Donnerstag, 13. August 2009

Nowhere to run to, nowhere to hide

Gestern Abend wollte ich denn mal in die Stadt. Ich habe ein paar Lektionen gelernt:

1. Fünf Bier, die man im Alter von 26 Jahren trinkt, verhalten sich am nächsten Morgen anders als fünf Bier, die man im Alter von 36 Jahren trinkt.
Sprang ich vor 10 Jahren noch behende und mit dem Gefühl aus dem Bett, am Abend vorher noch relativ maßvoll unterwegs gewesen zu sein, hat jetzt während meines Schlafs ein fetter, bärtiger LKW- Fahrer aus Neustrelitz anscheinend seinen Campingtisch auf meinen Kopf gestellt, dazu noch drumherum Klappstühle und darauf mit seiner ebenso fetten Frau und seinen zwei doofen Kindern platzgenommen, um ein reichhaltiges Frühstück zu verzehren.

2. Man sollte nie in eine Kneipe im Wedding gehen, nur weil es dort statt dem nach Gurkenmarinade schmeckenden Berliner Pilsener das gute Rothaus Tannenzäpfle (aus dem Schwarzwald, nahe der Heimat) gibt und man um 1 Uhr nachts noch keine Lust hat, nach Hause zu gehen. Davon abgesehen, daß einen das Bier vor lauter von ihm hervorgerufener Sentimentalität gerne vergessen läßt, daß man in Karlsruhe lieber ein komplettes Wochenende im ödesten Stadtteil verbringen würde (sagen wir mal Weiherfeld- Dammerstock), statt auch nur für eine Stunde in den Schwarzwald zu fahren.

3. Das führt zur deprimierendsten Erfahrung: es gibt wohl keinen Ort der Welt, an dem man dagegen gefeit ist, in Situationen zu kommen, die es erfordern, sich freiwillig in Läden zu begeben, in denen Scheißmusik gespielt wird. Geht man irgendwo hinein, wo gerade Creed läuft und verläßt den Laden eine halbe Stunde später, während ebenfalls Creed läuft (wobei in der Zeit zwischen beiden erwähnten Ereignissen auch Creed lief), fragt man sich am nächsten Tag gerne, was einen wohl dazu bewogen hat, sich dort niederzulassen, anstatt angemessenerweise schreiend aus dem Raum zu rennen.
Der Alkohol? Die pure Grunz- und Brunzdummheit? Oder ist es halt einfach eine schicksalhafte Fügung, daß uns der Weg in Läden mit Musik, die kein halbwegs mit Gehör ausgestatteter Mensch freiwillig länger als zwei Minuten erträgt, ohne katatonisch zu sabbern, vorherbestimmt ist?

1 Kommentar:

  1. Tannenzäpfle? Im Wedding? Also doch ein Trendstadtteil?! :)

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