Donnerstag, 21. Januar 2010

Das Volk der Christusmörder

Wenn man- wie ich gestern- gerade eine Magen- Darm- Grippe auskuriert (nebenher erwähnt: eine Krankheit, bei der einem nun wirklich nicht langweilig wird. Man hat immer was zu tun) und somit an die Couch vor dem Fernseher gefesselt ist, sollte man das Beste daraus machen.
Das heißt: ein paar DVD's aus dem Riesenstapel in der Ecke fischen, der noch seiner Sichtung harrt, und ohne schlechtes Gewissen den Tag damit über die Ziellinie schaukeln.
Und nach "Shaft in Afrika", "Heat" von Michael Mann (ein Meisterwerk!!! Ja, mit drei Ausrufezeichen!!!) und Martin Scorseses "Bringing Out The Dead" (nochmal: anschauen, aber sofort! Husch, husch!)schaltet man den DVD- Player aus, um in der Zielgeraden von Claude Lanzmanns Dokumentation "Shoah" von 1985 zu landen, und ebenda direkt im Interview mit einem polnischen Pfaffen und seinen Auslassungen zum Holocaust.
Und diese fünf Minuten rufen einem schmerzhaft etwas in Gedanken zurück:
wenn man schrittweise zurückgeht vom Antisemitismus in seiner letztendlichen fatalen Ausprägung, landet man beim kirchlichen Antijudaismus, bei den "Schriften wider Türken und Juden" von Martin Luther, den Pogromen im Mittelalter mit den Juden als Brunnenvergiftern und dem Abdrängen letzterer in Kreditgeschäfte, die den Christen als moralisch verwerflich galten, aber für Juden gut genug waren.
Denn man wollte sie in anderen Berufszweigen nicht haben, und irgendwer mußte ja die Dreckarbeit erledigen, so daß sie diese quasi als Familienunternehmen über Generationen weiterführten, damit reich und zu den "hakennasigen Herren des Wuchers" wurden, so daß man bis heute die europäischen und amerikanischen Juden in erster Linie mit der Finanzwelt assoziiert.
All das fußt lediglich auf der Stelle im Neuen Testament, in der bestochene Juden die Kreuzigung Christi forderten und somit laut Bibel das Unheil über ihr Volk samt aller nachfolgenden Generationen heraufbeschworen.
Keinen anderen Ausgangspunkt gibt es als die "Frohe Botschaft", die somit seit hunderten Jahren Millionen Menschen das Leben gekostet hat, und das durch Leute, die ihr Tun durch selbige legitimiert sahen.
Die Absurdität des Ganzen sollte man sich in stillen Minuten immer mal wieder ins Gedächtnis rufen.

3 Kommentare:

  1. Die Geschichte des Antisemitismus ist unglaublich. Es überrascht mich immer wieder, wo und wie manche Völker diesen zelebrieren und begründen... Wurzeln reichen bis ins tiefste Hinterland, bis in die tiefste Geschichte zurück. Ich kenne Shoah, vieles konnte ich damals (ist schon etwas her) gar nicht glauben bzw. nachvollziehen.

    Zwei deutsche Filme, die ich gerne mag (und du vielleicht noch nicht im Regal hast...)
    *Schultze gets the blues
    *Adams Äpfel

    Ansonsten die besten Wünsche in deine mittlere Region und: alles wird gut ;)

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  2. adams äpfel ist ein dänischer film.

    aber prima!

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  3. stimmt, hast recht, ist dansk.
    die konnten halt alle so super deutsch! ;)
    heute kommt übrigens auf arte der zweite teil von "shoah"... jetzt gerade bis kurz vor ein uhr heute nacht. falls jemand sehen mag, um was es bei diesem beitrag oben ging.

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