Sonntag, 23. November 2014

Anti- Anti- Castor (Remix)

Da ich aus aktuellem Anlaß noch einmal meinen Blogeintrag von 2011 betreffs meiner Ablehnung der Ablehnung von Castortransporten in die fröhliche Runde geworfen habe und er erwartungsgemäß auf geringe Begeisterung stieß, serviere ich hier nochmal einen Nachschlag in der Hoffnung, Mißverständliches eventuell zu erhellen.

Das hier war der ursprüngliche Post, und zwar lange, bevor nun in Karlsruhe auf dem Gelände der ehemaligen Wiederaufarbeitungsanlage bei 1692 dort gelagerten Fässern mit Atommüll Rostschäden festgestellt wurden.
Der Gesamtbestand der dort gelagerten Fässer beträgt gut 65. 000, und es ist nicht auszuschließen, daß im Verlauf weiterer Kontrollen noch mehr Schäden auftauchen.
Dazu die "Stuttgarter Zeitung":

Rostschäden an mehreren Hundert Atommüllfässern im ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe verschärfen das Problem der fehlenden Endlagerung. Eine Gefahr für Mensch und Umwelt gebe es nicht, da die 1692 betroffenen Fässer umgepackt oder in größere Schutzfässer gestellt worden seien, erklärte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) am Dienstag in Stuttgart. Die Kontrollen seien allerdings sehr aufwendig, sagte Untersteller und forderte: „Der Bund muss daher dafür sorgen, dass das längst überfällige Endlager Schacht Konrad möglichst zeitnah fertiggestellt wird.“
In Bezug auf beschädigte Fässer seien Hinweise auf Schacht Konrad im niedersächsischen Salzgitter jedoch irreführend, sagte ein Sprecher des Bundesamts für Strahlenschutz. „Tatsächlich ist bisher kein einziger Abfallbehälter in Karlsruhe so vorbereitet, dass er in Konrad eingelagert werden könnte.“

Soweit waren wir also schonmal. Es stellt sich hierbei für mich nicht die Frage, OB laufend weiterer Atommüll produziert wird, was ja offensichtlich ist, da der fällige Ausstieg (den ich, ich sage es nochmal, absolut befürworte) nach wie vor weiterhin verschleppt wird.
Es geht für mich um den Fakt, daß dieser ganze Atommüll existiert, irgendwo in der Walachei herumsteht, mit Sicherheit von Jahr zu Jahr nicht ungefährlicher wird und deswegen endlich einmal so verräumt werden sollte, daß er vorerst keinen noch größeren Schaden anrichten kann.
Und sei es irgendeine Wiederaufarbeitungsanlage; es ist mir lieber, er reist in eigens dafür angefertigten Behältnissen in der Weltgeschichte herum, anstatt irgendwo vor sich hinzuverrotten. 

Um mal die Argumentation der "Gegenseite" (sorry, in dem Fall sind wir halt nicht einer Meinung) aufzugreifen:


"Das viel schlimmerer Problem ist, dass immernoch NEUER Atommüll produziert wird - obwohl man ja um die Folgeprobleme Bescheid weiß. Und dagegen zu arbeiten ist sehr schwierig. Atomkraft hat eine riesige Lobby. Politisch wird sich da in absehbarer Zeit nichts nennenswert ändern, solange wirtschaftiche Argumente immer als wichtigste Argumente angesehen werden.. Und wenn zehn Hansel mit Bannern vor abgelegenen Endlagern oder AKWs herumstehen, nutzt das auch nichts. Mehr Aufmerksamkeit bekommt man da schon durchs Anketten an Bahnschienen."

Das Problem ist, daß der Müll mit oder ohne Protest anfällt, solange hier noch weitere AKW's in Betrieb sind; und daß das "Aufmerksamkeit erregen" nicht immer etwas Positives zur Folge haben muß.
Erstens sind die gigantischen Mehrkosten, die bei jedem Transport entstehen, und die nach Meinung der Anti- Atombewegung die öffentliche Meinung zu ihren Gunsten beeinflussen sollen, dem Normalbürger, der sich über die gängigen Medien informiert, absolut nicht mehr vermittelbar und erreichen somit- auch mithilfe jener Medien- genau das Gegenteil davon, was sie eigentlich erreichen sollen, nämlich zunehmenden Unmut gegenüber den Protestierenden anstatt dem korrupten Pack, dem wir diese Misere zu verdanken haben; zweitens fehlen eben jene Gelder genau in dem Bereich, wo sie eigentlich gebraucht werden könnten (die Kosten für die Umwandlung von Schacht Konrad in ein Endlager belaufen sich auf 2,9 Milliarden, wogegen 30 Millionen Mehrkosten eines Transports zwar Portokasse sein mögen, sich aber pro Transport allmählich gemütlich summieren; ob die Regierung die eingesparten Gelder für einen sinnvollen Zweck verwenden würde, sei mal dahingestellt, um einen berechtigten Einwurf vorwegzunehmen ) und drittens glaube ich an nichts mehr als an regionalen Egoismus, und zwar auf allen Seiten.
Genausowenig, wie es die meisten Einwohner hier juckte, wenn "unsere" Fässer irgendwohin nach Meuselwitz oder Stade verschickt würden, würde es dort mit Sicherheit niemanden interessieren, wenn sie hierbleiben. Vor allem, da wir als Einwohner von BaWü sowieso das Privileg haben, nach Meinung des Rests der Republik ein stinkreiches und erzkonservatives Bundesland zu sein, das die Scheiße, die es sich eingebrockt hat, ruhig selbst ausbaden kann. Nach einigen lustigen Diskussionen, die ich in Berlin führen durfte, stelle ich diese Behauptung einfach mal unbewiesen in den Raum.
Ich für meinen Teil versuche, nicht so zu denken; und gäbe es hier in der Nähe ein wirklich überzeugend sicheres Endlager, könnte man von mir aus mit Kußhand alles mögliche da hineinverfrachten, wenn es dafür aus dem Weg und die Diskussion damit beendet wäre. 
Den das ist der entscheidende Punkt: der Müll, der bisher da war, ist immer noch da. Und wird auch nach dem sofortigen Ende der Atomkraft noch da sein, sogar wenn dies via Deus ex machina morgen stattfinden sollte.

Ich bin weder für zehn Hansels mit Bannern noch für Menschenketten vor AKWs, aber der Meinung, daß es sinnvollere Wege des Anti- Atomkraft- Protests geben muß.
Breitangelegte öffentliche Aufklärung, Fakten, in welchem Maß Politiker an der Gefährdung von Umwelt und Mensch finanziell profitiert haben und damit dafür sorgen, daß diese Idioten entweder nicht mehr gewählt werden oder ihren Posten verlieren (und sei es nur auf kommunaler Ebene) sowie konzertierte Aktionen vor Partei- und Konzernzentralen nach Art der Occupy- Proteste, um Berichte zu provozieren, die mehr die Inhalte in den Vordergrund rücken und bei denen die Medien nicht nur darauf aus sind, möglichst sensationelle Bilder von Auseinandersetzungen zwischen Staatsmacht und Demonstranten zu erhaschen.
Mit Sicherheit gibt es in dem Bereich schon genug engagierte Leute, und denen gebührt mein voller Respekt.

Aber gegen die üblichen Anti- Castor- Proteste bin ich nach wie vor, da ich nach meiner Lesart keinen Sinn darin erkenne. Und daran wird sich nichts ändern

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