Wie bereits erwähnt, ist meine erste musikalische Erinnerung "Hello Goodbye" von den Beatles.
Meine Mutter hatte das auf 7" - Single (aus irgendeiner Serie, mit "I Am The Walrus" auf der Rückseite) und ich fand als Vierjähriger die Männer auf dem Cover total nett.
Deshalb mußte sie mir den Song auch so oft vorspielen, bis sie ihn vermutlich selbst nicht mehr hören konnte; mein "Mami! Schbiedels(mit Bandnamen hatte ich es damals nicht so)! Bitte!" läutete immer ein Ritual ein, bei dem ich auf einem Stuhl sitzend andächtig dabei zusah, wie sie die Abdeckung des Plattenspielerfossils anhob, um das schwarze Scheibchen darauf zu plazieren.
Auch heute noch löst der Song in mir geradezu eine Kette an Erinnerungen aus, die an dieser einen aufgehängt ist.
Nachdem ich zur Feier meines derzeitigen Urlaubs nun seit längerem wieder die "Magical Mystery Tour" herausgekramt habe, was irgendwie auch meinem gestrigen Beitrag geschuldet ist (danke, Linus Volkmann) und feststelle, daß diese Platte einen Sonntagmorgen zu einem besseren macht (sofern man es rechtzeitig schafft, vor "All You Need Is Love" auszuschalten), fiel mir passend zum "Magical" gerade wieder ein, daß ich tatsächlich einmal dachte, zaubern zu können.
Denn damals, als wir noch in Zeiskam (Pfalz) wohnten, fuhren wir dreimal ins benachbarte Bellheim, laut meinen Eltern um "Freunde" zu besuchen, die ich noch nie gesehen hatte.
Ich erinnere mich daran, daß der Mann Polizist war, dessen Dienstmütze an einer Ecke des Kleiderschranks hing; als Kind natürlich ein beeindruckender Anblick. Wow, ein echter Polizist!
Zudem hatte er einen gräßlich langen Ziegenbart, was bis zum Ausbruch der Crossoverseuche in Verbindung mit Kopfsockenzwang Anfang der 90er ein recht seltener Anblick war. Das machte diesen aber nicht schöner, und für mich war das damals der häßlichste Mann, den ich je gesehen hatte.
Falls zu der Zeit in mir eine Neigung dazu geschlummert hätte, irgendwann schwul zu werden, hätte sich das spätestens danach erledigt gehabt.
Ich lief durch die Wohnung unserer "Freunde", tatschte zwei oder drei Möbelstücke an und stellte mir vor, diese wegzaubern zu können. Als Kind hatte ich eine blühende Phantasie und erging mich oft in abstrusen Gedankenspielen; eines, das mir noch einfällt ist das Vorhaben, eine Blumensuppe zu kochen und dafür eine Zutatenliste zu erstellen. Warum the fuck auch immer.
Ich berührte also eine große Holzkommode und konzentrierte mich darauf, sie verschwinden zu lassen.
Und tatsächlich: bei unserem nächsten Besuch war sie weg, wie zwei oder drei andere von mir angefaßte Einrichtungsgegenstände auch. Überwältigt von meinem Erfolg (und weil ich sichergehen wollte, daß das auch mit mir zusammenhing) konzentrierte ich mich mit aller Macht auf einen herumstehenden Stuhl
Dieser war dann beim nächsten Besuch immer noch da, aber dafür war fast die ganze restliche Wohnung leer. Der Beweis dafür, daß ich leider doch keine magischen Kräfte hatte.
So mußten also unsere Vormieter ihren Umzug ganz traditionell noch selbst erledigen und den Kram die Treppen heruntertragen, bevor ich dann im Sommer 1978 mit meinen Eltern in der besagten Wohnung einzog.
Sonntag, 12. Januar 2020
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen