Montag, 28. Februar 2011

Orgasm Addicts

Well you tried it just for once found it all right for kicks.
but now you found out that it's a habit that sticks.
and you're an orgasm addict.
you're an orgasm addict.

(Buzzcocks: Orgasm Addicct)


Irgendwie ist es doch evident, wenn man so darüber nachdenkt, welche Orgasmussklaven wir sind.
Es ist ja ein Kick von wenigen Sekunden, ähnlich dem, der nach dem Zug aus einer Crackpfeife beschrieben wird.
Trotzdem gibt es eine ganze Industrie, nur darauf getrimmt, genau auf diesen Kick hinzuarbeiten: Pornofilme, Reizwäsche, Dildos, Vibratoren, batteriebetriebene Gummivotzen, die dermaßen kreuzwiderlich sind, daß ich bei ihrem Anblick schreiend davonlaufen könnte, die ganze käufliche Liebe... alles für die Suche nach diesen paar Sekunden.
Manche Leute geben sogar ihren Verstand an der Garderobe ab, betrachtet man sich die Eselei, die manchmal in Clubs abgeht, wenn Paarungsbereite aufeinandertreffen. Da wird sogar die komplette Selbstkasteiung in Kauf genommen und sich wie ein Trottel verhalten, nur um damit dem Ziel näher zu kommen... oder Menschen nehmen Selbstvorwürfe oder spätere innere Leere hin, nur weil ihnen in dem Moment, wo diese Belohnung in Aussicht steht, alles gleichgültig wird, sogar eherne Grundprinzipien. Wie bei einer Drogen- oder Alkoholsucht eben auch.
Und genau wie für erstere sind Menschen dazu bereit, dafür bis an ihre Grenzen zu gehen, anderen zu schaden oder sie sogar zu töten.

Es sieht tatsächlich so aus, als würden wir auf der Welt nach Geld am meisten dem Orgasmus hinterherjagen, diesen wenigen Sekunden des als angenehm empfundenen Kontrollverlustes.
Komme mir keiner mit der Suche nach dem Glück; jenes ist so abstrakt, daß man nur eine vage Vorstellung davon hat und es meist erst bemerkt, wenn es da ist... und das oft genug zu spät.

Aber das ist eine andere Geschichte.

Samstag, 26. Februar 2011

Eine andere Meinung dazu,

und zwar von Mychael Gerstenberger, der mit dem, was er schreibt, auch nicht ganz unrecht hat. Habe mir die Freiheit genommen, das per Copy & Paste von Facebook rüberzuziehen, weil ich es erwähnenswert finde:

"Generalabrechnung", soso... Interessant zumindest, daß das Agenturschreiben ein unpersönlicher Standardbrief ist - wahrscheinlich ein Rundbrief an zig andere sog. Prominente. Und die Helden - offenbar hat das Studium doch was genützt - schicken nicht nur eine Absage, sondern posten es auf ihrer Website. Damit geht man kein Risiko ein (der Agentur isses sowieso egal, Bild interessiert es nicht), kann aber das Image ein bisschen aufpolieren (wie die Kommentare hier ja bestens zeigen). Und: sich als Band gelegentlich Dossiers und Titelstories in Springer-Zeitschriften zu kaufen, ist natürlich gaaaanz was anderes. :-)

Freitag, 25. Februar 2011

Das sind Helden

Wir sind Helden halte ich für eine weitgehend erschröckliche Band.
Daran wird sich in Zukunft auch nichts ändern... doch was momentan über sie bzw. von ihnen im Netz kursiert, davor ziehe ich meinen Hut. Ganz großes Tennis.
Der Einfachheit halber- und weil es meine Meinung nicht nur exakt wiedergibt, sondern weil man es auch nicht weiter kommentieren muß- stelle ich Anfrage samt Antwort per Copy & Paste komplett in diesen Blog. Viel Spaß.


DIE ANFRAGE

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir sind als Werbeagentur mit der aktuellen BILD-Kampagne betraut, in der wir hochkarätigen Prominenten eine Bühne bieten, ihre offene, ehrliche und ungeschönte Meinung zur BILD mitzuteilen.

Derzeit planen wir die nächste Produktionsphase für Frühjahr 2011. Die neu zu produzierenden TV- und Kinospots sowie Plakat- und Anzeigenmotive sollen die bestehenden Motive von Veronica Ferres, Thomas Gottschalk, Philipp Lahm, Richard von Weizsäcker, Mario Barth u.v.m. ergänzen.

Für diese Fortführung der Kampagne möchten wir sehr gern “Wir sind Helden” gewinnen.

Das schöne an der Kampagne ist, dass sie einem guten Zweck zu Gute kommt. BILD spendet in Namen jedes Prominenten 10.000,- Euro an einen von Ihnen zu bestimmenden Zweck.

Lassen Sie uns gern telefonieren und die Details besprechen. Zur Detailinformation senden wir Ihnen bereits heute anbei einige weiterführende Informationen.

Ich freue mich dazu von Ihnen zu hören.
Herzliche Grüße aus Hamburg,
Jung von Matt/Alster Werbeagentur GmbH

DIE ANTWORT

Liebe Werbeagentur Jung von Matt,

bzgl. Eurer Anfrage, ob wir bei der aktuellen Bild -Kampagne mitmachen wollen:

Ich glaub, es hackt.

Die laufende Plakat -Aktion der Bild -Zeitung mit sogenannten Testimonials, also irgendwelchem kommentierendem Geseiere (Auch kritischem! Hört, hört!) von sogenannten Prominenten (auch Kritischen! Oho!) ist das Perfideste, was mir seit langer Zeit untergekommen ist. Will heißen: nach Euren Maßstäben sicher eine gelungene Aktion.

Selten hat eine Werbekampagne so geschickt mit der Dummheit auf allen Seiten gespielt. Da sind auf der einen Seite die Promis, die sich denken: Hmm, die Bildzeitung, mal ehrlich, das lesen schon wahnsinnig viele Leute, das wär schon schick… Aber irgendwie geht das eigentlich nicht, ne, weil ist ja irgendwie unter meinem Niveau/ evil/ zu sichtbar berechnend… Und dann kommt ihr, liebe Agentur, und baut diesen armen gespaltenen Prominenten eine Brücke, eine wackelige, glitschige, aber hey, was soll´s, auf der anderen Seite liegt, sagen wir mal, eine Tüte Gummibärchen. Ihr sagt jenen Promis: wisst ihr was, ihr kriegt einfach kein Geld! Wir spenden einfach ein bisschen Kohle in eurem Namen, dann passt das schon, weil, wer spendet, der kann kein Ego haben, verstehste? Und außerdem, pass auf, jetzt kommt´s: ihr könnt sagen, WAS IHR WOLLT!

Und dann denken sich diese Promis, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, irgendeine pseudo -distanziertes Gewäsch aus, irgendwas “total Spitzfindiges”, oder Clever- Unverbindliches, oder Überhebliches, oder… Und glauben, so kämen sie aus der Nummer raus, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Und haben trotzdem unheimlich viele saudumme Menschen erreicht! Hurra.

Auf der anderen Seite, das erklärt sich von selbst, der Rezipient, der saudumme, der sich denkt: Mensch, diese Bild -Zeitung, die traut sich was.

Und, die dritte Seite: Ihr, liebe jungdynamische Menschen, die ihr, zumindest in einem sehr spezialisierten Teil eures Gehirns, genau wisst, was ihr tut. Außer vielleicht, wenn ihr auf die Idee kommt, “Wir sind Helden” für die Kampagne anzufragen, weil, mal ehrlich, das wäre doch total lustig, wenn ausgerechnet die…

Das Problem dabei: ich hab wahrscheinlich mit der Hälfte von euch studiert, und ich weiß, dass ihr im ersten Semester lernt, dass das Medium die Botschaft ist. Oder, noch mal anders gesagt, dass es kein “Gutes im Schlechten” gibt. Das heißt: ich weiß, dass ihr wisst, und ich weiß, dass ihr drauf scheißt.

Die BILD -Zeitung ist kein augenzwinkernd zu betrachtendes Trash -Kulturgut und kein harmloses “Guilty Pleasure” für wohlfrisierte Aufstreber, keine witzige soziale Referenz und kein Lifestyle -Zitat. Und schon gar nicht ist die Bild -Zeitung das, als was ihr sie verkaufen wollt: Hassgeliebtes, aber weitestgehend harmloses Inventar eines eigentlich viel schlaueren Deutschlands.

Die Bildzeitung ist ein gefährliches politisches Instrument – nicht nur ein stark vergrößerndes Fernrohr in den Abgrund, sondern ein bösartiges Wesen, das Deutschland nicht beschreibt, sondern macht. Mit einer Agenda.

In der Gefahr, dass ich mich wiederhole: ich glaub es hackt.

Mit höflichen Grüßen,
Judith Holofernes


Danke!

Dienstag, 22. Februar 2011

Antiklimax

So fuhr ich denn heute bei klirrender Kälte ins Klinikum Berlin- Buch.
Bei kuscheligen -11 Grad hatten natürlich auch die S- Bahn- Bediensteten nichts besseres vor als zu streiken, so daß das Erwischen einer S 42 eher einer Tombola glich, da auch keine Anzeigetafeln funktionierten und sich alle geschätzte 17 Minuten einmal irgendeine Bahn einfand.
Also war ich zusammenaddiert zwei Stunden unterwegs.
Dort angekommen, stellte sich mir die Frage, wie jemand aus Karow oder Buch einem Besucher erklären möchte, daß diese wohl in der absoluten Peripherie eingemeindeten Käffer Berlin seien.
Wenn man durch Annweiler fährt und einem anwesenden Besucher klarmachen will, das gehöre zu New York, ist das auch nicht glaubwürdiger.
Trotzdem war das Klinikum Buch ein beeindruckender Klotz im Grünen und innen dermaßen weitläufig, daß man sich im Falle einer Komplettbesichtigung für drei Tage Proviant mitnehmen sollte.
Also spazierte ich mit meiner Einweisung in der Hand einen guten Kilometer (ungelogen) in die HNO- Abteilung, wurde dort zwei Stunden untersucht... und wieder nach Hause geschickt. Ich soll dorthin nur noch dreimal zur ambulanten Nachbehandlung kommen, um schrittweise eine kürzlich entdeckte Geschwulst im Ohr abtragen zu lassen; das ergibt drei Behandlungen, die von der Gesamtlänge her eine einfache Fahrt Prenzlauer Allee- Berlin- Buch nicht wesentlich überschreiten dürften.

In einem Film würde man so etwas eine Antiklimax nennen; aber ich, für den die letzten Tage spannend genug waren, nehme das durchaus gerne in Kauf.

Ohrenwochen

Das war die Woche, in der mir allerlei Pein in Verbindung mit Ohren zum Verhängnis wurde.
Wenn der Tag damit anfängt, daß einem bei seinem momentanen Arbeitgeber in Kreuzberg vom lokalen Privatradiosender (die allesamt in ihrer schnöden Austauschbarkeit in Berlin nicht weniger öde sind als in Hamburg oder Bruchweiler- Bärenbach) nacheinander audiophile Schwerstverbrechen wie

"I Need A Hero" von Bonnie Tyler;
"Three Times A Lady" von den Commodores mit einem der größten Dämonen der modernen Musik am Mikrophon
und irgendwas Grütziges von Elton John als Beiträge der Sendung "Die besten Songs aller Zeiten" verkauft werden, möchte man eigentlich heimgehen.
Auf das bereits verfilmte Katastrophenszenario eines totalen Stromausfalls in ganz Berlin zu hoffen, wagt man doch nicht, weil mittags der FCK spielt. Der bekommt- was man da noch nicht weiß- gegen einen der uninteressantesten Vereine der Liga 3:0 auf den Sack, was den Tag noch abrundet.
Irgendwann läuft man noch "Don't Stop" von Fleetwood Mac in die Tentakel und bekommt davon den halben Morgen einen Ohrwurm.
Das wäre nicht weiter schlimm, denn ich mag den Song; doch leider ist er auch mit Erinnerungen verknüpft, die man morgens um 7 auf der Arbeit nicht wirklich gebrauchen kann.
Auf dem Heimweg bekommt man plötzlich juckenden Ausschlag am ganzen Körper, denn man stellt eine Allergie fest, deren Auslöser studentisch aussehende Frauen sind, die gemusterte Strickmützen mit Ohrenklappen und Bändeln daran tragen.
Schieben diese auch noch Fahrräder mit Kindersitzen oder haben zwei nervige Blagen an der Hand, sollte man sich daheim vergewissern, daß seine Hoden noch am richtigen Platz sitzen und sich nicht vor lauter Elend spiralförmig in sich selbst verdreht haben.
Man fragt sich, wo die alle herkommen. Und warum die alle hier sind um die Stadt mit ihrem ohrenklappenwollmützenimmanenten Schweinchen- Schlau- Hipsterhabitus zu verpesten.
Stand Ernst Reuter einst im Prenzlauer Berg und sprach zu Millionen von Zuhörern "Ihr Ohrenklappenwollmützenträger dieser Welt, schaut auf diese Stadt?" Nein.
Dann geht doch einfach weg.

Und zur Krönung der Ohrenwochen hat mein linkes nun endgültig die Kooperation mit meinem restlichen Organismus eingestellt, was eine Einweisung ins Krankenhaus samt Operation notwendig macht.
Wenn es gut läuft, komme ich mit einem ambulanten Eingriff ohne Spätfolgen davon; im ungünstigsten Fall droht mir wieder das Komplettprogramm mit Schneiden, Fönen, Legen.

Zumindest bleibe ich dann von "Three Times A Lady" verschont.

Freitag, 18. Februar 2011

Frisch verliebt

Ich habe gerade Besuch von meinem guten Freund Jannis aus Karlsruhe.

Und so fuhren wir heute in der S-Bahn kreuz und quer durch Berlin, als jemand ein paar Sitzreihen von uns entfernt etwas in barbarischer Lautstärke in unsere Richtung röhrte.
Ein vollbärtiger Penner in einem verdreckten Parka saß dort und brüllte was von "schwulen Säuen" und daß er davon "die Schnauze vollhätte" und sowas "in die Gaskammer gehöre".
Das ging so, bis er eine Haltestelle weiter ausstieg; davor ließ er sich aber nicht davon abhalten, uns noch einmal direkt als "schwule Säue" zu titulieren, vor uns strammzustehen und den Hitlergruß zu machen.

Da dachte ich mir: jetzt wo Jannis und ich durch solch einen charmanten, intelligenten jungen Mann offiziell zum Paar erklärt worden sind, müßte es mir eigentlich gut gehen.

Einen freien Tag mit dem frisch erkorenen Liebsten an der Seite zu verbringen; da fühlt man sich doch gleich seelisch im Einklang mit der Welt, dem Leben und dem Kosmos.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Die Erleuchtung des Wiglaf

Manchmal mag ich Wiglaf Droste, ab und zu geht er mir gehörig auf den Sack.
Das Verhältnis Autor- Leser ist also durchaus ambivalent; natürlich sind wir oft nicht einer Meinung, politisch wie auch allgemein weltanschaulich, aber jemand, der gern polemisiert, muß auch das Zeug dazu haben, zu polarisieren, ansonsten ist er ein Langweiler. Da muß ich Droste durchaus Potential zusprechen, was unser oben erwähntes Verhältnis nicht unkomplizierter macht.
Daß jemand, der gerne mal meint, den guten Geschmack verteidigen zu müssen, vor Jahren anläßlich eines VIVA- Interviews in Rüschenhemd und Goldbrokatweste gewandet aus meinem Fernseher herauslugte und somit sämtliche Mittelaltermarktsgeschmacksverbrechen zur Schau stellte, lasse ich gerade noch durchgehen.

Aber vielleicht würde er mich sowieso nicht ernstnehmen: folgt man der Logik seiner Schilderung einer Tankred- Dorst- Lesung, in der er sich hauptsächlich über den hessischen Akzent Dorsts lustig macht, der ja nicht mal -ha ha ha- richtig hochdeutsch lesen kann, dürfte ich mich mit meinem Pfälzer Dialekthochdeutsch ebenfalls in die vorderste Legasthenikerliga einreihen.
Droste selbst ist gebürtiger Ostwestfale und somit aus einer Gegend, in der sich der gesamte gesprochene Dialekt auf vereinzelte Wörter wie "dölmern" beschränkt. Ansonsten gibt es dort wohl keinen.
Daß er es deshalb keinen Fitzel nachvollziehen kann, wie schwer es für einen Süddeutschen ist, seine komplette dialektale Färbung zu tilgen: geschenkt.
Daß ich da für meinen Teil sowieso keinen Wert darauf lege, macht das "geschenkt" noch um einiges geschenkter.

Abgesehen davon hatte Tankred Dorst ein paar Übergebratene verdient. Daß man dazu sarkastisch seine Schwächen vorführt, mag ein legitimes Mittel zum Zweck sein.

Aber eines sollte Droste trotzdem lassen: bitte nichts mehr über Fußball schreiben. Denn davon hat er beim besten Willen keine Ahnung.
Er kann den 1. FC Kaiserslautern ("Kneipenschlägerverein") genau so wenig leiden wie die in seiner Darstellung großkotzigen Bayern aus München. Das sei ihm auch gelassen; wir haben heute unseren Großzügigen.

Peinlich wird es nur, wenn sich sein eigenes Fantum auf Borussia Dortmund konzentriert, und zwar seit der "Initialzündung am 31.03.1995".

Bedenkt man, daß dieser Club zu der Zeit auf einer Erfolgswelle schwamm,
die zur direkten Folge hatte, daß der BVB seinerzeit an Widerwärtigkeit und Größenwahn den Bayern wahrlich in nichts nachstand; auch perfekt seine Rolle ausfüllte, und zwar- laut 11 FREUNDE- die als "ausgewiesene Vorhölle kommender Kommerzialisierung im Fußball"; und wenn man dazu noch das Geburtsdatum berücksichtigt, dann entdeckte Droste also im zarten Alter von 34 Jahren seine plötzliche Liebe zu einem Spitzenclub.
Es fällt schwer, das nicht albern zu finden.

Aber das gepflegte Fantum, das Droste als seine Lebensart ausgibt und welche es ihm erlaubt, andere Vereine auf eine Art und Weise zu diskreditieren, die intellektuelle und moralische Überlegenheit signalisieren soll, weiß solche Umstände gepflegt zu ignorieren.
Da er ja als Spätberufener die Blütezeit der Dortmunder "Borussenfront" um "SS- Siggi" Borchardt verpaßt hat, die sich in den glorreichen 80ern gerne mal mit erhobenem rechten Arm vor einer Hakenkreuzfahne im Reisebus auf Auswärtsfahrt photographieren ließ, ist der Hinweis auf "Glashaus" und "Steine" müßig.

Das Wort "Kneipenschlägerverein" ist somit schon wieder ein Kompliment, zeigt es doch, wie weit man von solchen Leuten wie Droste und ihrem Erfolgsfantum entfernt ist.

Man dankt.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Reis- Leinöl- Diät

Es muß einen Weltgeist geben... und er hat eine seltsame Art von Humor.

So schickte er mich heute als Krankheitsvertretung einen Tag lang arbeitenderweise in eine Homöopathenhölle.
Ich betrat das Dienstzimmer und traf auf Leute mit Dreadlocks, die Knäckebrot aßen und ungesüßten Tee aus großen Kannen nachschenkten.
Dann wurde ich darüber belehrt, daß auf dem ganzen Gelände Rauchverbot sei... wolle ich rauchen, dann müsse ich mich umziehen und in Straßenkleidung zum Bürgersteig vor dem Haupteingang gehen, damit das Haus kein schlechtes Image bekäme.
Die Patienten dort hatten hauptsächlich chronische Schmerzen, denen man versuchte, mit Quark- und Kümmelölverbänden und Ingwersäckchen Herr zu werden.
Zum Kaffee gab es Muckefuck und sanfte Tees; nichts sollte die Schützlinge in Aufregung versetzen, schon gar nicht die, die das nach anthroposophischen Gesichtspunkten kreierte Pulvermedikament einnehmen mußten, das sie entspannen und gleichzeitig mit schierer Lebensfreude erfüllen sollte.
Das Abendessen war natürlich streng makrobiotisch; Gemüsebrühe und -saft sowie Camembertwürfel auf Brunnenkresse.
Manche Patienten fasteten auch; es gab das Saftfasten und die Reis- Leinöl- Diät.
Ein Lichtblick war die Ankündigung eines gepflegten Happens von einem Personalbüffet; überflüssig zu erwähnen, aus was dieser bestand.
Gerollte Salatgurkenscheibchen mit Dill, rohe Möhrenwürfel, undefinierbarer Kuchen in mundgerechten Happen(scheinbar aus Biovollkornteig mit Fitzeln von Löwenzahn und Rübenstrünken) und derlei weitere schwer zu beschreibende Katzenfickerscheiße.
Zur Krönung hing an exponierter Stelle im Dienstzimmer noch eine Karte mit folgender ironiebefreiter Aufschrift:
"Manche Leute rauchen nicht, trinken nicht, entsagen jeglichem Genuß und essen nur Gemüse. Als Strafe dafür werden sie 100 Jahre alt!"
Davon abgesehen, daß niemand aus meinem Berufsfeld, der noch alle Tassen im Schrank hat, auch nur annähernd 90 werden will, erinnerte mich das an ein Zitat aus der TITANIC:
"Diese Gesundheitsapostel vergessen gerne, daß ein Leben nicht unbedingt dadurch sinnvoller wird, indem man es verlängert."

Auf mich hatte das ganze Ambiente durchaus eine Wirkung.
Noch nie (NIE) hatte ich den dermaßen schwer bezähmbaren Drang, mir an Ort und Stelle zwei Lines Koks auf dem Tisch zu legen, danach Fluppen und einen Flachmann aus der Tasche zu ziehen und meine Zähne wie ein ausgehungerter Hund in irgendwas Ekliges zu schlagen, das ich normalerweise nicht mal mit Handschuhen anfasse... Eisbein mit Sauerkraut, zum Beispiel.
Auch jetzt noch erzeugt die Erinnerung daran bei mir einen reflexhaften, fast panischen Griff zu Bier und Zigaretten.

Immerhin: es war eine Erfahrung, dermaßen weit weg von dem Planeten, auf dem ich normalerweise hause, daß es das schon fast wieder interessant machte. Fast.
Zumindest konnte ich sie schreiberisch verwerten; ansonsten glaubt einem sowas doch kein Schwein.

Freitag, 11. Februar 2011

Tod eines Klassikers

Von frühester Kindheit an hat er uns begleitet.
Er brachte uns zum Lachen; war dabei, als wir aufwuchsen, stets als Erinnerung irgendwo im Hinterkopf verankert.
Wenn man ihn im Erwachsenenalter irgendwo sah, konnte es passieren, daß er einem noch ein Schmunzeln entlockte, war man gerade nostalgisch gesinnt.
Doch nun ist es zu Ende.
Der Mantel des Vergessens wird sich über ihn legen, und nie wird er wieder helles Kinderlachen hervorrufen; er wird einfach verwehen, und diejenigen, denen er zukünftig begegnet, werden mit Unverständnis reagieren.
Heute starb ein Stück unserer Kindheit.

Deswegen ist dies eine Art Nachruf; nehmen Sie also Ihre Kopfbedeckungen ab, meine Damen und Herren.

R.I.P.... du ewiger Kalauerklassiker:

"Wie nennt man Kuhstall auf ägyptisch?
Muh- Barack."

Montag, 7. Februar 2011

Zugriffsquellen

Irgendwann sollte ich hier alberne Suchbegriffe archivieren, mit denen Leute den Weg zu mir gefunden haben.
Nachdem ich mich ja schon einmal gewundert habe, wie viele Leute auf die Überschrift "Ficken mit Niveau" abfahren, was bis jetzt noch kein Ende genommen hat und wohl auch keines nehmen will- trotz dringlicher Mahnung meinerseits- ist mein momentaner Favorit derjenige Leser, der über die Betreffzeile "Erotische Geschichten von Mann zu Mann" auf meinen Blog gestoßen ist.
Ein Testgoogeln ergab, daß natürlich erst einmal diverse Gay- Erotik- Seiten angezeigt werden, aber keine Spur von irgendeinem Eintrag hier zu finden ist. Das Leben ist manchmal recht bizarr.
Da wundert mich die ebenfalls aufgeführte Betreffzeile "Eierköpfmaschine von 11-jährigem Jungen erfunden" um einiges weniger, hatte ich dieses Wort doch zumindest einmal erwähnt... davon abgesehen, daß ich mich frage, wen ein solcher Scheiß interessiert.
Außerdem suchte jemand diese Seite unter dem Suchbegriff "Altenpfleger ist Ficker" auf. War das als Kompliment gemeint? Oder als latente Hoffnung auf stierische Manneskraft meinerseits? Wirke ich dermaßen dauerbrünftig? Und sollte ich mir deshalb Sorgen machen?

Aber Homoerotisches habe ich trotz allem meines Wissens nach hier noch nicht explizit ausgeführt.

Oder war das ein Hinweis des Weltgeistes auf im Unterbewußtsein verborgen liegende Sehnsüchte?
Ein kurzes Hineinhorchen in mich selbst: nein.

Es bleibt weiterhin rätselhaft.

Samstag, 5. Februar 2011

Die dunkle Seite des Fruschelns

Wenn wir schon beim Thema waren: Lieblingswörter habe ich einige.

Beispielsweise mag ich das Wort "Gnu", einfach weil es solch ein schön debiler Laut ist... ebenso wie die Eigenkreation "glumpfig" und Abstrakta wie "Tapirhoden".
Generell finde ich Eigenkreationen, die die Buchstaben "gn" enthalten, sowieso ziemlich knuffig.
Ein sehr geschätzter Mensch beschrieb seinen Benutzertitel im ME- Forum einmal als "vergnimpfelter Klabaustergnaumpel", und wer diesen phonetischen Faltenkugelsack, der seine bildhafte Entsprechung in etwa in einem Shar- Pei- Hund finden dürfte, nicht niedlich findet, soll doch Durs Grünbein lesen.

Allerdings gibt es auch genug Worte, die bei mir physische und psychische Pein verursachen. Die in mir den Wunsch erwecken, an demjenigen, der sie ernsthaft benutzt, körperliche Rache zu nehmen, etwa mit einem Bolzenschußgerät, welches man eh generell in einem Notfallkoffer mit sich tragen sollte.
Die Sanktionen sollten außerdem noch verschärft werden, wenn es sich bei dem Wortbenutzer um ein bezahltes Mitglied der schreibenden Zunft handelt.

Hier nun also meine

TOP 10 EKLIGER WÖRTER

1. Schniedelwutz
2. sexeln
3. Augenpipi
4. Schmackofatz
5. Gänsehautfeeling
6. Zicke
7. Backenfutter
8. sämtliche lustig gemeinten Abwandlungen von "Hallo", insbesondere "Hallöle" und- völlig inferior, aber tatsächlich selbst erlebt und belegbar- "Hallödli"
9. Lecker
10.Bussi

Die Liste ist ohne Gewähr, weil ich gerade ernsthafte Gelüste verspüre, Leute, die ihren Lieblingsmenschen "Maus" oder "Schnucki" nennen, auf's Rad zu flechten.

Freitag, 4. Februar 2011

Der 200. Eintrag

Tröt. Applaus.

Gelegentlich zu Bloggen begann ich 2006 auf My Space, das ich mittlerweile schon gut 2 Jahre völlig ignoriere... und ein kurzer Recherchebesuch zeigte mir auch, daß ich gut daran tue.
Wenigstens fand ich meinen allerersten Blogeintrag wieder und wollte ihn zur Feier des Tages hier reinkopieren. Aber stilistisch verändert man sich im Lauf von 5 Jahren doch ziemlich, und er ist einfach dermaßen schlecht, daß mich mein Schamgefühl davon abhielt.
Wenigstens erschien mir Denkwürdiges wieder vor Augen:
damals war ich in München gewesen, um meine gute Bekannte Claudia, auch Claudil genannt, obwohl sie größer ist als ich, zu besuchen und abends die Lesung der "Schwabinger Schaumschläger" mit Michael Sailer im Vereinsheim in der Occamstraße zu sehen.
Erreicht hatte ich damals noch viel weniger als heute: ich leckte Türklinken ab, um in irgendwelchen Kneipen für Freigetränke lesen zu dürfen... unter anderem an der vorderen Theke des Pendel in Karlsruhe, während an der hinteren Theke der normale Betrieb weiterging und sich Gäste, die mein Vortrag keinen Halben interessierte, lautstark unterhielten.
"Kreisklassenhölle" war damals noch ein Stapel Computerausdrucke, die ich kopierte und in Ringbuchheftung für einen Zehner verkaufte. Umsatz nach zwei Jahren: 21 Exemplare, ohne Hoffnung, jemals einen Verlag zu finden.

Kurzum und ohne Nostalgie: eine beschissene Zeit. Ich bekam zwar Anerkennung, aber die beschränkte sich auf meinen Bekanntenkreis, und die Möglichkeiten, die ich heute habe (auch wenn ich immer noch nicht davon leben kann), waren Lichtjahre entfernt.
Absolut desillusionierend.

Doch egal. Einer der Höhepunkte meines Münchenaufenthalts war das Abhängen im Bagelshop eines- ohne Witz, so eine Anhäufung von Minderheitenprogramm in einer Person gibt es wirklich- schwulen italienischen Juden, wo ich im NEON blätterte.
Genau, im Fachblatt für werdende Mütter, die in Tübingen studieren und dann in den Prenzlauer Berg ziehen, um hier zu kalben sowie adrette Jungs, in deren Studiengang etwas mit "Design" auftaucht.
Jedenfalls wurden dort irgendwelche für das Blatt charakteristischen Gesichtsärsche nach ihren persönlichen Vorlieben befragt, unter anderem ihrem Lieblingswort, und da las ich dann die Antwort, die meinen Tag rettete:
ein Mann Mitte 20 meinte dort völlig ironiefrei, sein Lieblingswort sei "Fruscheln".

Was das ist?

"Die Kombination meiner Lieblingstätigkeiten: Früchte naschen und kuscheln."

Aha. Was ist dann mein Lieblingswort? Saucken?

Donnerstag, 3. Februar 2011

Bereit zum Mönchtum

Eine Großstadt (Entschuldigung: Weltmetropole) birgt viele unschätzbare Vorteile.

Davon abgesehen, daß man seinen Wortschatz ständig erweitert [("Ciken PS (NO Dioksin)", wie mir der Dönermann an der Ecke via Werbetafel glaubhaft versichern will], lernt man auch, seine Triebe im Zaum zu halten.
Entwickelt man nämlich trotz der Tatsache, daß das Tauwetter in der momentan mausgrauen Stadt hauptsächlich strategisch geschickt verstreute Rollsplithaufen und vorwinterlich abgelegte Hundescheiße zum Vorschein bringt, trotzdem aus irgendeinem Grund erotische Ambitionen, wird einem schleunigst geholfen.

Denn zappt man in schlaflosen Nächten durch die Fernsehprogrammlandschaft, bietet sich auf dem Regionalsender TV Berlin immer dasselbe schaurige Bild:
kurzgeschorene vollhorstige Steroidhengste mit Tribaltätowierungen begatten scheinbar komplett aus Polyäthylen gefertigte Schminkunfälle mit pneumatischen Monsterhupen.
Und damit nicht genug: landet man im Verlauf der nächsten 10 Minuten noch zwei- oder dreimal bei diesem Programm, bietet sich stets derselbe Anblick: das ekle Pärchen pimpert in exakt gleicher Stellung scheinbar stundenlang dermaßen hingebungsvoll wie mechanisch-kaninchenhaft vor sich hin, als gälte es, sich eine noch auszulobende goldene Schwanzschärpe zu verdienen.
Fragt sich, wer solch ein Trauerspiel ernsthaft als Wichsvorlage nutzt. Der Michelin- Mann?

Hat man anschließend noch Appetit, bietet sich der serbische Imbiß bei mir um die Ecke an, der seine Kundschaft mit einem beeindruckenden Lockangebot ködert.
Also betritt man den Laden und ordert beim Besitzer die feilgebotene Currywurst mit Pommes rot-weiß, um kurz darauf auf einem ovalen Porzellanteller einen wahren Augenschmaus in knusprig und goldgelb serviert zu bekommen.
Soweit, so gut. Man sollte nur nicht den Fehler machen, das Ganze essen zu wollen.
Bereits beim ersten Bissen erwartet man, augenblicklich innere Blutungen zu bekommen.
Bisher dachte ich, mit Currywurst und Pommes könne eigentlich kein halbwegs kochbegabter Mensch etwas verkehrt machen. Doch dieser tapfere Mann hat in dieser eigentlich nicht existenten Disziplin eine Meisterschaft entwickelt, die mich in Ehrfurcht meinen Hut vom Haupt nehmen und fluchtartig den Laden verlassen läßt.

Leider tat ich das damals nicht, denn man Magen hing ungefähr da, wo man ihn locker mit meinen Hoden verwechseln konnte.
Also würgte ich diese elegant servierte Anhäufung von Exkrementen tatsächlich komplett hinunter und kämpfte den Rest des Abends mit beharrlich wiederkehrendem Brechreiz.
Die ideale Abrundung dieses geschmacklichen Flurschadens wäre eigentlich noch eines der plörrigen, in Restdeutschland mit gutem Grund nur schwer erhältlichen Berliner Biere gewesen.

Schaut man sich nun die nicht für möglich gehaltene Renaissance des krakigen Grunzstiefels an, den der 1.FC Kaiserslautern gerade wieder zusammenstolpert und der einem den Spaß am Fußball momentan restlos austreibt, kommt man zu einem logischen Schluß:

wenn man schon der Fleischeslust, der Völlerei, dem Alkohol und oberflächlichen Vergnügungen entsagen will und muß: was hindert einen eigentlich noch daran, ins Kloster zu gehen?