Nun, zu verhindern wird der Tunnelbau wohl nicht mehr sein.
Will ja scheinbar auch keiner. Was sind schon 22 000 Stimmen für ein Bürgerbegehren in einer Stadt wie Karlsruhe?
Immerhin: wir werden eine Attraktion. Touristenströme werden herpilgern, um zu sehen, wie Straßenbahnen unter die Erde verschwinden, um dann wie von Geisterhand am anderen Ende des Tunnels wieder aufzutauchen. Hui.
Ich frage mich, in welcher Welt die Tunnelbefürworter leben?
Zumindest mal in einer, in der das Überqueren der Kaiserstraße lebensgefährlich ist.
Hunderte Tote, die in den letzten zehn Jahren dort von Bahnen erfaßt wurden, sollten eine deutliche Sprache sprechen, wenn es sie denn gäbe. Wie können die Leute laut dieser Argumentation überhaupt eine Fahrbahn überqueren, an der keine Ampel steht? Jede stark befahrene Hauptstraße in einem Dorf ist gefährlicher.
Daß das Überqueren umständlich und nervtötend ist, genau wie der ewige Straßenbahnrückstau, steht außer Frage. Daß etwas passieren muß, auch.
Aber nicht ein derartiges Größenwahnprojekt.
In 11 Jahren, wenn der Tunnel laut Planung fertig sein müßte und ich dann noch leben sollte, weil ich in der Kaiserstraße noch nicht überfahren wurde, bin ich 47.
Sollte sich die Stadt dann wirklich durch den Tunnelbau in eine blühende Metropole verwandelt haben, werde ich öffentlich Abbitte leisten. Aber nur dann.
Bis dahin können wir ja Fernsehen schauen... einen Sender, der laut Fenrich dazu da ist, endlich wieder Werte in die Gesellschaft hineinzutragen.
bw- FamilyTV heißt der Quatsch und ist ein Ringelpiez mit Anfassen aus vollbärtigen, halb dementen Pfaffen in Wollpullovern, die denken, sie gäben praktische Lebenshilfe, Mundartköchen, die Hausfrauenrunden in Hotelempfangshallen bewirten, Ratgebersendungen in Studiokulissen mit dem Flair einer Mehrzweckhalle in Wolfartsweier und natürlich Bibel- TV bis zum Abwinken.
Welche Werte das in die Gesellschaft tragen soll, außer denen der Wahnsinnigen, die vor den Toren von Grünwinkel diesen Protztempel hingestellt haben und Leuten mit Depressionen in ihren Broschüren gerne den ernstgemeinten Ratschlag geben, einfach mal eine gepflegte Betsession hinzulegen, um ihre Dämonen zu vertreiben, danach wären sie dann geheilt, bleibt fraglich.
Aber zumindest läßt es mal gute Rückschlüsse auf das Weltbild unseres Oberheinz zu.
Und wenn man die Trennung von Kirche und Staat schon nicht offiziell aufheben kann, versucht man es halt durch die Hintertür.
Irgendwie wird das schon klappen.
Samstag, 21. November 2009
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