Samstag, 16. April 2011

Lyrisches Outing

"Im Dezember 1982", lese ich gerade in Klaus N. Fricks "Enpunkt"- Blog, "schien ich einen lyrischen Anfall gehabt zu haben – wie es aussieht, während langweiliger Unterrichtsstunden."

Bei diesem Outing kann ich natürlich nicht hinten anstehen. Auch ich versuchte mich einmal als Lyriker, vorwiegend in der Schulzeit, wenn auch in der des Zweiten Bildungsweges auf dem Kolleg in Speyer Mitte der 90er.
Ich traute mir als Prosaschreiber nicht viel zu; hielt mich für unfähig, eine Geschichte zu konstruieren, vielleicht nicht zu unrecht.

Also verlegte ich mich auf sinistres Geschwurbel:

EUPHORISCHE DEFINITIONEN
Tödlich ist die Frucht der Lenden
Leichenblaß sind die Konturen
Faulig der Gestank der Ahnen
die schon längst zum Teufel fuhren.

Fröhlich ist die Nachgeburt
auf den blutgeweihten Äckern
Seifig schmeckt das alte Brot
von den vielgepries'nen Bäckern.

Auf, Geschwister, zu den Waffen!
Genitalverspritzter Saft!
Laßt uns neue Leichen schaffen
mit dem Schwert der Leidenschaft.

WANDERER

Mein Bündel habe ich geschnürt
schon lange.
Seit jeher kenne ich das Ziel
dennoch ist mir nicht bange.
Sah fremde Welten neu entstehen
was Geist und Körper mir verdarb.
Sah alte Welten untergehen
ich nehm sie mit ins Grab.
Mein Verhalten tünchte Wände
schwarz vor lauter Gram.
Meine Worte füllten Bände
voller Charme und Scham.
Wenn einstmals das Licht erlischt
dann wasche mir mein Angesicht
mit dem Blut aus deinen Wunden
bis du mich
erkennst.



Was so eine Überdosis Gottfried Benn doch auslösen kann... ich weiß nicht, was ich heute davon halten soll. Mit Mitte 20 fand ich's toll.
Als Momentaufnahme damaliger Gedanken- und Gefühlswelten taugt es mir noch, auch wenn es mich phasenweise eher peinlich berührt.

Einfacher verhält es sich da mit meinen ersten lyrischen Ergüssen... mit 7 oder 8Jahren kritzelte ich stolz selbsterfundene Abzählreime auf einen Notizblock, in ungelenker Kinderhandschrift mit rosa Filzstift:

Bibap die Nudel, bist eine Dudel.
Wille walle Wolf, und du heißt Rolf.
Bim Bam Bum, 12 Uhr ist rum.


Aber hallo.

1 Kommentar:

  1. Cool! Das hat sich zumindest alles irgendwie gereimt. Oder müsste man hier gerhymet sagen?

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