Montag, 11. Dezember 2017

Bahngenerve

 Ich habe es heute in einem plötzlichen Anfall von verlorener Contenance schon einmal auf Facebook verbreitet, wiederhole mich aber außerhalb des enggesteckten Rahmens dort hier gerne nochmal:

mittlerweile Alltagshaßsituation Nummer 1: eine in Karlsruhe verkehrende S5, S1 oder was auch immer. Jedenfalls eine richtig große, ewig lange Bahn, in der die meisten Sitzplätze vergeben sind, aber der komplette Mittelgang frei ist ... und trotzdem müssen sich alle stehenden Passagiere lemminggleich traubenförmig dermaßen um die und vor den Türen gruppieren, daß man fast nicht ein - oder aussteigen kann, als würden sich besagte Türen nur drei Sekunden öffnen und man käme nicht mehr aus der Bahn raus, wenn man sie nicht gleich mit einem Hechtsprung verläßt.
Wie bescheuert kann man sein? Warum installiert die KVV kein "Bitte durchgehen" - Tonband wie dasjenige, das einen anweist, Sitzplätze "für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste" freizumachen?

Rätsel über Rätsel.

Samstag, 2. Dezember 2017

Aus der Mottenkiste

Ich bin ja dankbar für jeden Kommentar, und sei er auch noch so kurz oder dämlich. Auch konstruktive Kritik beziehungsweise ein Anstoß zu einer vernünfzigen Diskussion wird gerne genommen.
Darum habe ich mir rein zum Zeitvertreib mal wieder die gesammelten Kommentare zu meinen Ergüssen durchgelesen und stieß auf zwei absolute Perlen, die ich hier gerne noch einmal Revue passieren lasse, zu Nutz und Frommen meiner Leserschaft. Kommentare dazu kann ich mir - glaube ich - schenken, obwohl mir die Bemerkung erlaubt sei, daß manche Menschen ihr Ironieverständnis mit einem Sack Rindenmulch zu teilen scheinen.
Stimmt nicht? Bitte:

Tut mir leid! Aber wenn jemand die Auffassung vertritt, mein sei DUMM (also nicht intelligent) nur weil jemand z.B. Kfz-Mechaniker oder Einzelhandelskaufmann/frau ist, ist das völlig oberflächlich! Steffan Gaffory! Dein Gedankengut ist das Dümmste, was ich je gelesen habe! Tut mir leid! 

(zu:  Endlich! Ficken mit Niveau )

Und der Allerbeste:

super. ;n typ, der omas die windeln wechselt und die scheiße anschließend ins netz kippt. "mäßig begabte hauptschüler"? moment mal, sind das nicht genau die, denen nichts anderes übrig bleibt als altenpfleger zu werden? wenn man sich deinen schachtelsatz-alptraum namens blog hier mal ansieht, weiß man: zu recht.
 

Was ich schon lange nicht mehr benutzt habe: das Leben ist doch eines der Schönsten.

Der verlorene Sohn

Neun Jahre war ich jetzt als Pfleger für eine Leihfirma tätig. So lange, daß mich diese im Zuge der Einrichtung ihrer neuen Homepage anrief und bat, mich als verdienten langjährigen Mitarbeiter von einer Werbetreibenden interviewen lassen zu dürfen, um meine Aussagen auf besagter Webseite verwerten zu können.
Tatsächlich rief besagtes Wesen auch an und komprimierte und lektorierte meine Antworten zu einem schwer erträglichen Stuß, so daß ich nun zeitlebens nach Canossa gehen kann, angetan mit einem Trikot mit dem Logo meines ehemaligen Arbeitgebers als Werbeaufdruck, denn diesen Scheißdreck kann man unter meinem vollen Namen im Internet nachlesen, wenn man diesen in die Suchmaschine eingibt. Viel Spaß dabei.
Aber wie gesagt (oder geschreibt ... ich meine: geschroben): ehemaliger Arbeitgeber.
Ich habe mich dazu entschlossen, mich wieder in ein geordnetes Arbeitsverhältnis zu begeben, mach neun Jahren Wanderschaft durch über 20 Häuser in Karlsruhe, Ettlingen, Gaggenau, Rheinstetten, Pfinztal - Berghausen, Weingarten/Baden und zuguterletzt Berlin, natürlich.
Gelandet bin ich in einem Haus, in das ich eigentlich nie wieder einen Fuß setzen wollte, höchstens tot. Oder unter Androhung von Brachialgewalt gegen mich oder irgendwie mit mir in Verbindung stehende Personen.
Ich arbeitete bereits von 2002 bis 2005 dort, und die Geschichte endete äußerst unschön, was einem ernsthaften Zerwürfnis zwischen mir und der auch heute noch in dieser Funktion tätigen Heimleitung geschuldet war.
Elf Jahre vermied ich es strikt, noch einmal dort aufzutauchen und auf der "Schwarzen Liste" der Leihfirma, die Häuser beinhaltet, in die der Arbeitnehmer auf eigenen Wunsch niemals wieder eingesetzt werden möchte, rangierte mein jetziger Arbeitgeber auf Platz 1.
Dennoch hatte ich immer noch einen Hang zu dem Haus, aus genau dem Grund, warum mir in Berlin der Wedding dermaßen ans Herz gewachsen ist: mein Herz für Underdogs.
Besagtes Altersheim führt in Karlsruhe nämlich ein ziemliches Schmuddelkinddasein, nimmt es doch in der Hauptsache Leute in sein schäbiges Inneres auf, die andere - oftmals kirchliche - Häuser nicht haben wollen: ehemalige oder aktuelle Alkoholiker und Junkies, Ex - Häftlinge, als austherapiert geltende psychisch Kranke, kein Wort deutsch sprechende Ausländer und im besten Fall dazu noch Kombinationen aus allen eben angeführten Einzelkomponenten. Sozusagen ein Prekariatsaltersheim, wobei ich Ausländer logischerweise nicht zwangsläufig zu diesem zähle.
Darum sagte ich nach elf Jahren auch "Schwamm drüber" als ich gefragt wurde, ob ich doch wieder dort arbeiten wolle, und wurde von der Heimleitung begrüßt wie der verlorene Sohn.
Das war im August 2016, und so lange habe ich es mittlerweile wieder durchgehalten; lange genug, um zu erkennen, daß ich da wohl schon immer hingehört habe und niemals richtig weg war und dem Ganzen noch einmal eine Chance geben zu wollen, auch weil sich nach monatelanger Fluktuation nun gerade ein Team neu zusammengefunden hat, das bereit ist, zusammen an einem völligen strukturellen Neuaufbau zu arbeiten.
Vermessen, wie ich bin, sehe ich mich darin als eine der zentralen Antriebskräfte.
Gestern hatten wir dann auch unsere erste gemeinsame Weihnachtsfeier im Kollegenkreis. Das angedrohte Schwerstbesäufnis inmitten von Grabbelsack und äußerst mediokrer (dafür umso unbilligerer) Nahrungszufuhr blieb zwar aus (was - ungelogen - auch in meinem Sinne war, denn ich kann auf promilleschwangere Rührseligkeiten im Kollegenkreis, die montags gern ungeschehen gemacht wären, durchaus verzichten), aber ansonsten waren durchaus vielversprechende Ansätze eines künftigen Teamgeistes zu erahnen.
So bin ich denn wieder in festen Händen. Warten wir gespannt darauf, wie lange diesmal.