Stellen Sie sich einmal vor, Sie würden in einer Wohnung leben, aus der sich ihr jeweiliger bisheriger Lebenspartner vor geraumer Zeit selbst entsorgt hat.
Dazu hat er einen Teil des Mobiliars mitgenommen, was Sie ihm nicht zum Vorwurf machen; immerhin war es entweder sein Eigentum, oder Sie haben sich in einem der seltenen Momente, in denen die Vernunft gleichsam über beide gebot, gütlich darüber geeinigt.
Was ist also die erste größere Anschaffung, wenn Bett, Küchentisch, Waschmaschine, Fernseher und Staubsauger abhanden gekommen sind?
Genau: Schallplatten.
Da mein Untermieter einen Großteil seiner Plattensammlung veräußern wollte, machte ich den Fehler, selbige auf etwas Brauchbares zu durchstöbern. Und da wir musikalisch in vielen Bereichen leider ziemlich kongruent sind, fand ich viel. Zu viel. Sachen, die ich nur auf CD hatte oder bereits jahrelang suchte.
Da er mir noch einen Freundschaftspreis anbot, für den ich an seiner Stelle einem Anzubietenden bedeutet hätte, er möge meinen haarigen Hintern küssen und meinte, die Platten müßten schnellstmöglich weg, und wenn ich sie nicht nähme, gäbe es noch ausreichend Interessenten, konnte ich nicht anders. Ich habe mich gewehrt, aber es war stärker.
Und so wechselten an diesem sonnigen Nachmittag 47 LPs und 6 EPs innerhalb meiner Wohnung den Besitzer, zu einem Preis, den ich an dieser Stelle für mich behalte.
Wer sich in dem Bereich ein wenig auskennt, wird das vielleicht nachvollziehen können, wenn ich ein paar Namen in den Raum werfe:
mehrere Alben von den Melvins, Didjits, Laughing Hyenas, NoMeansNo, Mule, Killdozer, Cows, Chrome Cranks, Guzzard etc. pp.
Ich hätte vermutlich wochenlang bitterlich wehgeklagt, wären die mir entgangen.
Davon abgesehen: Waschmaschinen gibt es das ganze Jahr über, aber so eine Gelegenheit ist einmalig. Man muß Prioritäten setzen.
Und sich umgehend in psychiatrische Behandlung begeben.
Mittwoch, 18. September 2019
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