Sonntag, 19. Juli 2009

Jenseits des "Atlantik"

Einer der größten kulturellen Verluste der letzten Zeit für Karlsruhe war mit Sicherheit die Schließung des "ATLANTIK"- Pornokinos in der Kaiserstraße.
Nicht, daß ich dort jemals Gast gewesen wäre; das Anschauen irgendwelcher Knüppelfilme in einem großen Kinosaal samt kollektivem Nudelschleudern im Verbund mit vereinzelten dort aus obskuren Gründen gestrandeten Existenzen gehört nicht zwingend zu meinen favorisierten Freizeitaktivitäten.
Nein, es war die Hinweistafel über dem Haupteingang.
Die Filmtitel in roten Plastiklettern samt erklärenden Obertiteln in blau, die dem Gesamtbild erst noch die richtige Würze gaben.
Ich erinnere mich an einen Tag, von dem mir lediglich noch jene Obertitel in Erinnerung geblieben sind: "Lässige Lustmäuler" und "Heiße Grotten".
Da frage ich mich, ob diese vorgegeben waren oder ob sich irgendein TH- Student durch Erfindung selbiger sein Literaturwissenschaftsstudium finanziert hat.
Wie erwähnt, betrat ich den Laden nie... auch wenn man mit dem Obertitel "Hot Sex in Corsica" noch so sehr versucht hat, an meinen Migrationshintergrund zu appellieren. Stattdessen las ich ab und zu die Programmhinweise auf der donnerstäglichen Kinohinweisseite der BNN, auf der das "ATLANTIK" ebenfalls vertreten war... wo dann, wahrscheinlich in Sorge um das sittliche Empfinden der Leserschaft, die besonders pikanten Stellen zu einem Stummel verkürzt wurden, so daß man sich bei kryptischen Botschaften wie "Junge Sp. Schl." manchmal fragte, ob nicht doch die Illuminaten dahinterstäken.
Ein Film lief als Haupttitel sogar zweimal: die "Familienbande", einmal mit der Überschrift "Die Rosettenkasper", ein anderes Mal noch unheildräuender unter der Überschrift "Unsere Mutti ist die Beste"
Jessas.
Immerhin gingen zwischen Freund Sebastian "burnedcake" Wirth und mir damals diverse SMS hin und her, den momentanen Titelstand zu erfragen, für einen frischen Start in einen nicht weniger debilen Arbeitstag.
Doch abschließend erinnere ich mich: einmal wurde das Ganze in seiner Absurdität noch getoppt, und zwar vom Multifunktions- Masturbationsmekka "Blue Movie" ein paar Häuser weiter vorne:
am Ende der Saison 2003/2004, als der KSC bis zum letzten Spieltag um sein Überleben in der 2. Liga kämpfte und ein Heimspiel gegen den damaligen Aufstiegsaspiranten Alemannia Aachen hatte, das unbedingt gewonnen werden mußte, prangte es dort auf Plakaten: "Bei einem Sieg des KSC erhält jeder Besucher im KSC- Outfit freien Zutritt zu unserem Etablissement".
Der KSC gewann bekanntermaßen 1:0, und die unbeschreiblichen Szenen, die sich danach im "Blue Movie" abgespielt haben müssen, hätte ich gerne mal gesehen.
Zumindest fast.

1 Kommentar:

  1. Sohndesbischofs29. Juli 2009 um 08:11

    Das "Atlantik" hat zu? Wie bereits von Dir ausgeführt, waren es die Titel der Filme bzw. deren Aufzählung in der Presse, die das Kino bekannt machten. Schade darum...

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