So, da bin ich wieder.
Falls es da draußen irgendwo noch über's Land verstreute Leser geben sollte, die ernsthaft auf ein Lebenszeichen von mir gewartet haben: hallo. HAAA- LLOOO. Ich rede mit Ihnen. Ja, Sie da, winken Sie nicht gleich ab. Wie oft ich in den vergangenen Monaten ein Comeback angekündigt habe, weiß ich selbst. Entschuldigen Sie meinen Sarkasmus. Sollten Sie jetzt noch weiterlesen: danke für Ihre Geduld.
Die letzten Monate waren nicht erbaulich. Mich plagte eine kreative Blockade gepaart mit permanenter Schreib- und Onlineunlust. Zudem blieben mir einige weitere persönliche Schicksalsschläge nicht erspart, wobei ich dachte, nach dem Tod meines Vaters könne es eigentlich nur besser werden. Wurde es aber nicht. Das nahm mir weitgehend die Motivation dazu, Alltagsbeobachtungen zu dokumentieren, wie es eben so ist, wenn man ständig Gedanken spazierenträgt, welche einen komplett in Beschlag nehmen.
Die Feststellung, daß man Leuten, die einen penetrant mit diesem vogelzwitschrigen Twitter- Signalton nerven, am liebsten ihr Mobiltelephon in den Arsch stecken würde, ist es zwar durchaus wert, einem größeren Publikum mitgeteilt zu werden, aber die richtige Motivation, aus einem zweisekündigen Gedanken einen zwanzigzeiligen Blogbeitrag zu erstellen, läßt sich aus diesem vagen Haßgefühl dennoch nicht basteln.
Die wichtigste Neuerung in meinem Leben ist die für mich durchaus nicht erfreuliche, daß ich mittlerweile wieder gesundheitlich stark angeschlagen bin.
Das hat mit dem Comeback dennoch nichts zu tun. Ich habe eigentlich nicht den Drang, wie der unglückselige Wolfgang Herrndorf mein Siechtum minutiös zu dokumentieren oder bin gar der Meinung, der Nachwelt ein Vermächtnis hinterlassen zu müssen. Letzteres wäre nicht einmal der Fall, wenn ich mit wirklicher Prominenz gesegnet wäre, denn auch dann käme nach mir nur die Sintflut.
Lassen wir einfach einmal stehen, daß ich mich im März an der Tübinger Uniklinik einem recht riskanten neurochirurgischen Eingriff unterziehen muß, und dann dürfen Sie diesen Fakt noch eine zeitlang gepflegt ignorieren.
Ich bin wieder da, weil ich einfach Lust dazu habe... und wenn die Schreibblockade nicht von alleine weichen will, wird sie eben mit Gewalt niedergemacht. Hoffentlich auch noch im April.
Einen kurzen "Was wäre wenn..."- Rückblick auf mein Leben möchte ich mir aber doch gestatten, fand ich doch gerade im Internet das Video zu "Incredible" von M-Beat feat. General Levy... einen halsbrecherischen Jungletrack, zu dem Levys virtuoses, mit etlichen Kieksern angereichertes Toasting hervorragend paßt, obwohl Dancehall nun eher selten meine Kante ist.
Unglaubliche 20 Jahre ist das Stück nun alt... und ich erinnere mich, daß ich damals komplett darauf durchgedreht bin.
Es war ein Scheideweg im Leben, an welchem sich von einem Tag auf den anderen noch sehr viel ändern kann... und ich frage mich, wie meine Adoleszenz verlaufen wäre, hätten Jungleparties damals keine unverschämten 40 Mark Eintritt gekostet, denn mein mageres Azubigehalt wäre unter diesen Umständen wahrscheinlich komplett an einem Wochenende draufgegangen, und ich hätte den Rest des Monats gedarbt.
Denn mit den richtigen Mitteln (man beachte die Doppeldeutigkeit) hätte ich wahrscheinlich meine Wochenenden in irgendeiner Fabrikhalle verbracht, um breit wie ein Biber herumzuhüpfen und dabei ein Handtuch herumzuschlenkern, anstatt mangels Alternativen im MASH in Landau herumzuhängen und mich von abgehalfterten DJ's mit immergleicher Scheißmusik langweilen zu lassen, dabei meine letzten 10 Mark in plörriges Frankenthaler Export investierend.
Heutzutage kann ich meine Junglebegeisterung nicht mehr in dem Maß nachvollziehen, was wiederum zeigt, daß letztendlich alles ganz zufriedenstellend gelaufen ist, da sich auch kein melancholisches Gefühl meldet, irgendwas verpaßt zu haben... aber von welch winzigen Zufällen der Lebenslauf abhängt, ist manchmal schon erstaunlich.
Ich war 40 Mark von einer anderen Biographie weg.
Der Schuß hier hat mich knapp verfehlt. Wicked, wicked.
Mittwoch, 22. Januar 2014
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