Man ist unterwegs zur Spätschicht und stiert verklebten Augs in die Gegend, um anschließend Zeuge zu sein, wie eines der debilsten Werbeplakate aller Zeiten ungestraft in der Gegend herumsteht, als wäre es das Natürlichste auf der Welt.
Liebe Leser, Sie müssen nun ganz tapfer sein, denn ich bringe Ihnen großen Schmerz:
Es bleibt nun wieder die Frage: warum tun Menschen sowas?
Welche inneren Nöte treiben junge Leute dazu, mit einer Flasche zu telephonieren und dazu in die Kamera zu grimassieren, als wäre gerade ein akuter nationaler Versorgungsengpaß an Diazepam über das Land gekommen?
Zumindest hatte ich einen kreativen Moment und dachte mir einen passenden Slogan zu diesem Bild aus.
"Papa, warum tun Menschen sowas?"
"Die Antwort, Sohn, gibt es gleich hier
grad klingelt meine Flasche Bier
Ich sprech hinein, und das schon lange
denn sie kühlt nicht nur meine Wange
auch meinen Körper auf die Schnelle
denn warm ist's in der Gummizelle."
Montag, 31. Mai 2010
Guten Tag und Tschüß
Nun, endlich bin ich mal wieder in der Lage, ausgerüstet mit Zeit und weniger mit Muße (und Muse schon gar nicht, die versteckt sich gerade im Wandschrank) hier einen Post zu, ähm ja, posten.
Dresden war großartig... einen detaillierten Bericht kann und möchte ich hier nicht abgeben, einfach weil vieles einfach zu forenspezifisch ist und bereits die Beschreibung der Teilnehmer eine abendfüllende Angelegenheit wäre.
Aber die Stadt selbst kann ich nur empfehlen... eine Symbiose aus barocker Wucht (Altstadt)und Hamburger Schanzenviertel (Neustadt).
Ist auf jeden Fall nach den Hanseaten von Null auf Platz 2 meiner liebsten deutschen Städte gerückt, und ich möchte dringend mal wieder hin... dann möglichst mit schönem Wetter, und nicht mit 4 Tagen Wind und Seich.
Aber daß auch das Naßkalte der Stadt wenig anhaben konnte (sowie der beheimatete Teil abschreckender Klientel, der uns massiert begegnete... entweder Vatertagsausflügler im Endstadium mit Deutschlandmützen und Vuvuzelas oder in Form eines Festivals in der Innenstadt, das mir mal wieder klarmachte, warum Dixielandjazz als Geisel der Menschheit nun schon seit gefühlt 800 Jahren wie ein Fels in der Brandung steht, getragen von Rentnern des ehemaligen Negermusikombinats "Schwarze Pumpe" in Schkeuditz mit lustigen Strohhüten und Bands, die unerschrocken glauben, die Menschheit mit der 1012. Version von "Ice Cream" und "Down By The Riverside" beglücken zu müssen) spricht für sie, ebenso daß der Teil der sonstigen Dresdner sehr freundlich und hilfsbereit ist, wenn man als Auswärtiger durch die Gegend irrt.
Besten Dank auch hier noch einmal an unseren kompetenten und geduldigen eingeborenen "Stadtführer" Carsten, auch für das nächtliche Abholen vom Hauptbahnhof und Chauffieren zu der Pension, in der ich die erste Nacht verbrachte... eine preiswerte und saubere, aber unglaublich ästhetikfern eingerichtete Unterkunft, die wie ein Museum für den Gelsenkirchener Barock der frühen 80er wirkte.
Die restlichen Nächte verbrachten wir in einem Hostel namens "Lollies Homestay", und dies sei trotz des glumpfigen Namens jedem empfohlen... sehr freundliches, aber nicht anbiederndes Personal, und wirklich gepflegte Zimmer und WC's (auch wenn in der letzten Nacht irgendeine Wildsau wohl offensichtlich dachte, im Kopfstand scheißen zu müssen, aber dafür konnte das Hostel nix). Das Ganze dazu noch für 15 Euro pro Nacht... im Mehrbettzimmer halt, was aber den Klassenfahrtcharakter des Forentreffens noch bestätigte.
Also: wenn meine geschätzte Leserschaft mal ein paar Tage frei sowie ein wenig Geld auf der hohen Kante hat, einfach mal einen Abstecher und sich selbst ein Bild machen.
Kleine Fußnote am Rande: ein am Bahnhof erworbener Reiseführer gab Wessis Tips, was sie im Osten tunlichst zu unterlassen hätten, beispielsweise sich als Besserwessis aufzuspielen. Immer schön, wenn es noch Leute gibt, für die dieser Ossi-Wessi-Quatsch niemals ein Ende hat, und wenn sie die Einzigen sind, die er noch interessiert.
So genug der Lobeshymnen. Nein, eigentlich doch nicht.
Daß ein quietschiges Mädchen mit einem belanglosen, aber doch ganz nett anzuhörendem Song am Samstag einen Wettbewerb gewonnen hat, konnte ich nicht wirklich schlecht finden.
Doch, wir haben uns gefreut... daß sich diese Freude allerdings im Rahmen des letzten Abends vor dem endgültigen Aus von Pierre's Bistro in der Bürgerstraße abspielte, trübte sie jedoch etwas.
Wieder ist ein Stück Karlsruhe verschwunden und hat einen wichtigen Teil meines Lebens gleich mitgenommen.
Nein, es war nicht nur eine Stammkneipe, sondern auch ein Stück familiärer Zusammenhalt... ich habe zwei Lesungen dort abgehalten, dienstags ein Quiz ebenda veranstaltet, tolle Leute kennengelernt, die mir auch heute noch wichtig sind und regelmäßig Fußball im Bistro geschaut.
Nun muß Pierre aus gesundheitlichen Gründen schließen, und das als ein Mensch, der zum Rentnerdasein denkbar ungeeignet ist... und ich nach dem genauso traditionsreichen Ubu das zweite meiner Stammlokale beerdigen.
Pierre's Bistro R.I.P.
Dresden war großartig... einen detaillierten Bericht kann und möchte ich hier nicht abgeben, einfach weil vieles einfach zu forenspezifisch ist und bereits die Beschreibung der Teilnehmer eine abendfüllende Angelegenheit wäre.
Aber die Stadt selbst kann ich nur empfehlen... eine Symbiose aus barocker Wucht (Altstadt)und Hamburger Schanzenviertel (Neustadt).
Ist auf jeden Fall nach den Hanseaten von Null auf Platz 2 meiner liebsten deutschen Städte gerückt, und ich möchte dringend mal wieder hin... dann möglichst mit schönem Wetter, und nicht mit 4 Tagen Wind und Seich.
Aber daß auch das Naßkalte der Stadt wenig anhaben konnte (sowie der beheimatete Teil abschreckender Klientel, der uns massiert begegnete... entweder Vatertagsausflügler im Endstadium mit Deutschlandmützen und Vuvuzelas oder in Form eines Festivals in der Innenstadt, das mir mal wieder klarmachte, warum Dixielandjazz als Geisel der Menschheit nun schon seit gefühlt 800 Jahren wie ein Fels in der Brandung steht, getragen von Rentnern des ehemaligen Negermusikombinats "Schwarze Pumpe" in Schkeuditz mit lustigen Strohhüten und Bands, die unerschrocken glauben, die Menschheit mit der 1012. Version von "Ice Cream" und "Down By The Riverside" beglücken zu müssen) spricht für sie, ebenso daß der Teil der sonstigen Dresdner sehr freundlich und hilfsbereit ist, wenn man als Auswärtiger durch die Gegend irrt.
Besten Dank auch hier noch einmal an unseren kompetenten und geduldigen eingeborenen "Stadtführer" Carsten, auch für das nächtliche Abholen vom Hauptbahnhof und Chauffieren zu der Pension, in der ich die erste Nacht verbrachte... eine preiswerte und saubere, aber unglaublich ästhetikfern eingerichtete Unterkunft, die wie ein Museum für den Gelsenkirchener Barock der frühen 80er wirkte.
Die restlichen Nächte verbrachten wir in einem Hostel namens "Lollies Homestay", und dies sei trotz des glumpfigen Namens jedem empfohlen... sehr freundliches, aber nicht anbiederndes Personal, und wirklich gepflegte Zimmer und WC's (auch wenn in der letzten Nacht irgendeine Wildsau wohl offensichtlich dachte, im Kopfstand scheißen zu müssen, aber dafür konnte das Hostel nix). Das Ganze dazu noch für 15 Euro pro Nacht... im Mehrbettzimmer halt, was aber den Klassenfahrtcharakter des Forentreffens noch bestätigte.
Also: wenn meine geschätzte Leserschaft mal ein paar Tage frei sowie ein wenig Geld auf der hohen Kante hat, einfach mal einen Abstecher und sich selbst ein Bild machen.
Kleine Fußnote am Rande: ein am Bahnhof erworbener Reiseführer gab Wessis Tips, was sie im Osten tunlichst zu unterlassen hätten, beispielsweise sich als Besserwessis aufzuspielen. Immer schön, wenn es noch Leute gibt, für die dieser Ossi-Wessi-Quatsch niemals ein Ende hat, und wenn sie die Einzigen sind, die er noch interessiert.
So genug der Lobeshymnen. Nein, eigentlich doch nicht.
Daß ein quietschiges Mädchen mit einem belanglosen, aber doch ganz nett anzuhörendem Song am Samstag einen Wettbewerb gewonnen hat, konnte ich nicht wirklich schlecht finden.
Doch, wir haben uns gefreut... daß sich diese Freude allerdings im Rahmen des letzten Abends vor dem endgültigen Aus von Pierre's Bistro in der Bürgerstraße abspielte, trübte sie jedoch etwas.
Wieder ist ein Stück Karlsruhe verschwunden und hat einen wichtigen Teil meines Lebens gleich mitgenommen.
Nein, es war nicht nur eine Stammkneipe, sondern auch ein Stück familiärer Zusammenhalt... ich habe zwei Lesungen dort abgehalten, dienstags ein Quiz ebenda veranstaltet, tolle Leute kennengelernt, die mir auch heute noch wichtig sind und regelmäßig Fußball im Bistro geschaut.
Nun muß Pierre aus gesundheitlichen Gründen schließen, und das als ein Mensch, der zum Rentnerdasein denkbar ungeeignet ist... und ich nach dem genauso traditionsreichen Ubu das zweite meiner Stammlokale beerdigen.
Pierre's Bistro R.I.P.
Dienstag, 11. Mai 2010
Ab nach Dresden!
So, morgen um 17 Uhr begebe ich mich ins Auto meiner Mitfahrgelegenheit, und dann geht es ab nach Dresden... definitiv eine Stadt, die mir noch auf meiner Liste fehlt, und auf die ich mich sehr freue, vor allem, nachdem ich kürzlich in einem aktuellen Photokalender einer Bewohnerin geblättert habe, deren Enkelin ihr diesen als Souvenir mitgebracht hatte.
Ziel ist unser jährlich irgendwo in Deutschland stattfindendes Forentreffen.
Mancher belächelt ja die Aktivität in einem Internetforum, doch ich bin mittlerweile fünf Jahre dabei, habe nicht nur viele tolle Leute kennengelernt, zu denen ich auch außerhalb des Rechners im realen Leben guten Kontakt habe (und die ich ab und zu auch ohne offiziell anberaumtes Treffen besuche)und die sich über ganz Deutschland verteilen, auch habe ich dem Forum einiges zu verdanken... Mychael Gerstenberger habe ich so kennengelernt, der mir das Buchcover gestaltete, Stefan Kaiser, der mir den Praktikumsplatz in Berlin vermittelte, Sebastian Wirth, der ebenfalls in Karlsruhe wohnt, mit mir Radio Bronkowitz gestaltet und mir ein guter Freund geworden ist, dem ich auf normalem Weg wahrscheinlich nicht begegnet wäre, da wir uns einfach nicht beachtet hätten, weil wir auf den ersten Blick grundverschieden sind...
Zudem ist das Ganze eine nette virtuelle WG; man schaut morgens zum Kaffeetrinken hinein und hält einen gemütlichen Schwatz, bevor es zur Arbeit geht.
Wer das für ein Zeichen von Kontaktgestörtheit hält, begreift essentielle Dinge nicht:
daß das Internet eine großartige Erfindung ist, solange man es vernünftig nutzt, siehe oben.
Was ist an einem öden Abend kontaktgestörter: Chips fressend vor der Glotze liegen oder sich virtuell mit Leuten zu unterhalten, die man zumeist noch persönlich kennt (trotz Nicknamen; der Vorteil im Vergleich zu einem Chat ist der, daß dahinter trotzdem real existierende Personen stecken)?
Aber genug gelabert; wollte mich eigentlich nur für die nächsten paar Tage abmelden.
Reisebericht folgt demnächst, wie gewohnt.
Ziel ist unser jährlich irgendwo in Deutschland stattfindendes Forentreffen.
Mancher belächelt ja die Aktivität in einem Internetforum, doch ich bin mittlerweile fünf Jahre dabei, habe nicht nur viele tolle Leute kennengelernt, zu denen ich auch außerhalb des Rechners im realen Leben guten Kontakt habe (und die ich ab und zu auch ohne offiziell anberaumtes Treffen besuche)und die sich über ganz Deutschland verteilen, auch habe ich dem Forum einiges zu verdanken... Mychael Gerstenberger habe ich so kennengelernt, der mir das Buchcover gestaltete, Stefan Kaiser, der mir den Praktikumsplatz in Berlin vermittelte, Sebastian Wirth, der ebenfalls in Karlsruhe wohnt, mit mir Radio Bronkowitz gestaltet und mir ein guter Freund geworden ist, dem ich auf normalem Weg wahrscheinlich nicht begegnet wäre, da wir uns einfach nicht beachtet hätten, weil wir auf den ersten Blick grundverschieden sind...
Zudem ist das Ganze eine nette virtuelle WG; man schaut morgens zum Kaffeetrinken hinein und hält einen gemütlichen Schwatz, bevor es zur Arbeit geht.
Wer das für ein Zeichen von Kontaktgestörtheit hält, begreift essentielle Dinge nicht:
daß das Internet eine großartige Erfindung ist, solange man es vernünftig nutzt, siehe oben.
Was ist an einem öden Abend kontaktgestörter: Chips fressend vor der Glotze liegen oder sich virtuell mit Leuten zu unterhalten, die man zumeist noch persönlich kennt (trotz Nicknamen; der Vorteil im Vergleich zu einem Chat ist der, daß dahinter trotzdem real existierende Personen stecken)?
Aber genug gelabert; wollte mich eigentlich nur für die nächsten paar Tage abmelden.
Reisebericht folgt demnächst, wie gewohnt.
Montag, 10. Mai 2010
3 Schnitzel für Vratislav Lokvenc
Es begab sich nun also zu der Zeit, daß sich der Erzähler am Sonntag zu gottloser Zeit nach Kaiserslautern begab, in Begleitung der Herren Schneider und Bast, um die heimische Mannschaft auf dem Rathausplatz zu feiern.
Das Motto dieser Unternehmung: siehe oben.
Man darf es bereits vorwegnehmen: daraus wurde nichts. Eine bereits zu nachmittäglicher Stunde schwer schwankende Troika hangelte sich zum Hauptbahnhof und meine zwei Blindenhunde setzten mich zuerst in den Zug, da mein Intelligenzquotient infolge diverser Flüssigkeiten auf dem Level eines Gnus angekommen war, bevor sie mit ihren eigenen Unwägbarkeiten zu kämpfen hatten.
Wie ich den Zwischenstop am Mannheimer Hauptbahnhof mit einem- wenn auch gut versteckten- FCK- Schal überlebt habe, ist mir ein Rätsel, genauso wie jenes, was mich geritten hat, nicht nur noch in der Alten Hackerei einen Schlummertrunk zu mir zu nehmen, sondern auch ein befreundetes weibliches Wesen per SMS einzuladen, sich noch anzuschließen.
Letzteres klappte glücklicherweise auch nicht, denn es war Sonntagabend, und es soll ja durchaus Menschen geben, die am Montag früh rausmüssen... was mich wiederum von der unangenehmen Pflicht entbindet, krampfhaft den Abend zu rekapitulieren, um rauszufinden, ob ich mich nicht doch noch wie ein kompletter Blödmann benommen habe.
Beziehungsweise habe ich das ja bereits, aber es hätte mir vielleicht peinlich sein können.
Wenn man als Mann von einem Fußballspiel der eigenen Elf kommt und dieses nicht gerade damit verbringt, in einer V.I.P.- Lounge Schampus aus Stöckelschuhen zu saufen oder freiwillig mit seinem Arsch Hartschalensitze aus Plastik zu wärmen, sollte man keine Hoffnung mehr hegen, so etwas wie ein niveauvolles Gespräch zustandezubringen, erst recht nicht mit einer Frau, die sich nicht für Fußball interessiert.
Da fällt mir ein: einer der surrealsten Tage war die Meisterschaftsfeier 1998.
Zu viert standen wir bei brüllender Hitze am hellichten Tag irgendwo in der Pampa, breit wie die Biber, und durch unsere Sehschlitze erblickten wir auf einer entfernten Bühne schwer Faßbares: unerträgliche Gestalten wie Heino (HEINO!) und der nicht weniger kreuzwiderliche Cephas Banza (dessen afrikanische Stammesfolklore als ghanaischer König mit eigener Autowerkstatt in Ludwigshafen [sic!] nicht darüber wegtäuschen sollte, daß er ein Erzreaktionär ist, dem man- wäre er Einheimischer- längst mal die Möbel geradegezogen hätte, wenn er mal wieder für die bundesweite Einführung des allgemein verpflichtenden Kirchenbesuchs sonntags, das obligatorische Schulgebet und ähnlich geisteskranken Stuß plädiert... mittlerweile meint er sogar, uns mit deutschen Schlagern beglücken zu müssen. Böse Falle... der Typ wirkt gerne lustig, ohne es im Geringsten zu sein)waren herangekarrt worden, um dem FCK zuzujubeln (zumindest im Fall von Heino, der sich für ausreichende Bezahlung zum Ende jeder Saison mit einem anderen Vereinsschal behängen läßt, hätte man sofort die Bühne stürmen und ihn mit einem Stück Kantholz herunterprügeln müssen).
Dazu schräg vor uns ein völlig geschmacksbefreit gekleideter Mensch mit ironiefrei zur Schau gestellter Pornosonnenbrille, pastellfarbenem Hemd über Altherrenshorts mit Knopf und Reißverschluß am Stall sowie Sandalen mit Kniestrümpfen, der von uns flugs zum "König des Fratzengulaschs" gekürt wurde und für immer wiederkehrende kollektive Losprustanfälle unsererseits sorgte, wenn er gedankenverloren vor sich hingrimassierte (und- um falschen Annahmen vorzubeugen- er war definitiv NICHT behindert... um ihn herum tollte sein kleiner Sohn, der sich der offensichtlichen Horstigkeit seines Vaters zum Glück noch nicht bewußt war)... und direkt vor mir ein junger Mann, der zu irgendeinem Bauerntechno herumhüpfte.
Das allein wäre keine Erwähnung wert; aber am Hemdkragen im Genick dieses Menschen kämpfte eine kleine grüne Raupe verzweifelt (aber erfolgreich) ums Überleben, und während sie sich quasi im gegenläufigen Rhythmus bewegte, stand ich weitgehend debil in der Gegend und konnte gefühlte 15 Minuten meinen Blick nicht abwenden.
Ich mochte diese Raupe; sie war sehr tapfer.
Das Motto dieser Unternehmung: siehe oben.
Man darf es bereits vorwegnehmen: daraus wurde nichts. Eine bereits zu nachmittäglicher Stunde schwer schwankende Troika hangelte sich zum Hauptbahnhof und meine zwei Blindenhunde setzten mich zuerst in den Zug, da mein Intelligenzquotient infolge diverser Flüssigkeiten auf dem Level eines Gnus angekommen war, bevor sie mit ihren eigenen Unwägbarkeiten zu kämpfen hatten.
Wie ich den Zwischenstop am Mannheimer Hauptbahnhof mit einem- wenn auch gut versteckten- FCK- Schal überlebt habe, ist mir ein Rätsel, genauso wie jenes, was mich geritten hat, nicht nur noch in der Alten Hackerei einen Schlummertrunk zu mir zu nehmen, sondern auch ein befreundetes weibliches Wesen per SMS einzuladen, sich noch anzuschließen.
Letzteres klappte glücklicherweise auch nicht, denn es war Sonntagabend, und es soll ja durchaus Menschen geben, die am Montag früh rausmüssen... was mich wiederum von der unangenehmen Pflicht entbindet, krampfhaft den Abend zu rekapitulieren, um rauszufinden, ob ich mich nicht doch noch wie ein kompletter Blödmann benommen habe.
Beziehungsweise habe ich das ja bereits, aber es hätte mir vielleicht peinlich sein können.
Wenn man als Mann von einem Fußballspiel der eigenen Elf kommt und dieses nicht gerade damit verbringt, in einer V.I.P.- Lounge Schampus aus Stöckelschuhen zu saufen oder freiwillig mit seinem Arsch Hartschalensitze aus Plastik zu wärmen, sollte man keine Hoffnung mehr hegen, so etwas wie ein niveauvolles Gespräch zustandezubringen, erst recht nicht mit einer Frau, die sich nicht für Fußball interessiert.
Da fällt mir ein: einer der surrealsten Tage war die Meisterschaftsfeier 1998.
Zu viert standen wir bei brüllender Hitze am hellichten Tag irgendwo in der Pampa, breit wie die Biber, und durch unsere Sehschlitze erblickten wir auf einer entfernten Bühne schwer Faßbares: unerträgliche Gestalten wie Heino (HEINO!) und der nicht weniger kreuzwiderliche Cephas Banza (dessen afrikanische Stammesfolklore als ghanaischer König mit eigener Autowerkstatt in Ludwigshafen [sic!] nicht darüber wegtäuschen sollte, daß er ein Erzreaktionär ist, dem man- wäre er Einheimischer- längst mal die Möbel geradegezogen hätte, wenn er mal wieder für die bundesweite Einführung des allgemein verpflichtenden Kirchenbesuchs sonntags, das obligatorische Schulgebet und ähnlich geisteskranken Stuß plädiert... mittlerweile meint er sogar, uns mit deutschen Schlagern beglücken zu müssen. Böse Falle... der Typ wirkt gerne lustig, ohne es im Geringsten zu sein)waren herangekarrt worden, um dem FCK zuzujubeln (zumindest im Fall von Heino, der sich für ausreichende Bezahlung zum Ende jeder Saison mit einem anderen Vereinsschal behängen läßt, hätte man sofort die Bühne stürmen und ihn mit einem Stück Kantholz herunterprügeln müssen).
Dazu schräg vor uns ein völlig geschmacksbefreit gekleideter Mensch mit ironiefrei zur Schau gestellter Pornosonnenbrille, pastellfarbenem Hemd über Altherrenshorts mit Knopf und Reißverschluß am Stall sowie Sandalen mit Kniestrümpfen, der von uns flugs zum "König des Fratzengulaschs" gekürt wurde und für immer wiederkehrende kollektive Losprustanfälle unsererseits sorgte, wenn er gedankenverloren vor sich hingrimassierte (und- um falschen Annahmen vorzubeugen- er war definitiv NICHT behindert... um ihn herum tollte sein kleiner Sohn, der sich der offensichtlichen Horstigkeit seines Vaters zum Glück noch nicht bewußt war)... und direkt vor mir ein junger Mann, der zu irgendeinem Bauerntechno herumhüpfte.
Das allein wäre keine Erwähnung wert; aber am Hemdkragen im Genick dieses Menschen kämpfte eine kleine grüne Raupe verzweifelt (aber erfolgreich) ums Überleben, und während sie sich quasi im gegenläufigen Rhythmus bewegte, stand ich weitgehend debil in der Gegend und konnte gefühlte 15 Minuten meinen Blick nicht abwenden.
Ich mochte diese Raupe; sie war sehr tapfer.
Montag, 3. Mai 2010
Mein Leben als Böse
Am Freitag war es schließlich soweit:
Andrea Mohr beehrte mich mit ihrem Besuch. Bereits um 16 Uhr stand sie bei mir auf der Matte, als ich noch versuchte, meine Behausung menschenwürdig herzurichten, und das mit gerade mal 3 1/2 Stunden Schlaf in den Knochen, weil ich vorher Frühschicht gehabt hatte.
Ein Gastgeschenk hatte sie auch mitgebracht: eine Flasche weißen Tequila, wobei ich aber passen mußte, weil ich es für keine sonderlich gute Idee hielt, angesichts der Sendung um 22 Uhr bereits um diese gottlose Tageszeit eine Holzhütte auf meinem Kopf zu errichten.
Also saßen wir zuerst bei mir, dann in meinem Stammlokal "Pierre's Bistro" in der Bürgerstraße, um bei Bier, Wein und chinesischem Essen ein halbwegs plausibles Konzept für die Sendung zu entwickeln.
Zwischendurch riefen auf ihrem Handy immer mal wieder Leute von der BILD- Zeitung an, da in der kommenden BamS ein großer Artikel über sie erscheinen sollte (der das- unter der Überschrift "Mein Leben als Böse"- gestern auch tat)und Andrea war, wie in Leipzig eben auch: quirlig, unterhaltsam und sehr freundlich.
Die Sendung entwickelte sich auch dementsprechend: was in einem normalen Radiosender ein trockenes Vieraugengespräch geworden wäre, lief natürlich nach anfänglichen technischen Problemen mit steigendem Getränkekonsum höchst erfreulich aus dem Ruder: es gab einige unschlagbare Anekdoten ("Nick Cave und Blixa Bargeld hatten in Berlin denselben Dealer wie ich..."), eine erstaunliche musikalische Schnittmenge ("Big Black? Die hab ich auch, die hab ich mir damals wegen dem Titel gekauft... 'Songs About Fucking', die mußte ich haben")und ansonsten jede Menge zum Lachen.
Daß wir geplant haben, bei passender Gelegenheit gemeinsame Lesungen abzuhalten (Arbeitstitel: "Pixie in der Kreisklassenhölle") ist da eine eigentlich logische Konsequenz.
Man darf gespannt sein.
Andrea Mohr beehrte mich mit ihrem Besuch. Bereits um 16 Uhr stand sie bei mir auf der Matte, als ich noch versuchte, meine Behausung menschenwürdig herzurichten, und das mit gerade mal 3 1/2 Stunden Schlaf in den Knochen, weil ich vorher Frühschicht gehabt hatte.
Ein Gastgeschenk hatte sie auch mitgebracht: eine Flasche weißen Tequila, wobei ich aber passen mußte, weil ich es für keine sonderlich gute Idee hielt, angesichts der Sendung um 22 Uhr bereits um diese gottlose Tageszeit eine Holzhütte auf meinem Kopf zu errichten.
Also saßen wir zuerst bei mir, dann in meinem Stammlokal "Pierre's Bistro" in der Bürgerstraße, um bei Bier, Wein und chinesischem Essen ein halbwegs plausibles Konzept für die Sendung zu entwickeln.
Zwischendurch riefen auf ihrem Handy immer mal wieder Leute von der BILD- Zeitung an, da in der kommenden BamS ein großer Artikel über sie erscheinen sollte (der das- unter der Überschrift "Mein Leben als Böse"- gestern auch tat)und Andrea war, wie in Leipzig eben auch: quirlig, unterhaltsam und sehr freundlich.
Die Sendung entwickelte sich auch dementsprechend: was in einem normalen Radiosender ein trockenes Vieraugengespräch geworden wäre, lief natürlich nach anfänglichen technischen Problemen mit steigendem Getränkekonsum höchst erfreulich aus dem Ruder: es gab einige unschlagbare Anekdoten ("Nick Cave und Blixa Bargeld hatten in Berlin denselben Dealer wie ich..."), eine erstaunliche musikalische Schnittmenge ("Big Black? Die hab ich auch, die hab ich mir damals wegen dem Titel gekauft... 'Songs About Fucking', die mußte ich haben")und ansonsten jede Menge zum Lachen.
Daß wir geplant haben, bei passender Gelegenheit gemeinsame Lesungen abzuhalten (Arbeitstitel: "Pixie in der Kreisklassenhölle") ist da eine eigentlich logische Konsequenz.
Man darf gespannt sein.
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