Mittwoch, 20. August 2014

Schill out

Ronald Barnabas Schill. Ex- "Richter Gnadenlos", Ex- Gründer und -Vorsitzender der "Schill- Partei", Ex- Hamburger Innensenator, Koksrüssel und Ex- Rohrverleger bei der Ex- Frau von Udo Jürgens.
Fehlt nur noch die Titulierung Ex- Mensch. Wobei das voraussetzen würde, daß er einer gewesen sei, woran ich berechtigte Zweifel anmelde.
Nun hat der Klotzkopf nach seinem erfreulichen gesellschaftlichen Abstieg also die höheren Weihen des Trashfernsehens erhalten, das bekanntermaßen vor keiner Gaunerei zurückschreckt, und darf tapfer am Pool des Big- Brother- Hauses sein Rohr präsentieren.
Ich habe mir das tatsächlich zehn Minuten angeschaut, um zu sehen, wie sich dieser veritable Kotzbrocken dort schlägt, und mit Genugtuung festgestellt, daß ich immer noch lieber einen halben Tag in der Abdeckerei arbeiten würde, anstatt mit diesem Gesichtsarsch auch nur eine Minute lang dieselbe Luft in einem Raum zu atmen.
Die Frage ist nur, ob das übliche Deppenvolk das auch so sieht. Ich befürchte ein "irgendwie ist er doch ganz cool" samt Aufstieg zur Kultfigur und die Forderung nach seiner Rehabilitation verbunden mit dem Wunsch, er möge in die Politik zurückkehren.
Ich würde darauf wetten. Auch wenn ich diese Wette gerne verlieren würde.
Aber ich fürchte, das werde ich nicht.

Montag, 18. August 2014

Sigi Heinrich und Dirk Thiele (EUROSPORT)!

Laut Google waren Sie die verantwortlichen Kommentatoren der Übertragung der  Leichtathletik- EM am Sonntag, die ich bei der Arbeit nebenher mitverfolgte, da in einem Bewohnerzimmer Ihr glumpfiger Sender lief.
Schön, daß einer von Ihnen beiden nicht nur andauernd meinte, mich darüber aufklären zu müssen, daß dies tatsächlich die EM sei, falls ich wegen der ganzen Neger, die da herumliefen, meine Zweifel daran haben sollte; es mußte auch klargestellt werden, daß die schwedische Siegerin im 5000- Meter- Lauf, Meraf Bahta, sowie die holländische Zweite Sifan Hassan nicht etwa einfach eine Schwedin und eine Holländerin sind, weswegen sie auch nicht so bezeichnet wurden. Sondern eine "Ex- Eritreanerin" und Ex- Irgendwas bzw. bestenfalls eine "Neu- Schwedin" und "Neu- Holländerin".
Danke, daß Sie ihrer Informationspflicht so vorbildlich nachgekommen sind. Ich hätte fast gedacht, daß die beiden bei einer EM etwas zu suchen hätten.

RattenBall

Eine ziemliche Schnapsidee haben die Fans des KSC. Ich zitiere die Seite "Faszination Fankurve":

Fans des Karlsruher SC planen eine Demonstration „Gegen die Kommerzialisierung und für das Ehrenamt“ in Leipzig anlässlich des Auswärtsspiels des Karlsruher SC bei RB Leipzig. Die Supporters Karlsruhe rechnen mit 2.000 Teilnehmern aus Karlsruhe und Berlin. [...]
Zu einem Boykott des Spiels RB Leipzig gegen den Karlsruher SC, das um 17:30 Uhr stattfindet, wollen die Supporters aber nicht aufrufen: „Jeder soll selbst entscheiden, ob er ins Stadion geht oder nicht. Wir wollen das keinem vorschreiben.“, sagte Löffler gegenüber Faszination Fankurve. Nach der Abschlusskundgebung werden zahlreiche KSC-Fans das Spiel in den Fankneipen der Innenstadt verfolgen wollen. Das geht aus einem Schreiben der Supporters an Kneipen in Leipzig, die Sky übertragen hervor: „Da wir dem Marketingintrument RB Leipzig keine Plattform bieten und mitunserem Eintrittsgeld unterstützen wollen, wird der Großteil der Demo-Teilnehmer nach der Demo die Sky-Kneipen rund um die Innenstadt aufsuchen.“


Das müßte ich natürlich toll finden, hasse ich dieses Marketingprodukt doch wie die Pest. Allerdings finde ich diese Aktion reichlich albern... da ich schlicht und einfach davon überzeugt bin, daß sie genau den gegenteiligen Effekt erzeugen wird.
Erstens werden viele bisher neutrale Leipziger durch Demonstrationen von außen nicht nur als gegen diesen "Verein", sondern als gegen ihre Stadt gerichtet wahrnehmen und sich mit RudelBums Leipzig solidarisieren, weil es ja schließlich welche "von ihnen" sind... Reaktionen auf die Demonstrationsankündigung, die man schon heute im Netz nachlesen kann.
Zweitens werden die Medien exakt dasselbe Lied singen. Wir leben im Kapitalismus, und je stärker und aggressiver man gegen seine Auswüchse vorgeht, desto mehr werden die Medien eine Verteidigungshaltung gegenüber Red Bullshit einnehmen und uns Fußballfans den schwarzen Peter zuschieben nach dem Motto "jetzt hört mal auf zu übertreiben, so schlimm sind sie auch nicht"... und das, obwohl die Medien den Rattenballern bisher erstaunlich skeptisch gegenüberstanden.
Und drittens sehe ich nicht ein, warum man sein Geld nach Leipzig tragen soll, um dort in SKY- Kneipen das Spiel zu schauen und damit diese Pest indirekt doch zu unterstützen statt der lokalen Gastronomie.
Ich trinke meine Bier lieber im Milano und schaue das Spiel dort, anstatt einem Kneipier, der vielleicht noch dazu RB- Fan ist, mein Geld in den Rachen zu werfen.
Aktionen im Stadion, das Anti- RB- Aktionsbündnis und den vereinsübergreifend demonstrativen Schulterschluß der Fans finde ich ziemlich großartig.
Ansonsten wäre ich einfach dafür, diesen "Verein" mit Verachtung zu strafen und zu boykottieren. Und das gilt auch- so schwer es fällt- für die Heimspiele der eigenen Mannschaft gegen Leipzig.
Denn erst, wenn die Vereinsoberen merken, daß mit RB kein Geld zu verdienen ist, weil bei Spielen abgesehen von den ca. 300 üblichen Deppen und ein paar Gäste"fans" plötzlich das Stadion leer bleibt, nötigen sie die DFL vielleicht mal, RB etwas genauer auf die Finger zu schauen, als dies vorgeblich bis jetzt passiert ist.

Dienstag, 12. August 2014

Fünf Jahre

Im September blogge ich bereits fünf Jahre lang.
Zeit, ein paar Dinge Revue passieren zu lassen... vor allem, da ich gerade aus Gründen der Erstellung einer Textsammlung zur Zweitverwertung einen Großteil meiner alten Einträge noch einmal lese.
Es ist interessant, wieviel sich in diesem doch recht überschaubaren Zeitraum geändert hat, auch wenn das für Außenstehende nicht in dem Maße nachvollziehbar sein mag wie für mich, der ich diverse Einträge mit konkreten Erinnerungen und Lebensabschnitten verbinde.
Einige Posts sind schaurig gealtert... entweder, weil sie sich auf damals aktuelle Ereignisse beziehen, die nicht mehr relevant sind oder bezüglich meines Schreibstils, der mich in einzelnen Fällen eine milde Form der Scham verspüren läßt (fast hätte ich "Fremdscham" geschrieben... schön wär's, aber das ist ja leider alles auf meinem eigenen Mist gewachsen).
Natürlich habe ich auch eine persönliche Wandlung durchgemacht.
Eine Freundin von mir meinte, meine Beiträge seien größtenteils ernster geworden... wenn ich mir manche Sachen anschaue, über die ich mich vor meiner schweren Erkrankung ereifern konnte, muß ich doch konstatieren, daß man vieles entspannter sieht, wenn man zweimal kurz davor war, den Löffel abzugeben.
Was auch das Ausleben misanthropischer Anwandlungen betrifft. Waren diese zu Blogbeginn eine Haupttriebfeder meiner Invektiven und Polemiken, treten viele Dinge doch hinter den Fakt zurück, daß mir die Leute, die ich mag, mittlerweile um vieles wichtiger sind als diejenigen, die ich verachte.
Ich schätze den Umstand, daß es Leute und Dinge gibt, die mir Freude bereiten, mittlerweile deutlich höher ein als den Spaß, den es macht, auf  alles Mögliche einzudreschen.

Ist das noch Punkrock?

Donnerstag, 7. August 2014

Proust mit dem Kopf zum 3:0

Bei Marcel Proust reichte in "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" ein Biß in ein Madeleine, um assoziativ eine Sturzflut von Kindheitserinnerungen auszulösen.
Ich mußte hierzu heute zumindest zwei Euro investieren... um im Plattenladen meines Vertrauens die LP "Don't Let Me Be Misunderstood" der eigentlich weitgehend unerträglichen Discotruppe Santa Esmeralda aus dem Jahre 1977 , deren Fronthengst Leroy Gomez ein votzenbärtiger Goldkettenträger im bis zum Schamhaaransatz offenen weißen Hemd war, aus der Billigkiste zu erwerben. Soweit, so trashig.
Der Erwerb besagter Platte hatte jedoch einen konkreten Grund, enthält sie doch die lange Version des ursprünglich von Nina Simone stammenden ( und von Eric Burdon früh gecoverten) Titelstücks anstatt der zurechtgestutzten, die auch heute noch gelegentlich im Radio läuft, und somit einen Zwischenteil, der nur aus rhythmischem Geklöppel und Handclaps besteht.
Und- um vom Neben- zum Hauptsächlichen fortzuschreiten- mit diesem wurde in den frühen 80er Jahren in der ARD- "Sportschau" die Wahl zum "Tor des Monats" unterlegt, während ein heutzutage recht dilettantisch mundgemalt wirkender Zeichentricktorwart der Reihe nach vor oder auf den Zahlen 1-5 herumturnte.
Ich legte das Stück auf... und exakt bei diesem Part hatte ich mein Proust'sches Erlebnis... eine unerwartete Wiederkehr kindlicher Freude wie früher samstags im Wohnzimmer meiner Großeltern, wo zusammen mit mir (und meiner "Cinda"- Orangenlimonade) mein Vater, Großvater und oft auch mein Onkel (manchmal sogar beide) beim Bier saßen und wie die Schlote Ernte 23, Kurmark, HB und Overstolz rauchten (die Prenzlberg- Durchschnittsmutter würde beim Anblick eines Kindes in dieser Qualmhölle heutzutage wohl das Jugendamt informieren), während natürlich der Fernseher lief.
Das Glück war groß, wenn der FCK nicht nur gewonnen hatte, sondern in einer der drei Partien vertreten war, die gezeigt wurden... und mein persönliches Highlight war alle vier Wochen besagte Zuschauerabstimmung.
Und heute weiß ich: mochten auch schnauzbärtige Männer mit Gewaltschüssen aus vierzig Metern oder Fallrückziehern Tore erzielt haben, die mich heute komplett euphorisieren würden, war mir das als Kind herzlich egal.
Ich freute mich nur auf die Musik und vergaß in diesen drei Minuten alles um mich herum, und ich glaube, meine Vorliebe für überwiegend rhythmusbetonte Songs könnte unter anderem darin wurzeln.
Und als ich diesen Part heute seit sehr langer Zeit das erste Mal wieder hörte, waren diese Erinnerungen samt dem damit verbundenen wohligen Schauer plötzlich so präsent wie schon sehr lange nicht mehr.

Um Ihnen, verehrte Leser, einen Eindruck davon zu vermitteln, hier ein Link. Wenn er nicht funktionieren sollte, dann eben Copy & Paste... und Tanz den Marcel Proust. Und dann noch den Franz Kafka. Klatsch in die Hände. Klatsch in die Hände:

https://www.youtube.com/watch?v=k9hupHMLbsk

Dienstag, 5. August 2014

Nächtliche Erstickungsanfälle

Kollege Klaus N. Frick hat seine Verwunderung über die ungeheure Popularität, die Helene Fischer samt ihrem Hit "Atemlos durch die Nacht" vor allem unter jungen Leuten genießt, bereits in seinem Blog kundgetan.
Ich möchte mich da gerne anschließen und den Gedanken noch weiterspinnen...ohne dabei in die Falle zu tappen, die komplette Schlagerhörerschaft zu geistig Minderbemittelten zu erklären.
Meiner Meinung nach macht beispielsweise auch Xavier Naidoo weitgehend hirnbefreite Scheißmusik, die ich mir nur freiwillig anhören würde, wenn die Alternative aus 20 Hieben mit der Rattanrute bestünde. Trotzdem habe ich in meinem Freundeskreis Menschen, die ich sehr schätze und sich als Naidoo- Fans bezeichnen... welche dunkle Macht sie auch immer dazu getrieben haben mag, ich war es jedenfalls diesmal nicht.
Aber die Feststellung, daß meine Generation durch eine ersetzt wird, für die ältere Leute, die immer noch Punk, Metal oder sonstigen Lärm hören, eine Art Freakshow aus einer untergegangenen Epoche darstellen, drängt sich schon seit längerem immer mehr auf (davon abgesehen, daß sich die Meinung einschleicht, in unserer Jugend sei vieles besser gewesen... was habe ich diesen Satz vor 20 Jahren gehaßt).
Nicht nur, daß wir die erste Generation sind, die von halb so alten Leuten den Satz "das ist doch keine Musik, sondern nur Krach" zu hören bekommt (was ich an Zitaten aus dem Musikforum, in dem ich aktiv bin, belegen kann), sondern die umgekehrt auch die Musik der Jüngeren nicht für Krach hält, sondern bestenfalls für langweilig. Oder für Bierzelt- Ballermann- Schlagermüll.
Verwundert mußte ich letztens die Aussage einer jungen Arbeitskollegin hinnehmen, daß sie meine "Musik" (die Anführungszeichen sind mit Bedacht gesetzt) nicht hören mag... sondern stattdessen deutsche Schlager, die wären wenigstens lustig.
Schlager. Deutsche Schlager.
Wenn ich daran denke, wie dankbar wir früher waren, wenn wir diese Scheiße eben nicht hören mußten und als wie folternd ich schon als Kind längere Autofahrten mit meinem mittlerweile leider verstorbenen Patenonkel empfand, dessen Cassettendeck mit den Flippers oder Andreas Martin gefüttert wurde, kann ich das nicht nachvollziehen. Ich verstehe die Jugend nicht mehr. Ich bin raus.
Es mag sein, daß das auch eine Form der Rebellion ist; mit was sollen uns unsere Kinder schocken? Wir sind teilweise mit Slayer, Napalm Death, GG Allin oder Throbbing Gristle alt geworden, und heutzutage langweilen uns schon die meisten aktuellen Bands aus diesem Segment und werden unter der Rubrik "Vor 20 Jahren schonmal gehört, und zwar besser" abgeheftet. Da hat man für Gestalten wie weiland Marilyn Manson nür ein müdes Grinsen übrig.
Vielleicht ist es auch eine Art von gefühltem Undank, den man verspürt: unsere Generation mag zwar auch ihre Fehler gehabt haben, hat sich aber nicht jahrelang mit Spießern, Neonazis und Pfaffen herumgeärgert (beziehungsweise im Extremfall -geschlagen), nur damit die Jugendlichen heutzutage wieder werden wie... unsere Eltern.
Ich habe schon einmal an anderer Stelle den Ausruf "Überrascht uns! Beleidigt uns! Haßt uns! Aber langweilt uns um Himmels Willen nicht zutode!" gepostet und tue es hier gerne wieder. Aber momentan sieht es eher so aus, als müßte man- sollte sich das Ganze wirklich immer zyklisch wiederholen- seine Hoffnung in die Enkelgeneration setzen.
Leider fürchte ich, bis dahin zu alt, krank, dement oder tot zu sein, um mich noch darüber freuen zu können.

Montag, 4. August 2014

Auf der Suche nach dem verlorenen "-phob"

Es gibt 4 Millionen deutsche Muslime. Deutsche Christen dürften zahlenmäßig klar in der Mehrheit sein.
Darin dürfte vielleicht der Grund liegen, warum man auf das Christentum nach Herzenslust einprügeln darf, ohne daß sich Leute, die sich "links" nennen, darüber aufregen... immerhin kennt man ja seinen Feind, und wer sein Leben lang seiner Ansichten wegen Ärger mit Pfaffen und bigotten Moralisten hatte, trägt eine gesunde Aversion mit sich herum.
Weshalb sich dieselben Linken, wenn es um den Islam geht, dermaßen bedeckt halten und ihm am liebsten eine Käseglocke überstülpen würden, bleibt mir dennoch ein Rätsel.
Bei der momentanen Debatte um den wirklich nicht sonderlich geistreichen Kommentar von Nicolaus Fest im Drecksblatt wird mit dem Wort "Islamophobie" und Rassismusvorwürfen mal wieder auf alles eingedroschen, was da kreucht und fleucht.
Sprich: Menschen, die sich für "progressiv" halten, schwingen sich zum Verteidiger einer Weltreligion auf, die mit Sicherheit genug gemäßigte Vertreter hat... aber es gibt ja auch genügend sich fortschrittlich dünkende Rumkumpelschleimpfaffen, die Rockmusik hören und mit der Wanderklampfe in der Hand ihre Schäfchen gerne heim zur Mutter Kirche führen möchten. Und dieser Umstand macht sie für mich nicht erträglicher als irgendwelche Hardliner, bei denen man wenigstens gleich weiß, wo man dran ist.
Gemäßigt oder nicht gemäßigt: Religion bleibt Religion und als solche für mich- gelinde ausgedrückt- mit meinen persönlichen Ansichten nicht vereinbar.
Ich bin Agnostiker und habe dennoch Freunde, die Muslime oder Christen sind. Das dürfen sie gerne sein; das Motto "Leben und leben lassen" mag in einer Gesellschaft der kleinste gemeinsame Nenner sein, der aber funktioniert, wenn sich alle daran halten.
Nichtsdestotrotz finde ich religiösen Dogmatismus zum Speien und kann absolut nicht nachvollziehen, wie jemand felsenfest an unbewiesene Dinge glauben kann, ohne andere Alternativen zumindest in Betracht zu ziehen... und das gilt auch für dogmatische Atheisten und Esoteriker.

Für mich gibt es persönlich keinen Unterschied zwischen dem Christentum, dem Islam, dem Judentum oder dem Hinduismus... ich lehne alle Religionen gleichermaßen ab.
Suchen Sie sich ein "-phob" aus, das zu mir paßt.

Sonntag, 3. August 2014

Mayhem 41

Ich bin zu alt für diesen Scheiß. Da war ich mir sicher.
Nachdem mein 40. Geburtstag halbwegs gesittet ablief und trotzdem sehr spaßig war (und ich ja unrunde Geburtstage schon länger nicht mehr feiere) dachte ich, wie früher schon gehabt: ein gemütlicher Umtrunk mit ein paar Freunden in der Bar Milano.
Wo dann die ganze Chose dermaßen komplett aus dem Ruder lief, daß es schon als "traumhaft" zu bezeichnen ist.
Wenn man sich Punkt 12 als Geburtstagssong "Just Can' Hate Enough" von Sheer Terror wünscht, es der DJ in brüllender Lautstärke auch noch spielt und man am nächsten Morgen mit der Unfähigkeit aufwacht, die letzten beiden Stunden der vergangenen Nacht zu einem chronologisch sinnvollen Ablauf zusammenzufügen, fühlt man sich erstaunlicherweise wieder wie 21... wobei man sich in dem Fall irrwitzigerweise mit 21 wie 41 gefühlt hat.
Wenn dann noch ein guter Freund vermißt wird, der eigentlich bei mir nächtigen sollte und das Rätsel sich dann dergestalt löst, daß er auf der Suche nach etwas Eßbarem in der Südstadt türkischen Kommunisten in die Arme lief, sich merkwürdigerweise sehr gut mit ihnen verstand, von ihnen aus Sympathie bis zum Eichstrich mit Raki und Bier abgefüllt wurde und sich dann mit dem Taxi statt zu mir gleich 60 Kilometer weit heim nach Speyer kutschieren ließ, während sein Auto noch hier parkt, weiß man: da lief alles richtig.

Wenn man innerhalb von drei Jahren zweimal knapp davor stand, den Löffel abzugeben, ist ein vernünftiger Exzeß manchmal die passende Bestätigung, noch am Leben zu sein.
Alt fühlen kann ich mich noch oft genug. Mich dermaßen lebendig zu fühlen, ist immer noch wichtiger.