Montag, 8. Oktober 2012

"METAL! METAL! JAAA! METAL!"

Ich liebe es ja, DJ zu sein, sei es nun im Radio oder in der Alten Hackerei, wo ich dies auch am letzten Freitag, dem 05.10. zusammen mit Leif Erikson tun durfte.
Da zeitgleich ein Tankard- Konzert im SUBSTAGE stattfand, erreichte uns vorher noch ein fürsorglicher Rundruf von Hackerei- Chef Plüschi: wir sollten "noch etwas Metal" mitnehmen, denn nach dem Konzert wäre der Laden bestimmt voller Metaller.
So war es denn auch; und es war zum kotzen.

Das Publikum bestand denn auch vornehmlich aus angejahrten Kuttenträgern... die keine Sekunde bereit waren, über ihren Tellerrand hinauszublicken und sofort lauthals protestierten, wenn man es wagte, etwas anderes als irgendein Gekloppe aufzulegen.
Nicht mißverstehen: ich höre das Zeug auch ganz gerne und würde Slayer immer noch als meine Lieblingsband bezeichnen.
Dennoch finde ich diese (nicht nur in Metalkreisen) verbreitete Dumpfnüssigkeit unerträglich, die einen scheinbar daran hindert, mit 35 oder 45 festzustellen, daß es auch in anderen Genres noch Musik gibt, der man zumindest einmal unvoreingenommen entgegentreten kann.
Wären das jetzt Jugendliche gewesen, hätte ich es zumindest noch verstanden, weil man da sowieso zur hundertprozentigen Identifikation mit einer "Szene" neigt; und mit 19 hätte ich auch kein Problem damit gehabt, ein komplettes Prügelset aufzulegen. Aber im Lauf der Jahre habe ich mich als musikinteressierter Mensch eben auch in anderen Richtungen umgehört und tolle Sachen gefunden.
Doch solche sich als "Prinzipientreue" gerierende Grunzdummheit will scheinbar echt nicht aussterben; seien es nun die Leute, die "ehrliche, handgemachte" Musik hören und für die nach Queen nichts mehr musikalisch relevantes passiert ist, Elektrohörer, für die Gitarrenmusik generell Rockistenscheiße ist oder eben jene Metaldeppen.

Und ich halte unser Set absichtlich breitgefächert; um einen möglichst guten Querschnitt durch meinen persönlichen Geschmack zu liefern, ohne beliebig zu sein, und ein in der Hackerei vertretenes und normalerweise dafür auch dankbares unterschiedliches Publikum anzusprechen.
Das Ziel ist für mich eben, daß Leute tanzen und nicht, das tanzwillige Publikum zu vergraulen, um stattdessen den Rest des Abends fünf Musikalische- Scheuklappen- Träger mit dem Bewegungsradius eines Bierdeckels auf der Tanzfläche rumstehen zu haben, die ihre Rübe schütteln.
Als ich dann noch von einem indianisch aussehenden, stockzahnigen Alkoholzombie auf englisch mit den Worten bedacht wurde "Do you like that shit that you're playing? Then you must be a faggot. You like a big dick in your ass, don't you?", weil ich es gewagt hatte, James Brown aufzulegen, rundete das den Abend adäquat ab.

Ich bin tatsächlich dankbar, mit 39 eben nicht so geworden zu sein. Und diejenigen, die die letzten 20 Jahre stehengeblieben sind und das als Beweis betrachten, daß sie sich nicht "verbiegen" lassen, können gerne an der Scheiße in ihrem Kopf ersticken.
Hauptsache sie tun es dort, wo ich nicht bin.

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Ole' Segelohr ist im Haus

Nach meinem erneuten Krankenhausaufenthalt habe ich trotz des operativen Eingriffs Nummer 5 immer noch kein Hörgerät.
Stattdessen hat man- nachdem man wieder Sachen herausgekratzt hat, die nicht hineingehörten- sich in plastischer Chirurgie versucht.
Wahrscheinlich hatte ich bereits einen veritablen Krater im Schädel... den man nun aufgefüllt und bei der Gelegenheit das Ohr so gerichtet hat, daß der frühere Abstand zum Kopf wieder gegeben ist.
Seit 1986 hatte ich keine normale Ohrstellung mehr... mit dem Ergebnis, daß der Anblick völlig ungewohnt ist und mich an den vormaligen FCK- Profi Gil Vermouth erinnert.
Vielleicht ist auch meine Wahrnehmung verzerrt, aber momentan komme ich mir vor wie Meister Segelohr persönlich.
Zumindest durfte ich in der erstaunlich Kioskalkoholikerkompatiblen Menschengruppe, die bei Wind und Wetter scheinbar in der Raucherecke auf der Veranda festgewachsen war, mal wieder einem lange nicht vermißten Spruch lauschen, einer sensiblen politischen Analyse, die da lautete:
"Es müßt mol widder än kloine Adolf her, der mal uffräumt."
Vorgetragen von einem wrackigen Schnauzbartträger im ballonseidenen Jogginganzug, wohlgemerkt.

Na, dann mal viel Spaß im Lager, mein Freund.