Samstag, 4. März 2017

Arbeitssieg

"In Speyer haben wir ein Heimspiel", sagte der laut eigener Aussage "schönste Singer - / Songwriter Deutschlands", Arthur Gepting, mit dem ich mittlerweile einen Teil meiner Lesungen im Doppelpack bestreite.
Er hat dort eine solide Fanbasis, ich kenne eine Menge Leute, in der Summe durfte dann eigentlich nichts schiefgehen, also traten wir guter Dinge die Fahrt an, um in der dortigen selbstverwalteten linken Kulturkneipe "Eckpunkt" aufzutreten.
Ein Auswärtsspiel in Dresden hatte dagegen der FCK, und das schaute ich mir vorher in einer Kneipe namens "Puzzle" inmitten ledriger Speyrer Fan - Urgesteine (Schnauzbartquote: 87%) zusammen mit Freund Bast und seiner Lebensgefährtin Christine an, und das Spiel war eine derartige emotionale Achterbahnfahrt (Endstand: 3:3), daß man sich dort am liebsten unter den Tisch getrunken hätte, um die geplagten Nerven zu beruhigen.
Da der Tisch aber aus einem Weinfaß mit Holzplatte bestand, war dieser Teil des Plans hinfällig.
Also begab ich mich zum Auftrittsort.
Zu meiner Freude sah ich im "Eckpunkt" tatsächlich viele bekannte Gesichter, darunter einige, die leider nur noch sehr selten meinen Weg kreuzen. Da dies der Fall ist, mußte ich mit Erstaunen feststellen, daß das herausragende Gesprächsthema des Abends mein Bart war, der nun auch nicht mehr ganz neu ist, aber für manche Leute immer noch Sensation genug.
Ein Heimspiel war es zwar, aber auch ein solches kann durchaus ein Arbeitssieg sein.
Vor allem im ersten Teil unseres Sets brauchte ein großer Teil des Publikums Zeit, um aufzutauen, so daß wir beide instinktiv unsere jeweiligen Parts strafften und eindampften, was dazu führte, daß wir genau zum richtigen Zeitpunkt aufhörten, bevor der Auftritt gegen Ende beliebig ausfaserte.
Nichtsdestotrotz war es ein angenehmer Ort mit netten Leuten und fairen Konditionen, und wer als Band oder Einzelkünstler nach einer unkomplizierten Möglichkeit sucht, sich zu präsentieren, sollte mal den dortigen Betreiber Rainer Horn kontaktieren.
Mit zuviel Gepäck befrachtet, um wie angeboten in Speyer zu übernachten und dem sicheren Wissen, daß dort der dunkle Weizenschlund auf mich warten würde, um mich zu verschlingen (und das Ergebnis davon kann ich heute beim besten Willen nicht gebrauchen) fuhr ich mit Arthur nach Hause und ließ den Abend ausnahmsweise (weil ich mittlerweile seit fünf Jahren zuhause keinen Alkohol mehr trinke) mit einem Schlafbier auf unserer Wohnzimmercouch ausklingen, dem Album "Sidekicks" des mittlerweile von der Bildfläche verschwundenen holländischen Garagenblues - Duos Lo - Lite lauschend.
Eine gute Methode, um nach einem wirklich fordernden Auftritt wieder runterzukommen.

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