Samstag, 29. August 2015

Noch einmal Klartext.

Bevor ich hier nur wiederhole, was andere bereits treffend formuliert haben, zitiere ich der Einfachheit halber den geschätzten Kollegen Klaus N. Frick:

Bis vor einem halben Jahr war ich weitestgehend guter Dinge: Die meisten Menschen in diesem Land schienen ein positives Verhältnis zu »Ausländern« im Allgemeinen und Flüchtlingen im Besonderen gewonnen zu haben. Es wurde reichlich gespendet, die Sympathiewelle war relativ groß.
Kein Vergleich zu der Situation vor über zwanzig Jahren, als die Massenmedien hetzten, der Mob randalierte, brandschatzte und dutzendfach tötete – alles »unpolitische Einzeltäter« damals; noch heute mein Kopfschütteln über die unfassbare Justiz –, während die Regierung stillschweigend die Mordbrenner tolerierte. Ich war guter Dinge und hatte das Gefühl, es hätte sich einiges gebessert.

Allerdings: Damals gab es noch kein Internet, zumindest nicht für jedermann zugänglich. Es gab vor allem kein Facebook. Das hat viele Leute davon abgehalten, ihre Meinungen zu veröffentlichen und sich im Netz zusammenzurotten.

Was sich aber in diesen Tagen und Wochen abspielt, macht mich sprachlos. Äußert sich eine halbwegs prominente Person öffentlich zur aktuellen Flüchtlings-Thematik, wird sie öffentlich angegriffen, im Netz gedisst, im wirklichen Leben attackiert.

Der Mob macht sich breit, er weitet seine Aktivitäten aus. Eine widerwärtige Suada aus Menschenhass und erbärmlicher Minder-Intelligenz lässt sich in Teilen des Internets bewundern – es macht mich fassungslos. Lügen werden verbreitet, Gerüchte bauscht man auf, es wird gedroht und bedroht und öffentlich gehasst.


Genau das kann ich bis zum letzten Komma exakt so unterschreiben. Und darauf warten, bedroht und beleidigt zu werden, und das ist das Schlimme daran: das Abwägen, ob es sich lohnt, öffentlich zu seiner Meinung zu stehen oder ob zu erwartende Nachteile so groß sind, daß man lieber das Maul hält.
Doch als Person des öffentlichen Lebens, und sei es, daß man nur mit Quadrupelprominenz gesegnet ist, sollte man nicht schweigen.

Ich bin nicht sonderlich politisch links stehend. Um mich wie ein MENSCH zu verhalten, brauche ich keinen ideologischen Unterbau. Ohne Zögern würde ich mich als Patrioten bezeichnen, der seine beiden Herkunftsländer gleichermaßen mag und respektiert. Deswegen muß ich noch lange nicht alles gutheißen, was dort passiert.
Und diese Hetze gegen Menschen, die aus welchen Gründen auch immer bei uns Schutz suchen, ist widerlich, niederträchtig und besorgniserregend.
Ich glaube nicht daran, daß eine Gruppe von Menschen nur aus charakterlich einwandfreien Exemplaren besteht. Doch jeder Mensch hat das Recht, daß man ihm unvoreingenommen gegenübertritt, unabhängig von seiner Herkunft oder ethnischen Zugehörigkeit, zumal, wenn er vor unerträglichen Zuständen flieht und kaum vorstellbare Strapazen auf sich nimmt, um hierherzugelangen.
Sollte mich deswegen jemand als "Volksverräter" bezeichnen, kann er das gerne tun, denn dann gehört er sowieso einem Volk an, dem ich mich nicht zugehörig fühle. Und auch niemals zugehörig fühlen will.
Denn in MEINEM Deutschland saß ich mit Leuten mit vielfältigem Migrationshintergrund in einer italienischen Kneipe, wir schauten das WM- Endspiel und freuten uns alle gemeinsam über den Titel.
Das ist das Deutschland, das ich mag, und das auch so bleiben soll.

Ein Deutschland, wie es sich die "Deutschland den Deutschen"- Deutschen vorstellen, kann niemand wollen, der noch alle Tassen im Schrank hat.

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