Mittwoch, 24. Februar 2010

Wie war's? (Teil 1)

Nun ja, Mainz ist doch eine schönere Stadt als erwartet... wenn der saublöde Fußballverein nicht wäre, könnte man es fast mögen.
Ankunft im Regionalexpress, Miriam Spies (im folgenden "meine Verlegerin" genannt) holt mich vom Bahnhof ab und geleitet mich direkt zum Veranstaltungsort, wo die tobende Meute (geschätzte Besucherzahl: 12) bereits auf mein Eintreffen wartet.
Nun... ein Aufwärmbier, trotzdem Nervosität ungefähr ein Jahr nach meiner letzten Lesung, sogar vor solch überschaubarer Kulisse.
Das allergutendinge hat das Talent, sich auf Photos als Riesenhalle darzustellen, vergleichbar mit einer Schulaula... letzten Endes ist es so groß wie die Fahrschule auf dem Dorf, in der ich meinen Führerschein via Sonntagsbingo gewonnen habe und die es somit zu verantworten hat, daß sowas Gemeingefährliches wie ich offiziell dazu in der Lage sein soll, ein Fahrzeug zu führen.
Menschen sitzen auf zusammengesteckten, silberlackierten IKEA- Kartons (die wahrscheinlich im Katalog als RUMPELVIK firmieren) und lauschen mir.
Nach anfänglichen Problemen komme ich recht schnell in die Gänge und lege einen recht soliden Auftritt hin... Gewinner des Abends wird übrigens ein reichlich spontaner Schnellschuß, eine Geschichte namens "Abend mit Goldrand" (frei nach Arno Schmidt), die ich im Vorfeld eigentlich weglassen wollte.
Zum ersten Male die Situation: jemand, der auf dem gleichen Verlag veröffentlicht wie ich, ist anwesend und kauft mein Buch. Irgendwie flirrt die unausgesprochene Hoffnung durch den Raum, ich möge gleichsam sein Buch kaufen.
Selbst auf die Gefahr hin, daß er das nun liest und es mir krummnimmt: sorry, echt nicht.
Anschließend eine fröhliche Versackerei im "Hafeneck": trotz der versammelten Anhängerschaft eines saublöden Fußballvereins (siehe oben) ein gelungener Abschluß.
Ein kurzes Intermezzo trübt zwischenzeitlich die Laune... wenn man nämlich erfährt, daß ein in der gleichen Stadt ansässiger Verleger, an den man ebenfalls mal ein Buch gesandt und nicht einmal eine Absage erhalten hat, das ausgehändigte Freiexemplar wohl mit den Worten kommentiert hat:
"Ach, Stefan Gaffory? Der hat es bei uns auch mal versucht. Ist er nun endlich bei euch gelandet? (der Zusatz "dann muß er ja komplett verzweifelt sein" stammt von mir)"
Nein, denn höre, Gevatter Arsch: ich habe es nicht nötig, mich selbst zu kasteien; ich wurde empfohlen; und soviel Chuzpe, mittlerweile anzunehmen, daß ich gut bin, habe ich auch.
Ihr könnt noch zwölfmal meinen, die wahre deutsche Punkrockelite zu repräsentieren, aber ich bin jetzt nun mal beim gONZo- Verlag, und ich muß sagen: das ist gut so.
Der Abend endet mit einem Gesöff aus Blue Curacao und sonstigem abstrusen Zeug, das wie Gletschereisbonbons schmeckt und auf den wunderschönen Namen "Fratzengeballer" hört.
Hony soit qui mal-y-pense.

(Ende Teil 1)

Donnerstag, 18. Februar 2010

Tourauftakt

So, nun schickt mich mein Verlag also auf Lesetour durch verschiedene Läden in Deutschland.

Auftakt ist heute und morgen in Mainz (heute im allergutendinge, morgen im Hänfling), anschließend folgt am 04. März mein Heimspiel in Pierre's Bistro in Karlsruhe, bevor es am 18. März zur Leipziger Buchmesse und am 27. 03. ins Cafe 23 in Kaiserslautern geht. Weitere Termine stehen noch aus.
Mittlerweile bin ich ja schon oft genug vor Publikum aufgetreten, aber noch nie in einem solchen Rahmen... in Prä- Verlagszeiten war immer Klinkenputzen angesagt, und man konnte froh sein, wenn man in einer Kneipe oder einem kleineren Club in der Umgebung die Möglichkeit erhielt, sich zu profilieren.
Missen möchte ich diese Zeit nicht... vieles davon (zum Beispiel in der Alten Hackerei oder im KOHI, beides in Karlsruhe) hat wirklich Spaß gemacht, manches war seltsam (die WaschBar in Landau/Pfalz, eine Kombination aus- ungelogen- Waschsalon und Kneipe, in der ich vor ca. 10 Leuten an einem Bügelbrett las und ständig von einem schnauzbärtigen Alkoholiker im Eck unterbrochen wurde), manches schlichtweg katastrophal (Carambolage in Karlsruhe).
Ich bin mal gespannt, was ich zukünftig zu berichten haben werde.

Dienstag, 16. Februar 2010

Gerontologisch aufbereiteter Punkrock

Bizarres Erlebnis heute:
ich war zu meinem Zweitjob in einem Gaggenauer (mal wieder) Altersheim angetreten, wo ich am heutigen Höllentag natürlich in allerlei Faschingsquatsch hineingeriet... Karneval ist ja ein derartig einfaches Ziel, daß ich mir weitere ausführliche Kommentare spare.
Nichtsdestotrotz trat irgendein ohrenbetäubender örtlicher Fanfarenzug bei uns auf Station an, um den dementen Teil der Menschheit mit allerlei Getröte und Getrommel zu erfreuen, und fairerweise sollte man erwähnen, daß diese Musik sogar auf Bewohner, die ansonsten kaum noch irgendeine Regung zeigen, eine geradezu stimmungsaufhellende Wirkung hatte... pragmatisch gesehen, heiligte hier also der Zweck die Mittel, und da uns die Herrschaften glücklicherweise mit allzu debilem "Humba Täterä"- Stumpfsinn verschonten, konnte man das unter diesen Umständen sogar noch durchwinken.
Als der Fanfarenzug schließlich applausumtost im Hof weitermusizierte, drang etwas an mein Ohr, was mir bekannt vorkam... ich überlegte kurz und... tatsächlich: er spielte wirklich und wahrhaftig "Basket Case" von Green Day in einer Schunkel- Humba- Guggenmusikversion, die von Bewohnern und Angehörigen gleichfalls beklatscht wurde.
Es sei mal dahingestellt, ob das nun unbedingt gegen Green Day spricht... amüsant war einzig und allein der Gedanke, was das Volk unten wohl gesagt hätte, hätten sie mal den originalen Videoclip des Songs gesehen, der ihnen da altersgerecht aufbereitet untergejubelt wurde.

Sonntag, 14. Februar 2010

Idiotie und Prähistorie


Studentin Anne Julia Hagen ist "Miss Germany 2010" und hat auch schon ein Ziel: "Fröhlichkeit, Frische und Heiterkeit" in die Welt hinaus tragen.


Dazu eine Grimasse,die nicht nur kompletten Wundstarrkrampf signalisiert, sondern auch erklärt, warum sogar angebliche Studentinnen relativ hemmungsbefreit sind, bei solch brunzdummen Veranstaltungen mitzumachen und ein Jahr ihres Lebens als Werbepüppchen zu fristen, die sogar schon auf ihrer albernen Schärpe Firmenlogos zur Schau tragen.
Bleibt nur die Frage: wenn sie schon dermaßen vom Glauben an die Wichtigkeit ihrer eigenen Mission durchtränkt ist, warum hat sie sich dann nicht gleich den Weltfrieden gewünscht, wie es sich gehört?

Mit Heiterkeit hatte der Auftritt von Mastodon gestern im Münchner Backstagewerk zum Glück wenig zu tun.
Zusammen mit meinem Freund Thorsten (DANKE für Idee, Organisation und Einladung!!!) zu einem relativ spontanen Kurztrip nach München aufgebrochen, um eines der beiden Deutschlandkonzerte dieser fabulösen Band zu sehen, verbrachte ich den verschneiten Tag zwischen Weißbier, Kaffee und allerlei fettigen Fressalien vornehmlich in Schwabing, um mich dann abends an die Wand blasen zu lassen.
Und das taten die Herrschaften auch: vor einer psychedelischen Bildershow auf einem riesigen LED- Bildschirm wurde zuerst das komplette letztjährige, ziemlich progrockige (ein böses Wort, ich weiß) Album "Crack The Skye" am Stück heruntergespielt, bevor im zweiten Teil des Konzerts die vertrackten Metalstücke der ersten drei Alben dargeboten wurden.
Die fast zwei Stunden Konzert vergingen im gutgefüllten Backstage wie der Nachhall eines Fingerschnippens, und die Jungs hätten gerne noch eine Stunde dranhängen dürfen, und hätten immer noch niemanden gelangweilt.
Die Rückfahrt erfolgte dann im TGV, in dem ich zum ersten Mal reisen durfte, und das war wirklich angenehm: kein Rucken und Zuckeln, und auch das Fahrgeräusch war dermaßen leise, daß man sich mit einem Blick aus dem Fenster vergewissern mußte, ob der Zug fuhr oder gerade in einer Schneewehe feststeckte.

Großartiges Wochenende, das.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Mappinger

Filbinger, Oettinger, Mappinger... entschuldigen Sie, Mappus. Ist mir so rausgerutscht.
Der lebendig gewordene Knödelteig, der uns jetzt regiert, paßt in Aussehen und Gesinnung genau zu dem Bild, das man bundesweit von Baden- Württemberg haben mag.
Ich als Exilant bin da ja quasi mitbetroffen, nichtsdestotrotz auch Rheinland- Pfalz bisher nicht gerade Politiker hervorgebracht hat, mit denen ich mich identifizieren könnte.
Aber gegen diesen speckig glänzenden Haufen Ektoplasma mit den Ansichten des dackelbenagten Wohnzimmertischbeins meiner Großeltern wirken sogar die schlimmsten Mutanten, die bisher in meinem Herkunftsbundesland vereidigt wurden (nimmt man Bernhard Vogel als Abbé Bräsig mal aus)fast schon menschlich. Sachen gibt's...

Apropos: geht es meinen geneigten Lesern genauso?
Ich meine die seltsame Erfahrung, daß man- obwohl zweifelsohne jedes menschliche Wesen auf diesem Planeten (von Taliban Omar El Hadj bin Dargussalam über Cindy Crawford und stoppelbärtigen Möbelpackern in trostlosen Vororten von Tirana bis hin zum Oberforstrat in einem miefigen Büro in Saulgau) kacken muß- es nicht schafft, ohne ein Gefühl der Peinlichkeit eine gerade im Supermarkt frisch erworbene Packung Klopapier offen nach Hause zu tragen?
Zumal, wenn es dazu noch auf den wunderschönen Namen "Happy End" hört, was zumindest Raum für weitere Spekulationen läßt.

Wie sagte einst ein Freund von mir so treffend:
"Hänn mir gelacht, mein Arsch unn ich. D' ganz Küch war verschesse."

Womit wir wieder am Anfang wären.