Nach dem Auftritt in Mainz ging es nach Köln. Da würde ich auch auf meine Mitstreiter treffen, die mit mir als OX- Kolumnisten- Paket die restlichen drei Termine absolvieren sollten.
Besonders gespannt war ich auf Christoph Parkinson, hatte jener einst in seinem "Furious Clarity"- Blog meine Graphic Novel "Der Katzenkönig" nicht nur verrissen, sondern regelrecht geschlachtet.
Will heißen: eigentlich (und ausgerechnet) nur meinen Text, Daniel Proharts Bilder hatten noch halbwegs Gnade erfahren.
Natürlich (was ich ihm auch persönlich mitgeteilt habe) liest man als Künstler nicht gerne Verrisse seiner Arbeit und ist in solch einem Fall geneigt, den unbekannten Rezensenten für ein Riesenarschloch zu halten... wohl auch für Sie, geneigte Leser, eine nachvollziehbare Gemütsregung.
In seinem Fall war mir aber klar, daß wir uns früher oder später im OX- Umfeld einmal begegnen würden (auch wenn ich nie damit gerechnet hätte, bei ihm in der WG übernachten zu sollen/dürfen/müssen)... und da ich generell die Neigung habe, Leute, die ich interessant finde, persönlich kennenlernen zu wollen (auch gegenseitige Onlineaversion kann einen Menschen interessant machen), war ich sehr gespannt, was mich da genau erwarten würde.
Mich erwartete: ein überaus freundlicher und herzlicher Mensch, der mir auf Anhieb grundsympathisch war... wie der Rest der ganzen Bagage übrigens auch.
Natürlich kauten wir den Verriß noch einmal durch (nach dem Motto: gut, daß wir darüber geredet haben), was zwar nichts daran änderte, daß ihm die Geschichte nicht gefällt und ich damit leben muß... aber zumindest gibt es keinen Grund mehr dafür, irgendwas persönlich zu nehmen.
Das Stereo Wonderland in Köln war auf jeden Fall brechend voll. 50 zahlende Gäste waren anwesend, mein persönlicher Rekord... schön wäre gewesen, wenn die wegen uns dagewesen wären.
Stattdessen entpuppten sie sich mehrheitlich als Anhänger des endverstrahlten Hirnmutanten Heinrich Hass, ein ehemaliger Mitbewohner von Christoph, den dieser kurzerhand als Gastleser organisiert hatte.
Wobei dies negativer klingt als beabsichtigt.
Zum einen waren die handgeschriebenen Textfragmente, die er vortrug, wirklich gut... zum anderen war er selbst zwar reichlich merkwürdig, aber prinzipiell nicht unsympathisch.
Auch wenn man beispielsweise für sein unter dem Namen "Tourette Talking" auf You Tube veröffentlichtes Musikvideo schon einen recht speziellen Humor braucht... den ich habe. Umgehend spielte ich den Track in meiner Radiosendung und kann ihn nur empfehlen. "Foxtrot, Foxtrot, Nuttenutte Koks" eben.
Was uns drei anderen Leser anging (außer mir H.C. Roth aus Graz und Gary Flanell aus Berlin), hatten wir mit einem ständig wachsenden Lärmpegel sowie zunehmendem Desinteresse des Publikums zu kämpfen (das noch dazu beständig spärlicher wurde) und ich glaube, daß wir alle froh waren, als unsere Lesung zuende war.
Was uns allerdings nicht daran hinderte, uns nach der Show nach allen Regeln der Kunst zuzulöten... so daß um halb drei morgens ein ordentlicher OX- Promillepack in Christophs WG einlief.
Trotz der grenzwertigen Publikumsreaktion waren wir eigentlich alle guter Dinge... denn am nächsten Abend in Solingen (ohne Lokalmatador) würde das Publikum gewiß aufmerksamer sein.
Fortsetzung folgt
Freitag, 28. Februar 2014
Montag, 24. Februar 2014
Mein Leben als Rockstar, Teil 1
Zurück von der Tour. Endlich wieder daheim. "Ausspannen." Oder, noch besser, "die Seele baumeln lassen".
Würrrg.
Wobei der Ankündigung, als Autor auf Tour zu gehen, wenig Rockstarmäßiges anhaftet. Eine Lesetour, so wird wahrscheinlich allgemein angenommen, beinhaltet nicht soviel Potential für Exzesse und zertrümmerte Hotelzimmereinrichtungen. Letzteres stimmt zumindest, einen Fernseher habe ich noch nie aus dem Fenster geworfen (davon abgesehen, daß ich dazu noch so gut wie nie in Hotels übernachte).
Das Höchste der Gefühle waren bislang ein Radiowecker sowie ein Wasserkocher. Nur war das nicht im Hotel, sondern bei mir zuhause, und außerdem befanden sich die Gegenstände in meinem Privatbesitz.
Außerdem war das in meiner Prä- Autorenzeit, allerdings aus ähnlichen Gründen, die mich auch gegenwärtig zu solchem Unfug verleiten würden.
Diesmal gab es nichts dergleichen zu vermelden. Vor dem Auftritt im Fiszbah in Mainz, einer recht gepflegten Bar überschaubarer Größe, hielt sich meine allgemeine Begeisterung sogar ziemlich in Grenzen.
Der Punkt, an dem man sich fragt "was zur Hölle tue ich eigentlich hier" kommt normalerweise spätestens dann, wenn kurz vor Lesebeginn das Publikum immer noch aus 15 vereinzelt eingetrudelten Leuten besteht, aber rauscht vorbei, wenn sich herausstellt, daß dies komplett egal ist.
Hier nochmal offiziell: ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß bei einer Lesung. Das Publikum war klasse, und die gute Stimmung übertrug sich auf mich und somit wieder auf das Publikum... im Fußball nennt man das Tiki- Taki. Ich durfte sogar noch eine Zugabe lesen, ohne daß ich den Eindruck hatte, die Leute würden diese aus reiner Höflichkeit einfordern.
Danach durfte ich mit meinem DJ- Kollegen Dominik noch etwas Musik auflegen, bis wir den Laden weitgehend leergespielt hatten, bevor ich dann mit Erstgenanntem samt seiner Freundin Eva (die das Vorprogramm bestritten hatte) und meiner Verlegerin Miriam Spies noch auf einen Absacker in eine nahe Kneipe mit dem wunderschönen Namen "Hafeneck" weiterzog.
Ein sehr gelungener Tourauftakt, wozu auch paßte, daß der FCK das DFB- Pokal- Viertelfinale in Leverkusen gewonnen hatte, worauf ich natürlich in- ausgerechnet Mainz- ausgiebig herumreiten mußte.
Fazit: ich habe schon lange nicht mehr ausschließlich für Freigetränke gelesen, aber in solch einem Ambiente kann man das gerne mal tun.
(Fortsetzung folgt)
Würrrg.
Wobei der Ankündigung, als Autor auf Tour zu gehen, wenig Rockstarmäßiges anhaftet. Eine Lesetour, so wird wahrscheinlich allgemein angenommen, beinhaltet nicht soviel Potential für Exzesse und zertrümmerte Hotelzimmereinrichtungen. Letzteres stimmt zumindest, einen Fernseher habe ich noch nie aus dem Fenster geworfen (davon abgesehen, daß ich dazu noch so gut wie nie in Hotels übernachte).
Das Höchste der Gefühle waren bislang ein Radiowecker sowie ein Wasserkocher. Nur war das nicht im Hotel, sondern bei mir zuhause, und außerdem befanden sich die Gegenstände in meinem Privatbesitz.
Außerdem war das in meiner Prä- Autorenzeit, allerdings aus ähnlichen Gründen, die mich auch gegenwärtig zu solchem Unfug verleiten würden.
Diesmal gab es nichts dergleichen zu vermelden. Vor dem Auftritt im Fiszbah in Mainz, einer recht gepflegten Bar überschaubarer Größe, hielt sich meine allgemeine Begeisterung sogar ziemlich in Grenzen.
Der Punkt, an dem man sich fragt "was zur Hölle tue ich eigentlich hier" kommt normalerweise spätestens dann, wenn kurz vor Lesebeginn das Publikum immer noch aus 15 vereinzelt eingetrudelten Leuten besteht, aber rauscht vorbei, wenn sich herausstellt, daß dies komplett egal ist.
Hier nochmal offiziell: ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß bei einer Lesung. Das Publikum war klasse, und die gute Stimmung übertrug sich auf mich und somit wieder auf das Publikum... im Fußball nennt man das Tiki- Taki. Ich durfte sogar noch eine Zugabe lesen, ohne daß ich den Eindruck hatte, die Leute würden diese aus reiner Höflichkeit einfordern.
Danach durfte ich mit meinem DJ- Kollegen Dominik noch etwas Musik auflegen, bis wir den Laden weitgehend leergespielt hatten, bevor ich dann mit Erstgenanntem samt seiner Freundin Eva (die das Vorprogramm bestritten hatte) und meiner Verlegerin Miriam Spies noch auf einen Absacker in eine nahe Kneipe mit dem wunderschönen Namen "Hafeneck" weiterzog.
Ein sehr gelungener Tourauftakt, wozu auch paßte, daß der FCK das DFB- Pokal- Viertelfinale in Leverkusen gewonnen hatte, worauf ich natürlich in- ausgerechnet Mainz- ausgiebig herumreiten mußte.
Fazit: ich habe schon lange nicht mehr ausschließlich für Freigetränke gelesen, aber in solch einem Ambiente kann man das gerne mal tun.
(Fortsetzung folgt)
Montag, 3. Februar 2014
Was bleibt unter Geiern?
Weil ich gerade so heiter- besinnlich vor mich hinverrotte, wollte ich mal eine erbauliche Anekdote aus einem Altersheim zum Besten geben, in dem ich vor Jahren arbeitete. Das Heim befindet sich in Karlsruhe, bleibt aber ansonsten anonym.
Es gab eine Bewohnerin dort, die noch verhältnismäßig jung war; Anfang 60, glaube ich mich zu erinnern. Körperlich war sie aber ziemlich angeschlagen, was sie jedoch nicht daran hinderte, zu rauchen wie ein Schlot.
So kam es, wie es kommen mußte, und einige Zeit später wurde sie recht unerwartet hinweggerafft.
Da sie keinerlei Angehörige hatte und wohl auch kein Testament hinterließ, fiel die verwaiste Einrichtung ihres Zimmers an das Haus. Gegeizt hatte die gute Frau glücklicherweise nicht; es gab zwei prallgefüllte Kleiderschränke, allerlei (wertlosen) Schmuck, Bücher und Videos, Nippes, Lampen und Sofakissen.
Damals arbeitete ich ein paar Wochen als Nachtwache; die Heimleitung hatte den Mitarbeitern die Erlaubnis gegeben, sich aus dem Nachlaß zu bedienen, wenn man irgendwas brauchen könnte.
Soweit, so gut. Ich ging also nachts mit meiner Kollegin ins Zimmer der am Morgen verstorbenen Frau in der Hoffnung, eine brauchbare Kleinigkeit (ein Buch oder einen Film) zu finden.
Als wir das Zimmer öffneten, bot sich mir ein Anblick, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde: offenbar hatten sich die Kollegen vom Tagdienst schon reichlich bedient.
Keine Schrank- oder Kommodentür war geschlossen, und alles was man nicht gebrauchen konnte, war auf den Boden geworfen worden.Es sah aus wie eine Kombination aus Einbruch und Sommerschlußverkauf.
Ich fand dieses vorherige, durch keinen Hauch von Anstand oder des Gefühls für Würde abgemilderte Wüten, diesen Nachweis der unverfälschten Habgier irgendwelcher Krämerseelen fast schon tierisch. Hyänengleich. Widerwärtig.
Angeekelt drehte ich mich auf dem Absatz um, denn sogar wenn ich in dem verbliebenen Wust noch irgendwas Brauchbares gefunden hätte, ich hätte es nicht guten Gewissens an mich nehmen können.
Was von einem Leben an sichtbaren Spuren zurückbleibt, ist schon wenig genug. Wenn sich dann noch jemand dermaßen damit den Arsch wischt, ist das bei genauerer Überlegung kaum auszuhalten.
Es gab eine Bewohnerin dort, die noch verhältnismäßig jung war; Anfang 60, glaube ich mich zu erinnern. Körperlich war sie aber ziemlich angeschlagen, was sie jedoch nicht daran hinderte, zu rauchen wie ein Schlot.
So kam es, wie es kommen mußte, und einige Zeit später wurde sie recht unerwartet hinweggerafft.
Da sie keinerlei Angehörige hatte und wohl auch kein Testament hinterließ, fiel die verwaiste Einrichtung ihres Zimmers an das Haus. Gegeizt hatte die gute Frau glücklicherweise nicht; es gab zwei prallgefüllte Kleiderschränke, allerlei (wertlosen) Schmuck, Bücher und Videos, Nippes, Lampen und Sofakissen.
Damals arbeitete ich ein paar Wochen als Nachtwache; die Heimleitung hatte den Mitarbeitern die Erlaubnis gegeben, sich aus dem Nachlaß zu bedienen, wenn man irgendwas brauchen könnte.
Soweit, so gut. Ich ging also nachts mit meiner Kollegin ins Zimmer der am Morgen verstorbenen Frau in der Hoffnung, eine brauchbare Kleinigkeit (ein Buch oder einen Film) zu finden.
Als wir das Zimmer öffneten, bot sich mir ein Anblick, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde: offenbar hatten sich die Kollegen vom Tagdienst schon reichlich bedient.
Keine Schrank- oder Kommodentür war geschlossen, und alles was man nicht gebrauchen konnte, war auf den Boden geworfen worden.Es sah aus wie eine Kombination aus Einbruch und Sommerschlußverkauf.
Ich fand dieses vorherige, durch keinen Hauch von Anstand oder des Gefühls für Würde abgemilderte Wüten, diesen Nachweis der unverfälschten Habgier irgendwelcher Krämerseelen fast schon tierisch. Hyänengleich. Widerwärtig.
Angeekelt drehte ich mich auf dem Absatz um, denn sogar wenn ich in dem verbliebenen Wust noch irgendwas Brauchbares gefunden hätte, ich hätte es nicht guten Gewissens an mich nehmen können.
Was von einem Leben an sichtbaren Spuren zurückbleibt, ist schon wenig genug. Wenn sich dann noch jemand dermaßen damit den Arsch wischt, ist das bei genauerer Überlegung kaum auszuhalten.
Sonntag, 2. Februar 2014
Wink aus dem Schlamm
Tage wie zäher Schlick. Der Fakt, nicht über März hinausplanen zu können, hängt an mir wie eine Bleischürze in der Radiologie und lähmt mich auf eine nicht definierbare Art und Weise.
Alles, was man tut oder zur Kenntnis nimmt, ist mit einem dicken "ABER" versehen... ein Umstand, der mir gerade mächtig auf den Zünder geht.
Ein triviales Beispiel: ich freue mich beispielsweise darüber, daß der verlorene Sohn zurückgekehrt ist, Srdjan Lakic wieder für meinen Verein aufläuft und hoffe, daß er nach seiner Odyssee wieder zu alter Stärke zurückfindet... da schiebt sich dieses ABER wie ein Rolltor zwischen März und das Ende der Saison, und nicht mal auf Zehenspitzen ist es möglich, einen Blick auf das zu erhaschen, was sich dahinter befindet.
Um im Fußballerjargon zu bleiben: mein Leben hat momentan den Radius eines Bierdeckels.
Zwar ist dieser von allerlei Menschen gesäumt, die ich mag und die mich wohl wiederum auch mögen (um den alten Witz nicht ungeschrieben entfleuchen zu lassen: die soll es tatsächlich geben, wird gemunkelt), aber alles hat den bittersüßen Beigeschmack der Melancholie.
Was bleibt, sind Momentaufnahmen: wie etwa die Mode bei zumeist überschminkten jungen Frauen und metrosexuell wirkenden ebenso jungen Männern, sich mit möglichst vielen braunpapiernen PRIMARK- Tüten zu behängen, als wären diese ein Statussymbol.
Ich behaupte nicht, daß früher alles besser war... aber 18 und mit dem unheilvollen Drang ausgestattet, jeden Scheiß mitmachen zu müssen, möchte ich trotzdem nicht mehr sein.
Über "nochmal 28" können wir aber bei anderer Gelegenheit gerne noch einmal diskutieren.
Alles, was man tut oder zur Kenntnis nimmt, ist mit einem dicken "ABER" versehen... ein Umstand, der mir gerade mächtig auf den Zünder geht.
Ein triviales Beispiel: ich freue mich beispielsweise darüber, daß der verlorene Sohn zurückgekehrt ist, Srdjan Lakic wieder für meinen Verein aufläuft und hoffe, daß er nach seiner Odyssee wieder zu alter Stärke zurückfindet... da schiebt sich dieses ABER wie ein Rolltor zwischen März und das Ende der Saison, und nicht mal auf Zehenspitzen ist es möglich, einen Blick auf das zu erhaschen, was sich dahinter befindet.
Um im Fußballerjargon zu bleiben: mein Leben hat momentan den Radius eines Bierdeckels.
Zwar ist dieser von allerlei Menschen gesäumt, die ich mag und die mich wohl wiederum auch mögen (um den alten Witz nicht ungeschrieben entfleuchen zu lassen: die soll es tatsächlich geben, wird gemunkelt), aber alles hat den bittersüßen Beigeschmack der Melancholie.
Was bleibt, sind Momentaufnahmen: wie etwa die Mode bei zumeist überschminkten jungen Frauen und metrosexuell wirkenden ebenso jungen Männern, sich mit möglichst vielen braunpapiernen PRIMARK- Tüten zu behängen, als wären diese ein Statussymbol.
Ich behaupte nicht, daß früher alles besser war... aber 18 und mit dem unheilvollen Drang ausgestattet, jeden Scheiß mitmachen zu müssen, möchte ich trotzdem nicht mehr sein.
Über "nochmal 28" können wir aber bei anderer Gelegenheit gerne noch einmal diskutieren.
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