Freitag, 6. August 2010

Blick in den Abgrund

Ich bin es ja von Berufs wegen eigentlich gewohnt, mit psychisch Kranken umzugehen. Die bizarren Erlebnisse, die mir das teilweise schon beschert hat, würden einige Kladden füllen.
Beunruhigt war ich dabei äußerst selten... teilweise nicht einmal, wenn ich körperlich bedroht wurde.
Anders ist es, wenn man dem blanken Wahnsinn in der freien Wildbahn begegnet... und damit meine ich nicht irgendwelche Irren am Bahnhof oder an Straßenbahnhaltestellen, auch die kennt man schon seit Jahren vom Sehen her und macht sich höchstens Gedanken, wenn sie mal eine zeitlang fehlen.
Nein, ich meine Wildfremde, die sich einen Moment lang offenbaren und dabei schwindelerregende Abgründe zur Schau stellen, die einen mit einer sich eklig anfühlenden Gänsehaut des Grauens den Heimweg antreten lassen, wissend, daß da draußen etwas unterwegs ist, was man gar nicht so genau wissen will... bzw. dessen Leben man auch nicht mal ansatzweise führen möchte.

Es muß wohl vor zwei oder drei Jahren gewesen sein:
ich stieg am Entenfang aus der Bahn und ging die Lameystraße entlang nach Hause. In gemessenem Abstand lief vor mir eine junge Frau, von der ich annahm, sie sei hübsch, zumindest ließ das, was ich von ihr sehen konnte, diesen Schluß zu.
Sie war bereits am PENNY- Markt, ich noch auf Höhe des Parkplatzes desselben, als mir plötzlich ein Typ den Weg versperrte... blaue Trainingsjacke, dreckige Jeans, fettiges Haar und ein altmodisches Kassengestell, dahinter ein debiler Gesichtsausdruck, der auch dem Unbedarftesten klargemacht hätte, daß da nicht viel zu holen war.
Er grinste mich an, schaute kurz der Frau hinterher und sagte dann mit verschwörerischem Unterton:
"Das da ist meine Freundin."
Und bevor ich auch nur irgendwie reagieren konnte, war er bereits wieder auf dem Parkplatzgelände verschwunden.
Ich habe ihn nie wiedergesehen... aber diese geschätzt fünf Sekunden an jenem Abend sorgen auch heute noch bei mir für ein flaues Gefühl in der Magengegend.
Scary, isn't it?

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