mein Vater kam 1966 aus Korsika nach Deutschland, um hier etwas Geld zu verdienen.
Obwohl er eigentlich hochgebildet war, schlug er sich in Deutschland mit Hilfsarbeiterjobs durch, als Lagerarbeiter, Bürobote und- in meiner Kindheit- als Möbelpacker.
Ich erinnere mich, daß er ständig von der Arbeit nachhause kam, während ich auf der Couch vor dem Fernseher saß und auf das "Sandmännchen" im ersten Programm wartete. Dann machte ich ihm meistens Platz und ließ mich im Schlafanzug auf dem Teppichboden nieder, denn er mußte liegen, da er jeden Abend nach getaner Lohnsklaverei barbarische Kreuzschmerzen hatte.
Auf Korsika konnte er nie den Berufsabschluß erreichen, den er gewollt hatte, da er kurz vor dem Abitur seinen Vater verlor; meine Großmutter war Wäscherin (und wusch die Wäsche der Dorfbewohner noch an einem Bergbach), meine Onkel waren bei der Armee, und so mußte er den Mann im Haus geben; in einem korsischen Bergdorf war das Leben recht hart, vor allem für eine alleinstehende Frau.
Als seine Brüder bei der Armee in Landau/Pfalz stationiert wurden, und mein Vater dabei war, in seiner Heimat eine ziemliche Outlaw- Existenz zu beginnen, schickte ihn meine Großmutter kurzerhand im Paket mit; er schwappte mit den letzten Ausläufern südeuropäischer Gastarbeiter ins Land, Italienern, Spaniern, Portugiesen, Griechen und Türken, nicht wenige mit einer ähnlichen Biographie.
So stand er also in einem fremden Land, dessen Sprache er nicht beherrschte (die er sich aber wie ein Besessener autodidaktisch hineinpaukte), und mußte deshalb zuerst jede feilgebotene Dreckarbeit annehmen.
Dann lernte er meine Mutter kennen, gründete mit ihr eine Kleinfamilie, trat in die BASF ein und arbeitete sich mit eisernem Willen vom ungelernten Chemiearbeiter zum Industriechemiemeister hoch. Das klingt nach einem Happy End.
Ich habe mich oft mit Gastarbeiterkindern aus dieser- meiner- Generation unterhalten, auch als unsere Väter bereits als "Migranten" bezeichnet wurden und wir mehr oder weniger trotzig unseren "Migrationshintergrund" ins Feld führten. Erst spät, nachdem wir oft eine Kindheit hinter uns gebracht hatten mit Vätern, die wir manchmal als ruppig, streng oder gar lieblos in Erinnerung hatten, wurde uns klar, wie sich Überarbeitung, Plackerei, ohne auf einen grünen Zweig zu kommen, Illusionslosigkeit und zerronnene Lebensträume auf einen Menschen auswirken können. Wir bemerkten, daß dies nur das Ergebnis war, und unsere Väter uns ihr größtes Opfer bereits gebracht hatten: ihre eigenen Ambitionen, um uns ein besseres Leben zu ermöglichen, als sie selbst es in ihrer Heimat hatten.
Viele meiner Freunde, deren südeuropäische Väter immer noch in Großbäckereien, Chemiefabriken oder auf Baustellen buckelten, waren Akademiker oder hatten zumindest Mittlere Reife und einen gutbezahlten Job; so weit wären wir im unserer "ursprünglichen Heimat" wahrscheinlich nie gekommen.
Warum ich dies nun schreibe? Mein Vater ist am 13. 03. 2013 im Alter von 67 Jahren verstorben, nach einer 15monatigen Lungenkrebserkrankung, infolge derer er zunehmend pflegebedürftig wurde und deren Ende auch eher einer Erlösung glich.
Dies war auch wiederum der Grund für meine langen Perioden der Abwesenheit aus dem Internet... was hätte ich mich über Dinge echauffieren sollen, die im Vergleich zu den Sachen, die mich WIRKLICH beschäftigten, oftmals wie Banalitäten erschienen?
Romane könnte ich über meinen Vater schreiben, daher beschränke ich in meinem Nachruf, wenn ich ihn so nennen darf, auf einen allgemein nachvollziehbaren Aspekt. In Liebe und Dankbarkeit:
Francois Ange Gaffory
* 11.03. 1946 (Guagnu/Corsica)
+ 13.03. 2013 (Zeiskam/Pfalz)
R.I.P., babbu caru.
Und von meiner Seite auch danke an alle, die in den letzten Monaten für mich da waren... ihr wißt, wer ihr seid.
Ich mag solche plakativen Verlautbarungen eigentlich nicht, darum nehmen Sie, verehrte Leser, dies einfach als eine Herzensangelegenheit und gleichzeitige Erklärung für das zwischenzeitliche Veröden dieses Blogs.
Obwohl er eigentlich hochgebildet war, schlug er sich in Deutschland mit Hilfsarbeiterjobs durch, als Lagerarbeiter, Bürobote und- in meiner Kindheit- als Möbelpacker.
Ich erinnere mich, daß er ständig von der Arbeit nachhause kam, während ich auf der Couch vor dem Fernseher saß und auf das "Sandmännchen" im ersten Programm wartete. Dann machte ich ihm meistens Platz und ließ mich im Schlafanzug auf dem Teppichboden nieder, denn er mußte liegen, da er jeden Abend nach getaner Lohnsklaverei barbarische Kreuzschmerzen hatte.
Auf Korsika konnte er nie den Berufsabschluß erreichen, den er gewollt hatte, da er kurz vor dem Abitur seinen Vater verlor; meine Großmutter war Wäscherin (und wusch die Wäsche der Dorfbewohner noch an einem Bergbach), meine Onkel waren bei der Armee, und so mußte er den Mann im Haus geben; in einem korsischen Bergdorf war das Leben recht hart, vor allem für eine alleinstehende Frau.
Als seine Brüder bei der Armee in Landau/Pfalz stationiert wurden, und mein Vater dabei war, in seiner Heimat eine ziemliche Outlaw- Existenz zu beginnen, schickte ihn meine Großmutter kurzerhand im Paket mit; er schwappte mit den letzten Ausläufern südeuropäischer Gastarbeiter ins Land, Italienern, Spaniern, Portugiesen, Griechen und Türken, nicht wenige mit einer ähnlichen Biographie.
So stand er also in einem fremden Land, dessen Sprache er nicht beherrschte (die er sich aber wie ein Besessener autodidaktisch hineinpaukte), und mußte deshalb zuerst jede feilgebotene Dreckarbeit annehmen.
Dann lernte er meine Mutter kennen, gründete mit ihr eine Kleinfamilie, trat in die BASF ein und arbeitete sich mit eisernem Willen vom ungelernten Chemiearbeiter zum Industriechemiemeister hoch. Das klingt nach einem Happy End.
Ich habe mich oft mit Gastarbeiterkindern aus dieser- meiner- Generation unterhalten, auch als unsere Väter bereits als "Migranten" bezeichnet wurden und wir mehr oder weniger trotzig unseren "Migrationshintergrund" ins Feld führten. Erst spät, nachdem wir oft eine Kindheit hinter uns gebracht hatten mit Vätern, die wir manchmal als ruppig, streng oder gar lieblos in Erinnerung hatten, wurde uns klar, wie sich Überarbeitung, Plackerei, ohne auf einen grünen Zweig zu kommen, Illusionslosigkeit und zerronnene Lebensträume auf einen Menschen auswirken können. Wir bemerkten, daß dies nur das Ergebnis war, und unsere Väter uns ihr größtes Opfer bereits gebracht hatten: ihre eigenen Ambitionen, um uns ein besseres Leben zu ermöglichen, als sie selbst es in ihrer Heimat hatten.
Viele meiner Freunde, deren südeuropäische Väter immer noch in Großbäckereien, Chemiefabriken oder auf Baustellen buckelten, waren Akademiker oder hatten zumindest Mittlere Reife und einen gutbezahlten Job; so weit wären wir im unserer "ursprünglichen Heimat" wahrscheinlich nie gekommen.
Warum ich dies nun schreibe? Mein Vater ist am 13. 03. 2013 im Alter von 67 Jahren verstorben, nach einer 15monatigen Lungenkrebserkrankung, infolge derer er zunehmend pflegebedürftig wurde und deren Ende auch eher einer Erlösung glich.
Dies war auch wiederum der Grund für meine langen Perioden der Abwesenheit aus dem Internet... was hätte ich mich über Dinge echauffieren sollen, die im Vergleich zu den Sachen, die mich WIRKLICH beschäftigten, oftmals wie Banalitäten erschienen?
Romane könnte ich über meinen Vater schreiben, daher beschränke ich in meinem Nachruf, wenn ich ihn so nennen darf, auf einen allgemein nachvollziehbaren Aspekt. In Liebe und Dankbarkeit:
Francois Ange Gaffory
* 11.03. 1946 (Guagnu/Corsica)
+ 13.03. 2013 (Zeiskam/Pfalz)
R.I.P., babbu caru.
Und von meiner Seite auch danke an alle, die in den letzten Monaten für mich da waren... ihr wißt, wer ihr seid.
Ich mag solche plakativen Verlautbarungen eigentlich nicht, darum nehmen Sie, verehrte Leser, dies einfach als eine Herzensangelegenheit und gleichzeitige Erklärung für das zwischenzeitliche Veröden dieses Blogs.
Donnerstag, 7. Februar 2013
Unvergessene Schnurren
Gestern, vor dem Aufbruch zur Frühschicht: ich sitze um kurz nach fünf in der Küche meiner 2er- WG und nehme mein übliches Frühstück zu mir, bestehend aus einer Tasse Kaffee und Zigarette.
Um meinen Mitbewohner nicht zu wecken, höre ich Radio auf genehmer Lautstärke. SWR 1 dudelt vor sich hin und hat einen Vinyl- Tag angekündigt: 24 Stunden lang spielen die Moderatoren ausschließlich Singles und LP's, was mir weniger wegen der Musik großes Vergnügen bereitet; denn in einem eigentlich durchorganisierten öffentlich- rechtlichen Sender plötzlich Ansager zu hören, die vergessen, den Tonarm abzulassen, was sekundenlange Stille zur Folge hat, oder feststellen, daß in der Hülle der Platte, die sie gerade spielen wollten, eine ganz andere Single steckt (welche sie spontan trotzdem auflegen) bzw. ihre Kollegen fragen, ob die nun angekündigte Platte auf 33 oder 45 läuft: das ist irgendwie niedlich.
Es erinnert mich an meine Anfänge (und auch manche sonstigen Totalausfälle) bei Radio Bronkowitz und verschafft mir ein wohliges Gefühl der Sympathie für und Solidarität mit den Kollegen da draußen.
Auch wenn ich morgens nicht zwingend 70er- Jahre- Mainstream hören will: es ist wohltuend, daß meine Hörgewohnheiten in Bezug auf um Perfektion bemühtes Formatradio einmal dermaßen restlos außer Kraft gesetzt werden, und ich habe um diese barbarische Uhrzeit trotz allerlei Scheißmusik schon einen Riesenspaß.
Apropos "Hörgewohnheiten": heute fiel mir eine längst vergessene Anekdote wieder ein, die sich 2002 oder 2003 zutrug und mir beim Erinnern ein Lächeln auf's Gesicht zauberte:
damals arbeitete ich im Franziskushaus in der Scheffelstraße in Karlsruhe und betrat auf dem Weg zur Frühschicht eine Bäckerei mit dem Vorsatz, mir zwei Brezeln zu kaufen.
Bedient wurde ich von einem seltsamen Gnom in weißer Arbeitskleidung, der ca. Mitte 40 war und nicht nur einen erstaunlichen Walroßschnauz und einen anachronistischen, längeren Seitenscheitel zur Schau trug, sondern auch unglaublich schäbige Tätowierungen, die aussahen, als hätte er sie sich während unzähliger schlafloser Nächte in der JVA Bruchsal mit Kulitinte und Stecknadel selbst beigebracht.
Daraufhin entspann sich folgender Dialog:
"Guten Morgen, ich hätte bitte gerne zwei Brezeln."
"Zwei Baguettes?"
"Nein, zwei Brezeln."
"Zwei Baguettes?"
Okay, denke ich, der Kerl macht einen lustigen Jokus, um zu dieser nachtschlafenden Zeit die Stimmung zu lockern, also spiele ich mit und sage mit einen freundlichen Lächeln
"Also gut, zwei Baguettes",
worauf er mir mit todernster Miene zwei Baguettebrötchen in eine Papiertüte schaufelt.
"Nein, halt" rufe ich, "ich wollte zwei BREZELN", und deute dabei mit dem Finger auf den entsprechenden Korb in der Auslage. Grummelnd macht er sich an jenem zu schaffen, irgendwann reicht er mir eine gefüllte Papiertüte, ich bezahle und ziehe von dannen.
Nach einigen Metern habe ich Gelüste auf eine mundvoll Brezel, öffne die Tüte und darin befindet sich
EINE Brezel.
Um meinen Mitbewohner nicht zu wecken, höre ich Radio auf genehmer Lautstärke. SWR 1 dudelt vor sich hin und hat einen Vinyl- Tag angekündigt: 24 Stunden lang spielen die Moderatoren ausschließlich Singles und LP's, was mir weniger wegen der Musik großes Vergnügen bereitet; denn in einem eigentlich durchorganisierten öffentlich- rechtlichen Sender plötzlich Ansager zu hören, die vergessen, den Tonarm abzulassen, was sekundenlange Stille zur Folge hat, oder feststellen, daß in der Hülle der Platte, die sie gerade spielen wollten, eine ganz andere Single steckt (welche sie spontan trotzdem auflegen) bzw. ihre Kollegen fragen, ob die nun angekündigte Platte auf 33 oder 45 läuft: das ist irgendwie niedlich.
Es erinnert mich an meine Anfänge (und auch manche sonstigen Totalausfälle) bei Radio Bronkowitz und verschafft mir ein wohliges Gefühl der Sympathie für und Solidarität mit den Kollegen da draußen.
Auch wenn ich morgens nicht zwingend 70er- Jahre- Mainstream hören will: es ist wohltuend, daß meine Hörgewohnheiten in Bezug auf um Perfektion bemühtes Formatradio einmal dermaßen restlos außer Kraft gesetzt werden, und ich habe um diese barbarische Uhrzeit trotz allerlei Scheißmusik schon einen Riesenspaß.
Apropos "Hörgewohnheiten": heute fiel mir eine längst vergessene Anekdote wieder ein, die sich 2002 oder 2003 zutrug und mir beim Erinnern ein Lächeln auf's Gesicht zauberte:
damals arbeitete ich im Franziskushaus in der Scheffelstraße in Karlsruhe und betrat auf dem Weg zur Frühschicht eine Bäckerei mit dem Vorsatz, mir zwei Brezeln zu kaufen.
Bedient wurde ich von einem seltsamen Gnom in weißer Arbeitskleidung, der ca. Mitte 40 war und nicht nur einen erstaunlichen Walroßschnauz und einen anachronistischen, längeren Seitenscheitel zur Schau trug, sondern auch unglaublich schäbige Tätowierungen, die aussahen, als hätte er sie sich während unzähliger schlafloser Nächte in der JVA Bruchsal mit Kulitinte und Stecknadel selbst beigebracht.
Daraufhin entspann sich folgender Dialog:
"Guten Morgen, ich hätte bitte gerne zwei Brezeln."
"Zwei Baguettes?"
"Nein, zwei Brezeln."
"Zwei Baguettes?"
Okay, denke ich, der Kerl macht einen lustigen Jokus, um zu dieser nachtschlafenden Zeit die Stimmung zu lockern, also spiele ich mit und sage mit einen freundlichen Lächeln
"Also gut, zwei Baguettes",
worauf er mir mit todernster Miene zwei Baguettebrötchen in eine Papiertüte schaufelt.
"Nein, halt" rufe ich, "ich wollte zwei BREZELN", und deute dabei mit dem Finger auf den entsprechenden Korb in der Auslage. Grummelnd macht er sich an jenem zu schaffen, irgendwann reicht er mir eine gefüllte Papiertüte, ich bezahle und ziehe von dannen.
Nach einigen Metern habe ich Gelüste auf eine mundvoll Brezel, öffne die Tüte und darin befindet sich
EINE Brezel.
Sonntag, 13. Januar 2013
Berliner, Schnauze!
Nun durfte also Wolfgang Thierse einmal den Mund aufmachen, was "die Schwaben" im Prenzlauer Berg angeht, und viele daheim waren ihm sicher dankbar dafür. Wie weit dieses Gefasel nun ironisch gemeint war oder nicht, erschließt sich mir nicht. Und ein Schwabe bin ich auch nicht. Nur jemand, dem dieses ständige Bashing allmählich gewaltig auf den Sack geht. Zudem ist jemand, der Cem Özdemir und Günther Oettinger als Fürsprecher aufbieten muß, bereits dermaßen gestraft, daß er auch andere Solidaritätsadressen verdient.
Davon abgesehen, daß 90% der Neuberliner keine Schwaben sind, kamen- wie erwähnt- die schlimmsten Vorurteile, die ich gegenüber Süddeutschen in Berlin zu hören bekam, selbst von Zugezogenen. Dieses Treten nach unten in der Hoffnung, das würde sie zu "richtigen Berlinern" machen: es wäre diesem wichtigtuerischen Geschmeiß zuzutrauen, daß sie zu denjenigen gehören, die Thierses Worte am lautesten beklatschen.
Man sollte ihnen vielleicht auch mal erklären, daß "Fluktuation" in einer Großstadt üblich ist. Sicher liest es sich befremdlich, wenn von 3,5 Millionen Berlinern nur noch 750 000 in Berlin geboren sind.
Aber steht Berlin damit wirklich allein da? Davon abgesehen, daß eine Stadt, die sich gerne als Weltmetropole und Maß aller Dinge in Deutschland gibt, damit rechnen muß, eine Menge Neuankömmlinge zu ziehen; kenne ich auch in Karlsruhe erstaunlich wenig Stadtbewohner, die hier geboren und aufgewachsen sind, auch wenn das Einzugsgebiet naturgemäß kleiner ist. Mein Mitbewohner kommt aus Bielefeld, einer meiner besten Freunde aus Rostock, ich selbst und dutzende anderer Leute aus der Pfalz, Schwaben oder Bayern. Komischerweise gibt es hier zwar Frotzeleien, aber keine solch monströsen Überfremdungsängste. Was sicherlich daran liegt, daß wir nicht so angesagt sind, sondern alle konservativ (wurde mir in Berlin an den Kopf geworfen), und sich hier egalerweise ja nur Spießer mit noch mehr Spießern mischen und dabei nicht die tollste Stadt der Welt zur kollektiven Kehrwoche verdammt wird.
Apropos "Überfremdung": in Berlin gibt es die größte türkische Gemeinde außerhalb der Türkei (womit ich generell kein Problem habe, bevor das jetzt mißverstanden wird), und viele Türken, die ich kenne, sind auch nicht unbedingt progressiv eingestellt; wären sie Deutsche, würden sie eine Menge sogannte Linksliberale mit Fug und Recht als "Spießer" bezeichnen. Das tut so natürlich niemand, denn an dieser Bevölkerungsgruppe kann man ja wunderbar seine Toleranz und Weltoffenheit demonstrieren. Aber irgendwo müssen sie ja trotzdem hin, die Vorurteile, und da bietet sich das Schwabenbashing perfekt an, um seine gleichzeitige Ablehnung von provinziellem Mief unter Beweis zu stellen; die "sprechen ja auch kein hochdeutsch, höhöhö". Kein Wunder, daß sich solche Gestalten wie Wiglaf Droste wohl genau deswegen in Berlin so pudelwohl fühlen.
Den Länderfinanzausgleich, die "Arm aber sexy"- Impertinenz und den Flughafen schenke ich mir in dem Zusammenhang gerne. Denn trotz drückender Beweislage wird es ja gerne als Bestätigung seines Spießertums gesehen, wenn man darauf hinweist, wie sehr die Weltmetropole an unserem Tropf hängt. Ein geschickt eingefädelter "Catch 22".
Sicher: mit Berlin verbindet mich nach wie vor eine intensive Haßliebe. Ich mag die Stadt, würde sie aber trotzdem ab und zu gerne personifizieren, um ihr ein paar auf's Maul zu hauen. Auch als Nichtschwabe.
Davon abgesehen, daß 90% der Neuberliner keine Schwaben sind, kamen- wie erwähnt- die schlimmsten Vorurteile, die ich gegenüber Süddeutschen in Berlin zu hören bekam, selbst von Zugezogenen. Dieses Treten nach unten in der Hoffnung, das würde sie zu "richtigen Berlinern" machen: es wäre diesem wichtigtuerischen Geschmeiß zuzutrauen, daß sie zu denjenigen gehören, die Thierses Worte am lautesten beklatschen.
Man sollte ihnen vielleicht auch mal erklären, daß "Fluktuation" in einer Großstadt üblich ist. Sicher liest es sich befremdlich, wenn von 3,5 Millionen Berlinern nur noch 750 000 in Berlin geboren sind.
Aber steht Berlin damit wirklich allein da? Davon abgesehen, daß eine Stadt, die sich gerne als Weltmetropole und Maß aller Dinge in Deutschland gibt, damit rechnen muß, eine Menge Neuankömmlinge zu ziehen; kenne ich auch in Karlsruhe erstaunlich wenig Stadtbewohner, die hier geboren und aufgewachsen sind, auch wenn das Einzugsgebiet naturgemäß kleiner ist. Mein Mitbewohner kommt aus Bielefeld, einer meiner besten Freunde aus Rostock, ich selbst und dutzende anderer Leute aus der Pfalz, Schwaben oder Bayern. Komischerweise gibt es hier zwar Frotzeleien, aber keine solch monströsen Überfremdungsängste. Was sicherlich daran liegt, daß wir nicht so angesagt sind, sondern alle konservativ (wurde mir in Berlin an den Kopf geworfen), und sich hier egalerweise ja nur Spießer mit noch mehr Spießern mischen und dabei nicht die tollste Stadt der Welt zur kollektiven Kehrwoche verdammt wird.
Apropos "Überfremdung": in Berlin gibt es die größte türkische Gemeinde außerhalb der Türkei (womit ich generell kein Problem habe, bevor das jetzt mißverstanden wird), und viele Türken, die ich kenne, sind auch nicht unbedingt progressiv eingestellt; wären sie Deutsche, würden sie eine Menge sogannte Linksliberale mit Fug und Recht als "Spießer" bezeichnen. Das tut so natürlich niemand, denn an dieser Bevölkerungsgruppe kann man ja wunderbar seine Toleranz und Weltoffenheit demonstrieren. Aber irgendwo müssen sie ja trotzdem hin, die Vorurteile, und da bietet sich das Schwabenbashing perfekt an, um seine gleichzeitige Ablehnung von provinziellem Mief unter Beweis zu stellen; die "sprechen ja auch kein hochdeutsch, höhöhö". Kein Wunder, daß sich solche Gestalten wie Wiglaf Droste wohl genau deswegen in Berlin so pudelwohl fühlen.
Den Länderfinanzausgleich, die "Arm aber sexy"- Impertinenz und den Flughafen schenke ich mir in dem Zusammenhang gerne. Denn trotz drückender Beweislage wird es ja gerne als Bestätigung seines Spießertums gesehen, wenn man darauf hinweist, wie sehr die Weltmetropole an unserem Tropf hängt. Ein geschickt eingefädelter "Catch 22".
Sicher: mit Berlin verbindet mich nach wie vor eine intensive Haßliebe. Ich mag die Stadt, würde sie aber trotzdem ab und zu gerne personifizieren, um ihr ein paar auf's Maul zu hauen. Auch als Nichtschwabe.
Donnerstag, 10. Januar 2013
Top oder Flop (Nachlese)
Uff. So richtig viel gibt es zum Glück nicht zu schreiben, außer, daß alles glattgelaufen ist.
Übermäßig viele Leute waren nicht da, ich schätze mal 30, aber der Grundtenor am Ende war, daß ich zwar ein schweres Erbe angetreten, aber meine Aufgabe mehr als ordentlich erledigt hätte.
Zudem wurde mir ein eigener Stil attestiert, an den man sich schon gewöhnen werde; also ist der Kelch einer Möchtegern- Dixigas- Kopie bereits an mir vorübergezogen.
So wie es aussieht, darf ich also vorerst weitermachen, im Gespräch ist noch ein Sidekick bzw. ein Moderator, der sich mit mir abwechselt (zumindest war das bis gestern der Fall), jetzt schaue ich mal, wie sich die ganze Sache noch entwickelt.
Auf jeden Fall war ich ziemlich erleichtert, und gönnte mir nachts um halb zwei am heimischen Küchentisch noch ganz entspannt ein Feierabendbier.
Übermäßig viele Leute waren nicht da, ich schätze mal 30, aber der Grundtenor am Ende war, daß ich zwar ein schweres Erbe angetreten, aber meine Aufgabe mehr als ordentlich erledigt hätte.
Zudem wurde mir ein eigener Stil attestiert, an den man sich schon gewöhnen werde; also ist der Kelch einer Möchtegern- Dixigas- Kopie bereits an mir vorübergezogen.
So wie es aussieht, darf ich also vorerst weitermachen, im Gespräch ist noch ein Sidekick bzw. ein Moderator, der sich mit mir abwechselt (zumindest war das bis gestern der Fall), jetzt schaue ich mal, wie sich die ganze Sache noch entwickelt.
Auf jeden Fall war ich ziemlich erleichtert, und gönnte mir nachts um halb zwei am heimischen Küchentisch noch ganz entspannt ein Feierabendbier.
Dienstag, 8. Januar 2013
Top oder Flop (Vorberichterstattung)
Irgendwie fühle ich mich gerade wie Markus Lanz.
Zwar fehlt mir das schmierige Air des gepflegten Langweilers, der sich trotzdem für einen äußerst schlagfertigen, hochinvestigativen Hühnerhund hält, zumindest bilde ich mir diese Feststellung ein.
Jedoch: dennoch. Aber hallo.
Morgen soll ich also zum ersten Mal regulär die Karlsruher Institution schlechthin, die Schallplattenversteigerung "Top oder Flop" moderieren, nachdem der hochgeschätzte Tex Dixigas das Handtuch geworfen hat... und auch, wenn ich das vertretungsweise schon dreimal getan habe, sind die Erwartungen natürlich völlig andere, wenn der Ursprungsmoderator definitiv nicht mehr auf die Bühne zurückkehrt. Zumal der Druck auf einen selbst ein ganz anderer ist, da man eben nicht nur überbrücken, sondern ein eigenes Profil entwickeln muß, statt nur eine plumpe Kopie abzuliefern.
Für Nichteingeweihte: die ursprünglich aus Hamburg stammende Idee der Plattenversteigerung, bei der nichtersteigerte Alben anschließend zerstört werden, haben wir hier zu einer gewaltigen Show perfektioniert.
Die Zerstörung wird mithilfe allerlei Gerätschaften (Hammer, Säge, Heizlüfter) als Showfinale von verkleideten Mutanten bewerkstelligt, die auf wohlklingende Pseudonyme wie "Orgel Krüger", "Bingo Bongo" und "Konga King" hören.
Der Moderator, der die Auktion leitet, erzählt zuvor allerlei über die zu ersteigernden Platten, wozu musikalisches Wissen notwendig ist und versucht gleichzeitig, das Publikum zu unterhalten... was heißen will: er labert ca. zwei Stunden am Stück und sollte dabei möglichst originell sein. Und das ist hart.
Vor allem, wenn man weiß, daß man nicht nur die Verantwortung für eine ca. 5 Jahre alte Show, sondern auch für einen bisher gutbesuchten Abend in seinem Stammladen hat... dessen Betreiber mit Sicherheit nicht begeistert sein wird, wenn man eine bislang sichere Bank in den Sand setzt, weil die Leute wegbleiben.
Wer neugierig ist, wie ich mich schlage, kann das morgen, dem 09.01. 2013 in der Alten Hackerei selbst überprüfen.
Zwar fehlt mir das schmierige Air des gepflegten Langweilers, der sich trotzdem für einen äußerst schlagfertigen, hochinvestigativen Hühnerhund hält, zumindest bilde ich mir diese Feststellung ein.
Jedoch: dennoch. Aber hallo.
Morgen soll ich also zum ersten Mal regulär die Karlsruher Institution schlechthin, die Schallplattenversteigerung "Top oder Flop" moderieren, nachdem der hochgeschätzte Tex Dixigas das Handtuch geworfen hat... und auch, wenn ich das vertretungsweise schon dreimal getan habe, sind die Erwartungen natürlich völlig andere, wenn der Ursprungsmoderator definitiv nicht mehr auf die Bühne zurückkehrt. Zumal der Druck auf einen selbst ein ganz anderer ist, da man eben nicht nur überbrücken, sondern ein eigenes Profil entwickeln muß, statt nur eine plumpe Kopie abzuliefern.
Für Nichteingeweihte: die ursprünglich aus Hamburg stammende Idee der Plattenversteigerung, bei der nichtersteigerte Alben anschließend zerstört werden, haben wir hier zu einer gewaltigen Show perfektioniert.
Die Zerstörung wird mithilfe allerlei Gerätschaften (Hammer, Säge, Heizlüfter) als Showfinale von verkleideten Mutanten bewerkstelligt, die auf wohlklingende Pseudonyme wie "Orgel Krüger", "Bingo Bongo" und "Konga King" hören.
Der Moderator, der die Auktion leitet, erzählt zuvor allerlei über die zu ersteigernden Platten, wozu musikalisches Wissen notwendig ist und versucht gleichzeitig, das Publikum zu unterhalten... was heißen will: er labert ca. zwei Stunden am Stück und sollte dabei möglichst originell sein. Und das ist hart.
Vor allem, wenn man weiß, daß man nicht nur die Verantwortung für eine ca. 5 Jahre alte Show, sondern auch für einen bisher gutbesuchten Abend in seinem Stammladen hat... dessen Betreiber mit Sicherheit nicht begeistert sein wird, wenn man eine bislang sichere Bank in den Sand setzt, weil die Leute wegbleiben.
Wer neugierig ist, wie ich mich schlage, kann das morgen, dem 09.01. 2013 in der Alten Hackerei selbst überprüfen.
Mittwoch, 2. Januar 2013
Ein guter Start ins Jahr
2012 wurde mir von einigen wohlwollenden Menschen der ironisch- augenzwinkernde Titel "Family Man" verliehen. Zwischen den Jahren ging er mir aber wieder verlustig.
Will heißen: ich kann jetzt wieder all die tollen Sachen machen, die man als jemand ohne Verantwortung halt so machen darf. Crack rauchen, auf Gang- Bang- Parties gehen und als Letzter an die Reihe kommen, um dann festzustellen, daß die Frau aus Erschöpfungsgründen mittlerweile durch einen Ziegenbock ersetzt wurde... oder, noch schlimmer, vor lauter Langeweile in einem Internetcafé dahinblöden, in welchem gerade "Sacrifice" von Elton John läuft.
Tatsächlich: Elton John. Und das schon am 02.01. Theoretisch kann es demnach nur noch besser werden.
Also, verehrte Leser: ich wünsche Ihnen zumindest mal einen besseren Start ins Jahr 2013, als er mir gerade vergönnt ist. Versprechen kann ich zumindest mal, daß ich mich in nächster Zeit wieder häufiger zu Wort melden werde. It's the relaunch, baby.
Will heißen: ich kann jetzt wieder all die tollen Sachen machen, die man als jemand ohne Verantwortung halt so machen darf. Crack rauchen, auf Gang- Bang- Parties gehen und als Letzter an die Reihe kommen, um dann festzustellen, daß die Frau aus Erschöpfungsgründen mittlerweile durch einen Ziegenbock ersetzt wurde... oder, noch schlimmer, vor lauter Langeweile in einem Internetcafé dahinblöden, in welchem gerade "Sacrifice" von Elton John läuft.
Tatsächlich: Elton John. Und das schon am 02.01. Theoretisch kann es demnach nur noch besser werden.
Also, verehrte Leser: ich wünsche Ihnen zumindest mal einen besseren Start ins Jahr 2013, als er mir gerade vergönnt ist. Versprechen kann ich zumindest mal, daß ich mich in nächster Zeit wieder häufiger zu Wort melden werde. It's the relaunch, baby.
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