Eine Großstadt (Entschuldigung: Weltmetropole) birgt viele unschätzbare Vorteile.
Davon abgesehen, daß man seinen Wortschatz ständig erweitert [("Ciken PS (NO Dioksin)", wie mir der Dönermann an der Ecke via Werbetafel glaubhaft versichern will], lernt man auch, seine Triebe im Zaum zu halten.
Entwickelt man nämlich trotz der Tatsache, daß das Tauwetter in der momentan mausgrauen Stadt hauptsächlich strategisch geschickt verstreute Rollsplithaufen und vorwinterlich abgelegte Hundescheiße zum Vorschein bringt, trotzdem aus irgendeinem Grund erotische Ambitionen, wird einem schleunigst geholfen.
Denn zappt man in schlaflosen Nächten durch die Fernsehprogrammlandschaft, bietet sich auf dem Regionalsender TV Berlin immer dasselbe schaurige Bild:
kurzgeschorene vollhorstige Steroidhengste mit Tribaltätowierungen begatten scheinbar komplett aus Polyäthylen gefertigte Schminkunfälle mit pneumatischen Monsterhupen.
Und damit nicht genug: landet man im Verlauf der nächsten 10 Minuten noch zwei- oder dreimal bei diesem Programm, bietet sich stets derselbe Anblick: das ekle Pärchen pimpert in exakt gleicher Stellung scheinbar stundenlang dermaßen hingebungsvoll wie mechanisch-kaninchenhaft vor sich hin, als gälte es, sich eine noch auszulobende goldene Schwanzschärpe zu verdienen.
Fragt sich, wer solch ein Trauerspiel ernsthaft als Wichsvorlage nutzt. Der Michelin- Mann?
Hat man anschließend noch Appetit, bietet sich der serbische Imbiß bei mir um die Ecke an, der seine Kundschaft mit einem beeindruckenden Lockangebot ködert.
Also betritt man den Laden und ordert beim Besitzer die feilgebotene Currywurst mit Pommes rot-weiß, um kurz darauf auf einem ovalen Porzellanteller einen wahren Augenschmaus in knusprig und goldgelb serviert zu bekommen.
Soweit, so gut. Man sollte nur nicht den Fehler machen, das Ganze essen zu wollen.
Bereits beim ersten Bissen erwartet man, augenblicklich innere Blutungen zu bekommen.
Bisher dachte ich, mit Currywurst und Pommes könne eigentlich kein halbwegs kochbegabter Mensch etwas verkehrt machen. Doch dieser tapfere Mann hat in dieser eigentlich nicht existenten Disziplin eine Meisterschaft entwickelt, die mich in Ehrfurcht meinen Hut vom Haupt nehmen und fluchtartig den Laden verlassen läßt.
Leider tat ich das damals nicht, denn man Magen hing ungefähr da, wo man ihn locker mit meinen Hoden verwechseln konnte.
Also würgte ich diese elegant servierte Anhäufung von Exkrementen tatsächlich komplett hinunter und kämpfte den Rest des Abends mit beharrlich wiederkehrendem Brechreiz.
Die ideale Abrundung dieses geschmacklichen Flurschadens wäre eigentlich noch eines der plörrigen, in Restdeutschland mit gutem Grund nur schwer erhältlichen Berliner Biere gewesen.
Schaut man sich nun die nicht für möglich gehaltene Renaissance des krakigen Grunzstiefels an, den der 1.FC Kaiserslautern gerade wieder zusammenstolpert und der einem den Spaß am Fußball momentan restlos austreibt, kommt man zu einem logischen Schluß:
wenn man schon der Fleischeslust, der Völlerei, dem Alkohol und oberflächlichen Vergnügungen entsagen will und muß: was hindert einen eigentlich noch daran, ins Kloster zu gehen?
Donnerstag, 3. Februar 2011
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