Nachdem das ganze familiäre Elend vorerst einmal ausgestanden ist (klingt albern, doch wie bekommt man nach dem Vorgängerpost einen vernünftigen Anschluß hin? Noch dazu einen, der einen nicht zur Auslotung der eigenen Persönlichkeit in den letzten Winkel hinein verleitet?), muß das Leben nun weitergehen. Und es geht weiter. Man zwíngt sich dazu, wobei es eine Art Erleichterung ist, das Siechtum eines geliebten Menschen nicht mehr erleben zu müssen.
Irgendwie haben mich die letzten beiden Jahre rapide altern lassen, wie ich mit einer Mischung aus Befremden und Akzeptanz erkennen muß.
Ich lese in letzter Zeit wieder sehr viel; mein zeitweise völlig verschütt gegangener Bildungshunger ist wieder aufgeflammt, wobei ich versuche, mein erworbenes Wissen in Gespräche einfließen zu lassen, nicht selten in einem gefühlt oberlehrerhaften Duktus. Ich höre Jazz und unterhalte mich mit Menschen meines Alters darüber.
Eigentlich fehlen mir noch ein Wollpullover mit kunstledernen Flicken an den Ellbogen, ein Vollbart und eine erkaltete Pfeife, die mir ständig aus dem Mundwinkel lugt, während ich in Künstlercafés erlesene Tropfen als Digestif bestelle. Der ist auch jetzt gleich nötig. Mir wird gerade schlecht.
Dennoch läßt es sich nicht verleugnen: mein Wille, am Wochenende in Clubs abzuhängen, ist momentan nicht sonderlich ausgeprägt, und wenn, hält sich mein Alkoholkonsum weitgehend in Grenzen, ganz zu schweigen von sonstigem Konsum, den ich nun schon seit Jahren an den Nagel gehängt habe... wohl wissend, daß ein durch die Stadt schwankender 20jähriger ein Bub ist, der gerade Party gemacht hat, während ein 40jähriger im selben Zustand zu geschätzt 93% in der gleichen öffentlichen Wahrnehmung ein asozialer, abgestürzter und verranzter alter Sack ist.
Das Interessante ist: ich wäre gerne besorgt oder traurig ob dieses momentanen Zustands, schaffe es aber nicht, sondern bin eigentlich ganz zufrieden.
Vielleicht sollte ich mich mal wieder kräftig besaufen.
Mittwoch, 3. April 2013
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