Freitag, 11. September 2009

Todesfuge täterä

Nun wurde es doch übermorgen mit einem neuen Post. Der Grund:
Gestern half ich zweien meiner bisher vier Mitbewohner beim Umzug in ihre neue Zweier- WG und glich abends eher einem gebeugt schlurfenden Greis mit 90 anstatt wie üblich einem gebeugt schlurfenden Greis mit 36.
Alles schön zuerst zwei Stockwerke runtertragen, dann ein Stück Kleinbus fahren, dann alles vier Stockwerke hochtragen. Glücklicherweise konnte ich mich mit dem zarten Hinweis, daß die Jungs samt den beiden anderen Helfern nicht nur mindestens 10 Jahre jünger als ich, sondern auch um ein Vielfaches sportlicher waren, vor den ganz häßlichen Sachen (Kühlschrank; Sofa) drücken. Wenn ich schon ungefragt helfe, muß ich ja nicht in völligen Altruismus verfallen.
Heute betrat ich zum ersten Mal seit meiner Ankunft hier den Ku'damm und trat auch relativ zügig wieder davon herunter. Natürlich ist es eine beeindruckende Prachtstraße, aber ich habe eine natürliche Abneigung dagegen, bei gefühlten 35 Grad zwischen lauter Touristen auf Shoppingtour umherzuirren. Manche photographierten in Anfällen von vorübergehender Desorientierung (Dehydration? Sonnenstich?) sogar die Currywurstbude vor der Gedächtniskirche, als hätten sie noch nie eine solche gesehen.
"Johoho, Mudder, Berlin ist schon verrückt, die verkaufen sogar Wurscht aus Lastwagenanhängern heraus." Es braucht manchmal wenig, um jemanden glücklich zu machen.

Apropos: ich war mal wieder am Alexanderplatz, um den dortigen SATURN heimzusuchen, meinen bisher bevorzugten Aufenthaltsort in Berlin.
Dort fand ich auch endlich einmal die Celan- CD. Damit meine ich nicht die "Todesfuge", sondern das neue Bandprojekt von Chris Spencer, seines Zeichens der Mann mit Schaum vor dem Mund bei meinen ewigen Noiserockhelden Unsane (der ja wohl mittlerweile ebenfalls in Berlin lebt), zusammen mit Leuten von den Einstürzenden Neubauten und Oxbow.
Und das Schöne daran ist: Chris Spencer nun also mit Keyboards, Postrock- und Elektronikeinflüssen und arty Geräuschcollagen. Und trotzdem klingt es immer noch nach "Gleich reiß ich dir den Sack ab".
Scheinbar kann er halt nicht anders, der alte Schreihals.
Zum Glück.

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