Dienstag, 28. September 2010

Bitte keine Werbung einwerfen

Als Moderator in einem netten Musikforum hat man es zumeist leicht: die Mehrzahl der User verhält sich recht gesittet (manchmal vielleicht zu gesittet, was dem Ganzen aber bisweilen auch etwas Anheimelnd- Familiäres verleiht), und daß sich Leute wegen irgendwelcher glumpfiger Alben bisweilen schwer erträglicher Bands derart gegenseitig auf's Dach steigen, daß ein Einschreiten irgendwelcher Kontrollinstanzen notwendig wäre, ist selten.
Davon abgesehen, daß dieses Gehacke und Geblöke irgendwelcher beleidigter Fans untereinander durchaus unterhaltsam sein kann.

Die Hauptaufgabe ist eigentlich das Freihalten und Säubern des Forums von Werbung jeder Art, die von außen hereingetragen wird; was mittlerweile aufgrund diverser von den Betreibern installierter Banner, die teilweise völlig abstruse Sachen anpreisen (zum Beispiel Schwangerschaftstests: wer jemals einen Blick in besagtes Board geworfen hat, wird die Lächerlichkeit derartiger Verkaufsbemühungen sehr schnell einordnen können)wie eine Sisyphusarbeit erscheint.

Dennoch: man hat sich nunmal seit Jahren wohnlich eingerichtet und fegt die Bude, auch wenn bereits die Tapeten von den Wänden fallen.
Daß dies notwendig ist, sieht man anhand gelegentlicher Spambot- Attacken, während der sich alle schwanzlang neue User anmelden, die wunderbare Nicks wie dfmklcxy2074
tragen und in erschröcklicher Geschwindigkeit 45 Posts gleichen Inhalts plazieren.
Diese allesamt zu eliminieren, hat fast etwas von einem Ego- Shooter- Spiel.
Sollte ich demnächst also Amok laufen: das Forum ist schuld. Damit hätten wir das im voraus geklärt.

Spaß macht das jedenfalls, auch allgemein irgendwelchen Promotionspongs die Tür vor der Nase zuzuhauen. Es gibt unangenehmere Möglichkeiten, sich zum Handlanger dubioser Auftraggeber machen zu lassen.

Was mich aber immer noch wundert in der Mischung aus Naivität und geradezu sturzbetroffen machender Hirn- und Sinnlosigkeit:
Werbeaccounts, hinter denen scheinbar stinknormale Menschen stecken, die sich mit Nicks wie "Druckknopf Canon" anmelden, dann einen Post absetzen, um eben jene zu bewerben, welcher dann ungefähr 10 Sekunden existiert, bevor er von mir oder einem meiner Kollegen gelöscht und der betreffende User gesperrt wird.

Was sind das für Leute bitte?
Sitzt das wirklich jemand mit abgeschlossenem BWL- Studium im Büro eines Unternehmens, hat plötzlich die grandioseste Werbeidee aller Zeiten (die natürlich vorher dem Gremium des Aufsichtsrates unterbreitet und von diesem abgesegnet wird) und wundert sich in aller Weltfremd- bzw. Dumpfnüssigkeit dann tatsächlich darüber, daß er prompt gesperrt wird?
Kommt ein Kohiba- qualmender und plauzentragender Boss zu seinem verhärmten Angestellten und gibt ihm die Aufgabe, sämtliche Foren abzuklappern?
Werden irgendwelche pickeligen Realschüler beim Betriebspraktikum mit solchen Aufgaben betraut, weil man keine Arbeit für sie hat und man sie beschäftigen muß, damit sie nicht ständig im Weg herumstehen?
Fragen über Fragen.
Doch, es würde mich echt einmal interessieren. Wenn jemand aus meiner geschätzten Leserschaft zur Aufklärung dieses Sachverhalts beitragen kann, soll er dies bitte tun.

Kein Brot für Mutter

Nun sind meine Fähigkeiten als Weltenretter und Gutmensch also nicht gefragt.
Cap Anamur erbarmte sich, mir nach zweieinhalb Wochen endlich mal per E- Mail eine Absage zu schicken, nicht ohne einen Link anzufügen, mit dem ich meine humanistischen Anfälle bei anderen Organisationen erproben kann, die mich erfahrungsgemäß genauso ablehnen werden.
Es ist doch schön, wenn persönliches Engagement immer dermaßen auf Gegenliebe stößt.
Die Frage "Was wollt ihr dann überhaupt?" sollte schon erlaubt sein.
Wenn die Antwort "Spenden" lautet, dann könnt ihr mich mal.

Also bin ich wieder hier, in meiner ganzen sinistren Selbstgefälligkeit. Vielleicht sollte ich den Gutmenschen in mir zuerst mal exorzieren, um adäquat hier fortzufahren.
Wie macht man sowas? Beim Haustierhäuten zwei Stunden lang Negerpornos schauen?
Sachdienliche Hinweise werden hier gerne entgegengenommen.

Aber ich wäre ja nicht ich (ein Kunstkniff; sollte ich mir dringend merken), hätte ich nicht einen neuen Plan (jahaha) in der Hinterhand, um ihn in Kürze der staunenden Menschheit zu präsentieren. Man darf gespannt sein.

Schalten sie also auch nächste Woche wieder ein, wenn sie King Bronkowitz sagen hören:
"Allah U Akbar!" Bumm.

Dienstag, 21. September 2010

Statistik

So, habe nun endlich mal im Dashboard hier die Statistiken gewälzt.
Vieles ist ungefähr so aufschlußreich wie die Analyse eines Fußballspiels, bei denen irgendein Spong (nehmen wir mal Olli Kahn, bei dem es aber bereits an ein Wunder grenzt, daß er irgendwas in der Hand halten kann, ohne hineinzubeißen) mit einem Elektromarker auf dem Bildschirm herumfuhrwerkt und irgendein Spielfeld mit wirren Kreisen und Pfeilen verziert, was an die Wetterkarte der Tagesschau in den 70ern gemahnt.
Dennoch konnte ich entnehmen, daß dieser Blog bis dato 2421 Zugriffe verzeichnet, und das, obwohl teilweise recht viel zu lesen ist, was mich selbst auf vielen anderen Seiten oft anstrengt.
Noch mehr freut mich, daß Deutschland im Ländervergleich an Zugriffen logischerweise führt, aber daß ich außerdem wohl Leser in den USA, Serbien, Dänemark und Rußland habe, dazu noch in anderen europäischen Ländern.

Darum möchte ich an dieser Stelle einen simplen Dank loswerden... wer auch immer hier regelmäßig reinschaut und liest, was ich zumeist in schlaflosen Nächten in die Tasten haue, er sei gepriesen und gebenedeit.
Schön, wenn man zumindest auf diese Art signalisiert bekommt, nicht lediglich geistige Masturbation zu betreiben.
Also, verehrte Leser und Leserinnen: ein großes Dankeschön! Und wer mir jemals irgendwo begegnet und sich als Blogleser outet: es würde mich freuen, mit ihm ein Kaltgetränk zu mir zu nehmen.

Seraphina R.I.P.

Wenn man bereits überzeugt ist, vielem an Demenzen und Insuffizienzen auf der Welt beigewohnt zu haben, kann es einem immer noch passieren, daß man die "Süddeutsche Zeitung" aufschlägt und der Blick auf eine Todesanzeige fällt, die dem Ganzen nochmal einen draufsetzt.
Völlig ironiefrei wird dort die Welt davon in Kenntnis gesetzt, daß "Seraphina" von uns gegangen ist.
Das allein wäre noch kein Grund, sich zu wundern, wäre Seraphina nicht ein Schaf, das gleichzeitig genauso belämmert wie behämmert von einem schwarzweißen Porträtphoto aus der Anzeige auf den zusammensackenden Bierschaum im Glas glotzt.
Aber halt: es handelt sich mitnichten nur um ein Schaf, sondern um "Seraphina von der Sonnenarche, Botschafterin der Nutztiere bei den Menschen", war das "selbst- bewußteste, fröhlichste und spirituellste Schaf" und zudem stand es "stellvertretend für alle Tiere, die von Menschen geliebt und geachtet und als Lehrer akzeptiert werden".
Das meint zumindest Bernhard Fricke aus München- Halfing, auch "im Namen von Tochter Sunshine, Solara und vieler zwei- und vierbeiniger Freunde".
Zudem die gute Seraphina bereits im September 2009 die Erde verlassen hat und die Anzeige eine Erinnerung zum einjährigen Todestag ist.

"Wir werden uns wiedersehen", schreibt der Trauernde am Schluß, wahrscheinlich beim kosmischen Supergnu auf der Weide der Glückseligkeit, mit Panflötenmusik, Räucherstäbchen und vielen bunten Pillen.
Schön, wenn einem der Glaube derart Trost spendet.

Montag, 20. September 2010

Firefox sucks.

Man kann meine momentane Misere nicht treffender auf den Punkt bringen.
Seitdem Firefox meinte, mich mit einem Wahnsinns- Update beglücken zu müssen, ist mein Rechner weitgehend lahmgelegt, worunter meine Aktivitäten im Netz in nicht unerheblichem Maße leiden.
Das mag ehrlich gesagt auch an meinem Rechner liegen... dieser ist ein aus drei ausgeschlachteten Rechnern hervorgezauberter Mutant, bei dem sich geneigte Leser höchstens wundern würden, warum er nicht mit Dampf betrieben wird, und ist den Herausforderungen moderner neoliberaler Wirtschaftswirklichkeit wohl einfach nicht mehr gewachsen. Die Laktatwerte sind beschissen.
Viel getan hat sich in letzter Zeit... eigentlich sollte ich den Blog wieder täglich führen, würden mich eine Mischung aus peinvoller Lethargie und fehlgeleiteter Technik nicht konstant daran hindern.
Zum Beispiel war ich letztes Wochenende in Mainz, unter anderem, um dem großartigen, wunderbaren und unvergleichlichen Georg Kreisler zu lauschen.
So baufällig er mittlerweile auch sein mag (immerhin ist der gute Mann Jahrgang 1921), entfaltet er auf der Bühne immer noch ein gewaltiges Charisma.
Begleitet von seiner Gattin Barbara Peters, die wohl mittlerweile auch als eine Art Pflegerin zu fungieren scheint (jedenfalls ihrem mir von Zeugen überlieferten Gebaren nach zu schließen... man sollte keine 25 Jahre jüngere Frau heiraten, wenn man vorhat, als selbstbestimmtes Individuum zu altern), las er neuere Texte gemischt mit älteren Werken, die es damals noch in Liedform gab, aber aufgrund der physischen Beeinträchtigung des Meisters nicht mehr als solche vortragbar sind.
Singen kann und mag er wohl nicht mehr, Klavierspielen geht schon dreimal nicht, und die Texte wirken wie ein Echo aus einer fernen Vergangenheit, in der man das Bürgertum noch mit Sachen schockieren konnte, bei welchen der Blödmannfraktion neueren Datums höchstens die Füße einschlafen würden. Einige der jüngeren Zuhörer wunderten sich anhand des milden schwarzen Humors einiger Stücke auch über die von den älteren Semestern dargebrachte Heldenverehrung. Das soll kontrovers sein?
Dennoch: ein Wortschmied erster Güte, ein Meister seines Fachs, jemand, den ich verehre wie nur wenige andere... möge er bei bester geistiger Gesundheit noch ein paar Jahre dranhängen.
Und denjenigen, die ihn noch nicht kennen, sei einfach You Tube empfohlen... irgendein umtriebiger Fan hat dort Dutzende Songs hineingestellt.
Ich empfehle nach dem obligatorischen Standard "Taubenvergiften" noch "Als der Zirkus in Flammen stand", "Bidla Bua", "Gelsenkirchen", "Dreh das Fernsehen ab", "Der Bluntschli", den "Max auf der Rax" und die "Telephonbuchpolka".
Und wer ihn dann immer noch nicht mag, ist bestenfalls ein Banause und soll den Rest des Tages mit Bauklötzen spielen. Oder Charlotte Roche lesen. Mehr geht da sowieso nicht. Da bin ich mal völlig diktatorisch.

Die Veranstaltung fand im Vortragsraum den neuen Synagoge in Mainz statt, treffend, da Kreisler selbst Jude ist (mit einer sehr bewegten Biographie, schaffte er es doch zum Glück noch rechtzeitig, dem Terror der Nazis durch eine Emigration in die USA zu entfliehen) und sich insofern für selbigen zur Quasieröffnung als Glücksfall erwies.
Ich sah mich mit absonderlichen Riten konfrontiert. Wußte jemand, daß es kosher Bier gibt?
Bis zum Montag tat ich das nicht... selbiges (ein hebräischer Schriftzug mit dem Untertitel "Maccabi Lager") ist übrigens äußerst lecker und gut dazu geeignet, sich einen Obend gepflägt aus de Puschn zu blosn, oy.
Daß die leeren Flaschen jedoch separat zu sonstigen Getränken gelagert werden mußten, da kosher und unkosher (anderes Bier und Cola durften im Gebäude selbst nicht verzehrt werden) nicht zusammen stehen durften, daran mußte man sich erstmal gewöhnen.
Der Raum selbst ist übrigens wagemutige architektonische Kamikaze. Alles ist komplett schief und in gegenläufigen Winkeln zueinander gebaut, was vor allem bei der Haupttreppe ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit für den Umstand aufkeimen läßt, vor dem Betreten keine Drogen genommen zu haben. Man fühlt sich wie auf einem Bild von Escher oder in einem "Sondermann"- Cartoon von Bernd Pfarr selig.

So. Müde bin ich gerade sehr, ein Lebenszeichen habe ich erstellt, Cap Anamur hat mich bis jetzt nicht mal einer Absage gewürdigt... das sollten die essentiellen Mitteilungen heute Nacht gewesen sein.
Ich breche hier die Zelte ab, bin grad reichlichchchchrrrn.

Donnerstag, 9. September 2010

Die Stimme aus der Gruft

Lange ist's her, daß ich mich hier verewigt habe... irgendwie ist doch zuviel passiert.

Zuviel, um sich ein paar lockere Sottisen aus dem Ärmel zu schütteln. Zuviel, um darüber zu schreiben. Paradox? Mag sein.
Jedenfalls habe ich mich bei Cap Anamur für einen 6-monatigen Auslandseinsatz beworben und warte gerade auf eine Rückantwort. Es könnte mich nach Haiti oder Pakistan verschlagen, jedenfalls irgendwohin, wo ich gute Chancen habe, im schlimmsten Fall in einem Zinksarg die Heimreise anzutreten.
Warum ich irgendwo in der Fremde mein Leben riskieren will? Es gibt diverse gute Gründe, die ich hier nicht weiter auffächern will.
Belassen wir es einfach bei: es gibt sie. Daß ich plötzlich zum Altruismus konvertiert bin, gehört mit Sicherheit nicht dazu.
Kein Singekreis für mich, Mutter. Kein Teekränzchen und keine tränenüberströmt gestammelten Einsichten, daß man mal endlich was machen müsse, um den lugubren Lauf der Welt zu ändern, oder daß einem das Lächeln eines Kindes, dem man nach Tagen des Darbens eine Maispolenta in die Hand drückt, das Herz erwärmt.
Ich kann in Port-au-Prince arbeiten oder weiterhin in Ettlingen. Dreimal dürfen meine Leser raten, was mir gerade lieber wäre.

Zudem gab es noch mehr Unerfreuliches; eigentlich nur. Ich werde mich eventuell zu einigem davon noch äußern. Bis dahin mögen sich meine Leser vorerst mit diesem spärlichen Lebenszeichen begnügen.