Donnerstag, 27. August 2009

Das Tempelhofer Remouladenmassaker

Ich bin mir sicher, wir haben hier in gewissen Teilen Berlins noch Reste der Planwirtschaft, die sich hartnäckig weigern, den Weg alles Irdischen zu gehen.
So muß wohl vor geschätzt drei Jahren ein dermaßen gigantischer Überschuß an Mayonnaise produziert worden sein, der nun aus irgendwelchen obskuren Gründen heimlich weg muß,vor allem in der Gegend um den U- Bahnhof Alt- Tempelhof herum.
Wie ich darauf nun komme?
Ganz einfach: die Geschichte ist immer dieselbe. Man wandert so umher, ist auf dem Weg zum Studio und stellt fest, daß es noch gut zwei Stunden bis zum Mittagessen sind. Also sollte man eine Kleinigkeit verdauen, und wie es der Zufall will, bleibt der Blick an einer Auslage mit allerlei belegtem Krempel hängen. Dann kauft man ein Schnitzelbrötchen bei Kamps, ein Salamibrötchen bei Thürmann oder eine Laugenstange mit Gouda im Netto, beginnt, es zu vertilgen und hat spätestens beim zweiten Bissen nur noch Matsch im Mund und auf den Fingern.
Berge von Mayo, kiloweise mundwarme Remoulade oder irgendein inferior schmeckendes undefinierbares Gesabbere, in dem man Möhrenraspeln ausmachen kann, immer alles eßlöffelweise und gut unter dem Belag versteckt.
Bei dem astronomischen Cholesteringehalt müßte eigentlich jeder dritte Berliner Einwohner über 50 an einem Gehirnschlag sterben. Ergründen konnte ich den inflationären Verbrauch an schmierigem Schlabber hier noch nicht. Vielleicht kann mir das mal jemand erklären.
Apropos "Gehirnschlag": wenn man praktikumsbedingt nun schon drei Wochen am Stück mit dem Pokemonklon "Yu-Gi Oh!" beschäftigt ist und auch der Mentor gerade nichts anderes zu tun hat, scheint das der geistigen Unversehrtheit ebenfalls nicht zuträglich zu sein.
Irgendwelche Comicfiguren duellieren sich in jeder Folge mithilfe von Spielkarten, denen nahezu grenzdebile Monster entsteigen, die allen Ernstes Namen wie "Planierraupe des Untergangs", "Verrückter Erzunterweltler", "Gerümpelkrieger" oder "Rache des Ameisenlöwen" tragen und nach Regeln gegeneinander antreten, die außer kindgebliebenen Videothekennerds ohne Freunde und achtjährigen Trading- Card- Sammlern kein Mensch auf dieser Welt kapiert... wahrscheinlich nicht mal diejenigen, die den Quatsch erfunden haben. Wobei ein gewisser Unterhaltungswert dem Ganzen auch nicht abzusprechen ist.
Und sei es nur, daß man auf den "Doppelkammschwänzigen Stinkmaukenmolch", den "Bleihodentragenden Nahkampftapir" oder den "Halbverrosteten Riesenpferdepenis aus der Hölle" wartet.

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