Montag, 23. März 2020

DYNAMO 1995... der Tragödie erster Teil

Eine Geschichte, die ich bereits beim bereits erwähnten "Loose Lips" - Abend im KOHI in stark verkürzter Form auf die Bühne gebracht habe, und zwar auf Englisch.
In dieser Version bleibe ich dann doch in meiner Muttersprache.

1995. Pfingsten nahte ... Tage, an denen wir (die ganzen Hardcore - und Metalrenegaten der Südpfalz) uns zusammenfanden, um auf's DYNAMO - Festival nach Eindhoven zu pilgern, um uns dort in erster Linie in billigem Dosenbier zu marinieren und ungehindert zum Zweck des Einkaufs Zelte zu frequentieren, auf denen die jamaikanische Flagge wehte.
Dazu wurden kulinarische Köstlichkeiten wie Cabanossi aus dem ALDI sowie der "Bill Collins Feuertopf" (oder gar glattkackweg "Feuerzauber") aus demselbigen gereicht.
Dazu gab es 24 Stunden am Stück gute Musik in brüllender Lautstärke, wenn nicht von der Bühne, dann aus sämtlichen auf dem zugehörigen Campingplatz herumstehenden Autos, in dem in gefühlt jedem ein anderes gerade angesagtes Metalalbum lief (abgesehen von dem von Tex Dixigas, der das Ganze gewagt mit "Mind Playing Tricks On Me" von den Geto Boys konterte).
Das war in den zwei Jahren vorher schlagartig zum Höhepunkt des Jahres mutiert, und man freute sich nach dem überstandenen DYNAMO bereits auf das nächste. Alle unsere Lieblingsbands spielten dort: ich sah Prong, Slayer, Slapshot, Unsane, Sick Of It All, Madball, Venom in Originalbesetzung und jede Menge anderes Zeug, das ich am Rande mitnahm und schnellstmöglich wieder vergaß. Der Rest des Tages bestand aus Saufen, Kiffen, Umfallen, Wachwerden, Saufen, Kiffen und wieder Umfallen.
Es begab sich aber zu jener Zeit, daß ich die Abschlußprüfungen für meine Ausbildung zum Altenpfleger schreiben mußte, vier an der Zahl. Krankenpflege, Rechts - und Verwaltungskunde (still hate it, always will), Gerontologie und Medizin.
Dummerweise fiel die Gerontologieprüfung auf den Freitag, an dem fast alle schon relativ früh nach Eindhoven aufbrechen wollten, und die Medizinprüfung auf den Dienstag nach Pfingsten.
Wäre ich vernünftig gewesen, hätte ich schweren Herzens auf das Festival verzichtet, um mich adäquat auf meine letzte Prüfung vorzubereiten, das war ich aber nicht. Ich war 21. Reicht das als Begründung?
Also beschloß ich, nach dem Ende meiner Prüfung der kompletten Bagage mit dem Zug hinterherzureisen und stellte mir das passende Marschgepäck zusammen. Dieses bestand aus einer Palette (tatsächlich: 24) Halbliterdosen Holsten - Bier, verteilt auf einen Rucksack, eine Reisetasche und eine Art Seesack, der - um alle Säcke komplett zu machen - wiederum meinen Schlafsack enthielt, so daß ich ungefähr 30 Kilo Ballast durch die Gegend schleppte. Meine Schulunterlagen des Faches Medizin waren natürlich auch dabei, in völlig unbegründetem Optimismus davon ausgehend, in der ein oder anderen stillen Minute tatsächlich noch lernen zu können. Dazu eine türkische Nationalflagge, die ich einem Freund von mir quasi als Anti - Nazi - Protest abgekauft hatte (wie gesagt, ich war ein 21jähriger Möchtegernpunk), und der im Lauf dieser Geschichte noch eine wichtige Rolle zufallen sollte.
Und so bestieg ich nach meiner Gerontologieprüfung umgehend den Zug am Landauer Hauptbahnhof. Die genaue Route ist mir nicht mehr erinnerlich, ich meine aber Landau - Karlsruhe - Köln - Eindhoven.
Bis Köln verlief auch alles noch erstaunlich reibungslos. Doch ab Köln tauchte dann ein gar mächtiges Problem auf, das mich auf eine harte Probe stellen sollte.

(Fortsetzung folgt)

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