Samstag, 5. September 2009

"Der Bährenjode"

Nun also endlich mal "Inglorious Basterds" gesehen und im ME- Forum bereits meinen Stiefel dazu abgelassen, und da ich zu faul bin, alles nochmal zu schreiben, zitiere ich mich der Einfachheit halber selbst.

Bruchstückhafte Gedanken zu "Inglorious Basterds" (Remix)


1. Christoph Waltz ist unfaßbar großartig. Jemand, bei dem man merkt, daß er schauspielert, ohne daß es wie Overacting erscheint, ist sehr beeindruckend.

2. Diane Kruger ist der einzige Totalausfall. Aber was für einer.
In der Szene, in der Brad Pitt seinen Finger in ihre frische Schußwunde steckt,spielt sie, als hätte sie sich gerade den Knöchel verstaucht... und das ist schon ihr schauspielerischer Höhepunkt. Ansonsten ist sie furchtbar hölzern und affektiert.

3. Brad Pitt ist einer meiner Lieblingsschauspieler, das gebe ich offen zu. Seine Leistung in diesem Film: solide, mehr nicht.

4. Lächerlich gemacht werden die, die es verdienen, also hauptsächlich die Leute der NS- Führung. Tarantinos Fertigkeit, einfache deutsche Soldaten durchaus nicht als Klamauk- Witzfiguren, sondern- in bester Italowesterntradition- als ernstzunehmende Gegner darzustellen, ist grandios.
Das zeigt schon der Umstand, daß er mit vielen deutschen bzw. deutschsprachigen Schauspielern zusammengearbeitet hat.
Im Endeffekt ist das- für diese Art von Film durchaus ungewöhnlich- eine Art von Humor, der dadurch nicht ausschließilch auf Kosten der einen Seite geht und damit niemanden sein Gesicht verlieren läßt (obwohl der Film natürlich eindeutig Partei ergreift). Ich denke, an diesem Punkt hat Tarantino alles richtig gemacht... die Deutschen gewohnt holzschnittartig als vertrottelt oder böse darzustellen, hätte dem Film viel von seiner Wirkung genommen. Er hat alle Peinlichkeitsklippen gekonnt umschifft.
Sowas kann mehr zum Abbau von Vorurteilen beitragen (hier im Sinne der "humorlosen Deutschen") als so mancher ernsthafte Beweis guten Willens. Über das "warum" und "wieso" könnte ich hier noch einiges schreiben, aber das spare ich mir für einen anderen Blog. Obwohl: ja, mein deutscher Großvater war bei der Wehrmacht, aber er war nie NSDAP- Mitglied, sondern ein relativ simpel gestrickter Mann, der in den Krieg gezogen ist, weil er damals nunmal beim Heer war und bereits Frau und Kind daheim hatte. Er wurde schwer verwundet, landete in Kriegsgefangenschaft und wurde dort mißhandelt.
Es liegt mir nicht daran, jüdisches Leid gegen deutsches Leid aufzuwiegen und Ursache mit Wirkung zu verwechseln. Aber wenn jemand eventuell begangenes Unrecht bitter abgebüßt hat (und sich auch in meiner Kindheit und Jugend zu keiner Zeit positiv über die Nazizeit geäußert bzw. abfällig über die damaligen Kriegsgegner geäußert hat)war es mein Großvater... wahrscheinlich zusammen mit tausenden anderen einfachen Arbeitern, die aus diversen Gründen keine andere Alternative sahen, als in den Krieg zu ziehen. Und im Gegensatz zu diversen Nazigrößen, die sich später als Pioniere der Mondlandung und Repräsentanten der Bonner Republik einen Namen machen durften bzw. nach ihrer Haftentlassung mit ihren Memoiren stinkreich wurden, obwohl sie in einer besseren Welt verdientermaßen in Nürnberg an den Galgen gehört hätten, haben eben diese Männer (zumindest ein Teil davon) ihr Leben lang Hundescheiße gefressen.
Und nein, das soll nichts entschuldigen... es soll nur verdeutlichen, warum ich in diesem Fall Pauschalisierungen hasse. Kritik dafür nehme ich gerne hier entgegen. Wo ich politisch stehe (bzw. politisch NICHT stehe) kann sich jeder zusammenbasteln, der mich kennt oder mein Profil lesen kann... deswegen fühle ich mich auch nicht genötigt, mich für meine Ansichten zu rechtfertigen.
Aber zurück zu Tarantino:

5. Til Schweiger hat sich durch die Zusammenarbeit mit Tarantino und der Art, wie er im Flm präsentiert wird, wohl einen Jungentraum erfüllt. Irgendwie finde ich das fast wieder niedlich. Daß er nix kann, steht außer Frage, aber er macht das Beste daraus.

6. In der Kellerszene denkt man von der Art der Inszenierung her minutenlang, man würde einen deutschen 80er- Kriegsfilm á la "Das Boot" sehen. Ebenfalls grandios.

7. Bei "Da hat er gezuckt" mußte ich herzhaft lachen.

8. Lachen mußte ich ansonsten wenig in dem Film, aber bei der Italienisch- Szene fiel ich beinahe vom Stuhl.

8. Ein paar Sachen waren mir dennoch zu albern. Deshalb "nur"

8/10

P.S.: an Nina: wer immer du auch sein magst, deine Kommentare lese ich immer gerne. Mußte nun auch mal hier rein.

1 Kommentar:

  1. huiii *blush*
    dabei bin ICH doch (nur) hier, weil ich DICH gerne lese. spiele also den ball zurück. und ins kino muss ich nun wohl auch; mal sehen, inwieweit wir zwei die deckungsgleichheit anstreben.
    *nighty nach berlin!

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