Mittwoch, 8. Mai 2019

Ich stalkte Jürgen Klopp (zumindest fast)

Laut "Wikipedia" muß es 1995 gewesen sein.
Mike Krüger hatte eine Spielshow, an deren Namen ich mich keinen Millimeter mehr erinnere und die rasch abgesetzt wurde; laut erwähnter Quelle hatte er eine kurzlebige Sendung namens "Verlieren Sie Millionen", also gehe ich davon aus, daß es die gewesen sein muß.
Ich weiß nicht, warum ich beim Zappen an bei der weithin unerträglichen Segelnase hängenblieb.
Auf jeden Fall wohnte ich damals noch ein paar Monate bei meinen Eltern und hatte im Dorf an dem Abend nichts besseres zu tun, als mir derartigen Scheißdreck zu Gemüte zu führen.
Einer der Kandidaten hieß Jürgen und gewann den Quatsch am Ende auch noch.
Ich fand Jürgen nicht unsympathisch, und im Lauf der Sendung stellte sich heraus, daß er Fußballer bei Mainz 05 war.
Also blätterte ich im "kicker - Sonderheft" und sieh an: da war er. Jürgen Klopp.
Irgendwie fühlte ich mich dazu veranlaßt, ihn fortan im Auge zu behalten. Als Mainz 05 plötzlich einen Interimscoach suchte, dachte ich mir, daß es spannend wäre, wenn "Jürgen" den Job übernehmen würde, und das tat er. Der Rest ist bekannt.
Gestern Abend saß ich in meiner Stammkneipe MILANO in der Karlsruher Südstadt und schaute mir - da gerade Strohwitwer - inmitten anderer anfangs neutraler Zuschauer das Champions - League - Halbfinale Liverpool - Barcelona an. Die Reds hatten das Hinspiel 0:3 verloren und waren eigentlich tot wie ein paar Socken, zumal gegen eine Weltklassemannschaft wie die Katalanen.
Spätestens beim 2:0 kippte die Stimmung in Richtung Liverpool, und nach dem Abpfiff beim Stand von 4:0 feierte die ganze Kneipe den FC Liverpool ab, als wäre es der KSC, und das Bier floß in Strömen.
Jedem war in dem Moment bewußt, live bei einem historischen Match vor dem TV gesessen zu haben: etwas, was man nur als Fußballfan nachvollziehen kann, samt dem sich danach einstellenden erhabenen Gefühl.
Ich hätte mir vor fast 25 Jahren beim besten Willen nicht vorstellen können, daß Mike - Krüger - Kandidat Jürgen mittlerweile in einem Teil Großbritanniens als lebender Halbgott verehrt wird und als internationaler Spitzentrainer gilt.
Aber manche Wendungen im Leben sind schon sehr unterhaltsam; auch die, daß ich mich eines langweiligen Abends wegen umso mehr für ihn freue, obwohl ich ihn weder persönlich kenne, noch Mainz 05 und Borussia Dortmund ausstehen kann und mir seine andauernde Werbepräsenz eigentlich auf den Sack gehen müßte.
Aber Stalker sind halt unberechenbar.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen