Ich habe ja einen soliden Bestand an Bandshirts und neige zudem dazu, Kleidung in verschiedenen Varianten solange aufzutragen, bis sie auseinanderfällt.
Bei Shirts heißt das konkret: werden sie unansehnlich, nutze ich sie als Unterhemd unter Kapuzenpullis oder zur Arbeit. Beginnt der Kragen dann angenagt auszusehen, sind sie als Schlafanzug in Gebrauch, bis Löcher darin auftauchen oder Nähte aufgehen.
Danach werden sie entsorgt und vorher noch photographiert, um diese Bilder dann als Epitaph auf Facebook zu veröffentlichen.
Davon abgesehen, daß dem Ganzen etwas Wahnhaftes eignet, bin ich immer wieder erstaunt, wie lange manche T - Shirts halten; der Durchschnitt überlebt ca. 12 Jahre bis zum endgültigen Verschleiß.
Doch was jetzt über den Jordan geht, stammt noch aus Zeiten, in denen ich nur eine übersichtliche Anzahl im Schrank hatte, so daß ich sie relativ häufig trug; mittlerweile ist das dementsprechende Fach in meinem Kleiderschrank so gestopft voll, daß einige wohl 30 Jahre überdauern werden.
Und somit vermutlich mich gleich mit.
Es ist fast schon trivial, wie sich Gedanken an die eigene Endlichkeit in Hinblick auf solche Alltagsgegenstände manifestieren.
Nicht die Sinnfragen der großen Denker der letzten Jahrhunderte geben den Anstoß zu einer vorläufigen Lebensbilanz, genausowenig wie der Umstand, daß man selbst fast einmal ein Grasbeißer (Martin von Arndt) war; nein, es tut dies der Blick in den Kleiderschrank samt der Gewißheit, daß man wahrscheinlich tot sein wird, bevor das letzte der momentanen Bandshirts zerlumpt auf Facebook auftaucht. Oder das letzte Exemplar des erdplattenverschiebungsmäßig in die Höhe wachsenden Stapels ungelesener Bücher in seinem Schlafzimmer zugeklappt wird. Bevor man jede Platte aus der trotz allen Aussortierens wild wuchernden Sammlung mindestens zehnmal gehört hat.
Man beginnt allmählich, Neuanschaffungen mit dem Blick auf eine imaginäre Uhr zu tätigen.
Das hält einen natürlich nicht davon ab, sie zu tätigen, aber es echot immer die Frage durch den Hinterkopf, was man damit bezweckt, könnte doch morgen schon der grimme Schnitter zum Nachmittagskaffee klingeln und als Grund für sein Erscheinen die geteerte Lunge oder die auf Walnußgröße schrumpfende Leber angeben.
Abgesehen von anderen Unwägbarkeiten wie etwa der, von den sich eifrig weiterdrehenden Rotorblättern eines gerade vor einem auf die Straße gestürzten Hubschraubers filetiert zu werden, während man - ein ungelesenes Buch im Rucksack - auf dem Weg in den Plattenladen seines Vertrauens war.
Um sich ein weiteres Bandshirt zu holen.
Mittwoch, 5. Februar 2020
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