Nun wird Bob Dylan also 70; gefühlt ist er das schon, seit ich ein Kind bin. Wahrscheinlich hat da jemand eine 1 vergessen, und er wird 170. Also müßte ich im Umkehrschluß bereits 137 sein.
Gefühlt bin ich das schon seit mehreren Wochen.
Schwer zu sagen, was am Jubilar unerträglicher ist: seine somnolente Stolpermusik mit Hans- Huckebeingesang und garstig durch den Kamm geblasener Mundharmonika (natürlich gibt es unter angenommenen 12 000 Songs auch Ausnahmen: "Hurricane" oder den "Subterranean Homesick Blues" winke ich gerne mal durch, dann ist die Schmerzgrenze aber auch schon in Sicht... wenn man einmal seine Urversion von "All Along The Watchtower" gehört hat, weiß man, daß die Version von Jimi Hendrix nicht zu unrecht als bestes Cover aller Zeiten gilt) oder seine Jünger.
Man hat schon Menschen erlebt, die jedes Gelumpe der alten Nebelkrähe in den Status eines gottgemachten Kunstwerks erhoben haben und jedem, der nicht konform ging, alle musikalische Ahnung inklusive Geschmacksempfinden absprachen... und das zumeist mit einem musikalischen Horizont, der bei Dylan anfing, mit Neil Young weiterging und bei Zappa aufhörte. Ansonsten war in dieser Einöde nichts zu finden.
Auch daß er die Rockmusik wie kein Zweiter beeinflußt habe und sich die Stones angeblich nach einem seiner Songs benannt hätten, ist ein Allgemeinplatz, der gerne vorschnell betreten wird.
Was die Stones angeht, sollte man- trotz Coverversion und Namensgleichheit- einmal Muddy Waters nachgoogeln. Und ansonsten einfach mal den Kopf zulassen und weiter Joan Baez hören.
Aber man will ihm nichts Böses, dem Bob. Nicht mal, daß sich einer unserer Unerträglichsten, der kölsche Mümmelmann Wolfgang Niedecken, der sich ja gerne für Dylans Bruder im Geiste hält, nicht entblödet, einen schwer unzurechnungsfähigen Geburtstagsstuß zusammenzuschmieren und in die BamS drucken zu lassen, bekanntlich Dylans Lieblingsblatt.
Dem Gruß kann man unter anderem entnehmen, daß Niedecken den Bob bereits zweimal persönlich getroffen hat. Das sei hier ebenfalls noch einmal mitgeteilt, denn einen anderen Sinn und Zweck hatte der ganze Scheißdreck auch nicht.
Manche Städte scheinen die musikalische Pest eh gepachtet zu haben: gilt Frankfurt weithin als Heimstatt der deutschmusikalischen Intelligentia, darf sich Köln damit brüsten, ständig Leute hervorzubringen, die der fixen Idee verfallen sind, irgendwelches vorhandenes Liedgut in ihren glumpfigen Dialekt übertragen zu müssen und ihm damit einen Gefallen zu tun.
So gab es in den frühen 90ern eine Band namens The Piano Has Been Drinking, welche ernsthaft glaubte, Tom- Waits- Songs schänden zu dürfen, noch bevor der obige Gratulant meinte, seine Leopardefellband (mit kölschen Covers von... ach, lassen wir das)gründen zu müssen.
Aus "16 Shells From A Thirty-Ought-Six" wurde da beispielsweise "16 Memme En D'r Vringmaschin". Mehr braucht man auch nicht zu wissen für die unumstößliche Überzeugung, das niemals im Leben hören zu wollen.
Also: maat et joot, Bob. Solltest du vorhaben, irgendwann in den nächsten 30 Jahren das Zeitliche zu segnen, weißt du ja jetzt, was du vorher noch dringend zu erledigen hast.
Dienstag, 24. Mai 2011
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Wunderbar!
AntwortenLöschenVon dieser Kölner Waits-Quatsch-Band müsste ich auf irgendeinem Sampler leider auch noch was haben