Diesen kurzen Absatz habe ich nach Beenden des Beitrags diesem vorangestellt: eigentlich wäre das hier ein gutes vorläufiges Fazit zum zehnjährigen Blogjubiläum 2019 gewesen.
Aber damals war ich nachvollziehbarerweise mit anderen Dingen beschäftigt.
Interessant ist es, aus Gründen der Prokrastination mal wieder irgendwelche Uraltbeiträge aus diesem Blog zu lesen.
Vor genau zehn Jahren habe ich einen Verriß zu Philippe Djians rumpeldummem vorgeblichen Roman "Erogene Zone" geschrieben, und dieser Beitrag ist mir in seiner flapsig - hysterischen Geschwätzigkeit heute angemessen peinlich.
Ansonsten kann ich mich an einiges nicht mehr (oder nur vage) erinnern. Manches finde ich noch ganz amüsant (ich gehöre zu den gesegneten Menschen, die über ihren eigenen Schwachsinn lachen können), bei manchen Beiträgen frage ich mich, was die sollten beziehungsweise was mir zu dieser Zeit mit Mitte 30 offensichtlich ohne Nachhall durch das Stammhirn rauschte. Das Gefühl, das sich dabei entwickelt, oszilliert zwischen Selbstzufriedenheit und Scham.
Ich bin definitiv älter geworden. Damals hingen mir noch Überreste aus meinen wilden Zwanzigern an, die ich irgendwann unbemerkt abgeschüttelt oder bewußt von mir abgekratzt habe.
Gelassener scheine ich auch geworden zu sein; manchmal erstaunt mich die hektische Aufregung, mit der ich auf leicht zu ignorierende Alltagsphänomene reagiert habe. Und nicht nur das: sondern was für eine riesige Metaphernkeule ich geschwungen habe, um die damit auch ja mausetot zu hauen; für manches würden mir heute ein bis zwei überlegt plazierte Sätze reichen.
Aber: man wächst an seinen Aufgaben, und sei es die Suche nach seinem eigenen Stil.
Die Frage, warum man einen Blog startet, in dem es eigentlich in erster Linie um einen selbst geht, steht natürlich immer noch im Raum.
Heutzutage habe ich die Gewißheit, daß ich das in erster Linie für mich selbst tat.
Zwar habe ich in manchem Beitrag meine Meinung zu gewissen Dingen kundgetan und hoffte natürlich in einem verborgenen Winkel meines Gehirns, damit eine Diskussion anzustoßen, was aufgrund der auch heute noch geringen Reichweite lächerlich war.
Damals hatte ich an guten Tagen 25 Seitenzugriffe und an schlechten gar keinen, heute pendelt es zwischen 200 und 20; also nichts, was diesen Blog als ernstzunehmenden Beitrag für die Kulturlandschaft erscheinen ließe.
Zu faul, ein handschriftliches Tagebuch zu führen verbunden mit der Sorge, was nach meinem Ableben damit passieren und wer es dann lesen würde, war das ein guter Mittelweg, mein Leben zu memorieren.
Aber ich kann meine persönliche Entwicklung nachvollziehen, Lebensereignisse chronologisch sortieren und - auch wenn der Blog frei von allzu intimen Details ist - sehe ich hinter den Beiträgen auch immer meine jeweilige Lebenssituation und mein Befinden.
Manche Situationen waren um einiges prekärer, als es der jeweilige Beitrag vermuten läßt, und machen mich froh, sie gemeistert zu haben.
Aber alles in allem ist und bleibt das doch ein einziger egozentrischer Scheiß.
Wenigstens taugt er im Gegensatz zu meinem übrigen real existierenden egozentrischen Scheiß zumindest dazu, Sie zu unterhalten.
Samstag, 18. Januar 2020
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