Montag, 11. Dezember 2017

Bahngenerve

 Ich habe es heute in einem plötzlichen Anfall von verlorener Contenance schon einmal auf Facebook verbreitet, wiederhole mich aber außerhalb des enggesteckten Rahmens dort hier gerne nochmal:

mittlerweile Alltagshaßsituation Nummer 1: eine in Karlsruhe verkehrende S5, S1 oder was auch immer. Jedenfalls eine richtig große, ewig lange Bahn, in der die meisten Sitzplätze vergeben sind, aber der komplette Mittelgang frei ist ... und trotzdem müssen sich alle stehenden Passagiere lemminggleich traubenförmig dermaßen um die und vor den Türen gruppieren, daß man fast nicht ein - oder aussteigen kann, als würden sich besagte Türen nur drei Sekunden öffnen und man käme nicht mehr aus der Bahn raus, wenn man sie nicht gleich mit einem Hechtsprung verläßt.
Wie bescheuert kann man sein? Warum installiert die KVV kein "Bitte durchgehen" - Tonband wie dasjenige, das einen anweist, Sitzplätze "für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste" freizumachen?

Rätsel über Rätsel.

Samstag, 2. Dezember 2017

Aus der Mottenkiste

Ich bin ja dankbar für jeden Kommentar, und sei er auch noch so kurz oder dämlich. Auch konstruktive Kritik beziehungsweise ein Anstoß zu einer vernünfzigen Diskussion wird gerne genommen.
Darum habe ich mir rein zum Zeitvertreib mal wieder die gesammelten Kommentare zu meinen Ergüssen durchgelesen und stieß auf zwei absolute Perlen, die ich hier gerne noch einmal Revue passieren lasse, zu Nutz und Frommen meiner Leserschaft. Kommentare dazu kann ich mir - glaube ich - schenken, obwohl mir die Bemerkung erlaubt sei, daß manche Menschen ihr Ironieverständnis mit einem Sack Rindenmulch zu teilen scheinen.
Stimmt nicht? Bitte:

Tut mir leid! Aber wenn jemand die Auffassung vertritt, mein sei DUMM (also nicht intelligent) nur weil jemand z.B. Kfz-Mechaniker oder Einzelhandelskaufmann/frau ist, ist das völlig oberflächlich! Steffan Gaffory! Dein Gedankengut ist das Dümmste, was ich je gelesen habe! Tut mir leid! 

(zu:  Endlich! Ficken mit Niveau )

Und der Allerbeste:

super. ;n typ, der omas die windeln wechselt und die scheiße anschließend ins netz kippt. "mäßig begabte hauptschüler"? moment mal, sind das nicht genau die, denen nichts anderes übrig bleibt als altenpfleger zu werden? wenn man sich deinen schachtelsatz-alptraum namens blog hier mal ansieht, weiß man: zu recht.
 

Was ich schon lange nicht mehr benutzt habe: das Leben ist doch eines der Schönsten.

Der verlorene Sohn

Neun Jahre war ich jetzt als Pfleger für eine Leihfirma tätig. So lange, daß mich diese im Zuge der Einrichtung ihrer neuen Homepage anrief und bat, mich als verdienten langjährigen Mitarbeiter von einer Werbetreibenden interviewen lassen zu dürfen, um meine Aussagen auf besagter Webseite verwerten zu können.
Tatsächlich rief besagtes Wesen auch an und komprimierte und lektorierte meine Antworten zu einem schwer erträglichen Stuß, so daß ich nun zeitlebens nach Canossa gehen kann, angetan mit einem Trikot mit dem Logo meines ehemaligen Arbeitgebers als Werbeaufdruck, denn diesen Scheißdreck kann man unter meinem vollen Namen im Internet nachlesen, wenn man diesen in die Suchmaschine eingibt. Viel Spaß dabei.
Aber wie gesagt (oder geschreibt ... ich meine: geschroben): ehemaliger Arbeitgeber.
Ich habe mich dazu entschlossen, mich wieder in ein geordnetes Arbeitsverhältnis zu begeben, mach neun Jahren Wanderschaft durch über 20 Häuser in Karlsruhe, Ettlingen, Gaggenau, Rheinstetten, Pfinztal - Berghausen, Weingarten/Baden und zuguterletzt Berlin, natürlich.
Gelandet bin ich in einem Haus, in das ich eigentlich nie wieder einen Fuß setzen wollte, höchstens tot. Oder unter Androhung von Brachialgewalt gegen mich oder irgendwie mit mir in Verbindung stehende Personen.
Ich arbeitete bereits von 2002 bis 2005 dort, und die Geschichte endete äußerst unschön, was einem ernsthaften Zerwürfnis zwischen mir und der auch heute noch in dieser Funktion tätigen Heimleitung geschuldet war.
Elf Jahre vermied ich es strikt, noch einmal dort aufzutauchen und auf der "Schwarzen Liste" der Leihfirma, die Häuser beinhaltet, in die der Arbeitnehmer auf eigenen Wunsch niemals wieder eingesetzt werden möchte, rangierte mein jetziger Arbeitgeber auf Platz 1.
Dennoch hatte ich immer noch einen Hang zu dem Haus, aus genau dem Grund, warum mir in Berlin der Wedding dermaßen ans Herz gewachsen ist: mein Herz für Underdogs.
Besagtes Altersheim führt in Karlsruhe nämlich ein ziemliches Schmuddelkinddasein, nimmt es doch in der Hauptsache Leute in sein schäbiges Inneres auf, die andere - oftmals kirchliche - Häuser nicht haben wollen: ehemalige oder aktuelle Alkoholiker und Junkies, Ex - Häftlinge, als austherapiert geltende psychisch Kranke, kein Wort deutsch sprechende Ausländer und im besten Fall dazu noch Kombinationen aus allen eben angeführten Einzelkomponenten. Sozusagen ein Prekariatsaltersheim, wobei ich Ausländer logischerweise nicht zwangsläufig zu diesem zähle.
Darum sagte ich nach elf Jahren auch "Schwamm drüber" als ich gefragt wurde, ob ich doch wieder dort arbeiten wolle, und wurde von der Heimleitung begrüßt wie der verlorene Sohn.
Das war im August 2016, und so lange habe ich es mittlerweile wieder durchgehalten; lange genug, um zu erkennen, daß ich da wohl schon immer hingehört habe und niemals richtig weg war und dem Ganzen noch einmal eine Chance geben zu wollen, auch weil sich nach monatelanger Fluktuation nun gerade ein Team neu zusammengefunden hat, das bereit ist, zusammen an einem völligen strukturellen Neuaufbau zu arbeiten.
Vermessen, wie ich bin, sehe ich mich darin als eine der zentralen Antriebskräfte.
Gestern hatten wir dann auch unsere erste gemeinsame Weihnachtsfeier im Kollegenkreis. Das angedrohte Schwerstbesäufnis inmitten von Grabbelsack und äußerst mediokrer (dafür umso unbilligerer) Nahrungszufuhr blieb zwar aus (was - ungelogen - auch in meinem Sinne war, denn ich kann auf promilleschwangere Rührseligkeiten im Kollegenkreis, die montags gern ungeschehen gemacht wären, durchaus verzichten), aber ansonsten waren durchaus vielversprechende Ansätze eines künftigen Teamgeistes zu erahnen.
So bin ich denn wieder in festen Händen. Warten wir gespannt darauf, wie lange diesmal.

Dienstag, 28. November 2017

Das große Mäandern

Seit meinem letzten Beitrag im März 2017 ist gleichzeitig viel und wenig passiert.
Das klingt nach einem gewollten Widerspruch in der Machart von scheintot aufgeplustertem Buchwerbegefasel ("ein Werk von klarer Wirrheit und schamhafter Erotik"), trifft aber den Nagel durchaus auf den Kopf.
Denn: es mag zwar einiges passiert sein (wer nun einwirft "es passiert doch immer was", der hat Phasen meines Lebens nicht mitbekommen, in denen ich das Gefühl hatte, mich durch einen geleegefüllten Swimming - Pool zu bewegen. Ein Fluidum aus toter Zeit, in dem ich mich hätte einfrieren und statt meiner selbst ein mannshohes aufblasbares Nilpferd meine Tagesgeschäfte erledigen lassen können, um nach dem Auftauen ein Jahr später die Feststellung zu treffen, daß das gar keinen Unterschied gemacht hat), aber der Lauf des Lebens vollzog sich ähnlich wie der "Silly Walk" John Cleeses im gleichnamigen Monty - Python - Sketch.
Es ging geradeaus, dann folgte plötzlich ein kurzer Einbruch, ein wilder Schlenker oder ein willkürlicher Ausfallschritt, um sich dann kurz darauf wieder in die momentan vorgegebene Spur zu fügen.
Übrig blieb ein Kaleidoskop aus Erinnerungsschnipseln, im Ganzen bunt und nett anzuschauen, aber auseinandergedröselt zu unbeeindruckend, um sie zu rekapitulieren.

Kurze Standortbestimmung:
Gemeinsame Wohnung mit Frau Turini - check
letztes Buch ähnlich erfolglos wie die früheren - check
Brotjob in der Altenpflege - check
gibt zuviel Geld für Platten, Filme und Bücher aus - check
Tocotronic ist ranziger Maulwurfskot - check
hat einen Blog, schreibt aber nichts mehr - halt.

Da bin ich mal wieder. Ich bin aus dem Training und muß mal zu einer ernsthaften Arbeitsdisziplin zurückfinden. Also: weitermachen.

Mal sehen, wie lange diesmal.

Samstag, 25. März 2017

Zeitumstellungsnörgler!

Fassen wir die relevanten Punkte einmal kurz zusammen:

1. wenn euch jetzt wegen der Zeitumstellung "eine Stunde gestohlen" wird: im Winter bekommt ihr sie zurück.
2. ist morgen Sonntag. Wer nicht zu den Glücklichen gehört, die arbeiten oder sonst irgendeinen Termin wahrnehmen müssen, wird sowieso ausschlafen und halt mal um 10 statt um 9 aufstehen.
3. "Tiere haben keine Uhr, und Tiere leiden wie Menschen". Letzteres mag zutreffen, aber da Tiere keine Uhr haben und meines Wissens auch keine brauchen, ist ihnen die Zeitumstellung höchstwahrscheinlich scheißegal.
4. generell könnte ihr auch mal die Frage stellen, ob es nicht irgendwo Menschen gibt, die sich darüber freuen, daß es an warmen Tagen abends länger hell ist, anstatt wie selbstverständlich anzunehmen, ihr sprächet für das ganze Volk (und seine Katzen, Köter und Papageien gleich mit).
Und sollte die Zeitumstellung abgeschafft werden, werde ich nicht den Sinn meines Lebens in der Aufgabe finden, das wieder rückgängig zu machen.

Und jetzt hört auf, mir damit auf den Sack zu gehen.

Eine Laudatio

Wenn gestandene und mir persönlich bekannte Männer mit Ende 40 bzw. Anfang 50 auf die eigentlich bescheuerte Idee kommen, ein Demotape, das sie 1983 als Deutsch - Kiddiepunkband aufgenommen hatten, einfach nochmal einzuspielen (ohne zeitgemäße Überarbeitung mit der Originalmusik und den damaligen Texten) und das auf Platte zu pressen, ist das dermaßen fernab jeglicher marktstrategischer Überlegung, daß man das nicht genug würdigen kann.
Wenn man dann der Platte solch ein Artwork verpaßt:







wird es dann vollends zu etwas, das höchstens in einem Paralleluniversum stattfindet, und ist somit mehr "Punk" als vieles, was heutzutage mit der Bezeichnung hausieren geht.
Und auch, wenn ich meine Zweifel hege, daß dies Leute außerhalb unseres Umfelds anders als völlig ratlos zurückläßt (was den Begriff "Punk" ja in gewisser Weise auch wieder abrundet), finde ich das in seiner konsequenten Verweigerungshaltung bezüglich "kommerzieller Verwertbarkeit", "musikalischem Anspruchsdenken" und "gutem Geschmack" gerade absolut klasse.
Zumal ich mich auf der gestrigen Releaseparty in der Alten Hackerei gar prächtig amüsiert habe.

Also: ab dafür, Jungs. Die Welt liegt euch zu Füßen.

Freitag, 24. März 2017

Mein dritter Geburtstag

Manchmal ist das eigentlich verdammenswerte Dauergedächtnis von Facebook doch was wert; zum Beispiel erinnert es mich gerade daran, daß ich heute eigentlich zum dritten Mal Geburtstag feiern darf, und zwar deswegen:
http://king-bronkowitz.blogspot.de/2014/03/deus-ex-machina.html

Ich hatte sie fast schon vergessen, die Beklemmung in den Tagen vor der Untersuchung. Die schlaflosen Nächte und die Angst, nach der Operation als menschliches Gemüse zu erwachen, das sich allerhöchstens noch unter Zuhilfename einer Ballonhupe verständigen kann, wie der mexikanische Gangster in "Breaking Bad". Die Gespräche mit Freundinnen und Freunden, bei denen ich nicht wußte, ob sie die letzten sein würden. Die Hoffnung, lieber auf dem OP - Tisch zu enden anstatt als sabbernder Lappen, der sich in die Schweiz karren lassen müßte, um sich dort einschläfern zu lassen.
Man lernt immerhin dazu. Man lernt das Dulden und Akzeptieren, ohne zu hadern, da das sowieso nichts bringt. Man lernt, auch scheinbar Alltägliches wertzuschätzen, da man es nicht mehr als selbstverständlich ansieht. Und man lernt, was in so einer Situation das Wichtigste ist: nämlich nicht dieses "ho ho, wenn ich nur noch einen Tag zu leben hätte, würde ich rumvögeln und Party machen", das nur jemand leichtfertig hinausposaunen kann, der glücklicherweise noch nie in dieser Situation war (die man sich auch normalerweise nicht ernsthaft vorstellen möchte; ich mache da niemandem einen Vorwurf) sondern Menschen, die immer noch stehenbleiben, wenn die Welt um einen herum in Trümmer fällt.
Solltet ihr, auf die diese Beschreibung zutrifft, das lesen, möchte ich euch zu diesem Anlaß nochmal danken; ihr wißt, wenn ihr gemeint seid. Ihr habt bei mir auf ewig was gut.
Beim ersten Mal wäre ich fast spontan über den Jordan gegangen. Beim zweiten Mal gab es Wochen vorher eine Ansage samt einem Mordsballon, aus dem die Luft dann mit einem lauen "Pfnü" entwich.
Darauf kann man heute Abend schon mal ein Glas trinken, im passenden Rahmen der Alten Hackerei.
Es heißt ja so schön, "drei Ecken, ein Elfer". Also hab ich noch genau eine gut.

Aber das kann gefälligst noch warten.

Donnerstag, 23. März 2017

Antifa!

Ich spreche dich mal ganz unförmlich direkt an, denn du hast damit angefangen: FCK CPS, FCK NZS, FCK AFD, und wer sonst noch von allen möglichen Leuten gefickt werden soll und will.
Und wo ist nun das Problem?
Hier: spätestens nach geschätzt 67 Varianten in zwei Jahren, die außerdem auch von sonstigen Volldeppen, Idioten und Schwachköpfen  verbreitet wurden und etwa BER LIN resp. KRZ BRG oder gar (es ist wirklich kaum zu fassen; vermutlich meinte dieses absunderliche Wesen tatsächlich, euer Antifa - Logo zu schänden) HKN KRZ ins Feld führten, ist es nicht mehr lustig, was ihr da angerichtet habt. Im Gegenteil: es nervt dermaßen kolossal, daß man jedem Träger dermaßen gearteter T - Shirts wünscht, ein Schwarm Motten möge über ihn kommen und ihm das Ding direkt vom Leibe fressen.
Davon abgesehen, könnte ich auch einen guten Teil meines Monatsgehalts darauf verwetten, daß mindestens 85% der Träger dieser superoriginellen Shirts nichts über die Herkunft des Logos wissen und glattblödweg vermuten, es sei auf dem Mist von einem ihrer eigenen Gruppierung gewachsen, egal, welcher Klientel sie angehören.

Und darum als längst überfällige Mahnung:
SO sah das 1983 aus, und SO und nicht anders soll das auch künftig wieder aussehen:





Fleddert endlich mal ein anderes Logo für euren Scheiß und laßt diese großartige Band in Frieden ruhen.

Strohwitwer auf Urlaub

Wie erwähnt, habe ich eine Woche Urlaub und bin noch dazu allein zuhaus, weil Frau Turini nun doch ihren geschäftlichen und gesellschaftlichen Verpflichtungen nachgekommen ist, und sich auf nach Leipzig zur Buchmesse gemacht hat. Im Gegensatz zu mir; ich kann nun alles tun, was man sich als Strohwitwer wünscht.
Leute einladen, die aus Kokain gestaltete Miniatureisberge mitbringen, in die man nach Tony - Montana - Manier den Rüssel hängt.
Dazu ein Anruf beim örtlichen Escortservice, um Jana und Milenka aus Brünn hierherzulotsen, die zu später Stunde strippen und denen man dann zusammengerollte Geldscheine in den Tangabund steckt, wärend man auf der Couch sitzend einen Lapdance fordert und das Ergebnis samt teuer bezahlter Rohrverlegung filmt und auf einer externen Festplatte speichert, welche man in einem Geheimfach im Kleiderschrank vor den Blicken der bald Angetrauten versteckt.
Dazu wildfremde Leute auf der Straße ansprechen und einladen, unter der Bedingung, daß sie einen den ganzen Abend nur mit "Euer Durchlaucht" ansprechen, ansonsten werden sie von den gleichfalls engagierten Gremiumtürstehern mit abgesägten Billardqueues vom Balkon gedroschen. Das wäre ein Leben ganz nach meinem Geschmack. Gewesen.
Irgendwie wird man ja doch nicht jünger, auch wenn man nur so alt ist, wie man sich fühlt. Unglücklicherweise ist mein gefühltes Alter zu meinem tatsächlichen ziemlich kongruent, was einem die Lust auf solche Dummheiten aus Angst ums nackte Überleben erstaunlich schnell austreibt.
Was macht man dann allein zuhaus? Nur unspektakuläres Zeug: da ich Frau Turini mit HipHop flugs in den angrenzenden Raum samt geschlossener Zimmertür verscheuchen kann (wohlgemerkt: ohne es zu wollen, dieses Stadium unserer Beziehung ist hoffentlich noch weit weg), verbringe ich meinen zweiten Urlaubstag gerade damit, stapelweise HipHop - Alben abzuarbeiten, da ich ansonsten selten dazu komme, den Baß pumpen zu lassen.
Natürlich A Tribe Called Quest (Phife Dawgs erster Todestag muß angemessen zelebriert werden), Souls Of Mischief, Run DMC, Black Moon ... und was alte Säcke, die raptechnisch im Golden Age steckengeblieben sind, sonst noch auflegen.
Vielleicht sollte ich meinen Akku in der Hinsicht bis Sonntag dermaßen aufladen, daß ich die nächsten drei Wochen keinen Rap mehr hören will und mich in trauter Zweisamkeit wieder Nick Cave zuwenden kann.
Ich glaube, ich hatte im Leben schon größere Probleme.

Mittwoch, 22. März 2017

Ein Zombie namens Ulla

Ulla Norden, trotz ihres Nachnamens 1940 in Mannheim geboren, hatte 1981 einen Hit, und zwar eine deutsche Version des Discotitels "Hands Up" von Ottawan.
Ihr Song, dessen Text mit dem Original natürlich dermaßen wenig zu tun hat, daß er genausogut von einem nepalesischen Fruchtbarkeitsritual handeln könnte, trug den Titel "Mach mal Urlaub" und tauchte inhaltlich in die tiefste Senke der Costa Brava ein:


Urlaub, mach mal Urlaub,
komm wir packen unsre sieben Sachen
und wir machen Urlaub, endlich Urlaub,
denn nach alle dem Regen
will ich endlich Sonne sehen,
Sonne sehn, Sonne sehen.

Und wenn dann zu Haus
der Himmel Kurzschluss hat,
wenn es blitzt und kracht,
wenn kein Mensch
mehr übers Wetter lacht
liegen wir am Strand,
liegen wir am Strand.


Undsoweiterundsofort.

Leider ist der glumpfige Hit wider Willen als eine meiner prägendsten musikalischen Kindheitserinnerungen verbucht und steht in der Rumpelkammer gleichberechtigt neben "Ramaya" von Afric Simone, auch wenn er mich im Gegensatz zu Freund Fletschzahn nie zum Heulen gebracht hat, was angemessen gewesen wäre.
Stattdessen foltert er mich um diese Jahreszeit als stets wiederkehrender Ohrwurm, vor allem, wenn ich - wie heute - versuche, meinen ersten wohlverdienten Urlaubstag zu genießen.
Das mit dem Genießen ist eh so eine Sache.
Mittlerweile läuft es eher auf's "Wunden lecken" hinaus, denn es kracht nach 25 Jahren Pflege dermaßen im Gebälk, daß ich mittlerweile froh bin, wenn ich mich mal zwei oder drei Tage nicht körperlich betätigen muß.
Dies führte zu einer unvorhergesehenen Planänderung: eigentlich wollte ich auf die Leipziger Buchmesse, wo Frau Turini und ich einst erste zarte Bande knüpften, aber erstens hat mein Verlag keinen Stand, und zweitens hat Frau Turini Geschäftstermine en masse, was bedeuten würde, daß ich größtenteils allein unterwegs wäre und höchstens versuchen könnte, arglosen Messebesuchern in einer Guerillaaktion meine Bücher anzudrehen. Da mir dafür aber das Gebrauchtwagenverkäufer - oder Versicherungsvertretergen fehlt und ich außerdem mittlerweile eine gepflegte Aversion gegen große Menschenmassen entwickelt habe, könnte das eine reichlich spaßfreie und ennuierende Angelegenheit sein, vor allem, da man auf Buchmessen neben allerlei geschätzten Kollegen auch immer auf einen gepflegten Zirkel aus Sabbelköpfen und von sich und ihrem Tun restlos überzeugte Möchtegernkünstler trifft, deren Hipstertum dermaßen klischeebefrachtet ist, daß man alle kursierenden Klischees über Hipster gerne unüberprüft abnicken würde, wenn einem diese irgendwo begegnen.
Außerdem kündigen sich große Ereignisse an.
Die mir persönlich bekannte Band "Siedlerjugend" wird in der Alten Hackerei auftreten, um ihre Single zu promoten. Hierbei handelt es sich (kurz gesagt) um eine Gruppe von Männern an die 50, die eine Platte, die sie 1983 als Kiddiepunkband aufgenommen hatte, nochmal eingespielt hat, ohne an der Musik oder den Texten etwas zu ändern.
Das verspricht nicht nur erlesenen Spaß, sondern auch die Gelegenheit, mal wieder einen Haufen mittelalte Menschen, die ich ansonsten höchstens einmal im Jahr treffe, auf einem Haufen zu sehen, unter anderem den ehemaligen Gun Club - Betreiber (mein Zweitwohnzimmer in Berlin) Thomas Lühr, der da als Sänger fungiert. Und den Südpfalz Bankertz gebe ich doch jederzeit den Vorzug vor den Leipzig Hipsterz.

Und jetzt noch einmal alle zusammen:


Urlaub, mach mal Urlaub,
komm wir packen unsre sieben Sachen
und wir machen Ur...


BUMM.


Freitag, 10. März 2017

Die CL kann mich mal: vom Hoffen auf den Zusammenbruch

Wie gerne habe ich mich über den langsam heranziehenden Pesthauch der schönen neuen Fußballwelt aufgeregt, und nun stehen wir mittendrin.
Die naive Hoffnung, daran etwas ändern zu können, ist mittlerweile verschwunden, und der Bereich, wo einst alles saß, was ich bis in meine späte Twenzeit am Fußball liebte, ist verschwunden, einen bisweilen gräßlichen Phantomschmerz hinterlassend, der von einem Gefühl der Machtlosigkeit und Resignation abgelöst wird.
Mein steigender Widerwillen gegen die Champions League war ein erster Vorbote davon.
Ich kann allen Ernstes nicht mehr nachvollziehen, wie sich nach dem lächerlichen Scheitern des sogenannten Financial Fairplay "normale" Fußballfans immer noch an der endlosen Kette von Spielen gegeneinander antretender hochgepimpter Geldvernichtungsmaschinen ergötzen können, in denen Leute, für die Ablösesummen bezahlt werden, die die Grenzen zum kompletten Wahn bereits hinter sich gelassen haben, allein mit dem Zweck kicken, sich möglichst auf großer Bühne zu präsentieren, um noch besser dotierte Verträge abzustauben.
Spieler wie der einst unverwüstliche Karl - Heinz Körbel wirken da bereits wie ein Echo aus fernen Zeiten, Geschichten, die in Ehren ergraute Leute der heutigen Generation erzählen, die sie erst glaubt, wenn sie sich die Mühe macht, Wikipedia zu bemühen.
Ansonsten: stets dieselben Arschlochvereine, zu denen ich nie einen emotionalen Bezug hatte und die in immer neuen Konstellationen jährlich gegeneinander antreten. Ob da jetzt Bayern München gegen ManCity, ManCity gegen Inter Mailand, Barcelona gegen PSG, PSG gegen AC Mailand oder AC Mailand gegen Borussia Dortmund in immer neuen Konstellationen spielt, interessiert mich mittlerweile einen Dreck und hat ungefähr nur noch soviel Unterhaltungswert, wie im Formatradio die immer selben 50 Songs in ständig neuen Zusammensetzungen zu hören.
Eigentlich hatte man nach dem Zusammenbruch der erzkorrupten FIFA die Hoffnung, in ein neues Zeitalter einzutreten, aber nein: der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem dies kroch.
Auch hierzulande ist es genauso eingetreten, wie befürchtet:
nachdem sich RattenBall Leipzig unter Erfüllung halbherziger Auflagen endlich den Zutritt in die Bundesliga ergaunert hat, wurde der Chor der Jubelperser immer lauter, und mittlerweile wurde nach der Vorarbeit von Hoppelheim das Ganze schneller Normalität, als man es befürchtete. Kritische Stimmen sind weitgehend verstummt, und nachdem sich einige Dortmunder Zuschauer daneben benahmen (nicht mißverstehen: Angriffe auf Frauen und Kinder sind tabu und nicht zu rechtfertigen), hat man RB endlich in der Opferrolle, in der sich sich selbst gerne sehen. Daß sich dort eine vorgeblich antifaschistische Fankultur herausgebildet hat, sei mit dem Hinweis auf das richtige Leben im falschen mal geschenkt. Stattdessen freut man sich auf den künftigen "deutschen Clasico" RB gegen Bayern, der so sicher kommen wird wie der Tod, der bleiche Kamerad.
Doch nicht RB Leipzig ist das Problem, sondern die Verhältnisse, die solche Mutanten erst kreieren.
Ich könnte jetzt wieder meinen alten Post von der "Hühnerwurst des Protofaschismus" hervorkramen, da ich darin die Wurzel des ganzen Übels sehe, und ich warte nur noch auf das Fallen der 50 + 1 - Regel.
Denn auch Traditionsvereine wie mein halbtoter FCK, der FCN oder der KSC wollen mal wieder an die Fleischtöpfe und würden einen Pakt mit dem Teufel oder einem russischen Ölmagnaten wahrscheinlich mittlerweile vor Verzweiflung auf dem Kopf stehend unterschreiben, um wieder dorthin zu gelangen.
Ich bin froh, daß ich mit dem SC Bastia zumindest noch einen Herzensverein habe, dessen pure Existenz in der ebenso verrotteten Ligue 1 aus den bekannten Gründen zumindest ein Hauch von politischer Subversion umweht.

Es hat sich eine riesige Blase gebildet, die aller Wahrscheinlichkeit nach in den nächsten paar Jahren platzen müßte und alles wieder in den Schweinekoben zurückschickt, aus dem es seit der letzten Bundesligakrise Ende der 80er, als unerklärlicher Zuschauerschwund die Liga in eine Existenzkrise stürzte, herausrobbte.
Ich hoffe, ich erlebe diesen Tag noch. Dann werde ich mir ein Bier aufmachen, eine Runde feiern und endlich mal wieder in Ruhe Fußball schauen ohne das Gefühl, einem Schmierentheater beizuwohnen.

Samstag, 4. März 2017

Arbeitssieg

"In Speyer haben wir ein Heimspiel", sagte der laut eigener Aussage "schönste Singer - / Songwriter Deutschlands", Arthur Gepting, mit dem ich mittlerweile einen Teil meiner Lesungen im Doppelpack bestreite.
Er hat dort eine solide Fanbasis, ich kenne eine Menge Leute, in der Summe durfte dann eigentlich nichts schiefgehen, also traten wir guter Dinge die Fahrt an, um in der dortigen selbstverwalteten linken Kulturkneipe "Eckpunkt" aufzutreten.
Ein Auswärtsspiel in Dresden hatte dagegen der FCK, und das schaute ich mir vorher in einer Kneipe namens "Puzzle" inmitten ledriger Speyrer Fan - Urgesteine (Schnauzbartquote: 87%) zusammen mit Freund Bast und seiner Lebensgefährtin Christine an, und das Spiel war eine derartige emotionale Achterbahnfahrt (Endstand: 3:3), daß man sich dort am liebsten unter den Tisch getrunken hätte, um die geplagten Nerven zu beruhigen.
Da der Tisch aber aus einem Weinfaß mit Holzplatte bestand, war dieser Teil des Plans hinfällig.
Also begab ich mich zum Auftrittsort.
Zu meiner Freude sah ich im "Eckpunkt" tatsächlich viele bekannte Gesichter, darunter einige, die leider nur noch sehr selten meinen Weg kreuzen. Da dies der Fall ist, mußte ich mit Erstaunen feststellen, daß das herausragende Gesprächsthema des Abends mein Bart war, der nun auch nicht mehr ganz neu ist, aber für manche Leute immer noch Sensation genug.
Ein Heimspiel war es zwar, aber auch ein solches kann durchaus ein Arbeitssieg sein.
Vor allem im ersten Teil unseres Sets brauchte ein großer Teil des Publikums Zeit, um aufzutauen, so daß wir beide instinktiv unsere jeweiligen Parts strafften und eindampften, was dazu führte, daß wir genau zum richtigen Zeitpunkt aufhörten, bevor der Auftritt gegen Ende beliebig ausfaserte.
Nichtsdestotrotz war es ein angenehmer Ort mit netten Leuten und fairen Konditionen, und wer als Band oder Einzelkünstler nach einer unkomplizierten Möglichkeit sucht, sich zu präsentieren, sollte mal den dortigen Betreiber Rainer Horn kontaktieren.
Mit zuviel Gepäck befrachtet, um wie angeboten in Speyer zu übernachten und dem sicheren Wissen, daß dort der dunkle Weizenschlund auf mich warten würde, um mich zu verschlingen (und das Ergebnis davon kann ich heute beim besten Willen nicht gebrauchen) fuhr ich mit Arthur nach Hause und ließ den Abend ausnahmsweise (weil ich mittlerweile seit fünf Jahren zuhause keinen Alkohol mehr trinke) mit einem Schlafbier auf unserer Wohnzimmercouch ausklingen, dem Album "Sidekicks" des mittlerweile von der Bildfläche verschwundenen holländischen Garagenblues - Duos Lo - Lite lauschend.
Eine gute Methode, um nach einem wirklich fordernden Auftritt wieder runterzukommen.

Freitag, 3. März 2017

Die neun Leben des King Bronkowitz (Part II)

Ich weiß es nicht mehr.
Ich weiß nicht, wieviele zwölfzich Male in der kreativ ausgebrannten Vergangenheit ich einen Relaunch oder ein Comeback angekündigt habe; zumindest so oft, daß mich beim Lesen alter Beiträge die Fremdscham packen würde, wären sie nicht von mir selbst verfaßt.
Deshalb war das eine Jahr Pause dringend notwendig, um mich - Mediensprech - "neu aufzustellen".
Viel ist passiert in jener Zeit.
Immer noch führe ich mit Frau Turini einen gemeinsamen Haushalt, und das bereits seit Februar 2016 (ich schrieb darüber bereits, las ich gerade).
Ich habe ein neues Buch veröffentlicht, eine Textsammlung namens "Wehe, Du schreibst nichts über die Nits - Die neun Leben des King Bronkowitz", das sogar in meinem bescheidenen Rahmen halbwegs erfolgreich zu sein scheint und in dem auch komplette Überarbeitungen hier veröffentlichter Blogbeiträge enthalten sind.
Zumindest habe ich zwei positive Rezensionen in deutschlandweit regulär erscheinenden Publikationen erhalten: eine im MUSIKEXPRESS, in dessen Forum ich lange aktiv war (lange, bevor sich auch nur vage träumen ließ, daß ich jemals als Rezensionsobjekt darin auftauchen würde) und eine im ROCKS, und geht man von einem Photo aus, das mir Mychael Gerstenberger zukommen ließ, liegt jenes Buch in Berlin sogar in einem großen Buchladen aus. Und zwar traulich Seit' an Seite mit "Panikherz" von meinem guten Freund Stuckrad - Barre, was mich von einem Paralleluniversum träumen läßt, in dem Bücher nachts lebendig werden, um andere Bücher anzuzünden.
Ich hätte mal wieder Lust, mehr zu schreiben, und in mir hat sich einiges an Themen angesammelt, die mal wieder in adäquatem Rahmen von mir behandelt werden wollen.
Vielleicht auch nur von mir; aber irgendeiner muß die Drecksarbeit ja machen.
Und da ich gemerkt habe, daß es mich nicht umbringt, auch einfach mal längere Zeit den Sabbel zu halten, wenn mir nichts Vernünftiges einfällt, werde ich auch genau dies tun, wenn mir mein Spielzeug hier mal wieder zu anstrengend wird.
Also denn:
auf zur nächsten Etappe.