Samstag, 26. März 2011

Drei lustige Anekdoten für Dogmatiker

Habe ich schon mal erwähnt, daß ich Dogmatiker hasse?
Das Leben ist grau... und wer es gerne schwarz und weiß hätte samt einem Handlauf, an dem er sich daran durchhangeln kann, ist in meinen Augen ein Idiot.

Ich lasse mich nicht gerne vereinnahmen; weder von einer Religion noch von einer politischen Richtung. Ich begnüge mich damit, zu vereinzelten Punkten klar Stellung zu beziehen, wenn ich das Gefühl habe, daß es angebracht wäre, und ansonsten weitgehend von Fall zu Fall zu entscheiden, was ich für richtig oder falsch halte.
Dabei hat die extreme Rechte aufgrund ihrer immanenten Dumpfnüssigkeit den Vorteil, daß sie sich nicht nur objektiv leicht widerlegen läßt und einem somit wiederum subjektiv das Gefühl liefert, alles richtig zu machen, sondern man sich auch sicher sein kann, in dem Fall die Zustimmung einer breiteren Masse zu finden.
Mit linken Dogmatikern ist der Fall schon schwerer; Hinweise auf Widersprüchlichkeit werden gerne geblockt, denn es ist einfacher, sich in dem Gefühl zu suhlen, ein guter Mensch zu sein und auf der richtigen Seite zu stehen. Applaus kommt in dem Fall zudem meist aus einer Richtung, aus der man ihn als Kritiker nicht haben will, da er zu sehr nach falschem Tonfall klingt.
Zwar ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion bei der Rechten auch nicht vorhanden, weil sie bei solch einem engen und schablonenhaften Weltbild extrem tödlich wäre (und es die extreme Rechte dann wahrscheinlich auch nicht mehr gäbe), aber bei der Linken wird das Fehlen derselben noch dazu mit hanebüchenen Argumenten gerechtfertigt.
Wen man dabei unterstützt bzw. wen man dabei diskreditiert, in dem man Kritiker allzugerne und allzuschnell in eine bestimmte weltanschauliche Ecke stellt, um ihre Argumentation der Lächerlichkeit preiszugeben (auch wenn sie dort dezidiert nicht hingehören), scheint egal.
Hauptsache, das Weltbild bleibt intakt.
Dazu gehört für mich das bereits erwähnte Abfackeln von Deutschlandfahnen (=böse) anläßlich der Fußball- WM an der Fassade eines hauptsächlich von Migranten bewohnten Hauses in Neukölln.
Vielleicht fehlen einfach Ereignisse, die einen in die Lage versetzen, eigene Ansichten mal zu überdenken beziehungsweise sie auf den Prüfstand zu stellen; widersprüchliche Emotionen einmal zuzulassen, ohne daß das an gewissen Prinzipien rüttelt, oder generell: die Fähigkeit, mal über sich selbst nachzudenken, weil man vor dem Angst hat, was da tief in einem selbst schlummern könnte, wenn man es zu den geringfügisten Anlässen anderen gerne unter die Nase reibt.

a) Ich arbeitete mal kurzzeitig aushilfsweise in einem Pflegeheim für Schädel- Hirn- Verletzte.
Einer der Patienten war ein berüchtigter Neonazi (stilecht mit Hakenkreuztätowierung) mit Hang zum Zuschlagen gewesen, nur wenig älter als ich.
Dann setzte ein schauerlicher Unfall seiner Karriere ein Ende; und nun verbrachte er schon drei oder vier Jahre damit, entstellt und sabbernd im Rollstuhl zu sitzen, zu keiner anderen Lautäußerung mehr fähig als einem gutturalen "GAAAH" oder "WAAAH".

An der Wand seines Zimmers hing ein kurz vor seinem Unfall aufgenommenes Photo, das ihn mit seiner kleinen Tochter zeigte.

b) Sicherungsverwahrung: einige Straftäter (unter anderem Kinderschänder und gewalttätige Vergewaltiger), gegen die diese nachträglich verhängt worden war, mußten auf Druck des Europäischen Gerichtshofes freigelassen werden, auch im Falle einer eventuellen Wiederholungsgefahr.
Nun, wir sind ein Rechtsstaat und jeder hat eine zweite Chance verdient, so war größtenteils der Tenor sich als "fortschrittlich" dünkender Menschen; jeder, der etwas anderes behaupte, sei ein Populist mit Stammtischparolen.
Das waren die Argumente, die ich zu hören kriegte, als ich nach kurzer Diskussion in einem Forum die Gretchenfrage stellte, die da lautete: welcher der Befürworter der Entscheidung hätte kein Problem damit, wenn einer der Freigelassenen in seine Nachbarschaft zieht?
Der Logik zufolge dürfte ein eifriger Verfechter einer zweiten Chance kein Problem damit haben; und wenn er nur keines damit hat, wenn der Entlassene irgendwo lebt, wo er möglichst wenig mit ihm zu tun hat (dafür aber andere Leute), müßte er eventuell seine Einstellung einmal selbst prüfen.
Wenn man von etwas überzeugt ist, dürfte es eigentlich kein Problem sein, eine grundsätzliche Frage dazu zu beantworten; stattdessen bekam ich zu lesen, daß man auf der Basis solcher Totschlagargumente nicht gewillt sei, mit mir zu diskutieren.

Beantwortet hat die Frage bis heute niemand.

c) Ich war mit einer mir sehr nahestehenden Frau im Carambolage in Karlsruhe verabredet.
Da sie recht attraktiv ist und auch gerne mal alleine weggeht, ordentlich bechert und die Tanzfläche entert, scheint die Neigung bei männlichen Besuchern, sie deswegen automatisch als Freiwild zu betrachten, besonders hoch zu sein, gemäß dem inferioren Motto früherer Zeiten: "Eine Frau, die sich so anzieht und so benimmt, braucht sich nicht zu wundern, wenn sie vergewaltigt wird."
Deswegen braucht man ein "Nein" wohl auch nicht als solches zu akzeptieren; als ich das Carambolage enterte, fühlte sie sich bereits extrem von einem goldkettentragenden Afroamerikaner belästigt.
Der Mensch ließ auch in meiner Gegenwart keinesfalls locker; ständig versuchte er sie anzutanzen, trotz aller abweisenden Signale, die sie aussendete; zweimal kam er her und packte irgendwelche Anmachsprüche aus, die mit einem "I don't want to talk to you" abgeblockt wurden.
Soweit, so gut; als ich jedoch mit der Frau am Tresen saß und mich mit ihr unterhielt, und der gute Mann sich ihr wieder näherte und unverblümt sagte "Come with me, Babe. I'm gonna love you all night long" hatte auch ich endlich einmal genug.
Um das Ganze abzukürzen: mein nicht gerade freundlicher Hinweis, daß das nicht nur meine Freundin sei und sie mit mir hier wäre, sondern ich auch keinen Bock darauf hätte, daß sie von irgendjemandem in derart schmieriger Weise angelabert wird und das noch dermaßen penetrant, daß es ihr Angst einjagte, brachte mir nicht nur die(zum Glück folgenlose)freundliche Einladung ein, vor die Tür zu gehen und mir die Fresse polieren zu lassen, sondern auch den Satz aller Sätze:

"You don't know me! You only do this because I'm a black man."

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