Montag, 3. Februar 2014

Was bleibt unter Geiern?

Weil ich gerade so heiter- besinnlich vor mich hinverrotte, wollte ich mal eine erbauliche Anekdote aus einem Altersheim zum Besten geben, in dem ich vor Jahren arbeitete. Das Heim befindet sich in Karlsruhe, bleibt aber ansonsten anonym.
Es gab eine Bewohnerin dort, die noch verhältnismäßig jung war; Anfang 60, glaube ich mich zu erinnern. Körperlich war sie aber ziemlich angeschlagen, was sie jedoch nicht daran hinderte, zu rauchen wie ein Schlot.
So kam es, wie es kommen mußte, und einige Zeit später wurde sie recht unerwartet hinweggerafft.
Da sie keinerlei Angehörige hatte und wohl auch kein Testament hinterließ, fiel die verwaiste Einrichtung ihres Zimmers an das Haus. Gegeizt hatte die gute Frau glücklicherweise nicht; es gab zwei prallgefüllte Kleiderschränke, allerlei (wertlosen) Schmuck, Bücher und Videos, Nippes, Lampen und Sofakissen.
Damals arbeitete ich ein paar Wochen als Nachtwache; die Heimleitung hatte den Mitarbeitern die Erlaubnis gegeben, sich aus dem Nachlaß zu bedienen, wenn man irgendwas brauchen könnte.
Soweit, so gut. Ich ging also nachts mit meiner Kollegin ins Zimmer der am Morgen verstorbenen Frau in der Hoffnung, eine brauchbare Kleinigkeit (ein Buch oder einen Film) zu finden.
Als wir das Zimmer öffneten, bot sich mir ein Anblick, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde: offenbar hatten sich die Kollegen vom Tagdienst schon reichlich bedient.
Keine Schrank- oder Kommodentür war geschlossen, und alles was man nicht gebrauchen konnte, war auf den Boden geworfen worden.Es sah aus wie eine Kombination aus Einbruch und Sommerschlußverkauf.

Ich fand dieses vorherige, durch keinen Hauch von Anstand oder des Gefühls für Würde abgemilderte Wüten, diesen Nachweis der unverfälschten Habgier irgendwelcher Krämerseelen fast schon tierisch. Hyänengleich. Widerwärtig.
Angeekelt drehte ich mich auf dem Absatz um, denn sogar wenn ich in dem verbliebenen Wust noch irgendwas Brauchbares gefunden hätte, ich hätte es nicht guten Gewissens an mich nehmen können.

Was von einem Leben an sichtbaren Spuren zurückbleibt, ist schon wenig genug. Wenn sich dann noch jemand dermaßen damit den Arsch wischt, ist das bei genauerer Überlegung kaum auszuhalten.

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