1) Erzähl mal – welcher Verein und warum?
In Deutschland: 1.FC Kaiserslautern, ansonsten: SC Bastia. Beides für mich ähnlich wichtig, aber um mich nicht zu verzetteln, bleibe ich bei dieser Frage beim FCK.
Warum? Als Schlüsselkind wuchs ich bei meinen Großeltern auf, wo auch meine zwei Nesthockeronkels bis zum St. Nimmerleinstag noch wohnten. Beide waren fanatische FCK- Fans, die einen Dorffanclub gründeten und meinen Vater schon auf den Betze mitschleiften, bevor er überhaupt richtig deutsch sprach.
Ich wollte mit sechs Jahren unbedingt Fußballfan werden, um mit den Erwachsenen mitreden zu können... also blätterte ich im kicker- Sonderheft zur Saison 80/81, das mein Onkel auf dem Wohnzimmertisch liegengelassen hatte.
Als ich beim Mannschaftsphoto des FCK angelangt war, meinte mein Opa, der mir gegenübersaß, nur kurz und knapp:
"Fer die muschd klatsche." Und das war's.
2) Was ist deine verhassteste Schweinephrase?
Die mainstreammedialen "sogenannten Fans, die unsere Fußballkultur kaputtmachen:" Genau: EURE Fußballkultur, in der man sich vom Fernsehen vorschreiben läßt, daß man als echter Fan auszusehen hat wie ein Blödmann (Filzhut mit Minifußbällen, Blumenkette, angemalte Fresse etc.), gefälligst jeden Eventscheiß mitzumachen hat und Pyrotechnik eine Erfindung der Neuzeit von hirnlosen Chaoten ist. Immer voran in der FDP- Werdung eines ehemaligen Arbeitersports.
3) Was war dein bisher unangenehmster "Feindkontakt"?
Zur Abwechslung der in Metz beim Auswärtsspiel des SC Bastia. Wir waren 18 Korsen bei -5 Grad im "Stade Syphilis", wurden aber trotzdem aus Angst vor Terroranschlägen während des gesamten Spiels im Block eingeschlossen und konnten nur in Ordnerbegleitung auf irgendwelche Dixi-Klo- Kabuffs, wenn wir ganz lieb darum baten, mal austreten zu dürfen.
Die ganze Zeit wurden wir dazu von 20 000 Messins beleidigt und als "Kanaken" beschimpft, und zuguterletzt verloren unsere Arschlöcher auch noch 4:0 gegen diesen Idiotenverein.
Seitdem hasse ich den FC Metz wie die Pest.
4) Lustigste Fußballanekdote
Fünf räudige Bastarde, morgens um halb neun bereits besoffen wie die Schweine (ja, ich weiß... aber eine andere Charakterisierung fällt mir gerade nicht ein, deshalb keine stilistischen Schnörkel), irgendwann 1999 in einem familienfreundlichen FCK-Fanbus auf dem Weg nach Dortmund. Anekdoten an diesem Tag? Unzählige, die dazu führten, daß sich Mitgereiste über das "Pack" beschwerten, das da bei ihrem gemütlichen Ausflug mitgefahren sei (und sich auch noch benahm wie Fans auf Auswärtsfahrt, igitt).
Die Schönste war der Antwortgesang auf die Lautsprecheransage "Hallo, ich bin euer Busfahrer. Gleich geht mein Schwiegervater durch und sammelt eure Wetteinsätze ein."
Mob: "Schwie-ger-vadder zieh dich aus, zieh dich aus, zieh dich ahahauus..."
5) Was ist für dich die Faszination am Fußball?
Daß er an manchen Tagen dein Leben einfach schöner macht und deinen Abend retten kann (aber auch manchmal grausam und ungerecht sein kann, was ein gewisses Risiko beinhaltet, ohne den er langweilig wäre).
Daß im Stadion Fabrikarbeiter neben Uniprofessoren stehen und bei einem Tor unserer Mannschaft zusammen feiern, ohne daß ein sozialer Unterschied erkennbar wäre.
Und ich liebe UNSERE Fußballkultur, die nichts mit der Entwicklung der letzten 20 Jahre zu tun hat, sondern die uns ( den "normalen" Zuschauern, die ihren Verein lieben und immer mehr aus den Stadien verdrängt und durch pflegeleichte Replikanten ersetzt werden sollen) gehört, und sonst niemandem.
Und wenn man liest, daß ein "Sport- BILD"- Redakteur allen Ernstes Knast für Leute fordert, die im Stadion Pyrotechnik abfackeln (ja, ich weiß, in meiner Kindheit, als diese noch legal war, gab es dadurch in deutschen Stadien hunderte Tote) und meint, daß diese Leute "es" nur lernen, wenn sie "dadurch vorbestraft sind und keinen Job mehr finden", fragt man sich, wer hier asozial und geisteskrank ist.
Also meine übliche Leier ohne Überraschungen. Ich geb den Kickprügel mal weiter an...
http://tasteforblood.wordpress.com/
Herrn Hunold.
Guter Mann und schöne Anekdoten!
AntwortenLöschen