Donnerstag, 1. März 2018

26 Jahre oder: Das Wort zum Sonntag

Heute las ich im Gesichtsbuch, daß "Vulgar Display Of Power" von Pantera bereits stolze 26 Jahre auf dem verschwitzten Buckel hat.
Ich erinnere mich: damals hatte ich die Platte nur auf Cassette, die ich mir von einem Kumpel überspielte, der sie ebenfalls nur auf einer von einem anderen Tape kopierten Cassette hatte.
Eine Tape zu Tape zu Tape - Kopie also; dementsprechend war die Qualität.
Als ich mir dann von meinem mageren Azubigehalt endlich die CD leisten konnte und sie daheim einlegte, zeerbröselte mich das Anfangsriff von "Mouth For War" samt meiner Zimmereinrichtung. Der Beginn einer großen Liebe (und darum möchte ich hier auch nicht über Phil Anselmo als Person und Dummbeutel referieren).
Damals war ich 18 oder 19 Jahre alt.
In Docs mit roten Schnürsenkeln, Flanellhemd und abgeschnittenen Bundeswehrhosen stiefelte ich über die Tanzfläche im MASH in Landau und schüttelte zu "This Love" das Haupthaar, das ich damals manchmal schwarz färbte und kurz trug, außer dem Pony, den ich mir lang wachsen ließ, im Bemühen, ständig einen Vorhang vor dem Gesicht zu haben. Bei den Strophen täuschte ich zumeist sachte an und stampfte beim Refrain heftig bangend herum. Heute würde mir wahrscheinlich die Rübe abfallen.
Ich frage mich manchmal, was wir denken würden, wenn uns unsere damaligen alter egos heute über den Weg liefen. Wahrscheinlich fände ich es allenfalls niedlich, wie ich damals den wilden Mann markierte, obwohl ich zu dieser Zeit noch harmlos war wie ein Zweipfünder Bauernbrot (meine wilden Jahre, auf die ich in der Zeit hinarbeitete, waren die adoleszenten). Daß ich damals wahrscheinlich scheiße aussah? Geschenkt. Ich kenne kaum jemanden, der heute von sich behaupten kann, damals bereits erstaunlich stilsicher gewesen zu sein und das bis heute unverändert durchgehalten zu haben. Davon abgesehen, wären Erinnerungen ohne vergangenes Scheißesein allenfalls nur halb so unterhaltsam.
Es war mit Sicherheit nicht alles toll (einiges war sogar ziemlich unerfreulich, wenn ich so zurückdenke), aber es ist trotzdem gut, wie es war ... und vor allem, DASS es so war.

Leute, denen ihre Jugend peinlich ist, haben definitiv etwas verkehrt gemacht.

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