Dienstag, 13. Dezember 2011

Sieg Heil, my nigga

Es gibt scheinbar nichts, was es nicht gibt. Immer wenn man denkt, die menschliche Blödheit hätte lichte Höhen erklommen, die für jeden halbwegs normal denkenden Erdenbewohner kaum noch zu erreichen sind, erscheint ein neuer strahlender Stern über dem Abgrund.
Wie wäre es zur Abwechslung mal mit Nazi- HipHop?
Eine Kombination, die für jeden vernunftbegabten Menschen nicht mal auf schlechten Drogen vorstellbar sein sollte... was selbige aber nicht an ihrer Existenz hindert. Die Ableger irgendwelcher Rechtsrockbands versuchen nun mit Sprechgesang, auch diese Subkultur zu unterwandern... unter anderem mit Graffitilogos in Schwarz-Weiß-Rot, der sich ja auch die autonomen Nationalisten gerne bedienen, deren Mimikry im Rahmen von einst als "Links" klassifizierten subkulturellen Merkmalen ja mittlerweile perfekt ist.
Textlich werden die üblichen Stumpfrocktopoi abgearbeitet und es wird zudem zaghaft versucht, rapspezifische Metaphern einzufügen (um die Neugier zu befriedigen: "lebendig wie ein Fisch im Wasser- ihr Wasserköpfe habt verloren" oder "eure Fassade die bricht wie die Panade bei Fischstäbchen"... jahaha, da lacht die Koralle).
Was das Ganze noch unfaßbarer macht: dreimal dürfen Sie raten, wo dieser Hohlblockhiphop mit dem "n'socialist soundsystem" eine seiner Schaltzentralen hat. Genau. 
"Euer Rap ist tot, er ist angepasst an BRD die echte Deutsche Welle kommt mit n'Socialist Soundsystem. […]Ich konnte euch nie leiden , fickt euch ihr Systemschweine". Dennoch geben "Enesess" ihr Bestes als "nationale Alternative zum Systemrap" - so die Selbstbeschreibung von "Henry.H." im Interview mit dem "Karlsruher-Netzwerk" vom April diesen Jahres. Vor der Kulisse eines deutschen Wohnzimmers - eine zusammengerollte Deutschlandfahne steht angelehnt in der Ecke -, dass durch ein schwarzes Banner mit der Aufschrift "Karlsruhe" zum Untergrundstudio umfunktioniert wurde, findet das Interview statt. Hier stellt sich "Henry.H." den - in badischem Akzent abgelesenen - Fragen des vermummten und in Tarnfarben gekleideten Interviewers."
Jetzt ist "Polen völlig offen, und der Arsch ja sowieso", wie Eckhard Henscheid gerne so simpel wie treffend formuliert. Aber: wenn dereinst NS- HipHop mal das Ruder übernehmen sollte, kann ich mich zumindest aus meiner Erfahrung heraus schon mal als Texter anbieten:
"Einen deutscheren MC wirst du kaum finden,
denn ich fick dich wie Ernst Röhm von hinten
und eins, zwei, drei ist die Battle dann vorbei
denn wie der Führer hast du nur ein Ei."

Naja, für den Anfang...

3 Kommentare:

  1. Die sind aus Karlsruhe. Himmel hilf ...

    Andererseits hatte ich vor Urzeiten mal in meinem ENPUNKT-Fanzine über Nazi-Elektro-Kram geschrieben; der kam aber immerhin aus der Pfalz und nicht aus dem heimatlichen Wohnort.

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  2. Wobei ich Nazi- Elektrokram zumindest mal nicht dermaßen abstrus finde... ich machte in meiner Jugend ziemlich unangenehme Erfahrungen mit einem Rudel Nazi- Technospacken, zudem haben viele Rechte, die ich in den 90ern kannte, gerne vorzugsweise EBM gehört, hauptsächlich Nitzer Ebb. Aber wo sind bei Nazirap irgendwelche Bezugspunkte oder Vorbilder, bitte? Es ist mir völlig rätselhaft, wie man- wenn man Rapmusik mag und solche Sachen wie die oben beschriebenen nicht als "gelungenen Gag" konsumiert, so etwas ernsthaft hören will. Auch wenn es im Amirap genug faschistoide Tendenzen gibt, wird er immer noch hauptsächlich von Schwarzen gemacht. Und solange die NPD hier kein dunkelhäutiges Parteimitglied in den Reihen führt, ist das außer Nazi- Reggae und Nazi- Ethno in afrikanischen Wallegewändern so ziemlich das Bizarrste, was ich mir vorstellen kann.

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  3. Was kriecht als nächstes aus dem braunen Sumpf? Naziklezmer?

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