Nachdem mein eigentlicher Auftrag in Berlin ja bereits erfüllt ist, war es trotzdem schön, ein alles überstrahlendes Ereignis zu haben, um die Restzeit hier zu verkürzen.
The Jesus Lizard sind also wieder da, zumindest für ein paar Reunionkonzerte in Originalbesetzung. Fan der Band bin ich seit der Platte "Liar" Anfang der 90er, aber es hat nie gereicht, um sie live zu sehen... vor allem, weil sie sich Ende der 90er bereits aufgelöst hat.
Dementsprechend solide war auch der Andrang im Festsaal Kreuzberg, einem beachtlich großen Saal mit durchgehender Empore, in dem sich geschätzt 300 Leute eingefunden hatten.
Der Altersschnitt war ebenfalls solide, handelte es sich doch um eine Band, die vor 15 Jahren einmal groß war und seit ihrem Ende abgesehen von der festen bestehenden Fanbasis dann doch zu sperrig und unpopulär war, um sich größere Käuferschichten zu erschließen.
Ich schätze den Schnitt mal auf 34,7 Jahre, war aber doch erstaunt, würdige weißhaarige Männer in alten Jesus- Lizard- Tourshirts zu sehen... Sachen gibt's...
Dennoch: als ein sichtlich gutgelaunter David Yow nach der guten, aber unspektakulären Garagenrockvorband "Demon's Claws" (die in dem Rahmen reichlich deplaziert wirkte) und in wuchtigem Sound der Anfang von "Here Comes Dudley" ertönte, gab es kein Halten mehr.
Im Vergleich zum altersmäßig ähnlich gearteten Prong- Konzert kürzlich, bei dem sich keiner mehr einen Moshpit zutraute, kochte hier die Stimmung über.
Es gab Crowdsurfer und Stagediver, am eifrigsten dabei war natürlich Yow selbst, der einen Großteil des Konzerts auf dem oder inmitten des Publikums bestritt und auf allzugroße Schweinereien verzichtete, abgesehen vom "senkrecht in die Luft spucken und den Rotz mit dem Gesicht auffangen" oder davon, sich bei "Boilermaker" minutenlang den Finger in den Po zu stecken. Aber wenigstens behielt er die Hose an.
Geboten wurde natürlich eine Art "Greatest Hits"- Sammlung... viel Material von "Head", "Goat" und "Liar", zwei oder drei Songs von der schwächeren "Down", alles sehr versiert dargeboten.
Neben all dem Wahnsinn sollte man nicht vergessen, welch grandiose Musiker die Lizards sind, und das merkte man an diesem Abend sehr deutlich.
Nach gut zwei Stunden war nach einem ausgedehnten Zugabenblock zum genau richtigen Zeitpunkt Schluß (immerhin gehen die meisten Alben gerade mal 30 Minuten, und vier am Stück sind sogar mir zuviel) und als Fazit bleibt:
großartiger Sound, ein blendend aufgelegter Irrer am Mikro, ein mitgehendes Publikum... was will man mehr?
Und sogar wenn die Reunion nur eine einmalige Geschichte war: ich war dabei.
Wieder ein Grund mehr, irgendwann beruhigt sterben zu können.
Mittwoch, 16. September 2009
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